Songs (in Zukunft, Vergangenheit und überhaupt!)

  • Hi zusammen!
    Gestern Abend lag ich mit dem Radio im Ohr im Bett, und da kam mir bei einem alten Anastacia-Song folgender Gedankendank verbunden mit folgenden Fragen:
    Wieso gehen wunderbare Songs doch ziemlich schnell wieder unter? Klar, wenn es ein Lied mal auf ein gewisses Niveau gebracht hat, bleibt es ewig in Erinnerung. Aber irgendwann werden doch auch mal Beatles-Lieder vergessen werden. Selbst die klassische Musik, die sich ja nun schon Jahrhunderte lang hält, muss doch irgendwann „weg“ sein. Bei dem vorhin genannten Anastiacia-Song geht es um „Sick and Tired“. An sich, meiner Meinung nach, ein verdammt geniales Lied, was aber schon seit Jahren so gut wie weg vom Fenster ist. (Erscheinungsjahr 2004) Ok, ein Stück weit ist das jetzt subjektive Meinung, aber es gibt sicher 1000 andere Lieder, die es verdient hätten bis in die Ewigkeit im Radioprogramm hoch und runter zu laufen. Das würde einen an einen interessanten Selbstversuch bringen: Ein einzigen Song tagelang, wochenlang zu hören. Bis zum Erbrechen und bis man jeden Teil in- und auswendig kennt. Bei mir hat das mit bestimmten Liedern nur ein paar Tage am Stück geklappt, bis ich dann sogar lieber Zeug gehört hab, was mir sonst im Traum nicht eingefallen wär. Wie sieht es da bei Herr Nachbar aus?
    Musik ist ja zum Glück unendlich weit vielseitig. Wo wir gerade bei unendlich sind:
    Theoretisch gesehen ist doch mit neuen Songs irgendwann Schluss. Ich hab da mal folgende Überlegung angestellt:
    Man geht von einer Akkordfolge mit 4 Akkorden aus. In einer Oktave mit 7 Ganz- und 5 Halbtönen hat man nun, bei der Annahme dass ein Akkord 3 Töne und mehr hat, die Möglichkeit 1320 Akkorde zu bilden. Auf die Akkordfolge ausgelegt wären das also 3035957760000 Möglichkeiten vier verschiedene Akkorde aneinander zu reihen.
    Davon fallen schon mal viele Möglichkeiten aufgrund den Harmonie-“Regeln“ weg.
    Hinzu kommt jedoch Rhythmus und Länge der verschiedenen Akkorde. Also wieder unzählige Möglichkeiten dazu. Fakt ist auch noch, dass man natürlich Längere Akkordfolgen zu Stande bringen kann und selbst unter diesen dann wieder neue Folgen herstellen könnte. Also selbst bei unterschiedlicher Melodie und allen weiteren Faktoren muss es doch aufgrund der begrenzten Töne in Ewigkeit kein neues Lied mehr geben.
    Ich hab noch das hier gefunden, wobei da ziemlich kleinkariert und unwissenschaftlich an die Sache gegangen wird. Nachdem ich meine Rechnung angestellt hab, habe ich gerade folgendes gelesen:

    Zitat

    Original von dem Link da vorne
    Das ist echt eine Gute Frage. Allerdings würde diese Anzahl an Songs in der Quadrilliearden mindestens enden. Überlege doch einmal immer wenn auch nur ein Notenwert oder Notenhöhe verändert wird es es ein "neuer Song".
    Außerdem klingen ja nicht alle Songs gleich gut. Für uns gibt es momentan ganz klare Richtlinien, aber in ferner Zukunft...?


    Also jetzt kannst du mal rechnen (Aber ich glaube kaum das diese Rechnung je ein Computer noch in diesem Jahrhundert bewältigen wird.):


    Nimm die Anzahl der Töne die es gibt mal die Notenwerte angenommen bis zum 128 zigstel. Dann musst du noch die Anzahl der Noten miteinberechnen. + verschiedenen Besetzungen (Instrumente .....)
    Nun musst du natürlich jeden Song abspeichern. Das wird unmöchlich sein. Man kann es nicht mal schätzen.


    Jetzt fange ich daran zu zweifeln, ob es überhaupt irgendeinen Sinn gibt, sich mit so einem Thema zu beschäftigen... Wie dem auch sei - ich finde die Sache irrsinnig interessant und wollte jetzt mal die Meinung von anderes Spezis hören.
    Danke, dass ihr euch kurz damit beschäftigt habt und Danke für Antworten (falls welche kommen :P)
    Gruß, Drummer-Paule

  • Herzlichen Dank, dass es Leute gibt, die einen für voll nehmen, wenn man sich schon mal die Zeit nimmt, sich über so was Gedanken zu machen. Und auch herzlichen Dank, dass du dir immerhin die Zeit genommen hast den Thread anzuklicken und diese vielsagenden Worte zu tippen... :rolleyes:

  • Hi!


    Natürlich gibt es nur eine endliche Anzahl an Songs- und die Plattenfirmen wissen das auch! Warum sollten sie sonst jedes Jahr so viele wahnsinnig schlechte Coversongs herausbringen?


    Der Sinn von Musik liegt übrigens nicht darin, sich nur mit einem/r Lied/Band den ganzen Tag zu beduddeln, Paul! Wenn Du jeden Tag nur Schokolade isst, hängt sie Dir auch nach zwei Tagen zum Hals heraus- deswegen gibt es auch keine wirklichen Hits mehr. Bevor die Sachen auf Maxi erscheinen werden sie im Radio schon so totgenudelt, dass sie dann keiner mehr kaufen will (ich übrigens auch nicht!).


    LG

  • Mir ist nicht klar, warum irgendwann klassische Musik verschwinden wird!?


    Seit dem Notendruck gibt es doch immer noch gut nachvollziehbare Werke die nicht mehr wegzudenken sind und ohne deren Weitergabe sich die Musik auch nicht weiterentwickelt hätte!?


    Schau dir die Bibel an. Die wurde sogar über tausende Jahre überliefert. Das ist einfach Basis wovon z.B. ein ganzer christlicher Glaube ausgeht.


    Bei der Musik ist es doch ähnlich!? Die Stücke sind einfach nicht vergänglich, da sie die Musik weiterentwickelt haben und immer weiter darauf aufgebaut wurde. Die Basis.


    Während z.B. dieser Anastasia (oder wie auch immer sich die Dame schreibt) Song ein Popsong von vielen ist.


    Sicherlich gabs auch im Barock einige "Gassenhauer", die heute nicht mehr allgemein geläufig sind. Dafür gibts aber halt die bekanntesten "Hits" noch immer, die repräsentativ für die ganze Musikepoche sind, alles typische beinhalten und die sogar Laien teilweise im Ohr haben.

  • Also Drummerpaule,


    ich finde deine Theorien mega interessant.
    Nur leider bin ich einer der Sorte Schlagzeuger, die nicht mal mehr das C auf einem Klavier finden.
    Und ich schäm mich dafür ;(


    Werd aber die wilden Rechnungen hier im Auge behalten.

  • Danke erstmal für die guten Antworten! ;)


    Zitat

    Der Sinn von Musik liegt übrigens nicht darin, sich nur mit einem/r Lied/Band den ganzen Tag zu beduddeln, Paul! Bevor die Sachen auf Maxi erscheinen werden sie im Radio schon so totgenudelt, dass sie dann keiner mehr kaufen will (ich übrigens auch nicht!).


    Ok, stimmt. War ja auch nicht, um den Sinn herauszufinden, sondern - wie oben beschrieben - nur ein Versuch! Nicht, dass hier noch jemandem der Brechreiz wegen zu viel gewissen Konsum kommt :)
    Das mit dem Radio ist auch so en Ding. So gesehen ist Radio beschissen...


    Trommelfreak:
    Punkt für dich. Haste vollkommen Recht. Cooler Vergleich mit der Bibel ;)


    Zitat

    Nur leider bin ich einer der Sorte Schlagzeuger, die nicht mal mehr das C auf einem Klavier finden.


    :D


    Zitat

    Und ich schäm mich dafür traurig


    Aber, aber...




    Grüße, Drummer-Paule

  • Bisschen Offtopic: Unendlich ist übrigens die Zahl, die du da ausrechnest.
    (Gibt ja zwar nur endlich viele Tonkombinationen auf dem Klavier (wenn man einmal draufdrückt...) aber dann kann man das mit endlich vielen Rhythmen kombinieren mal Instrumentierungen, Dynamiken mal eine nicht endliche Zeit, wie lange man das tut. Also unendlich viele Songs sind möglich.)


    Zum Thema aber: Jemand, der Anastacia mag, wird die CD auch 2034 noch aus dem Regal nehmen und abspielen, sofern CDs dann noch unterstützt werden.


    Das Beste überlebt, ist wie bei der Evolution. Auch in der Klassik gab's wohl mehrere Komponisten, die auch Musik gemacht haben, die man damals mochte, doch gespielt wird nur noch Mozart und Co.

  • Interessanter Ansatz.


    Ich frage mich und versuche herauszufinden, was Lieder ausmacht, die seit 10 / 20 / 30 oder mehr Jahren immer wieder gerne vom Publikum gehört werden oder die man selbst immer wieder gerne hört. Warum haben das einige Songs andere gute eben nicht?


    Ich glaube Musik ist unendlich auch wenn man das Rad nicht neu erfinden kann. Viele Accordfolgen tauchen immer wieder bei Stücken auf. Also was ist es? Die Stimme des Interpreten, der Sound der Instrumente, der groove........


    Wahrscheinlich eine Mischung aus allem aber Fakt ist, dass gerade einfach gestrickte Stücke es oft zum "Evergreen" schaffen. Und wenn man sich dann mit den Dingern auseinander setzt, merkt man auf einmal: So einfach sind die gar nicht!


    Wie auch immer, ich "jage" dem Phänomen seit über 15 Jahren hinterher und habe noch nicht mal ansatzweise eine Antwort gefunden. Außer das ich ne relativ hohe Trefferquote habe, wenn ich mir denke: Das Ding wirst Du in 10 Jahren noch regelmäßig im Radio hören.

    Grüße,


    De' Maddin Set
    ________________________________


    Dängdäng-Dängdäng-Dängdäng
    Bababababaaa-baba - Brack........Meet you all the way....dadadab...usw.

  • Zitat

    Unendlich ist übrigens die Zahl, die du da ausrechnest.


    Meiner Meinung nach nicht. Ok, du klammerst dich an deine Zeit fest, aber nun ja... Klar, die Zeit ist unendlich, aber halbwegs logisch muss man die Sache schon noch sehn. Du kannst ja kein Song schreiben, der vier mal den D-Dur Akkord hat, dann vier mal den F-Moll Akkord, dann wieder vier mal... Kannst du theoretisch schon, aber ich hoffe mal du weißt einfach, was ich mein ;)


    Zitat

    Jemand, der Anastacia mag, wird die CD auch 2034 noch aus dem Regal nehmen und abspielen


    Das stimmt wieder voll und ganz. Trotzdem geht der Song/die CD populär gesehen irgendwann verloren. Bzw. auch nicht (wie das mit der Bibel). Beim letzten Satz kann ich dir auch nur zustimmen. Wobei ich das ja mein, mit dem "Verloren gehen". Letztendlich weiß man es ja heute nicht mehr, also macht es auch nicht grad übermäßig viel Sinn, sich den Kopf darüber zu zerbrechen.


    Ach, der Maddin!
    Find ich ja geil, dass wir uns in Manchen Sachen doch ziemlich ähneln. Bin mal gespannt auf mich, in 20 Jahren. :D


    Zitat

    Interessanter Ansatz.


    Und weiter unten:

    Zitat

    ...und habe noch nicht mal ansatzweise eine Antwort gefunden.


    :] Daraus kann man sich jetzt schließen, was man will...


    Nein, ernsthaft:
    Ich seh das ähnlich wie du. Nicht um sonst ist Ringo Starr ja ein - angeblich - beschissener Drummer (gewesen). Halt songdienlich -> sehr einfache Songs. Beatles sind da nur ein Beispiel, wobei ja da eigentlich der ältere Jahrgang was zu sagen hat.


    Zitat

    Ich glaube Musik ist unendlich auch wenn man das Rad nicht neu erfinden kann.


    Mit dem Satz hast du mir (am heutigen Montag!) schon die ganze Woche gerettet.


    Zitat

    Außer das ich ne relativ hohe Trefferquote habe, wenn ich mir denke: Das Ding wirst Du in 10 Jahren noch regelmäßig im Radio hören.


    Na dann sehen wir mal in 10 Jahren, ob ich bei meinen insgeheimen Vermutungen auch nicht schlecht liege. Ich nehme bei mir aber an, dass ich zu viel subjektive Meinung reinpacke. Aber so ganz drauf scheiße kann man auf die ja nicht, oder? Oder schaltest du bei deiner Theorie dein persönliches Empfinden vorerst komplett aus? Wäre beeindruckend...


    Bis neulich, Drummer-Paule

  • Eine wirklich ganz interessante Rechnung.


    Aber manche Dinge (z.B. deine angesprochenen Akkord- Hamormnie Regeln) ändern sich manchmal.
    Man denke an die 12 Ton Musik von Herrn Stockhausen...


    Klar hat sich manches bewährt, anderes hingegen unterliegt ständiger Veränderung.
    Und es gibt ja mehr als nur Akkorde - Melodiestimme, Sounds, Effekte etc.
    Man kann eigentlich immer etwas schaffen, was noch nie da war - ob das gut klingt ist ntürlich eine andere Frage.

  • Ich finde in dem Zusammenhang auch das Rechtliche ganz interessant. Bsp. Bushido und Dimmu Borgir (Thread gibts im Schlachzeug) In dem Fall ist die Melodie tatsächlich ziemlich identisch, aber wie "anders" muss sich eine Melodie im Vergleich zum Original anhören um wirklich etwas neues zu sein?
    Und vorallem: Muss man irgendwann Angst haben verklagt zu werden, weil man eine Melodie "geklaut" hat ohne es zu wissen? Ich meine, wenn tatsächlich alle Melodien schon dagewesen sind, kann man ja theoretisch nichts mehr machen ohne (wenn auch unbewusst) zu "klauen".


    Sorry, wenn ich da irgendwie vom Thema abgekommen bin, aber ich hab da eh schon öfter drüber nachgedacht und finde das auch sehr interessant. Wollte diesen Aspekt nur mal in die Runde werfen.




    Edith hat mal eben Punkte durch Fragenzeichen ersetzt wo sie hingehören ;)

    ...sowas muss doch nicht sein...

    2 Mal editiert, zuletzt von Trommüllmann ()

  • Zitat

    Man kann eigentlich immer etwas schaffen, was noch nie da war - ob das gut klingt ist ntürlich eine andere Frage.


    Und uneigentlich? :P Ich mein, kann man immer etwas neues schaffen? Mal ganz physikalisch gesehen gibt es doch irgendwann nichts neues mehr.


    Zitat

    ...aber wie "anders" muss sich eine Melodie im Vergleich zum Original anhören um wirklich etwas neues zu sein?


    So weit ich weiß, dürfen laut Gesetz 4 Takte gleich sein. ;)


    Zitat

    Muss man irgendwann Angst haben verklagt zu werden, weil man eine Melodie "geklaut" hat ohne es zu wissen? Ich meine, wenn tatsächlich alle Melodien schon dagewesen sind, kann man ja theoretisch nichts mehr machen ohne (wenn auch unbewusst) zu "klauen".


    Word und wieder genau so interessant. Da gibt es auch die Geschichte von Gary Moores "Still got the Blues". Hab da auf swr3 mal ne geile Theorie gehört:
    Er soll sich die Melodie über Jahrzehnte lang unbewusst gemerkt haben nachdem er sie zuerst auf einem Konzert einer Offenburger Band gehört hatte. Also genau das, was du meintest.


    Edith fügt folgendes (!) Zitat aus einem anderen Forum an:


    Zitat

    Einen recht polulären Fall von Songklau, gab`s direkt bei mir "vor der Haustür" und betrifft Gary Moore. Er soll (ich sage mal er hat`s) "Still Got The Blues" direkt von einer frühen deutschen Prog./Krautband, nämlich Jude`s Gallery (aus Offenburg) geklaut haben. Die Sache wird seit Jahren vor Gericht verhandelt. Moore`s Plattenfirma Virgin (die eigentlich angeklagte) musste auch bereits (Teil)Niederlagen einstecken.
    Kläger ist Jürgen "Judy" Winter, Autor des Songs "Nordrach" auf der CD SWF-Sessions Vol.1, veröffentlich auf Long Hair Cut (übrigens, ein saustarkes Teil zwischen Prog., Jazz und Ethno). Die CD ist zwar erst Ende `90 erschienen, die Aufnahmen liefen jedoch Anfang/Mitte `70 mehrfach im SWF Pop Shop.
    Die instrumentale Melodieführung ist in der Tat absolut identisch (Harmoniefolge, sogar Tonart) mit der von "Still Got The Blues", mehrere Gutachten von anerkannten Professoren bestätigen dies.
    Virgin hat Winter wohl auch Vergleichszahlungen angeboten, die Winter jedoch ablehnte, da er Autorenrechte beansprucht (wegen der Tantiemen).


    -> Btw ist der ganze Thread auch ganz ähnlich wie das hier.



    Bis neulich, Drummer-Paule

  • also vllt. kann man einen weiteren Denkanstoß zu diesem Thema aus der Art wie sich Musik in den Jahrhunderten gehalten hat.
    Mit der sogenannten "klassischen" Musik ist das zunächst so.


    MAn hat gaaanz ganz früher für den tagesgebrauch geschrieben. Opern wurden erst sein Ende des 17.Jahrhunderts mehrmals aufgeführt, weil Opern nun auch außerhalb von adeligen Höfen aufgeführt wurden. Dies musste finanziert werden. Eine Seite waren die Eintrittsgelder, die andere, dass man einfach bei den Requisiten gespart hat und einige Opern häufiger aufgeführt hat oder einen beliebten Stoff immer nur etwas umgeschrieben at, sodass man den Krempel von der Vorwoche nochmal verbraten konnte.
    Das Stimmmaterial wurde handschriftlich angefertigt. Drucke leistete man sich nur für besondere höfische Anlässe, wenn man sozusagen später noch was gedrucktes haben sollte, dass an den Tag erinnert. Dabei wiederum interessant, dass in diesem Fall häufiger die Libretti (texte) überliefert sind, als die dazugehörigen Kompositionen.


    Man hat sich auch nie drum gekümmert, was irgendein "Meister vor 100 Jahren geschrieben hat. Das Interesse für die "Alten" setzt mit Schumann und Mendelssohn im 19. Jahrhundert ein. Sie interessieren sich als Komponisten aus ganz persönlichem Interesse für die MUsik von so einem Johann Sebastian Bach und weil denen das Zeug so gut gefiel und die sich als Komponisten dachten, dass is so genial gemacht, haben sie es in ihrer Funktion als Dirigenten z.B. in Leipzig und Düsseldorf uraufgeführt.
    Im gleichen Jahrhundert beginnt man auch wissenschaftlcih an das Thema Musiktheorie ranzugehen. Erstmals unternimmt ein Musiker (ich muss mich schämen den Namen nicht zu wissen) das Unterfangen, sich mal alle Fugen von Bach anzugucken und mal auszuprobieren, ob man da nicht gewisse Regelmäßigkeiten draus ableiten kann. (Man merkt schon daran wie sehr sich manchmal Wissenschaft und Kompositionslehre von dem unterscheiden, was kreativ geschaffen wird, denn der Mann führt für alles, was nicht in die Regeln passt Sonderregeln ein, weil nunmal nicht alles dem systematisierten Regelwerk entspricht, was dazu führt, dass es so viele Ausnahmen von der Regel gibt,


    Was wir heutzutage für aufführenswert halten, hat mit einer gewissen Art von "das ist intellektuell" und "wir sind humanistisch aufgeklärt und haben einen Sinn für das schöngeistige zu tun". Es hat sich mit der Zeit ein gewisser Kanon an dem was man vllt. als sowas wie ein Kultuerbe bezeichnen könnte gebildet. Ein Musikwissenschaftler wird dir aber sagen, dass Mozart, Beethoven und Bach nicht ihre Zeit (alleine) wiederspiegeln und nicht unbedingt die Hauotakteure sind.
    Anno dazumal waren das ganz andere Namen, die "in den Charts" waren, von denen vllt. heutzutage noch keiner gehört hat, weil sie einfach nicht so eine Starke Lobby haben.


    Musik ist immer auch Mode. Warum gab es in den Anfang der 70er so ein riesen Interesse an moderner "klassischer" Musik, etwa Steve Reich, Stockhausen etc. und das sogar bei vielen 20-jährigen Mittelschicht Leuten, die selber Rock machten? Zum Teil ganz einfach, weil es zum intellektuellen Gestus dazugehörte, genauso wie man eine Zeit lang Satre oder Camus gelesen haben musste.


    Einige kurze Punkte:
    - es gibt Musik für den Tagesbedarf, gab es schon immer.
    - es gibt Musik, die überliefert wird aus a) einem gewissen kulturellen Selbstverständnis heraus, b) Mode, c) "Konservierungsbestrebungen" und einem persönlichen Interesse von Geeks (Schumann/Mendelssohn), obwohl sie nicht den historischen Zustand wiedergeben.
    - Musik schöpft aus einem gewissen Vorrat an Usancen, also dem was gebräuchlich und geläufig ist und irgendwo Gewohnheit ist.
    - Musik unterliegt finanziellen Zwängen, heute wie damals.


    Kann man jetzt weiterdenken: Die Musik, die im Popbereich produziert wird ist, prinzipiell erstmal auf den Tagesbedarf hin produziert, könnte man sagen, oder? Was sich im Radio hält ist, heutzutage, das, was Programmmacher nochmal aus persönlichem Interesse auskramen und Hörer immer mal wieder hören, weil sie es irgendwo gehört haben oder noch von früher kennen.


    Man könnte etwa sagen, dass etwa einiges aus dem Bereich des prog-rock Berechtigung hat "überliefert" zu werden. Aber warum? (vom musikwissenschaftlichen Standpunkt her übrigens kontrovers). Weil man mit "klassik"-Einsprengseln (siehe Yes, King Crimson, Deep Purple,...) gleichsetzt mit anspruchsvoll/hochwertig. Aber was wir als hochwertig erachten ist zum Teil auch nur das, was man platt als Gassenhauer bezeichnen kann. Mann kann auf theoretischer Ebene zeigen, was toll ist, an Beethovens 9ter (auch in der Wissenschaft nicht unproblematisch), aber man wird auch feststellen können, dass es zu8m Teil einfach nur Sachen gibt, die auf die Leute aus irgendwelchen Gründen einfach nur WIRKEN.


    Warum findet man nun manche Popsongs einfach so geil (warum haben sie so eine Wirkung), und man denkt sich, dass bleibt ewig?
    Es scheint einfach persönliche Vorlieben zu geben und manchmal gibt es eben sehr viele LEute, die die gleichen persönlichen Vorlieben teilen oder anders gesagt, es wurde in der Musik was fabriziert, was genau eines der Merkmale trägt das irgendwie auf eine ziemlich große Schnittmenge wirkt. - Ohne, dass man es irgendwie genau sagen könnte warum.


    Zu der Ausgangsfrage, ob das in 100 Jahren noch als quasi Kulturgut überlebt? Hm, schwer zu sagen, aber wenn eher aus einem Interesse an der Historie und, wenn es wieder aufgeführt wird oder nochmal neu aufgenommen wird, dann weil man den Leuten was bieten will, für das sie bereit sind Geld zu bezahlen udn so wird man dann wieder an 100 Jahre alte Songs erinnert. Isst aber die Frage wie ein Song aus den 60ern dann 2060 wirkt. Wie sieht Popmusik dann aus. (Hoffentlich nicht so, wie in den Sci-Fi-B-Movies aus den 70ern) :)
    Nein, es muss natürlich nicht nur um Geld gehen, kann auch sein, dass jemand was ausgräbt und es dann allen zeigen muss, weil er es selber so toll findet, dass er es für wert erachtet es ins Bewusstsein zu holen. Aber ob sich darunter nun Musik, die ursprünglich für den Tagesgebrauch gedacht war oder welche aus anderen Gründen befindet, ist dann doch eigentlich egal, denn wenn es gefällt oder man sagt "oh, dass is alt, dass muss Kultur sein, also hochwertig, ach wie einfach die damals songs schrieben, aber trotzdem ist die Art der Kompsosition interessant nur 4 Akkorde, und daraus besteht das ganze Lied"...


    Natürlich hat es für den Künstler selber und das überträgt sich ein Stück weit auch auf die rezipierende Gesellschaft auch etwas mit dem Selbstverständnis zu tun.


    Früher (1500 z.B.) als Musik für den Tagesgebrauch gemacht wurde, ging es darum einfach sein HAndwerk ordentlich zu machen, ob es nun für ein musikalisches Lehrbuch oder den Gebrauch zu einer Krönugsfeier oder einer Messe war. Später, hät sich der Künstler einfach für toll und will, dass was von ihm für die Ewigkeit erhalten bleibt, zwar wird er dabei immernoch sein Handwerk ordentlich machen wollen, aber er hat eine andere Beziehung dazu, es ist nicht nur seine Ware, die er fachmännisch hergestellt hat, sondern ein Teil, das ein Stück weit ihn selbst, seine Würde repräsentiert.
    Repräsentiert "Cherry Cherry Ladie", die innere Würde und den Anspruch an den eigenen Intellekt des Künstlers, in dem Fall Dieter Bohlens?


    Musik kann natürlich auch Ausdruck der inneren Zustände eines Künstlers sein. Warum soll dann das Erfolgsrezept dabei nicht sein, dass es ein Hörer nachempfinden kann. Interessant dabei, warum kann man sich elend fühlen und sich von einer Arie von Bach "verstanden" fühlen, obwohl es darin vllt. eigentlich nur um die Jesus-Family geht? Also Musik die gar nicht so gemeitn ist. Naja vllt. gitb sie schon die Seelenzustände Bachs in dem Zeitpunkt des Schreibens wieder, aber das is dann Kaffeesatzleserei.


    Ach die aller aller erste Frage war ja wie viel Möglichkeiten es gibt. Es gibt eine Theorie, die besagt, dass immer ein gewisser Anteil von bekanntem in der Musik drinstecken MUSS, damit der Mensch es überhaupt einordnen kann. Klingt nicht unwahrscheinlich.


    PS: übrigens gibt es gar nicht so wenige Stücke, die auf einem Akkord beruhen und trotzdem genial sind oder einem persönlich was sagen.

    "Also hab ich angefangen Besen spielen zu lernen, dann hab ich ein Paar Sticks bekommen, dann ein Übungspad, dann ein Schlagzeug, dann zwei Schlagzeuge.... Jetzt verstehe ich Kids, die sich 17 Schlagzeuge auf einmal kaufen." (Bill Bruford)

    2 Mal editiert, zuletzt von Dough Clifford ()

  • also-ihr macht euch gedanken über die zukunft von musik, wobei ihr euch fast ausschließlich auf die jetzige zeit konzentriert. klassik ist ja ein ansatz, aber wie lange gibt es schon punkrock und hiphop? musik entwickelt sich, das nennt man evolution ^^
    ich mache mir da keine gedanken, ich höre immer noch gerne schubert oder vivaldi, aber kein bushido und das wird in 100jahren mein sohn auch noch so machen(hoffe ich doch stark) ^^.
    lange Rede kurzer Sinn. die Musik ist eine Kunst-Kunst kann man nicht einsperren, weil es immer Menschen gibt, die diese Ketten sprengen werden, sei es durch einzigartige Kombinationen von Tönen, neuen Instrumenten oder etwas ganz anderes. selbst Beethoven war seiner Zeit voraus; vielleicht sind es Tokio Hotel auch ^^

    [url='http://www.drummerforum.de/forum/thread.php?postid=382638#post382638']Mein Saturn

  • Cooles Thema!


    Zitat

    Original von Drummer-Paule
    Theoretisch gesehen ist doch mit neuen Songs irgendwann Schluss.


    Gerade aus theoretischer Sicht gibt es unendlich viele Songs. Denn Tönen (Frequenzen) oder Rhythmen (Zeitintervallen) kann man reelle Zahlen zuordnen und die Menge der reellen Zahlen ist nicht nur nicht endlich sondern vielmehr überabzählbar.

    Sei realistisch, plane ein Wunder!

  • Also wer Anastacias Song "Sick & Tired" als "verdammt genialen Song" bezeichnet und dann mit einer musiktheoretisch derart gewagten These daherkommt, denn kann ich nicht ernst nehmen, sorry. Meine ich auch nicht böse, aber die Halbwertzeit von so einem auf Zeitgeist geschneiderten Pop-Produkt der von klassischer Musik gegenüber zu stellen halte ich entweder für gewagt oder für Zeitverschendung. Aber so gesehen ist meine Meinung dann ja Off-Topic...

    pbu: Ja, bei mir wurde bereits in früher Kindheit ein sog. Sixpack-Bauch diagnostiziert.
    Aber ich habe gelernt, damit umzugehen und komme mir inzwischen gar nicht mehr so anders vor.
    Dazu beigetragen hat auch, dass ich mir über die Muskeln eine Fettschicht wachsen lassen habe.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!