Guten Morgen,
gerade bei jungen Künstlern früher war es nahezu üblich, vollgepumpt aufzutreten, alte Aufnahmen der 1960er und 1970er Jahre sind voll davon.
Es war halt auch die Zeit, wo Kettenrauchen und Saufen gesellschaftlich angesagt waren. Wenn man alte Filme oder Hörspiele von damals hört oder sieht, da kommt der ermittelnde Kommissar ins Haus und bekommt erst mal ein Bier hingestellt.
Auch in den Büros war es früher üblich, dass da im Regal so Einiges herumstand, was auch angewendet wurde, jeder Geschäftsabschluss wurde begossen.
Heute ist es selbst in Vereinen so, dass man neben Sekt sogar O-Saft pur bekommt, wenn mal wieder einer jubiliert hat.
Was die jungen Künstler betrifft: manch einer hat die Kurve bekommen und es gelassen. Manche sind darauf hängen geblieben und der Club 27 spricht ja für sich. Aber selbst im Schlager soll es Leute geben, die das alles überlebt haben und nüchtern im hohen Alter schwer erträgliches Kunstwerk aufführen. Es ist immer eine Frage der persönlichen Einstellung. Wenn ich im Orchester Schlagernoten aufgelegt bekomme, sehe ich da denselben Gustav (Uff-Tschak) wie bei "anständiger" Musik. Soll ich mir dann erst mal einen hinter die Binde kippen? Nein, man muss das aushalten können oder man hat den Beruf (pardon: das Hobby) verfehlt. Wenn ich Profi bin, ekele ich mich vor nichts, wenn ich nur Hobbyist bin, kann ich es mir aussuchen, ob ich jede Woche im Keller saufen, rauchen, kiffen oder gar musizieren will.
Zum Ausgangsfall J. J. kann ich wenig beitragen, bekannt ist, dass der Mann mit 46 Lenzen über den Jordan ging.
Er litt unter einer Nervenkrankheit, die ihn letztendlich am Trommeln hinderte,
Auch das ist bekannt, also er hat es wohl selbst gesagt. Allerdings führt diese Krankheit überlicherweise nicht zum vorzeitigen Ableben.
Da es ja allgemein üblich ist, aus Herzinfarkt, Autounfall und Mord wenig Geheimnis zu machen, dürfte die Todesart wohl eher in den Bereichen liegen, wo tabu herrscht, das sind dann meist die weniger prestigeträchtigen Krankheiten aus dem Psychiatriebereich, also neben Depression in der Tat Sucht. Daher sind die Gerüchte natürlich verständlich.
Umgekehrt werden ja recht eindeutige Fälle, es wurden ja schon Jeff P. und Taylor H. erwähnt, dann nicht so wirklich benannt oder gar mit fadenscheinigen Schutzbehauptungen beschönigt. Daran sieht man wieder, dass es tabu ist.
Fakt ist aber, dass keiner mit Drogen mittelfristig bessere Leistungen bringen kann oder konnte. Manche Mittel wirken direkt ungünstig, andere dienen nur vorübergehend zur Erhaltung der Arbeitskraft und der Absturz folgt halt anschließend. Gesund ist das nicht, aber gesellschaftlich erwünscht, deshalb gehen ja Leute "erkältet" zur Arbeit, deshalb gibt es ja haufenweise mehr oder weniger wirksame Mittelchen von homöopathisch bis toxikologisch. Es soll ja auch besoffene Politiker geben und koksende und verstorbene. Die Problematik betrifft unsere komplette Gesellschaft. Und das war schon immer so. Heute geht der Trend zwar ein bisschen hin zu "gesund", aber faktisch wird weiter Leistung verlangt und es werden weiter (vorübergehend) "leistungssteigernde" Mittel (dann halt gerne anderweitig zusammengesetzt oder betitelt) beworben und angewandt. Wohl dem, der sich davon distanzieren kann.
Grüße
Jürgen
holt sich jetzt mal 'nen Kaffee ...