Guten Morgen,
die Frage ist ja, warum gibt es "tiefe" Bass Drums.
Zunächst würde ich da noch mal ganz zurück. Was ist eigentlich eine Bass Drum?
Vom Namen her macht sie einen tiefen Ton (oder jedenfalls ein tiefes Geräusch).
Bei Drum-Sets findet man in den üblichen Standard-Ausstattungen die Durchmesser 18" bis 24",
für Mini-Sets findet man inzwischen sogar 14" bis 16". 26" ist selten, obwohl der ein oder andere
berühmte Mensch so etwas spielt oder gespielt hat.
Im Marschbereich finden wir meist 20" bis 28".
Im Orchesterbereich finden wir dagegen 28" bis 40".
Wer hat Recht?
Zur Tiefe:
Die ist im Marschbereich praktisch immer flach. Das liegt offensichtlich nicht am guten Klang,
sondern an der Handhabung.
Dasselbe erfährt man bei diesen Mini-Drum-Sets. Die sind ja nicht so klein, weil das viel besser
klingt, sondern, weil das in den Smart oder die S-Bahn besser passt. Noch krasser wird es mit
dem Cajon, sofern es als Drum-Set-Ersatz dient, das ist ja mehr so die Variante statt Sauerbraten
mit Rotgraut und Knödel gibt es heute Knäckebrot, kann man auch essen und manche meinen,
dass es sogar ein bisschen nach Fleisch schmeckt, wenn man lange genug kaut.
Ansonsten gibt es so ziemlich jede noch halbwegs praktikable Tiefe, oftmals mit dem Durchmesser
korrespondierend, allzuoft aber inzwischen auch gar nicht mehr.
Man kann die Frage eigentlich zu jeder Trommel stellen, denn die Bauweise ist weitgehend identisch.
Lediglich die Funktion ist manchmal anders.
Während in manchen Bereichen die Trommeln alle natürlich und "normal" klingen, gibt es populäre
Genres, wo man bestimmte Trommeln sehr eigentümlich bearbeitet und klingen lässt, sowohl mit
als auch ohne Kläranlage.
Der Kessel ist eine natürliche Kläranlage. Jedes Fell klingt auch ohne Kessel, man schaue sich RotoToms,
Arbiter Flats oder sonstige Flachbauweisen an, wo nur so viel Kessel verwendet wird, wie man braucht,
um die Böckchen festzuschrauben. Wenn man ein Mikrofon dran stellt und es aufnimmt, wird der
eine oder andere es gar nicht merken. Es kann ja jeder mal seine Tom-Toms von unten abnehmen und
vorher ein passendes Loch ins Resonanzfell schnitzen (oder praktikabler: das Ding einfach entfernen.
Der Klang hat viel weniger Anteil vom Anschlagsgeräusch und auch viel weniger prominente Obertöne.
Und wenn man dann noch einen Kanal baut, wird die Außenluft noch mehr abgeschirmt, der Klang
fokussierter, das Geräusch von luftigen Obertönen befreit oder beschnitten (je nachdem, wie man es
bewerten möchte). Manche Leute sind erstaunt, wie tief ein Grundton einer Trommel oftmals ist, weil
man aus Spielersicht ja meist sehr viele Obertöne und auch noch das prominente Anschlagsgeräusch
hört und dabei die unteren Frequenzen subjektiv gar nicht so richtig wahrnimmt.
Je länger (tiefer) der Kessel ist, umso mehr wird man diese dann doch wahrnehmen.
Das ist der Sinn, warum man für die richtig harten Männer damals (so Mitte der 1980er) die ganz langen
Kessel erfunden hat. Interessanterweise kamen sie ganz schnell wieder aus der Mode. Ob das immer
klangliche Gründe hat, wage ich zu bezweifeln. Das ist wie mit den Klamotten. Zerrissene Jeans machen
eigentlich keinen Sinn, trotzdem sind sie in Mode. Mal wieder.
Was man mehr mag, ist Geschmackssache. Manche mögen es ja luftig und manche spielen gerne auf
einer Kiste.
Grüße
Jürgen
inkonsequent