Label (zur Selbstvermarktung) gründen - sinnvoll?

  • Hallo,


    die Bezeichnung "label gründen" ist eben etwas missverständlich und klingt eben auch schon etwas größer angelegt.
    Wenn man lediglich auf seine selbstgebrannte CD "Jürgen K Records" schreibt, dann hat man eigentlich schon ein Etikett gemacht.
    Man kann natürlich auch die "Jürgen K Heiße Scheiben GmbH" mit einem Stammkapital von 25.000 Euro eintragen lassen, eine nette Büroetage mieten und einrichten.


    Dennoch teile ich als Bedenkenträger die Bedenken hinsichtlich der Frage, ob sich der Aufwand lohnt.
    Wenn es kein Aufwand ist, dann ist es natürlich schön. Was Aufwand ist, darüber streiten sich die Geister aber auch.
    Damit es hinterher keine lustigen Wirrungen gibt, sollte man aber zunächst überlegen, wie die Gesellschaft aussehen soll (Gesellschafter?) und wie das mit Kapital und Haftung geregelt wird. Wie nennt man das doch gleich, wenn man seine Idee mal konkretisiert? Irgendetwas mit Plan. Den sollte man haben.


    Ob ein Vertrieb etwas kostet?
    Nun, ja, wenn es die "Jürgen K Altruistische, selbstlose und selbstausbeuterische Vertriebsgesellschaft (JKAssV)" ist, sicherlich nichts, wenn es die "Jürgen K Multimillionmedia Distribution GmbH & Co. KG" ist, dann sieht die Welt zweifelsfrei anders aus. Ich vermute allerdings stark, dass die überwiegende Mehrheit von Vertrieben ein Interesse an Gewinn haben und daher eher gegen einen gewissen Betrag in Euro tätig werden wollen.
    Was ich nicht verstehe: warum macht man das nicht gleich selbst?


    Irgendwie kommt mir die Idee nicht so ganz ausgegart vor, so nix Halbes, nix Ganzes, vielleicht liegt das aber auch an meinem time lag.


    Grüße
    Jürgen

  • Wie gesagt, ich habe selber Bedenken und das auch mehrfach geäußert. Aber wenn einem abgeraten wird, möchte ich wissen, wieso, weshalb, warum, am besten konkret auf meinen Fall bezogen. Und nicht den weisen Rat von wohlmeinenden Insidern.
    Und auf meine konkrete Frage mit dem Vertrieb ist keiner eingegangen; es gibt ja genug Indievertriebe - hat wer Erfahrung? Was wollen/ fordern die?


    Wie gesagt - wenns nicht mal einen Labelcode, Gemamitgeliedschaft oder sonstwas braucht, werden die Kosten nicht signifikant höher, als wenn wir das Album einfach pressen lassen. So what? Irgendwann muss man ja mal anfangen und wenn es denn überhaupt soweit käme(!!!), dann würde das natürlich noch konkretisiert. Konkretisierung zu fordern, wenns um die grobe Skizzierung geht, ist auch irgendwie witzig...


    Grüße, Philip

  • Du musst zwingend in der Gema sein um eigene Cd´s oder die für andere Band herstellen zu können.

    Wie Majestic12 oben schon gesagt hat: Quatsch.

    Steuerberater aus dem Musikbereich suchen und beraten lassen !

    Lieber einen Rechtsanwalt aus dem Musikbereich - denn für falsche rechtliche Beratung zahlt die Haftpflichtversicherung des Steuerberaters nicht, wenn Schäden entstehen! Rechtsrat (und darum geht es hier auch) darf er nicht erteilen.


    Ein Label verursacht Kosten bei der Gründung (Marke anmelden, Erstauflage herstellen etc. um einen LC-Code zu erhalten) bei der Administration (Buchhaltung, Umsatzsteuervoranmeldungen, Gewerbesteuer etc.) und das alles eigentlich nur mit dem Zweck, dass durch die LC-Nummer ein Abrechnen der gesendeten Musik für Radiostationen gegenüber den Verwertungsgesellschaften möglich ist. Um aber wirklich professionell arbeiten zu können, benötigt man noch einen ISRC-Code (den vergibt nicht die GVL sondern die IFPI - bitte googeln)


    Die GEMA zahlt man nur bei der jeweiligen Pressung einer Auflage - Mitglied muss man dazu nicht sein. Nur wenn Musik, die ausschließlich von Autoren komponiert wurde (und dabei nicht geklaut ;) ) welche nicht GEMA Mitglieder sind, kann man mit der Freistellungserklärung die GEMA-Lizenzen sparen - und auch nur dann, wäre über irgendein Creative-Commons Modell nachzudenken. Allerdings bin ich da auch der Meinung, dass man diese Gedanken nicht weiter unterstützen sollte. Sie nutzen nur den Betreibern von Internetportalen - machen es den Künstlern aber unmöglich Geld zu verdienen.


    Viele gute Infos gibt es beim Verband unabhängiger Musikunternehmen VUT(früher unabhängige Tonträgerhersteller - daher das T).

  • ber wenn einem abgeraten wird, möchte ich wissen, wieso, weshalb, warum,


    Ganz simpel: Es bedeutet viel Aufwand, Arbeit und Geldeinsatz, den du in der heutigen Zeit stetig sinkender Umsätze in der Musikbranche nicht mehr rausholen kannst.
    Und wie ich schon schrieb, wenn du dann in dieser Phase des Aufbaus bzw. der mangelnden Rendite irgendwann die Lust verlierst, ist ein Laden nicht so leicht zugemacht, wie man glaubt.
    In diesem Fall wird bei einer Betriebsaufgabe auch noch das Finanzamt ankommen und nachfragen, was die ganze Aktion sollte und im schlimmsten Fall die Frage aufwerfen, ob es sich hier um ein Hobby gehalten hat.
    Dann wird alles nochmals rückwirkend teuer.
    Du skiziierst ja selbst das Szenario, das es sich um Musik handelt, die eigentlich keine grosse Öffentlichkeit hat. Folglich sind weder grössere Umsätze in CD/Onineverkäufen noch Airplay auf Radiostationen zu erwarten.
    Da wirft sich für jeden die Frage nach dem warum sollt man dann das tun auf.
    Keine Rendite aber jede Menge Kosten und Arbeit.
    Wollt ihr nur eure CD mit einem Labelcode versehen wissen, dann gibt es genügend andere Wege an einen solchen zu kommen.

  • Also bisher sieht das eigentlich so aus: Plan A: Label suchen, Plan B: selber releasen und Vertrieb suchen, Plan C: Online- bzw. On-Demand-Distribution, Plan D: Label selber gründen. Es hat also weder Eile, noch hat es Priorität.


    Was ich nicht nachvollziehen kann: Es hat sich hier ja rauskristallisiert, dass wir im Prinzip weder (erstmal), weder LC, noch GEMA, Markeneintrag, noch irgendwas anderes benötigen: Ergo - keine Kosten. Betriebsgründung kost ja auch nix. Wo sind denn jetzt anfänglich die Kosten ein Problem ?( ? Aufwand: Erstmal gehts nur um uns selbst, das heißt der bürokratische Aufwand hält sich in Grenzen. Wo ist das Problem? Alles weitere ergibt sich dann im laufenden Betrieb. Danke auch für den Link bezüglich VUT, den hatte ich aber selber schon gefunden und gepostet.
    Wo ich auch nicht mitkomme ist die Sache Hobby vs. Betrieb: Zum einen wäre ja schon langfristig geplant die Sache aufzubauen. Selbst wenn das aber in kleinem Rahmen bleibt und es einige Umsätze gibt, wäre ja gewünscht, dass wir das versteuern. Wie macht man denn das, wenn das ein reines Hobby ist? Und kann man ein Label nicht als Hobby betreiben?


    Warum das trotzdem gerechtfertig wäre, habe ich erklärt: Nur weil etwas nicht im großen Rahmen mit Airplay bei SWR3 stattfindet, gibt es ein weltweites Publikum, dass man erreichen möchte. Das geht natürlich auch anders und es ist nicht der priorisierte Weg, aber warum das unter den gegebenen Umständen unsinnig wäre, verstehe ich nach wie vor nicht.


    Grüße, Philip

  • Nur weil etwas nicht im großen Rahmen mit Airplay bei SWR3 stattfindet, gibt es ein weltweites Publikum, dass man erreichen möchte. Das geht natürlich auch anders und es ist nicht der priorisierte Weg, aber warum das unter den gegebenen Umständen unsinnig wäre, verstehe ich nach wie vor nicht.


    Also diesbezüglich sag ich mal ganz konkret, weil die Gründung eines Labels dir diesbezüglich GAR NICHTS an Vorteilen bringt.
    Wenn du ein weltweites Publikum erreichen möchtest (was ja an sich schon ohne Promotion Budget nahezu unmöglich ist), dann stellt eure Sachen mit Hilfe eines entsprechenden Dienstleisters wie TuneCore o.ä. online.
    Das ist völlig ausreichend.
    Ich kann dir versichern, das ihr mit einem Vertriebsdeal im Jahr froh sein könnt, wenn ihr 10 CDs verkauft. Ohne Bekanntheit, ohne PromoBudget, ohne Radio und TV Präsenz läuft da nämlich nahezu gar nichts.
    Wie soll denn überhaupt irgendwer auf euch aufmerksam werden?
    Deshalb investiert das Geld einfach in so ein Onlineportal mit korrekten Konditionen und ihr habt unterm strich mehr davon.
    1.) kann euch jeder weltweit downloaden, falls er über euch stolpert
    2.) besteht zumindest minimal die Chance, das ein paar Cent hängen bleiben


    Eure CDs macht ihr dann besser wieder auf eigene Kappe und verkauft sie auf euren Gigs oder direkt über Website etc. Dafür braucht man auch kein Label.
    BTW verdient man nämlich an einer CD, die über einen Vertrieb verdealed wird pro Stück grottenschlecht.


    Warum das ganze unsinnig ist? Weil man mit Kanonen auf Tauben schiesst oder einen Porsche als Traktor kauft oder ein JazzKit für die Metal Band.
    Kann man alles machen, ist aber einfach nicht sinnvoll. Mehr gibt es da eigentlich nicht zu verstehen.


    Ach ja, und natürlich kannst du ein Label auch einfach so machen und als Liebhaberei betreiben. Siehe hier
    Der Punkt ist nur der, dass das Finanzamt entscheidet, ob es sich um Liebhaberei oder gewerbliche Tätigkeit handelt.
    Und wie ich bereits schrieb, werden solche Dinge auch meist erst dann zu einem Problem, wenn man das Ganze wieder einstellen will oder wenn das FA mal nachhakt.
    Dummerweise dürfen die ja auch nachträglich dir den Status der Liebhaberei oder gewerbliche Tätigkeit verleihen und das mit entsprechenden Konsequenzen.
    Dies wird insofern relevant, wenn man wie ihr überlegt eine Sache anzufangen, die man eher mal so laufen lassen will. So etwas ist meist ein Garant für spätere Probleme und ich würde so etwas nicht schreiben, würde ich nicht genügend Leute kennen, die mal mit einer ähnlichen Attitude ein Ton-Studio eröffnet haben. In 2 von 3 Fällen gab es dann auch diesbezüglich irgendwann ein Problem, was sich in einem Fall sogar plötzlich auf 5 stellige Rückforderungen seitens des FA auswirkte, weil das fA zur Auffassung kam, das der Herr eigentlich einem Hobby nachgeht.
    Ich wollte halt nur einfach davor warnen, weil man sich mit der Aufnahme einer gewerblichen/selbständigen Tätigkeit in Deutschland leider auf ein sehr glitschiges und unberechenbares Parkett begibt.

  • Eine myspace-Präsenz etc. gibt es natürlich schon (siehe SIg) und wie gesagt, die Online-Distribution steht vor dem Label. Ist alles schon bedacht. Es geht hier um das Gedankenspiel des Labels.


    Das man nicht 1000ende CDs absetzt ist klar. Aber die Szene ist konservativ, physische Tonträger, eher sogar LPs werden bevorzugt. Ich denke anfänglich wären vielleicht einige Dutzend verkaufte CDs möglich, langfristig wäre das durchaus auf eine kleine dreistellige Zahl/ Jahr steigerbar. Aber dafür muss man in den entsprechenden Shops wie z. B. http://www.allthatisheavy.com/ oder http://www.kozmik-artifactz.com/shop/index.php?language=de. Ich denke, dass man das auch individuell aushandeln kann, insofern muss ein Label natürlich nicht sein.


    Es ginge nicht darum Verluste zu erwirtschaften. Die (abzusetzenden) Ausgaben würden wir ja erst mit steigenden Einnahmen steigen, das ist z. B. auch was anderes als bei einem Studio, in das man erstmal kräftig investieren muss. Es ginge uns zu Anfang um +-0 und im Weiteren um kleine Gewinne. Dass das möglicherweise nicht wie gewünscht klappt, ist natürlich gut möglich, ist aber wohl systembedingt.


    Ich sehe hier keine Spatzen und Kanonen, es wäre ein kleines Label für eine kleine Band/ kleine Bands. Was spricht dagegen klein anzufangen und versuchen das auszubauen?


    Grüße, Philip

  • Ich denke, niemand will dir hier irgendwas ausreden. Die Frage ist, was ist das effektivste. Denn auch eure Freizeit ist kostbar.
    Deine Prioritten sind schon richtig: wenn A, dann mit denen absprechen was C angeht.
    Wenn B, dann alle Register ziehen. Es ist zwar lieb und nett, wenn du bei den "großen" Shops auftauchst, davon werden aber noch nicht viele CD's verkauft. Wir haben unsere Platte auch bei Kozmik, und bisher (seit einem Jahr) sind da vielleicht 10 Scheiben über den Tresen gegangen. Du siehst, alles keine großen Beträge, aber besser als nichts. Ich finde es wichtiger, Gigs zu spielen und immer fleissig die Platte anbieten, da geht denk ich mehr bei rum.

  • Sry, Philip, vielleicht ne blöde Frage:
    Warum machst du's dann nicht einfach, wenn du sowieso schon davon überzeugt bist?

    Was heißt überzeugt; ich finde die Debatte nur bisweilen etwas einseitig, manchmal habe ich den Eindruck es wird auch gar nicht richtig gelesen, was ich schreibe: Es gibt noch viele andere Möglichkeiten und das Ganze ist ein GEDANKENSPIEL (Strg + F und mal danach suchen, wurde fast ein halbes dutzend Mal erwähnt :) ).


    Wie gesagt, dass müsste ja erstmal auch kein Betrieb sein; kann man das auch erstmal einfach als reines Hobby betreiben? Also Webseite schalten und promoten und gut ist und sobald mehr als ein paar Penunzen kommen, anmelden? Oder will das FA gleich jeden € versteuert sehen und steigt mir aufs Dach, wenn ich das nach dem Guerillaprinzip mache?
    Prinzipiell gebe ich Moigus sonst recht und habe das Label ja selbst erst als Plan D genannt. Wenn bestimmt Shops die CDs auch so nehmen, passt das ja ohnehin. Bestellung über Amazon wäre natürlich schön, aber kein Muss und man könnte das ja auch über Audiomagnet oder so realisieren...


    Vielen Dank auf jeden Fall für die Einschätzungen und Kommentare, Philip

  • Hallo,


    es gibt kein bisschen schwanger.
    Entweder man betreibt ein reines Hobby, dann erzielt man aber auch keinen Gewinn (also immer schön drauflegen, sonst bildet man sich ein Hobby ein, welches nach Ansicht von außenstehenden Experten ein Unternehmen ist) oder man hat ein Unternehmen (das hat grundsätzlich eine Gewinnerzielungsabsicht, auch wenn es tatsächlich (zunächst) keinen Gewinn tatsächlich erzielt). Deshalb sollte man ein Gedankenspiel konkretisieren, sonst eiert man im Schwebezustand letztendlich auf einen Fall zu, wo es dann Ärger gibt. Und der ist in der Tat vorprogrammiert, wenn man sich nicht von Anfang an für den einen oder anderen Weg entscheidet.


    Verluste absetzen geht beim Hobby nicht.
    Anmelden, sobald ein Gewinn droht, wäre dringend ratsam. Wenn man irgendwann mit Gewinn ernsthaft rechnet, wäre es wirtschaftlich ratsam, sofort anzumelden und dann eben schön brav die Steuererklärungen abzugeben.


    Wer sollen denn die Gesellschafter des labels sein? Die ganze Kapelle? Nur ein Teil? Fremde? Gemischt?


    Grüße
    Jürgen

  • Yup, wenn nur die Band bzw. wer davon halt Bock hat.
    Wenn ich mir die Definition von Liebhaberei unter Didis Link durchlese, würde ich sagen, dass das erstmal ganz klar darunter fällt und wir wohl keinen "nachhaltigen Gewinn" erwirtschaften. Und wenn ein FA doch einmal auf die Idee käme, das anders zu sehen, kann ich mir nicht vorstellen, dass da finanziell große Überraschungen auf uns zukommen - es ginge ja trotzdem um kleine Summen. Und wir können ja schonmal brav Belege sammeln, für den Fall der Fälle ;) .


    Deshalb sage ich ja: Ganz in Ruhe angehen und schauen was kommt. Das macht die Sache eigentlich recht einfach.


    Grüße, Philip

  • Ich denke anfänglich wären vielleicht einige Dutzend verkaufte CDs möglich, langfristig wäre das durchaus auf eine kleine dreistellige Zahl/ Jahr steigerbar.


    Das ist ja genau der Punkt, den ich für eher fragwürdig halte und wie Moigus auch schon bestätigt hat

    Zitat

    Wir haben unsere Platte auch bei Kozmik, und bisher (seit einem Jahr) sind da vielleicht 10 Scheiben über den Tresen gegangen.


    Genau das schrieb ich zuvor ja auch schon (und eben nicht spekulativ sondern basierend auf eigenen Erfahrungswerten)Ich zitiere mich selbst:

    Zitat

    Ich kann dir versichern, das ihr mit einem Vertriebsdeal im Jahr froh sein könnt, wenn ihr 10 CDs verkauft.


    Ohne Promotion und nur durch reine Listung in einem Katalog wirst du dein Ziel mit mehren Hundert CDs p.a. niemals erreichen. Das wäre das erste mal, wo ich so etwas höre.
    Bedenke, das heutzutage sehr bekannte Acts mit medialer Präsenz teilweise nur noch 5000 Einheiten pro Veröffentlichung verkaufen.
    Natürlich könnt ihr das gerne mit einem Label machen. Wer das unbedingt will, kann dies gerne tun und ich persönlich hab da gar kein Problem mit.
    Allerdings erlaube ich mir, die durchaus unangenehmen Wahrheiten dazu auszusprechen.
    Ich persönlich würde jedenfalls zur jetzigen Zeit nicht eine Sekunde auf die Idee kommen, ein Label gründen zu wollen, egal mit welcher Musik und sehe zur Zeit eigentlich nur noch die Option der Direktvermarktung von Eigenproduktionen als klassischer Tonträger bei Gigs und zusätzlich noch über Internetplattformen als nette Ergänzung ohne grosse Erwartungen.
    Alles andere funktioniert, wenn überhaupt, nur noch über Promotionbudget und mediale Präsenz.
    Ist halt meine persönliche Meinung dazu, die man natürlich nicht teilen muss ;)

  • Ums Geld verdienen brauchst du dir anfangs eh keine Sorgen zu machen. Wenn ich das mal grob aus dem Kopf überschlage war bei uns in da Company alleine für den Kram wie VUT, ISRC-Code, GS1-Gebühren (EAN-13 und UPC) und bisschen hier und da ungefähr ein Tausender fällig, einiges davon in Form von Jahresgebühren. Die kommen also öfters mal vorbei.


    Allein dafür musst du schon monatlich mindestens "untenrum dreistellig" verscherbelt kriegen um sowas ähnliches wie eine "schwarz 0" in weiter Ferne unscharf erkennen zu können.

    Wenn man das Knie sieht, ist die Bassdrum zu klein!

  • Vielleicht kann man aus dieser Perspektive erklären: Ein Label ohne Vertrieb ist unfug. Vertriebe müssen Geld verdienen und arbeiten daher professionell. Vertriebe werden also sicherlich nicht mit Leute arbeiten, die ihr Label als Hobby betreiben, aus verschiedenen Gründen: Zum einen ist ein Label eine Marke und es ist für einen Vertrieb sehr wichtig, dass sie das Label neben den andere hundert gut positionieren kann. Dazu brauch es regelmäßige Albumveröffentlichungen, die von den Produktionen her professionell sind (und das kostet) von einem Label, das ordentlich Promo macht (oder machen lässt) (und das kostet) und das Album muss von der Band, grade wenn es ein newcomer act ist, durch touren supportet werden (und das kostet Toursupport). Sonst sagt der nette Einkäufer von Mr. Music in Bonn dem netten Aussendienstler eures Vertriebes: Ich habe mir jetzt drei VÖs von maxPhil in den Laden gestellt und alle Exemplare retourniert (was euch übrigens auch kostet). Ich stelle mir sicher keine 4. hier rein. Und dann habt ihr entweder keinen Vertieb mehr, oder noch schlimmer: Einen Vertrieb, dem ihr egal seid, und der nichts mehr für euch tut, denn auch er hat einen Ruf zu verlieren.


    Aus Band-Sicht sieht es folgendermaßen aus: Da ihr ja mit lokalen Bands arbeiten wollt, müssen die erstmal ein Album aufnehmen, und da es Rockmusik ist, kann mans nicht im Wohnzimmer machen. Das kostet mehrere tausend Euro. Falls das nicht alles Kinder reicher Eltern sind, müsst ihr das zahlen, oder die Bands schiessen es vor, wollen es aber natürlich über Beteiligungen zurück. Nun lohnt es sicht nicht (mehr), mit Bands zu arbeiten, die nicht zu einem Interviewtermin erschienen, weil sich der Sänger nicht für ein Hemd entscheiden konnte (true story, eine bakannte, deutsche "Indieband" vor ein paar Jahren), die müssen also selber eine gewisse Professionalität vorweisen. Das bringt es meistens mit sich (m.E. sollte es das sogar), dass sie so gut organisiert sind, dass sie selber durch touren und gute Fanbase-Pflege einige tausend Exemplare absetzen. Warum sollten die dann also mit einem Hobby-Label arbeiten? Die erwarten sich natülrich einen nächsten Schritt von einer Arbeit mit einem Label, sonst würden sie das selber ja besser machen. Vom einem Vertrieb erlöst ihr übrigens zwischen 5 und 7 Eur pro CD. die Herstellung dürfte so bei 1-2 Eur liegen und ein Eur geht an die GEMA, der dann ein Jahr später wieder an die Urheber oder an einen Verlag geht. Es bleibt also nicht viel Geld übrig, was noch ok war, als man noch Umsätze machte.


    Denn man darf nicht vergessen: Es kauft keiner mehr Platten. Lass Dir doch mal von Carol von Rautenkranz oder Patrick Wagner mal erzählen, warum ihre Labels jetzt Pleite sind. Und noch eines sollte man auch immer im Hinterkopf haben: Man kann die eigene Arbeit als Musiker nicht beurteilen. Darum gibt es ja Labels, die damals die künstlerische Seite von Bands entwickelt haben und heute immerhin die kommerzielle. Es kann also sein, das ihr einfach scheisse seid, oder das kein Mensch ausser eurem Freundeskreis eure Musik hören will. Der Abstand zum eigenen Tun ist auch bei Labelmitarbeitern nicht immer gegeben, aber wahrscheinlicher (ich hatte ihn übrigens trotzdem nicht)


    Ich glaube, dass man als Band heutzutage ohne die Industrie eher ene Chance hat, zumindest einen gewissen Teil vom Kuchen zu kriegen. Aber das geht auch nur, wenn man sich völlig auf die Musik konzentrieren kann und nicht nebenbei Geld verdienen muss. Welche Feierabendmucker kennt ihr denn so, die von der Musik leben können?

  • Danke für deine Ausführungen, bisweilen aber recht allgemein. Letztlich ist das Problem, dass viele hier das zu business-mäßig sehen. Hier gehts um Subkultur, da siehts wie gesagt mit CD- und Plattenkäufen anders aus, v.a. ist hier keiner auf schnellen Erfolg und den großen Reibach aus.
    Ich weiß auch, dass es Vertriebe gibt, die kleine Labels, sogar einzelne Bands nehmen. Bei meiner Ex-Band hats geklappt - vielleicht war das nur Glück? Hat ja jemand anderes Erfahrungen?


    Wie gesagt: Wenn überhaupt, wären andere Bands erst der zweite Schritt, erst mal unsere Eigenen. Und der Rest würde sukzessiv aufgebaut; im Zweifelsfall erstmal mit eigenem Shop, ebay und Amazon-Shop und dann erst über einen regulären Vertrieb. Ist vielleicht auch einfacher, wenn man was vorweisen kann.
    Und da das erstmal eh nur Liebhaberei ist, kann man auch jederzeit problemlos aufhören, wenn man merkt, dass es das nicht bringt.


    Grüße, Philip

  • Aber mal so unter uns, warum fragst Du denn dann überhaupt hier, wenn Du längst eigene Vorstellungen davon hast und im Prinzip nichts davon hören willst, warum das eigentlich eher nicht sinnvoll ist?
    Für mich klingt eigentlich jedes deiner Statements so, als hättest Du für dich schon längst entschieden, das Du das machen willst, egal was andere davon halten oder ob das sinnvoll ist.
    Dagegen ist ja auch absolut nichts einzuwenden, denn was man unbedingt tun will, sollte man auch tun!
    Das erinnert mich ein wenig an die Leute, die von mir wissen wollen, ob sie den Weg des Profimusikers beschreiten können und dann nur ablehnend darauf reagieren, wenn ich ihnen nahe lege, es lieber bleiben zu lassen.
    Da reagiere ich meist nur mit Schulterzucken und sag lakonisch: du hast mich gefragt und eine Antwort bekommen...
    Wenn ich etwas unbedingt tun will, dann frag ich keine anderen Leute nach ihrer Meinung, sondern handle nach meinem besten Wissen und Gewissen und trage dann auch die Konsequenzen.
    Also nichts für ungut, aber dann könnte man auch hier den Thread einfach schliessen ;)

  • Nein, entschieden ist gar nichts. Auch das habe ich schon mehrfach erläutert.
    Ich finde die Statements bisweilen einfach reichlich pauschal und ich habe oftmals nicht den Eindruck, dass auf das von mir Geschriebene und die spezielle Situation der Subkultur eingegangen wird. Hier hakt auch keiner nach? Stattdessen kommen manche Infos doppelt und dreifach, es werden Punkte angesprochen, die schon längst abgehakt sind. Es ist nicht für jeden hier ersichtlich, aber wer mich aus dem Forum kennt, weiß, dass ich mir im Vorfeld zumindest grob Gedanken mache, weshalb habe ich auch die Google-Suche verlinkt habe.
    Was hilft es mir weiter, wenn gesagt wird, dass es der Branche schlecht geht? Das würde uns nicht tangieren, sofern wir das (anfangs) nur als Liebhaberei betreiben würden und ich kanns nur wiederholen: Die Subkultur ist zwar nicht abgekoppelt vom System, aber bisweilen gelten hier andere Regeln


    Ich freue mich übrigens über jedes Statement - auch wenns mir nicht passt :) - und ich würde gerne weitere hören. Insofern bitte weitermachen.


    Grüße, Philip

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