Proberaum: Dämmen und Hall verringern

  • Hi,
    der dünne Vorhang wird akkustisch wenig nützen.
    Kurz gesagt: Masse dämpft.
    Die Kombination aus Tiefe der Wellen und Masse des Vorhangs bestimmt die untere Grenzfrequenz der Dämpfung. Ist das Material zu leicht, wird es einfach vom Luftschall in Schwingung versetzt, entzieht diesem aber nur sehr wenig Energie -> kaum Dämpfung. Hänge mal Textilien verschiedenen Gewichts etwa einen halben Meter vor das Loch im Bassdrum-Frontfell und spiele dann die Bassdrum. Der Vergleich hinkt zwar etwas, aber Du wirst deutlich sehen, was ich meine.
    gruss
    joachim

    665 - The neighbour of the beast.

  • Ich renoviere im Moment auch unseren Proberaum. Der Thread an sich ist schon sehr hilfreich, allerdings wurden die Fragen noch nicht beantwortet, ob der Teppich nun auch direkt an die Wand geschraubt werden kann, wenn die Dämmung nach außen wirklich überhaupt keine Rolle spielt.


    Außerdem sind wir gerade dabei, Teppiche an allen vier Seiten zu befestigen, nur eine Wand, an der das Schlagzeug mit dem Rücken steht ( in der Ecke ) bleibt frei. Ist das so sinnvoll? Außerdem kommt über das Schlagzeug eine Platte, auf der Dämmwolle befestigt wird. Mir wurde mal gesagt, dass sowas im Proberaum verwendet wird, damit der Sound der Becken nicht an die Decke geht und dort reflektiert wird, das würde den Sound verbessern. Achja, die Platte mit der Dämmwolle drauf, ist leicht angewinkelt.


    Ich hoffe mal, ihr könnt mir möglichst schnell ein Paar Fragen beantworten.


    MfG


    Bibo

  • Klar kannst du den Teppich an die Wand nageln. Dann hat die Wand eine raue Oberfläche und reflektiert weniger Höhen. Jede Wand, die freibleibt, reflektiert weiterhin die Höhen. So kann man das Ganze ein bisschen dosieren. In einigen Studios gibt es auch diese drehbaren Absorber, die auf der einen Seite glatt und auf der anderen Seite absorbierend sind. Jenachdem, wie "tot" der Raum klingen soll, dreht man die Dinger.
    Je lauter ihr spielt, umso mehr werdet ihr dämmen wollen, klar.
    Wenn der Raum aber "dröhnt", ist meist ein Nachschwingen der Wände (Holz?) oder einzelner Teile die Ursache. Sowas bekommst du mit dem Teppich wohl kaum in den Griff.


    Zu der Konstruktion über den Becken: Grundsätzlich sinnvoll. Frage ist, wie das genau aussieht und was du damit erreichen willst? Nur den Klang im Raum ändern? Dann kommt es wieder auf die Oberfläche an: Reflektierend oder nicht. Becken übertragen meiner Meinung nach über die Luft wenig Körperschall.

    BORIS.

    Einmal editiert, zuletzt von ElEhnez ()

  • Danke erstmal für deine Antwort. Also wenn ich das richtig verstanden habe, spielt es keine Rolle, ob man die Teppiche nun vor den Wänden aufhängt oder direkt dranschreubt, WENN die Dämmung nach außen komplett vernachlässigt werden kann.


    Kurze Beschreibung zu der Dämmung überm Schlagzeug:
    Das Schlagzeug steht in der Ecke.Die Platte ist dreieckig korrekt zugeschnitten und sie setzt hinten in der Ecke ( vll. 50 cm von der Decke weg ) an und geht bis nach oben an die Decke ( die breite Seite des Dreiecks, die anderen zwei Seiten liegen rechts und links an der Wand an )


    Auf das Dreieck kommt Dämmwolle ( nach unten gerichtet ), achja und auf die Platte kommt noch eine Box, sozusagen meine eigene Monitorbox für Gesang. Der Schall wird also absorbiert und nicht reflektiert. Ich hoffe du/ihr hast/habt das verstanden.


    Gruß Bibo


    EDIT wartet ungeduldig auf eine hilfreiche Antwort eines erfahrenen Proberaumbastlers *g*

    Einmal editiert, zuletzt von Bibo ()

  • Hallo,


    gerne würde ich den Thread noch mal ausgraben, weil ich vorhabe die Raumakustik im Keller (Betonwände X( ) zu verbessern.
    Wichtig hierbei: Ich möchte NICHT nach außenhin dämmen sondern im Raum die Akustik verbessern.


    Meine Frage lautet nun, ob ich hierzu Teppich in einem gewissen Abstand vor die Wand hängen soll, oder direkt an die Wand...macht das einen Unterschied? Oder ist dazu grundsätzlich Noppenschaumstoff besser?


    MfG


    Kevin

    Erst wenn der letzte Baum gefällt ist,
    erst wenn der letzte Fluss vergiftet ist,
    erst wenn der letzte Fisch gefangen ist,
    erst dann werdet ihr sehen,
    das man Geld nicht essen kann.

  • Das macht einen Unterschied, weil du mit Abstand zur Wand die maximale Amplitude auch von tieferen Frequenzen triffst (Mit tiefer meine ich tiefer als wenn du den Teppich direkt auf Beton anbringst aber noch lange keine BASSfrequenzen!). Stichwort: Viertelwellenlänge.


    Über die Absorptionskurven verschiedene Materialen habe ich hier schonmal einen Link gepostet. Hab ihn grade nicht zur Hand, aber du solltest ihn über die Suche finden ("Poröse Absorber")


    Edith hat einen Link gefunden, der besser erklärt, warum Abstand zur Wand Sinn macht!
    http://www.hunecke.de/german/infoline/poroese-absorber.htm

    Einmal editiert, zuletzt von noVocals ()

  • Mit der 1/4-Wellenlänge ist verständlich, das Problem in meinen Augen ist jetzt, dass sehr viele verschiedene Frequenzen auftreten, welchen Abstand soll man denn jetzt konkret wählen? Hat jmd einen Vorschlag?!

    Erst wenn der letzte Baum gefällt ist,
    erst wenn der letzte Fluss vergiftet ist,
    erst wenn der letzte Fisch gefangen ist,
    erst dann werdet ihr sehen,
    das man Geld nicht essen kann.

  • Also Du brauchst das wirklich nicht zu wissenschaftlich betreiben, und mit Wellenlängen hier nicht großartig experimentieren. Ich schrob es vor kurzem schonmal: ich habe meinen neuen Raum, der ebenfalls keinen Schallschutz nach außen braucht sondern nur eine Dämpfung der Schallreflexionen, mit Vorhangschienen aus dem Baumarkt ausgestattet. An drei Wänden mit 5..10cm Abstand zur Wand an die Decke gedübelt. Bei mir waren das irgendwas zwischen 12 und 15 lfm Wand. Ich habe bei Thomann etwa 20lfm Bühnenmolton bestellt, meine Schwiegermutti hat ein Band für diese weißen Vorhangrollen angenäht und nun habe ich den Molton locker fallend an der Wand. Dazu Teppichboden und etwa 25% der Deckenfläche mit Noppenschaum - perfekt. Kosten < 200 Euro.

  • Hi,


    ich möchte keinen neuen Thread öffnen, deswegen poste ich mal hier rein.


    Ich wohne in einem Reihenhaus und möchte jetzt endlich mehr als 1 Stunde pro Tag üben können.


    Ich habe ein E-Set, und selsbt die Lautstärke des E-Sets stört meine Nachbarn, wenn ich der zweiten Etage in einem unngedämpften Zimmer spiele. ( Altes Ehepaar; Junge Familie mit Baby -> "optimale Vorraussetzung") ;(


    Nun gut. Jetzt hab ich die einen kleinen Raum im Keller ausgeräumt und will den zu meinem Proberaum machen.


    Der Raum:


    Unser Keller ist in 2 Große Räume geteilt und der eine Raum ist in zwei geteilt, mit einer Holzvertäflung. Die Wande selber sind massiver , verputzter Beton. Auf einer Seite ist die Wand mit Styropor/Regips verkleidet. Außerdem ist ein kleines Fenster im Zimmer.


    Jetzt will ich das so Abdämpfen, dass die Nachbarn überhaupt nichts hören, wenn sie eine Etage höher/im Nachbarhaus sind.


    Ich hab mir Teppich überlegt für den Boden und dann für die Decke und die Wände noch jeweile eine Regipsplatte mit Styropor. Darauf dann 6 cm dicken Noppenschaumstoff.


    Meint ihr das reicht damit man auch eine Etage höher nichts hört ?


    Gruß

  • Hi Cymball,


    ich würde schrittweise vorgehen.


    1. Probespielen und fragen, was oben/nebendran ankommt
    2. Podest bauen. Hier gibt es viele Threads speziell zu Podesten für e-drums.
    3. Nochmal probespielen, vielleicht war das schon ausreichend.
    4. Vergiss Noppenschaum, Teppich, Matratzen etc. -- das dämmt keinen Schall nach außen sondern wirkt sich nur auf die Raumakustik aus. Für dich wird es angenehmer, für deine Nachbarn nicht ;) Styropor bringt nur was zur Wärmedämmung, ist weder als Absorber noch zur Schallisolation geeignet
    5. Falls das Podest nicht ausreicht, würde ich eine Decke aus Gipskartonplatten abhängen. Das ist aber etwas komplizierter -- ich würde sagen: meld dich einfach nochmal, falls das notwendig wird ;)

    Einmal editiert, zuletzt von noVocals ()

  • Also, hier im Keller haben wir uns auch nen Proberaum eingerichtet!


    Meine Erfahrungen sind:


    Viel hilft viel! Also Eierpappen + Teppich und dicke Gardinen = weniger Schall = weniger Laut


    2 Türen für 70 Euro/Stück vom Bauhaus in einen Durchgang machen, an jedes Türblatt Schaumstoffmatratzen und was man noch so findet, ..bei uns sind da noch Teppichfliesen, Trittschalldämmung, Styropor, Decken, ...der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Noch besser, die ganze Chose x2. Also 2 Doppeltüren mit vielen Matratzen. Das hilft!! Und wer`s nicht glaubt kann mal vorbei kommen!


    Ach ja, Bauschaum stopft jede noch so kleine Lücke und für größere hilft Mineralwolle.


    Außerdem hilft auch, die angrenzende Wand im Nebenkeller mit Matratzen und Mineralwolle abzudämmen.


    Matratzen hol ich mir immer vom Uni-Dauerspermüll! Das dauert natürlich, bis man soviele Matratzen hat, aber man entwickelt irgendwie "Ehrgeiz" das Ding noch dichter zu machen, zumal wenn noch Leute mit im Haus wohnen. Oben drüber wohne ich, d.h. dahin muss es nicht dicht sein.


    Fazit: Klatscht an Wände und Türen was ihr finden könnt!

    alles kann, nichts muss

  • Da isser wieder -- der Eierpappenmythos! :D


    Ich glaube, das einzige was dir in Bezug auf Isolierung wirklich was gebracht hat, war die Doppeltür.


    Zitat


    Viel hilft viel! Also Eierpappen + Teppich und dicke Gardinen = weniger Schall = weniger Laut


    Sorry, aber das bringt höchstens was für die Raumakustik aber nichts in punkto Isolation. Wahrscheinlich dämpfen diese Maßnahmen sehr stark die Höhen im Raum, es gibt weniger Reflexionen und du empfindest es als weniger laut.


    Hast du die Lautstärke in den Räumen der Nachbarn vor und nach der Eierpappe gemessen? Schade, dass Bielefeld so weit ist...


    Da hier und in anderen Threads oft wild spekuliert wird über die Auswirkung von Eierkartons, habe ich mal im Netz nach einem Beleg gesucht, was denn nun wirklich an den Dingern dran ist:


    Laborbericht über Eierkartons (PDF)


    Ergebnis:
    Schalldämmung: annähernd Null!
    Raumakustik: absorbiert (wenn auch nur zum Teil) werden Mitten um 800 Hz und Höhen ab 5KHz -- dazwischen große Löcher und Bässe ignorieren diese Teile einfach!


    Dass Absorber den Schall nicht isolieren (auch nicht wenn man sie mit Bauschaum befestigt ;) findet man hier:


    http://www.johnlsayers.com/phpBB2/viewtopic.php?t=1347


    und in den darin enthaltenen Links.


    Dann hier noch sehr witziger Erfahrungsbericht von einem, der die Innenlautstärke seiner Garage von 110dB(A) auf von außen hörbare 40db(A) gebracht hat. Auch er hat am Anfang nach Wundermitteln wie Schaumstoff und Eierkartons gesucht.
    Insbesondere bitte Punkt 6-10 des ersten Posts beachten ;)


    http://www.johnlsayers.com/phpBB2/viewtopic.php?t=3521

    Einmal editiert, zuletzt von noVocals ()

  • Moin,


    mal ein Vorschlag. Es gibt in diesem Forum ja sicherlich jetzt schon 200 Freds zu diesem Thema. Wie wärs mal mit einem FAQ , also was dämmt , was verbessert die Akkustik etc. ?


    Da hätte ich noch eine Frage:


    Podest ist mittlerweile fertig, funktioniert auch super, also dämpft den Trittschallordentlich.


    Ich will jetzt noch eine abgehängte Decke einbauen. Da dachte ich mir eine recht dünne MDF Platte ( 1cm ).


    Meine Frage:



    Ich geh nach dem Masse-Luft-Masse Prinzip vor. Erziele ich einen zusätzlichen Effekt, wenn ich den Luftraum durch Schaumstoff, Teppichreste, Holzreste und Kartons zum Teil auffülle ?


    Gruß

  • hi leute,


    das gehört hier rein:


    akustik verbessern - kein zu langer nachhall, bringt aber nix als geräuschdämmung nach außen!


    an wand und decke:
    fichtenleisten 5x5 schrauben im abstand von 44 cm
    zwischenräume mit billigdämmwolle füllen 5cm
    knauf akustik gipskartonplatte drauf (streulochung)


    bringt gewaltig was ist einfach zu bauen und kostet nicht die welt


    teppichboden dazu und fertig.


    es müssen bei betonwänden nur etwa 30% beplankt werden, die decke zu 70%


    achja, ich habs gemacht und es ist super

    Einmal editiert, zuletzt von hansemann ()

  • Zitat

    Original von Cymball


    Ich geh nach dem Masse-Luft-Masse Prinzip vor. Erziele ich einen zusätzlichen Effekt, wenn ich den Luftraum durch Schaumstoff, Teppichreste, Holzreste und Kartons zum Teil auffülle ?


    Gruß


    Ja, aber keinen positiven:


    1.
    Kann es passieren dass du zB durch Holz die beiden Massen zusätzlich koppelst, was die Isolierung veschlechtert. Im Optimalfall haben die beiden Massen gar keine Kopplung; dafür benötigt man aber eine Doppelständerwand und entsprechend viel Aufwand.


    2.
    ist der Sinn von der Isolierung zwischen den Massen, den Hohlraum zu dämpfen und durch viele Poren die Schallwellen in Wärme umzuwandeln (zum Teil zumindest), und das leistet Teppich etc. nicht.


    3.
    brennt das Zeug wunderbar... das sollte man nicht vernachlässigen!


    Mein Rat: Nimm Rockwool oder Isover TP1 oder irgendwas anderes günstiges. Das ist immer noch die beste Lösung bei kleinem Budget.



    Zitat

    Original von Jonipepperoni
    Mich würde da auch ne billige Variante der Isolation interessieren. Gerade Sonntags ist das proben mit der Band für die Nachbarn glaub schon der Horror!


    Es gibt keine wirklich billige Variante. Halbherzige Lösungen haben annähernd null Effekt und du hast letztendlich noch Geld zum Fenster rausgeworfen.

    2 Mal editiert, zuletzt von noVocals ()

  • Zitat

    Original von Cymball
    Also als Wolle meinst du jegliche Art von Mineralwolle ?


    Ich hab dir doch zwei Beispiele genannt? Das sind zwar keine besonderen "Akustik"-Mineralwollen, aber kostengünstig. Wenn du viel Geld ausgeben willst nimm Isover SSP -- da kostet der qm aber 7 EUR.


    Zitat


    Was sollte ich als Platte nehmen und was ist billiger ? Eine dünne MDF Platte oder eine Gipskartonplatte ?


    Nimm zwei Schichten Gipskartonplatten (à 12,5 mm). Versetzt verschrauben, so dass nie Stoß auf Stoß liegt.
    Hast du dir schon Gedanken über die Entkopplung gemacht? Je mehr deine abgehängte Decke von der Raumdecke entkoppelt ist, desto größer der Effekt. Ist natürlich auch aufwändiger und die Abdichtung der abgehängten Decke zu den seitlichen Wänden darf dann auch wiederum nicht koppeln...


    Das Thema ist nicht ganz einfach und sehr umfassend... ich empfehle dir das Buch "Home Recording Studio" von Rodney Gervais (kannst du über Amazon-Händler in UK ordern) und diese Seite hier:


    http://www.johnlsayers.com


    Viel Erfolg!

    Einmal editiert, zuletzt von noVocals ()

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