Obwohl ich nicht zur gefragten Zielgruppe gehöre (und daher auch die Fragen nicht beantworte), mische ich mich trotzdem kurz ein ...
Interessanter Aspekt: zu frühes Einsteigen mit der Rudiment-Artistik
Das frühe Einsteigen mit Paradiddles & Co hatte bei mir den zweifelhaften Erfolg, dass ich erst sehr spät in der Lage war Luft zu lassen und dennoch fließend zu spielen. Das ist auch heute wohl noch mein Problem.
Sehr interessanter Aspekt! Ich halte einige "Dogmen" nämlich auch für fragwürdig und sehe mich nun insofern bestätigt, dass ich nach insgesamt ca. 17 Jahren Spielpraxis (erste Spielerfahrung mit 7-10) auf mittlerweile "professionellem" Niveau (so sagt man zumindest ...) mich erst seit Ende letzten Jahres ab und zu mit allen Rudiments beschäftigt habe.
Zwei Dinge fand ich dabei besonders interessant:
So "schlimm", wie ich immer dachte, sind die gar nicht und nach ein bisschen Üben konnte ich alle problemlos in höheren Tempi sauber runter spielen. Für mich sind die jetzt vor allem zum Aufwärmen und Trainieren des linken Arms hilfreich bzw. um auch mal abseits des Drumsets zumindest die Arme und Hände im Spieltraining zu halten.
Noch interessanter finde ich dabei allerdings, dass ich die komplizierteren Rudiments bis dahin nicht gebraucht habe, um mich am Drumset auszudrücken. Aber nicht nur das: Nach meiner Auffassung hört man das in der populären, z.T. auch spielerisch anspruchsvolleren Musik kaum. Hier und da mal etwas dergleichen einzubauen werde ich sicher noch machen, aber das wird wenn dann Nebenschauplatz bleiben.
Mit den meisten Schlagzeug-Büchern kann ich sehr wenig anfangen, weil nur Noten drin sind. Das hilft mir nicht, ich brauche Erklärungen und Hörbeispiele.
Dann wäre es doch eine Herausforderung, sich mit Notenlesen zu befassen.
So schwer ist das nicht und ich denke, dass das auch beim "Denken in hohem Tempo" hilft, das du angesprochen hast.
Nicht falsch verstehen. Ich habe ständig mit "alten" Musikern zu tun (weiß nicht, wie alt du bist mit 37 Jahren Trommelerfahrung
), die behaupten, sie können keine Noten lesen und Zählen finden sie doof. Und lernen würden sie das in ihrem Leben sowieso nicht mehr. Das Problem ist, dass es immer dann helfen würde, wenn man eigentlich keine Zeit dazu hat. Aber jetzt wäre doch Zeit. Keine Proben und keine Auftritte!
Da musste ich jetzt ein wenig schmunzeln ...
Das hat m.E. nichts mit dem Alter zu tun und auch nicht unbedingt mit dem spielerischen Level oder gar damit, ob man damit seine Brötchen verdient. Ich brauch dabei nur an den Gitarristen zu denken, für den ich gerade "arbeite".
Außerdem lässt es sich nicht pauschalisieren - z.B. bzgl. Timing: Der innere Puls kann durchaus stark genug sein, um frei, flüssig und banddienlich spielen zu können - aber das laut Zählen geht dann trotzdem nicht dabei. Tut das in der Praxis aber letztendlich wirklich was zur Sache? Nein. Zumindest, wenn man anderen nicht beibringen will, wie es denn nun "richtig" gemacht wird.
Mit dem Notenlesen m.E. ähnlich:
Schlagzeug-Noten zu lesen ist an sich nicht schwierig. Aber direkt vom Blatt zu spielen schon. Und hier stellt sich mir die nächste Grundsatzfrage: Wo ist vom Blatt spielen wirklich sinnvoll, wenn man nicht gerade auf Weltklasse-Niveau spielt? Gute Performances abzuliefern, wirklich bei der Sache bzw. der Musik und den Mitmusikern zu sein, macht vom Blatt spielen nur viel schwieriger. Letztendlich hat das keinen Mehrwert ... höchstens für einen selbst: "Seht her, ich kann das und das simultan auf diesem oder jenen Niveau".
Mal von den klassischen Szenarien abgesehen, geht es doch letztendlich vor allem darum, sich selbst über sein Instrument auszudrücken. Wie man dahin kommt, steht auf einem anderen Blatt - aber fakt ist meines Erachtens jedenfalls, dass man nur mit intrinsischer Motivation und Spielfreude da hin kommt. Ist zu viel "Pflicht" und "Schema F" dabei, rückt der künstlerische Aspekt nur in weitere Ferne, statt näher zu rücken.