Wie wird man ein gut klingender Drummer?

  • Zitat

    Original von Sire Thomas Ash
    Ich habe mich über 2 Monate durchgehend "nur" mit der HiHat beschäftigt, ich habe mehrere Wochen mit der Hand Schlagzeug gespielt. Rimshots über alle Toms geübt, 5 verschiedene Stockhaltungen, bla bla bla...


    Denkst du wir spielen mit der Nase oder wie soll ich das verstehen? ?( :D


    lg
    Nils

    {brigens> Ein Kezboard/Treiber ist v;llig [berfl[ssig! :D


  • Na ja. Mir scheint für dich ist das entscheidende Kriterium, um ein gutklingender Drummer zu werden, dass du deinen eigenen Weg gehst und jedem Lehrer und jeder Lehre mißtraust (um es etwas pathetisch zu sagen).


    Meine Frage: Klingst du besser wenn du etwas selbst entdeckt hast
    ( bzw. fürchtest du schlechter zu klingen, nur weil du etwas spielst was du nicht selbst entdeckt hast?)


    Oder gibt es nicht auch die Möglichkeit sich etwas zeigen zu lassen und es als Geschenkt (bzw bezahlten Unterricht) anzunehmen, also auch als sein eigenes Ding, auch wenn man es nicht selbst erfunden hat?


    Einen hab ich noch: Mit den Händen zu spielen ist gar nicht so ungewöhnlich, auch wenn du es selbst erfunden haben willst. Und sicherlich keine schlechte Übung.


    Ob du spielen kannst oder nicht, kann ich nicht beurteilen ohne dich je gehört zu haben, das ist aber auch egal, weil nicht Thema dieses Threads.


    kollegiale Grüße


    Mr.K

  • Zitat

    Original von Sire Thomas Ash
    Wieso werde ich für meine Meinung eigentlich geteert und gesteinigt?


    Wirst Du nicht. Du wirst nur kritisiert. Das ist hier legitim.


    Zitat


    1) Es ist einfach nicht erstrebenswert für mich unter 32²³ Songs dieser Welt gerade "Satisfaction" oder "Land of confusion" gut spielen zu müssen - oder überhaupt.


    So klang deine Aussage vorher aber nicht. Da klang es so als ob Du es einfach nicht hinbekommst. Wenn Du die Somgs nicht magst ist das völlig ok... nur werden sie dadurch nicht automatisch zu schlechten oder nicht spielenswerten Songs.


    Zitat


    2) Ich habe mich über 2 Monate durchgehend "nur" mit der HiHat beschäftigt, ich habe mehrere Wochen mit der Hand Schlagzeug gespielt. Rimshots über alle Toms geübt, 5 verschiedene Stockhaltungen, bla bla bla...


    Alles habe ich selbst entwickelt, entdeckt.


    Schön für Dich!


    Zitat


    a) Bekomme ich sowas vom Lehrer beigebracht oder werde dazu animiert?


    Warum nicht? Sich mit der Hihat intensiv zu beschäftigen lege ich meinen Schülern immer nahe! Und mit den händen und sonstwas spielen läuft auch unter "Klangfarben"...


    Zitat


    b) Wenn ich an sowas herangeführt werde, ist das noch "mein Ding"?


    Ist das wichtig? Wenn ein Lehrer Dir etwas neues zeigt und vorschlägt kannst Du es ja in Dein Ding integrieren oder zu Deinem Ding machen. Hier auch wieder das Weckl und Smith. Die haben alle Moeller gelernt (Falls Du weißt was das ist) aber doch sieht es bei beiden verschieden aus. Sie haben nämlich IHRE Technik daraus gemacht, aber von den Kenntnissen der anderen profitiert.


    Zitat


    Aber wenn ich von meinem "Ding" spreche, werde ich gleich zu den Amateuren gestopft?


    Nein, deswegen nicht. Aber wer fundiert ausgebildet ist und einen wirklichen Überblick über die Trommelwelt hat schreibt nicht solche Thesen wie Du, die 80% der Trommelgeschichte ignorieren bzw. für falsch halten.


    Zitat


    Ich bereue es inzwischen, wie schon mehrmals hier im Forum, überhaupt geantwortet zu haben.


    Dann laß es doch einfach....


    Zitat


    Wer mich und meine Aussagen so doof findet, hat hoffentlich einen Monat mit der Hand gespielt. Tut am Anfang sauweh aber ich hab' ne Menge dadurch gelernt.


    Ob Du doof bist kann hier keiner beurteilen, da wir dich nicht persönlich kennen, aber über Deine Thesen läßt sich wahrlich streiten....


    Verzeiht die Tippfehler, Edit ist gerade in Urlaub....

  • Was mich an der Argumentation von dir, Sire T.A. stört, sind nicht fachliche Dinge, sondern eher die Widersprüchlichkeit.


    Dir scheint daran gelegen zu sein, deine Sicht der Dinge mitzuteilen. In einem anderen Fred hast Du überlegt, selbst Lehrer zu werden. Gleichzeitig bezeichnest Du aber, wenn ich es richtig verstanden habe, weitergegebene Information als wertlos, weil damit nur die musikalische Identität des potentiellen Schülers verfälscht wird.


    Dann sagst Du wieder, wer das Trommeln wirklich im Blut hätte, brauche sowieso keinen Unterricht.


    Das KANN man alles so sehen. Es ist aber nur die Frage, ob das andere auch tun. Und da es hier relativ viele Lehrer gibt, die täglich die Erfahrung machen, dass Schüler aus dem Unterricht gehen, die etwas gelernt haben, was sie vorher nicht konnten, musst Du einfach mit Gegenwind rechnen.


    Ich bin einfach gegen alle festgefahrenen Theorien im Bereich von Kunst und Kultur, weil sie meistens einfach zu nichts führen. Es sind Versuche, eine unglaubliche Komplexität auf einen Nenner zu bringen und das geht zwangsläufig nach hinten los.


    lieber Gruß
    max

  • Zitat

    Sire Thomas Ashs Profil
    4,99 Beiträge pro Tag


    So jedenfalls nicht.



    Ich finde diesen Thread extrem spannend und es finden sich zwischen vielen schwachsinnigen auch viele sehr gute Posts, die einen als Drummer wirklich weiterbringen können.


    Ich möchte hier meine Sicht der Dinge darlegen. Sie ist bestimmt nicht vollständig oder gar perfekt aber sie fundiert auf relativ viel Erfahrung da ich in einer sehr musikalischen Familie lebe.


    Da wären wir auch schon bei der Erfahrung. Woran liegt es, dass die meisten der "Schlagzeug-Helden" schon ziemlich betagt sind? Wahrscheinlich daran, dass sie sich seit einigen Jahrzehnten mit Musik im Allgemeinen und dem Schlagzeug im Speziellen beschäftigen.
    Es gibt allerdings auch Menschen die seit Jahren spielen und immer und immer wieder den gleichen Mist abliefern. Wie sagte ein Lehrer von mir so schön: akkustische Umweltverschmutzung.
    Manche dieser Leute spielen jahrelang in einer Band und schreiben z.T. sogar selbst Musik aber sie klingen einfach furchtbar. Völlig gefühlloses Geklopfe was sie von sich geben. Es kann also nicht nur um Erfahrung gehen.


    Da wären wir beim Gefühl. Und hier wirds wirklich interessant.
    Männer sind ja bekanntlich nicht so gut darin, Gefühle auszudrücken. Das kann man/Mann aber lernen. Und zwar muss man lernen, womit man welches Gefühl ausdrückt.
    Zum Bleistift sagen wir Deutschen "Aua" oder "Autsch" um Schmerzen auszudrücken. In anderen Kulturen werden dafür völlig andere Wörter/Laute benutzt.
    Viele Drummer wissen jedoch nicht wie sie was ausdrücken und spielen deshalb irgendwas. Das ist wie wenn ich Schmerzen hab aber "Aua" nicht kenne. Dann mache ich halt irgendeinen Laut. Irgendein Gefühl wird der schon ausdrücken.
    Es ist aber wahrscheinlich, dass das Gegenüber diesen Laut falsch versteht.


    Das beobachte ich bei einem Großteil der Drummer, denen ich zuhöre (aus Hobby-Bands, nicht von Platte) aber auch bei mir selbst immer wieder. Derjenige fängt einen Fill an und hat keine Ahnung wie dieser klingen wird. Er haut einfach ein bisschen auf den Trommeln rum und hofft, auf die "1" das Crash zu erwischen.


    So leid es mir tut, aber ich muss jetzt mal einen Melodie-Instrumentalisten heranziehen: Keith Jarrett.
    Wer ihn nicht kennt: Keith ist ein wahnsinns Pianist. Er setzt sich einfach auf eine Bühne und improvisiert ein komplettes Konzert (er war meist als Solo-Künstler unterwegs). Er spielt jedoch nicht irgendwas, sondern er weiß genau, was er spielt und wie es klingen wird, bevor er die Tasten drückt. Jeder Ton ist gewollt. Das merkt man daran, dass er sich praktisch nie verspielt (auf all den Platten die ich von ihm gehört habe, meine ich einen Verspieler gehört zu haben). Zudem "singt" er manchmal dazu. Das ist nur möglich wenn er exakt weiß, was er spielt.


    Bei Musik geht es für mich persönlich um Gefühle. Das ist auch der Grund warum ich elektronischer Musik nichts abgewinnen kann. Computer haben keine Gefühle.
    Viele Bands die ich sehe machen Musik, sie drücken aber nichts damit aus. Da können sie sonstewas singen, das kauf ich ihnen nicht ab.
    Ich singe auch sehr gerne und kann deshalb sagen, dass es viel einfacher ist, "Soul" zu haben, wenn man mit dem Text etwas aussagen will. Im Idealfall verbindet man sogar eine bestimmte Lebenssituation oder einen Lebensabschnitt mit dem Inhalt des Textes.
    Bei heutiger Popmusik wird versucht Gefühl vorzutäuschen. Da immer der gleiche Schmarrn von "Ich liebe dich so sehr, wir bleiben ewig zusammen!" oder "Ich hasse dich so sehr, du hast mich hintergangen!" gesungen wird (welcher in der Regel nichts mit dem wirklichen Empfinden der Sängerin/des Sängers zu tun hat), kann da auch nicht viel "Soul" entstehen. Dann wird halt sehr "hauchig" gesungen, was auch mehr oder weniger gefühlvoll klingt.


    Auch als Drummer kann man Gefühl vortäuschen. Beispielsweise kann man die Augen schließen und mit dem Körper mitgehen. Man kann auch die Snare laid-back spielen, was viel in Balladen verwendet wird weil es irgendwie emotional klingt (klingen soll?).


    Das Problem ist, dass das geübte Ohr schnell heraushört wenn jemand das Gefühl vortäuscht.
    Guter Sound hat also auch mit Ehrlichkeit zu tun. Spiel nur das was du ausdrücken willst. Und wenn du mit einem Song nicht mehr als "Bumm-Tschack" ausdrücken kannst/willst, dann spiel halt nur "Bumm-Tschack"!


    Zusammenfassung:
    1. Guter Sound hat mit Erfahrung zu tun.
    Je länger du dein Instrument kennst, und je mehr du dich mit dessen Klangvielfalt auseinandergesetzt hast, desto besser kannst du klingen.
    Schau dir dein Schlagzeug an, bau es auseinander, stimm daran herum, finde heraus, wie viele Sounds du herausholen kannst! Und: ÜBE!
    2. Guter Sound hat mit Gefühl/Ehrlichkeit zu tun.
    Täusch kein Gefühl vor! Wenn du einen Song überhaupt nicht fühlst, dann spiel ihn nicht.
    3. Guter Sound hat mit bewusstem Spiel zu tun.
    Dies halte ich für den wichtigsten Punkt überhaupt. Du musst wissen, was du warum spielst. Wie soll es klingen? Unterstützt es den Song oder nur dein Ego?


    Ziemlich spät jetzt. Hoffentlich war alles halbwegs verständlich und vielleicht sogar für jemanden hilfreich.
    Ich geh schlafen. :)

  • Zitat

    Original von Mr. Kanister


    Zum Beispiel?


    OK: weiter vorne im Thread hab ich bereits geschrieben, wie mir vor ein paar Jahren, nach fast 20 Jahren Trommelei (im Wesentlichen ohne Unterricht - leider, heute würde ich es anders machen!!!), den Tip gab, mal auf die 4tel die Hihat zu treten. Das hat mir ungeahnte neue Möglichkeiten eröffnet weil es
    - die Time in den linken Fuss transferierte
    - einiges an Unabhängigkeit brachte.
    Erwartet hatte ich eigentlich nur, dass es das Klangbild etwas voller macht.


    Im Januar war ich bei einem Songschreiberworkshop. Dort hörte ich sehr interessante Dinge über die Korrelation zwischen Grundtempo eines Stückes und dem Herzschlag, die ich noch nie vorher gehört hatte.
    Herzfrequenzen korrelieren mit bestimmten Aktivitäts- und/oder Gefühlszuständen. 80bpm ist entspannt, 180 Alarmstufe Rot. So kann ich durch die Wahl des korrekten Tempos bereits die Weichen für das Grundgefühl des gesamten Stückes stellen.


    Oder, was Ulf mir mal über die Verwendung von Licks sagte. Viele funktionieren nur in einem bestimmten Tempobereich gut, daneben klingen sie nicht. Wenn man also ein solches Lick an einer Stelle verwenden will, zu der es nicht wirklich passt, kann man es trotzdem spielen, wenn es in seinem Bereich bleibt. Wenn man es normalerweise im 16tel Feel bei 120bpm spielt, kann man das selbe Sticking als Sechstole bei 80 spielen.


    Es gibt noch vielerlei Beispiele, die alle aufzuschreiben jetzt den Rahmen sprengen würde.


    Nils

  • dieser fred scheint ja wirklich viele zu beschäftigen.... zum teil wirklich gute antworten hier...


    nils' letzten beitrag kann ich nur unterstreichen... wenn solche dinge wie dynamik, timing, etc. wirklich so klar wären, wie kanister schreibt, könnten wir die ganze abteilung "drumming & technique" streichen.


    manchmal sind es wirklich die kleinen PRAKTISCHEN hinweise, die einem dabei helfen besser zu klingen.


    als ich noch ein jüngling war, gab es kaum material für jazzimprovisation. das ganze schien ein gut gehütetes geheimnis zu sein. damals wurde viel davon gefaselt, dass man das nicht lernen kann, man bräuchte das feeling dafür, man hat's oder man hat's nicht... bla bla...


    in der zwischenzeit gibt es literatur dazu en masse... das geheimnis ist ein stück weit entzaubert. bei der improvisation ist es wie beim erlernen einer sprache. man braucht vokabeln in form von skalen, changes, phrasen,... trotzdem drückt sich jeder anders aus...


    auch beim "reinen trommeln" sehe ich das so... eine zeit lang habe ich versucht steve gadd zu imitieren, ich hatte auch phasen, da wollte ich klingen wie alan dawson auf einer brubeck-platte die ich habe...


    --> wie kleine kinder erwachsenen nachplappern, habe ich versucht die grossen drummer zu imitieren. trotzdem / leider klinge ich nicht wie sie. ich habe meinen eigenen stil, der aus unterschiedlichen gründen ganz anders ist. zum einen kann ich einfach aus technischen gründen nicht so spielen, zum anderen mag ich auch nicht immer alles was die kollegen von sich geben.


    um gut zu klingen, muss man auf jeden fall die richtige grundeinstellung haben:


    --> spass am musizieren! mit einer miesen laune sollte man gar nicht erst in die probe oder auf die bühne


    --> offen sein für neues! alles was die kollegen machen in sich aufsaugen. egal, ob die kollegen technisch besser oder schlechter sind einfach zuhören und dann das was einem gefällt nachplappern ;) oder für sich selbst zurechtlegen.


    --> authentisch sein und ehrliche arbeit hinter den drums abliefern.

  • Moin!


    Endlich noch mal ein richtg interessanter Fred. Wollte gerne noch ein paar weiterführende Gedanken zu Grobmotorikers Äusserungen loswerden. Deshalb zuerst ein Zitat:


    Zitat

    in der zwischenzeit gibt es literatur dazu en masse...


    Richtig, aber nur durch die Beschäftigung mit Literatur wird man niemals ein gut klingender Trommler. Weiterführend muss man es im Bandkontext umsetzen, dabei seine Erfahrungen sammeln und - ganz wichtig- sich mit der Musik auseinandersetzen, d.h. viel Musik in der Stilistik hören, die man erlernen möchte. Nur so bekommt man ein Gefühl dafür, wie es klingen soll. Das macht dann im Endeffekt wieder die Erfahrung aus.


    Ich kann zum Beispiel auch Swing spielen oder auch eine Samba, aber bei mir klingt das nicht annähernd so, wie es klingen müsste. Deswegen lasse ich das in der Öffentlichkeit auch. Habe schon viele bekannte Trommler gehört, die eine Samba gespielt haben- aber es hatte immer etwas von gelernt und technisch brilliant umgesetzt- aber das entscheidende Quentchen hat gefehlt. Und was ist diese Stück, das man vermisst?


    Darauf gibt es dann leider keine wirklich befriedigende Antwort... doch, einmal habe ich da was Gutes gehört:


    Wenn Du Latin gut spielen willst, musst Du Salsasoße pissen! (Entschuldigung für die derbe Wortwahl)


    LG

  • Zitat

    --> spass am musizieren! mit einer miesen laune sollte man gar nicht erst in die probe oder auf die bühne


    Das stimmt nicht immer. Wirklich kreativ werde ich häufig dann, wenn es mir nicht so dolle geht.


    Üben tue ich nur mit guter Laune, Musikmachen geht häufig auch mit schlechter. Man versucht dann nämlich - wie Chad Wackerman einmal anmerkte - das Negative durch besonders gutes Spiel auszugleichen...oder: Kultur entsteht aus Leid.



    Zitat

    Ich kann zum Beispiel auch Swing spielen oder auch eine Samba, aber bei mir klingt das nicht annähernd so, wie es klingen müsste. Deswegen lasse ich das in der Öffentlichkeit auch. Habe schon viele bekannte Trommler gehört, die eine Samba gespielt haben- aber es hatte immer etwas von gelernt und technisch brilliant umgesetzt- aber das entscheidende Quentchen hat gefehlt. Und was ist diese Stück, das man vermisst? Darauf gibt es dann leider keine wirklich befriedigende Antwort... doch, einmal habe ich da was Gutes gehört: Wenn Du Latin gut spielen willst, musst Du Salsasoße pissen! (Entschuldigung für die derbe Wortwahl)


    Die Antwort in diesem Falle erscheint mir gar nicht so schwer: das kulturelle Umfeld muss authentisch sein. Auch wenn mir jetzt wahrscheinlich diverse Leute widersprechen werden, aber wirklich authetische Latinmusik habe ich bisher nur von Südamerikanern gehört. Was nicht heissen soll, dass man als Mitteleuropäer solche Dinge nicht spielen soll. Die Frage ist dann aber eben wieder, wie echt bzw. ehrlich etwas klingt.

  • jane: Schöner Post! In einem Punkt möchte ich Deine Aussagen hinsichtlich des Gefühls etwas relativieren: Meiner Ansicht nach geht es um "musikalische Empathie", d.h. ich muss das Gefühl nicht fühlen, sondern es reicht, es zu verstehen (dazu muss ich es allerding kennen), um es transportieren zu können. So wie ein Schauspieler keinen Schmerz fühlen muss, um ihn glaubwürdig zu kommunizieren. Meiner Meinung nach.


    Zu diesem Thema gibt es eine ganze Wissenschaft, die Psychoakustik. Demnach erzeugen gewisse Harmonien (ich denke, dass wird sich auf rhythmische Klangstrukturen ebenfalls übertragen lassen) ganz automatisch beim Hörer bestimmte Gefühlsassoziationen, und zwar unabhängig davon, was der Spieler dabei empfindet.


    Bezüglich der Erfahrung: Sicherlich ein nicht zu vernachlässigender Punkt. Wenn ich aber einen seinerzeit 17jährigen Josh Freese auf einer meiner Lieblingsplatten (Suicidal Tendencies - The Art of Rebellion) höre, was für mich persönlich eine Referenz guten Drummings (sowohl technisch als auch insbesondere musikalisch) ist, hätte ich schon mal ein Gegenbeispiel, was diese Theorie wanken lässt.


    @sire: Deinen Aussagen über Lehrer meine ich entnehmen zu dürfen, dass Du den für Dich idealen Lehrer noch nicht gefunden hast. So wie es für jeden Pott 'nen Deckel gibt, gibt es für jeden Schüler einen passenden Lehrer, bzw. bei einer gewissen Flexibilität desselbigen für jeden Schüler ein passendes didaktisches Konzept.
    Einige bringen von sich heraus eine natürliche und intuitiv kreative Beschäftigung mit ihrem Instrument mit, andere müssen dazu animiert werden, und zwar einfach über Angebote ("schau mal, was man machen kann"). Und darin liegt auch der Schlüssel dazu, ob jemand sein Ding macht: In dem er animiert wird, zu experimentieren und die Dinge anderer zu seinen Dingen zu machen. Ich habe beispielsweise diese Paradingenskirchen immer nur als Übung gespielt, sie aber zu keiner Zeit in meine Musik integriert. Sicherlich kann man da schöne Dinge mit machen, ich sah jedoch nie die Notwendigkeit, ich hatte nie ein Paradiddelfill im inneren Ohr. Also habe ich dieses Angebot bislang nicht zu meinem Ding gemacht, und diese Freiheit hat jeder Schüler.


    So, und jetzt muss ich wieder Geld verdienen.... :)


    Gruß
    Alex

    "Ich verlor bisher Filze, Sticks und einen Bassisten. Weiß der Geier was man damit will."
    Barumo, 2008

    Einmal editiert, zuletzt von zorschl ()

  • Zitat

    Richtig, aber nur durch die Beschäftigung mit Literatur wird man niemals ein gut klingender Trommler. Weiterführend muss man es im Bandkontext umsetzen, dabei seine Erfahrungen sammeln und - ganz wichtig- sich mit der Musik auseinandersetzen, d.h. viel Musik in der Stilistik hören, die man erlernen möchte. Nur so bekommt man ein Gefühl dafür, wie es klingen soll. Das macht dann im Endeffekt wieder die Erfahrung aus.


    ich hab' nie etwas anderes behauptet... das beispiel mit der sprache finde ich ganz gut... ich kann zwar aus büchern vokabeln lernen, mir die grammatik beibringen, etc. richtig lernen werde ich die sprache aber nur wenn ich sie auch mit anderen spreche...


    ich werde zwar kein latin spielen wie ein latino, aber ich kann mir ein paar vokabeln draufschaffen und die dann mit einem lustigen deutschen akzent spielen... ich pisse zwar keine salsa, aber ich bin dann ganz authentisch der grobmotoriker :)... wenn ich dabei nicht vorgebe so zu spielen wie ein latino hat das ganze charme und klingt vielleicht auch ganz gut.

  • Zitat

    Bezüglich der Erfahrung: Sicherlich ein nicht zu vernachlässigender Punkt. Wenn ich aber einen seinerzeit 17jährigen Josh Freese auf einer meiner Lieblingsplatten (Suicidal Tendencies - The Art of Rebellion) höre, was für mich persönlich eine Referenz guten Drummings (sowohl technisch als auch insbesondere musikalisch) ist, hätte ich schon mal ein Gegenbeispiel, was diese Theorie wanken lässt.


    Hochinteressant. War/ist auch eine meiner Lieblingsplatten und das Drumming ist wirklich Wahnsinn! Aber auch der Sound. Die Platte hat mich in meinen Anfängen begleitet! Werd sie gleich hören, besten Dank! :]


    Zitat

    ich werde zwar kein latin spielen wie ein latino, aber ich kann mir ein paar vokabeln draufschaffen und die dann mit einem lustigen deutschen akzent spielen... ich pisse zwar keine salsa, aber ich bin dann ganz authentisch der grobmotoriker ... wenn ich dabei nicht vorgebe so zu spielen wie ein latino hat das ganze charme und klingt vielleicht auch ganz gut.


    Auch meine Meinung!

  • @ Nils


    Du hast natürlich recht, dass einem nicht von vorneherein alles klar ist und sich immer wieder neue Facetten im Spiel entdecken lassen.


    Gerade dein Tip, mit dem linken Fuß die 4tel mitzutreten finde ich gut. Ich trete die HIhat gerne auf die "und", bzw auf die 2 und die 4 (gerade beim Samba). So habe ich den gesamten Rhythmus auf die abwechselnde Bewegung meiner Füße gestützt, was ihm ein mehr an Stabilität gibt.


    Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass es klar ist, dass diese praktischen Aspekte für ein gut klingendes Spiel wichtig sind.


    Dies meinte ich in Abgrenzung zum "Feeling" und unterstelle nach wie vor, dass das "Feeling" oft unklar ist und das was wir damit meinen im dunkeln liegt.



    @ Jane: du warst der erste der den Thread in diese Richtung weitergesponnen hat. Ich frage mich wie man das Gefühl das man am Drumset vermittelt, begrifflich festmachen kann. Beim Gitarre spielen spricht man gerne von traurigen moll- oder fröhlichen Dur Akkorden.
    Wie ist das bei den Drums?
    Ich habe ja keine Trommeln mit denen ich traurige oder fröhliche Töne spielen kann.


    Wir alle wissen zwar, dass das "Feeling" irgendwie dazugehört und (zusammen mit der guten Technik) einen wichtigen Teil des Spiels ausmacht.
    Aber wie, auf welche Weise, geschieht das?

  • Zum Thema Feeling und wie man es erzeugt finde ich das hier nicht schlecht: Dennis Chambers - In the pocket


    Und Fred Dinkins - It's about Time


    Zu wissen, was es bedeutet welches Instrument vor oder hinter der time zu spielen, hilf einem zu verstehen, wie Feel entsteht.


    Nils


  • Wie das genau geschieht ist eben das große Rätsel. Man kann immer nur Teilaspekte aufzeigen.


    Ein Freund von mir sagte mal:


    "Wenn jemand schlecht spielt kann man oft genau sagen woran es hapert, aber wenn jemand großartig spielt ist es sehr schwer das an etwas festzumachen!"


    Mir fällt da die "Käsebrötchen-Übung" ein.
    So hab ich sie mal genannt. Eigentlich für Schauspieler. Man nimmt sich einbeliebiges Wort oder eine Phrase. Wichtig dabei: Sinnfrei! z.B. "Käsebrötchen". nun geht es darum durch Aussprache, Tonfall, Lautstärke etc. diesem Wort möglichst viele Aussagen zu verpassen bzw. Nuancen abzugewinnen.


    Das gleiche kann man mit seinen Grooves oder allem was man so spielt machen:


    BD: "1" und "3"
    SN: "2" und "4"
    Rechte Hand: Achtel 1 + 2 + 3 + 4 +


    Nun versucht man durch gestaltung mal das gleiche. Die Rechte Hand darf wandern, also HH, Ride oder Tom bzw. Snare spielen.
    Man versuche mal folgende Sachen da hineinzulegen:


    kalt
    warm
    ruhig
    bedächtig
    hektisch
    wütend
    gehetzt
    führend
    resigniert
    unerbittlich
    sanft
    schüchtern
    liebevoll


    Das braucht dann schon etwas! KEINE FILLS oder sonstwas...


    Als Mittel haben wir


    Sounds
    Lautstärke
    Tempo
    Intuition
    Stockhlatung
    Aufschlaggeschwindigkeit etc
    und Dinge die sich unseren Worten entziehen.


    Es gibt hier kein richtig oder falsch. Es ist auch nicht wichtig, das jemand zur Tür reinkommt und sagt "Oh... das klingt aber nach Sommermorgen!" sondern darum die Möglichkeiten zu entdecken!


    Viel Spaß!

  • Jo, gute Idee!!!


    Zitat

    und Dinge die sich unseren Worten entziehen.


    Als Parameter, der in diese Kategorie fällt, sehe ich die winzig kleinen Verschiebungen der einzelnen Instrumente des Sets gegen die eigentliche Time.


    Also z.B.: Hihat genau drauf, Bassdrum hinterher, Snare davor. Oder die 8tel Hihat nicht genau gleichmäßig auf die Subdivisions gesetzt, sondern die Offs immer ein wenig zurück. Oder......................


    Es ist sehr spannedn, diese Dinge zu probieren und auf ihre Wirkung hin zu untersuchen UND sie dann auch noch kontrollieren zu lernen.



    Nils

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