Identifikationshilfe für ein Luxor Becken in 15"/ 38 cm

  • Hallo,


    mir ist bei einem Konvolut ein Bronze-Becken (vermutlich B20) untergekommen, das ich nicht einordnen kann.
    Es trägt einen kleinen "luxor"-Stempel und darunter noch in Blockbuchstaben "Cymbal". ansonsten nichts weiter.


    Ich denke eher, dass es mit dem "luxor" von der ehemailgen deutschen "Tromsa" in Verbindung zu bringen ist, als
    mit dem gleichnamigen Label der japanischen Billigmarke, denn billig klingt das Becken nicht.


    Es hat 38 cm Durchmesser und ist mit 1.047 g etwas schwerer als mein anderes Vintage Zildjian-Becken, ebenfalls in 15",
    das mit knapp 900 g im Klang daher etwas höher ausfällt.


    Kann mir jemand hierzu etwas sagen? Meine Recherche hier ergab, das Member drumsandbeats in 2007 offensichtlich
    luxor HiHats hat/te, die ebenfalls ganz passabel geklungen haben.


    Stammt das Becken von Zildjian? Oder eher von UFIP? Oder woher sonst?
    Jegliche sachdienliche Hinweise sind sehr willkommen! - Vorausdank dafür.


    Gruß, R.


    PS: das rote sind keine Flecken - da hat sich nur mein rotes T-Shirt als Reflexion drauf verewigt :whistling:

  • Ich bin mir sehr sicher, dass das Becken tatsächlich von der - von Dir so genannten - Billig-Marke "Luxor" ist. Der Schriftzug ist typisch und identisch mit dem auf Luxor-Verstärkern, -Bässen, -Gitarren, und -Drum-Sets.


    Was dazu wichtig zu wissen ist: "Luxor" ist nichts weiter als ein Handels-Name, der von einer Reihe deutscher Musikgeschäfte in den 70ern verwendet wurde, die als Einkaufsgemeinschaft Instrumente unterschiedlichster Hersteller vertrieben haben. Ich erinnere noch, dass da das Hamburger Musikhaus Zinngrebe dazu gehörte.


    Gitarren und Bässe kamen vielfach von Fujigen Gakki (Ibanez) oder Matsumoku (Aria), Drumsets von Hoshino, Verstärker von "Elk"/Tokio Industries usw. usf. - also praktisch alles aus Japan.


    Es ist anzunehmen, dass diese Einkäufergemeinschaft für ihre Becken den Markt nach Preis/Leistung sondiert haben wird, um dann dem einen oder anderen Hersteller (vermutlich aus der Türkei oder Italien) welche abzunehmen, um sie dann zu labeln bzw. gleich von diesen labeln zu lassen.


    "Luxor" war keineswegs durchgängig eine "Billig-Marke": Im Bereich Gitarren/Bässe gab es z.B. durchaus auch einige qualitativ höherwertige Instrumente in der Palette. Eigene Produktionsstätten hat es aber - meines Wissen - nicht gegeben.


    Was also die Beckenschmiede angeht, die dahinter stecken könnte, müssen wir weiter raten. Tromsa wird damit auf sicher nichts zu tun haben.



    P.S.: Ich vermute mal aus dem Bauch heraus, dass es ein "Tosco" ist ;)

  • Sehr guter Beitrag Zwaengo. Insbesondere der Zusammenhang mit der damaligen Einkaufsgemeinschaft. :thumbup:


    Ähnlich wie heute bei Lame oder Phillenium stecken hinter diesen nichtssagenden Brandnames bzw. "Wortkreationen" oftmals Produkte völlig verschiedener Fertigungsstätten oder Qualitätsstufen (selbst wenn mehrere Produkte "Lame" tragen, stammen sie nicht selten aus verschiedenen Fertigungsstätten). Dies erklärt auch hier zuweilen die Streuung von Produkten die "mies" sind, und solchen die für den (geringen) Preis "ganz passabel" bis "besser als vermutet" sind.


    Just for the record: Mein erstes Drumset 1979 war von "Luxor". Jenes entsprang eher der unter(st)en Produktebene von Hoshino Kougyou (hatte nix mit Tama zu tun, trotz dem Sitz in Nagoya und dem ähnlichen Namen). Mein Set war der letzte Schrott und selbst als 14-15 jähriger bedurfte es nur wenige Tage/Wochen um diese Erkenntnis zu gewinnen und dies anhand unzähliger Herstellungsmängel und Produkt-Dysfunktionalitäten aufzeigen zu können. Und noch verwirrender: es gab aber auch andere Sets, minimal teurere, von Hoshino Kougyou (also trotz dem identischen Werk) die nicht sooo mies waren wie meines. Nicht wirklich toll, aber funktional durchaus deutlich besser als meines.

  • Wenn es ein italienisches Becken von Tosco, Zanki (Zanchi) oder Ufip sein sollte, dann müßte man die typischen Produktionsartefakte des Rotocastingverfahrens erkennen können. Das kann ich hier auf den Bildern wegen der Auflösung kaum erkennen. Kannst du besser aufgelöste Bilder der Kuppe posten?

  • Ich denke das ist ein italienisches Becken. Die geschwungenen, nach außen gehenden Linien sehen für mich wie die Rotocastingartefakte bei meinen Becken aus. Die Linien verlaufen vermutlich auch über das ganze Becken bis zum Rand, oder? Meist ist die Materialstärke der Kuppe auch noch deutlich größer als bei vergleichbaren Becken türkischer oder maschineller (scheet bronce) Machart.

  • Ich denke das ist ein italienisches Becken. Die geschwungenen, nach außen gehenden Linien sehen für mich wie die Rotocastingartefakte bei meinen Becken aus. Die Linien verlaufen vermutlich auch über das ganze Becken bis zum Rand, oder? Meist ist die Materialstärke der Kuppe auch noch deutlich größer als bei vergleichbaren Becken türkischer oder maschineller (scheet bronce) Machart.


    Danke noch mal, dass Du Dich so einbringst.
    Ich hab hier zwei weitere Fotos, die Deine Expertise zu bestätigen scheinen, oder? Es ist bei dem Becken zum Außenrand hin schwer zu erkennen, ob da noch diese spiralförmigen Ausläufer vorhanden sind ...


    Auf jeden Fall ist es am Mittelloch etwa doppelt so dick wie meine älteren Zildjians.


    Gruß, R.

  • Ich lege mich da jetzt mal fest: Das ist ein italienisches Becken und wurde im Rotocastingverfahren gefertigt. Ob Tosco, Zanchie oder Ufip kann ich nicht sagen, aber mit Sicherheit ist das kein Billigbecken. Meine Italiener aus den 70ern klingen zudem alle prima. :)

  • Hallo,


    ich kann auf den Fotos nur erkennen, dass es ein Becken mit üblichem
    Abdrehmuster ist, so wie alle es im Programm hatten.
    Insbesondere die Kuppendicke erkenne ich nicht, die würde man aber
    auch hören, wenn es kein Bild wäre.


    Als ich noch klein war, war Luxor ein Ort im Morgenland, von dort kamen
    viele legendäre Geschichten, ist heute eigentlich noch genauso.
    Korrekt ist, dass ich aus der Gegend komme, dort wo die legendären
    Geräte von Tromsa gebaut wurden und folgerichtig war auch meine
    erste Trommel von Tromsa, obwohl ich als hoffender Gläubiger ahnungslos
    von den harten Wahrheiten der Welt anhand der Designanlehnungen auf
    Ludwig hoffte. Aber die Verarbeitung war bei näherem Hinsehen irgendwie
    doch eher ein wenig rustikal, so wie ein südhessischer Spargelbauer wahr-
    scheinlich sich vorstellt, eine Trommel zu bauen. Der Klang war blechig,
    aber es war ja auch eine Blechtrommel, die klingen halt so.*
    Wie komme ich darauf?
    Ach ja, in der Tat gab es damals Prospekte mit luxuriös bunten "Luxor"-
    Schlagzeugen und die hatten tatsächlich so ein Logo, wie da in dieses
    Bleck gestanzt worden ist.
    Dummerweise habe ich die Werke vernichtet (weil mir andere besser
    gefielen) und mich auch nicht weiter für die Sache interessiert, überall
    musste man mit diversen Objekten kämpfen, die man nur mit Handschuhen
    anfassen wollte, was war es für eine Offenbarung, als die sauberen Japaner
    oder Schweizer oder eben die mit den stabilen Eimern aus Westfalen mal
    in Sichtweite gerieten.
    In Folge musste die Kleine Blechbüchse weichen, es kam zwar erst mal
    Import-Schrott, aber der war schon erstaunlich anders verarbeitet und
    mit der dritten Trommel war Ruhe mit Auswüchsen, die man auch mit
    Beckenreiniger nicht bekämpfen kann.


    Grüße
    Jürgen


    *) (dachte ich, bis ich dann mal andere Bleche gehört habe)

  • ich kann auf den Fotos nur erkennen, dass es ein Becken mit üblichem
    Abdrehmuster ist, so wie alle es im Programm hatten.

    In Bezug auf das Abrehmuster himself magst Du Recht haben, aber es sind hier ebenfalls Spuren des sog. Rotocasting-Verfahrens zu sehen, wie sie bei Becken anderer Hersteller eben nicht zu sehen sind.
    Eben weil letztere nicht mit Hilfe des sog. Rotocasting-Verfahrens gearbeitet haben.

  • Ach ja, in der Tat gab es damals Prospekte mit luxuriös bunten "Luxor"-
    Schlagzeugen und die hatten tatsächlich so ein Logo, wie da in dieses
    Bleck gestanzt worden ist.


    Da habe ich doch glatt mal etwas recherchiert und festgestellt, dass dem tatsächlich so ist: Der Schriftzug der "Luxor by Tromsa"-Sets ist identisch mit dem der japanischen "Luxor"-Hoshino-Sets.


    Die Erklärung dürfte einfach sein: Tromsa hat - bekanntlich - auch Kessel für Sonor hergestellt, warum also nicht auch in den Anfangszeiten in denen besagte Einkaufsgemeinschaft unter dem Label "Luxor" Musikinstrumente vertrieben hat, an ebendiese? Tromsa war offenbar schon im Niedergang begriffen - und an der Bauweise lässt sich - meines Erachtens abschätzen, dass die frühen "Luxor"-Drumsets somit von Tromsa geliefert worden sein müssen, während spätere eben von Hoshino aus Japan kamen.


    Hier mal ein Bild, auf dem ich die Schriftzüge verschiedenster "Luxor"-Musik-Instrumente dem Schriftzug auf dem hier gefragten Becken gegenüber gestellt habe:



    In der unteren Zeile befinden sich links und rechts "Luxor" by Tromsa-Sets. In der MItte ein japanisches Hoshino-"Luxor"....


    Was lässt sich daraus ableiten? Vermutlich haben der Beckenhersteller und Tromsa nichts miteinander zu tun, ausser dass sie beide Instrumente an die gleiche Einkaufsgemeinschaft geliefert haben, die dann eben unter dem "Luxor"-Label an Endkunden verkauft wurden.

  • Einen hab ich noch:


    Damit wir mal eingrenzen können, in welchem Zeitraum die Handelsmarke "Luxor" überhaupt verwendet wurde, hier mal der entsprechende Eintrag aus dem Handelsregister bzw. was davon in den Archiven noch recherchierbar ist:



    Und daraus lernen wir, dass der Zeitraum in dem "Luxor" vertrieben wurde, zwischen 1970 und 1982 gelegen hat. Die frühen "Luxor" by Tromsa-Sets sehen ja optisch auch eher nach 60er-Sets aus (also vermutlich aus um 1970), und es lassen sich auch Gitarren finden, die die ganz typischen Endsechziger-Billig-Merkmale zeigen.


    An anderer Stelle fand ich nochmals den HInweis, dass das Musikhaus Zinngrebe in Hamburg tatsächlich einer der Haupthändler war, der Musikinstrumente mit dem "Luxor"-Label vertrieben hat.


    Aus meiner eigenen Musikergeschichte weiß ich, dass in meiner Jugend in Hamburg "Luxor" der Traum eines jeden jungen Musikers war, da es die amerikanischen Top-Instrumente kaum gab (das ging erst in den späten 70ern etwas besser, mit "Amptown" und "No.1"). Stattdessen hatten die etwas konservativen Musikhäuser noch mächtig Bedeutung, wo eben alles von Mundharmonika, über Blasinstrumente, Heimorgeln, Gitarren bis zu Schlagzeugen gehandelt wurde.


    Als "Zinngrebe" mal eine echte Fender Stratocaster hatte, gab´s Großalarm in der Hamburger Jungmusiker-Szene - und jeder ist dahin, um mal eine echte Fender leibhaftig zu sehen. Finanziell irgendwie zu wuppen waren allenfalls eben die Luxor-Instrumente. In meinen ersten Bands hatten vom Schlagzeuger über Bassist und Gitarristen alle "Luxor"-Instrumente. Selbst der "Gesangs-Verstärker" war von "Luxor".
    Das Zeug war damals bezahlbar, sah optisch "echt" aus und war teilweise gar nicht soooo übel. l


    Wenn ich so sehe, was unterm dem "Luxor"-Label aber in den frühen 70ern angeboten wurde, dann scheint es da in erster Linie um den Preis gegangen zu sein. Da sind auch Bässe und Gitarren der unspielbaren Sorte dabei - und diese Luxor by Tromsa-Sets sehen auch nicht eben stabil aus....




    Hier mal leicht off-topic ein Beispiel für frühe Luxor-Instrumente, die für sich sprechen:





    P.S.: Noch etwas gefunden: Der Firmensitz ist 1976 von Wiesbaden nach Ulm umgezogen

  • Und noch ein Nachtrag:


    Die Wort-Bild-Marke "Luxor" mit dem hier relevanten Schriftzug ist bereits seit 1968 auf ein Göttinger Musikhaus eingetragen. Möglicherweise wurde die Vertriebsgesellschaft dann später gegründet und anfänglich eben schon von diesem Musikhaus auf "Luxor" gelabelte Instrumente verkauft.
    Am Ende des Eintrags kann man sehen, auf welche Musikinstrumente sich diese Wort-Bildmarke bezieht. Das deckt sich damit, dass ich mich sogar an Blockflöten mit dem Label erinnern kann:



    Nachtrag: Achtet mal darauf, dass hinten in der Auflistung auch "Cymbals" steht!!! Wir wissen somit, dass diese Wort-Bildmarke zwingend an das aufgeführte Musikhaus gebunden sein muss und die irgendwas mit dem hier relevanten Becken zu tun haben werden. Das Logo ist ja ganz deutlich absolut identisch.

  • Vorläufige Liste der Musikhäuser, die "Luxor"-Instrumente vertrieben haben:


    Musikhaus Zinngrebe Hamburg
    Musik- und Pianohaus Ehret, Mannheim
    Musikhaus Otto Manfred Hack, Göttingen
    Musikhaus Hildegard Lederer, Kassel
    Musikhaus Hieber, München
    Musikhaus Schlaile, Karlsruhe
    Musikhaus Riedel, Berlin
    Musikhaus Hoins, Bremen
    Musikhaus Crusius, Darmstadt
    Keilwerth, Nauheim
    Musikhaus Ruckmich, Freiburg


    Wer da noch mehr weiß, darf gerne ergänzen... Die meisten gibt´s ja schon lange nicht mehr...



    Edit:
    Musikhaus Crusius ergänzt - Danke, Gerald!
    Keilwerth in Nauheim ergänzt - Danke, Jürgen!

  • Verkauft wurden Luxor Drumsets auch in Darmstadt: Musikhaus Cruisius.


    Meines von Hoshino Kougyou gefertigt dort 1979 erworben und kurz darauf schon bereut!

  • In Stuttgart Bad Cannstatt gab es auch einen Händler in der Fußgängerzone, da sind wir immer im die Drumsets rumgeschlichen. Vielleicht weiß noch jemand den Namen?
    Wenn ich Geralds Beiträge lese bin ich ganz froh das ich kein Geld hatte und das geliehene Sonor Teardrop weiter malträtiert habe.

    Wo Dummheit herrscht, ist das Selbstbewußtsein König.


    Mein Krempel

  • Hallöle,


    "Crusius", nicht "Cruisius",
    dort habe ich meine ersten Hi-Hat-Becken gekauft.


    Ansonsten dürfte Keilwerth in (damals) Nauheim (Nähe Groß-Gerau) das Zeug auch gehabt haben.


    Grüße
    Jürgen

  • Jürgen meine Sehkraft... ich war in dem Laden so unendlich oft... aber hätte das "i" zuviel heute Abend niemals! selbst entdeckt... das Notebook mit Mini-Monitor darf keine Entschuldigung sein.


    Danke ans Lektorat! :thumbup:

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