Snare abnehmen

  • Mit Live Mixing kenne ich mich nicht aus und werde ich auch nie ernsthaft betreiben, weil ich selber noch Gigs habe. Mit dem Produktionsprozess und vor allem Studio-Mixing allerdings schon.


    Es gibt viele sehr machtvolle Effekte (wozu m.E. allein schon Lautstärke Automation zählt, was es schon seit den 80ern an großen Studiopulten gibt). Mit all diesen Effekten kann man unglaublich viel kaputt machen. Allerdings kann man - wenn man weiß was man tut; in der Lage dazu ist, die Rohspuren zu analysieren und gleichzeitig eine künstlerische Vorstellung von dem zu bekommen, wo man letztendlich hin will; darauf aufbauend dann mit Know How und Erfahrung die einzelnen Eingriffe dahingehend vorzunehmen und schlicht und einfach auch ein Gefühl für Musik generell, für den Song und ein Verständnis für das "Wesen" der einzelnen Instrumente hat - damit auch sehr viel aus den Rohspuren rausholen und diese unterstützen, nicht kaputt machen. Es gibt durchaus den Mittelweg, der verschönert, verbessert, aber möglichst natürlich und echt bleibt.


    Wenn man das ernst meint kann man gut und gerne einen ganzen Arbeitstag pro Song investieren. Bei größeren Projekten auch mehr. Die ganz großen haben noch Mixing Assistenten, die die Spuren vorher aufbereiten. Da wird jeder noch so kleinste Furz in den Fokus genommen und trotzdem das Gesamtbild im Auge behalten. Und sehr wohl Song-dienlich gemischt.


    Sicher habt ihr damit recht. Allerdings hab ich auch schon echt schlechte Erfahrungen gemacht. Drumsound sollte doch, finde ich, irgendwie authentisch bleiben. Ich fühle mich sonst unwohl und spiele auch gehemmter, wenn ich -wenn auch indirekt über PA oder Monitor- nicht das höre, was ich erwarte. Wisst ihr was ich meine? Oft wird der Sound so verändert dargestellt, dass ich mein Spiel nicht mehr wiederkenne.


    Ich sehe bei normalem Monitoring live keinen Grund, vom Drumset was auf dem Monitor zu haben. Der Drummer hört von sich selbst i.d.R. genug, genau so wie die Band vom Drummer.


    Ansonsten scheint mir, dass du bisher viel mit schlechten Technikern und Mischern zusammen gearbeitet hast. Die Technik zu verstehen bedeutet noch nicht, dass man gut mischen kann.

  • Ich sehe bei normalem Monitoring live keinen Grund, vom Drumset was auf dem Monitor zu haben


    Etwas Kick habe ich ganz gerne drauf, ansonsten 100% Zustimmung. Nach der Devise, so viel wie nötig, so wenig wie möglich, habe ich auf der Bühne ne gute Orientierung. Ich muss nicht jedes Detail hören können, sondern mich im Song orientieren, also die Vocals und die Chords irgendwie mitbekommen.

  • Etwas Kick habe ich ganz gerne drauf, ansonsten 100% Zustimmung.


    Das leuchtet ein. Muss ich bei künftigen und größeren Gigs mal probieren. Aber es geht auch ohne, auch auf größeren Open Air Bühnen.
    Mit In-Ear Monitoring ist das wahrscheinlich wieder etwas anders. Aber prinzipiell braucht der Drummer am wenigsten Monitoring und der/die Sänger/in/nen am meisten.


    Ich hab meistens ganz gerne etwas mehr Bass und Rhythmus Instrumente als z.B. Gesang drauf. Ich bin ja der Rhythmusgeber, nicht der Zuhörer. :)

  • Zitat

    Aber es geht auch ohne, auch auf größeren Open Air Bühnen.


    In dem Punkt würde ich, für meine Erfahrungen zumindest, widersprechen wollen. Vor allem als Drummer hinten in der Backline hat man so einen dermaßenen Akustikmüll herumfliegen, dass zumindest ich da überhaupt nichts mehr ausmachen kann. Die PA links und rechts sind gerne mal 10 und mehr Meter entfernt, weisen also eine Latenz von 30ms+ auf. Zudem beugen sich Hoch- und Mitteltöne nicht, so dass nur undefinierbar viel Möhm und Rumms übrig bleibt. Plus die Subwoofer unter der Bühne. Die Gitarrenamps stehen alle eher neben einem und pusten nach vorne, genauso die Bläser, elektronische Instrumente sind direkt gar nicht vorhanden. Dann kommt noch ein diffuses Gemisch aus den Monitoren der Bandkollegen dazu, auch verzögert, auch gefärbt. Im schlimmsten Falle ist es kein Open-Air, sondern eine Halle, das macht den Baustellenlärm dann perfekt. Wenn man da keinen Monitormischer hat, der seinen Job versteht und einen PA-like Sound auf die Side- und Drumfills, respektive In-Ears bringt, hat man mindestens absolut keinen Spass und zieht das Ding im schlimmsten Falle im Blindflug durch. Ist dann aber auch kein "Musizieren im Kreise seiner Mitmusiker" mehr.

  • In dem Punkt würde ich, für meine Erfahrungen zumindest, widersprechen wollen. Vor allem als Drummer hinten in der Backline hat man so einen dermaßenen Akustikmüll herumfliegen, dass zumindest ich da überhaupt nichts mehr ausmachen kann. Die PA links und rechts sind gerne mal 10 und mehr Meter entfernt, weisen also eine Latenz von 30ms+ auf. Zudem beugen sich Hoch- und Mitteltöne nicht, so dass nur undefinierbar viel Möhm und Rumms übrig bleibt. Plus die Subwoofer unter der Bühne. Die Gitarrenamps stehen alle eher neben einem und pusten nach vorne, genauso die Bläser, elektronische Instrumente sind direkt gar nicht vorhanden. Dann kommt noch ein diffuses Gemisch aus den Monitoren der Bandkollegen dazu, auch verzögert, auch gefärbt. Im schlimmsten Falle ist es kein Open-Air, sondern eine Halle, das macht den Baustellenlärm dann perfekt. Wenn man da keinen Monitormischer hat, der seinen Job versteht und einen PA-like Sound auf die Side- und Drumfills, respektive In-Ears bringt, hat man mindestens absolut keinen Spass und zieht das Ding im schlimmsten Falle im Blindflug durch. Ist dann aber auch kein "Musizieren im Kreise seiner Mitmusiker" mehr.


    ?(


    Es ging doch nur darum, dass man vom Schlagzeug selbst eigentlich nix auf dem Monitor braucht (außer evtl. etwas Bassdrum). Ohne In-Ear Monitoring brauchen nicht mal die Bandkollegen, die weiter entfernt vom Set sind, was vom Schlagzeug auf ihren Monitoren. Weil es halt einfach laut genug ist.
    Dass man hinten am Schlagzeug allerdings unbedingt nen Monitor braucht um die restliche Band zu hören ist klar. Selbst bei kleineren Gigs habe ich immer auf nen Monitor bestanden. Sonst ist's tatsächlich n Blindflug, jo.

  • Ich meinte schon auch den Drumsound. Bekomme ich die anderen Signale ohne das Schlagzeug so laut auf die Drumfills, dass sie sich gegen den allgemeinen Lärm durchsetzen, bleibt vom direkten Schlagzeugsound eben nicht mehr viel übrig. Hängt aber sicherlich auch mit der Grösse der Band, der Bühne, der Location und vor Allem der Art der Musik zusammen.

  • Hmm ... also gerade auf größeren Bühnen ist man i.d.R. ganz hinten. Auch hinter den Amps. Das Schlagzeug ist generell das lauteste Instrument. Und gerade wenn man Amps mikrofoniert hat es keinen Sinn, die voll aufzudrehen (bis 30% und ab 80% klingen Röhrenamps am vollsten). Den Bass über Line-Out abzunehmen empfiehlt sich sowieso.


    Aber ist ja auch wurscht und kann jeder so machen, wie er will. Was spielst du denn da so für Gigs, bei denen du so viel Drums auf deinem Monitor brauchst?

  • dass sie sich gegen den allgemeinen Lärm durchsetzen


    Da liegt möglicherweise der Hund begraben. Eine routinierte Band sollte auf der Bühne das Ziel haben, mit möglichst geringer Eigenlautstärke zu fahren, damit der FOH-Mix die maximale Kontrolle hat. Ich habe nicht nur einmal bei undisziplinierten Bands den Mischer kritisieren gehört, dass der Bühnensound so unglaublich laut war (gerne Gitarren oder Bass ;)), dass er die entsprechenden Kanäle komplett rausgezogen hat und trotzdem den Lärm nicht in den Griff gekriegt hat.


    Profigitarristen aus meinem Umfeld gehen in der Regel mit kleinen Amps auf die Bühne, die auch bei hohem Gain noch so "leise" sind, dass es kein Lärm wird. Und auf der Bühne herrscht im Grunde (fast) Zimmerlautstärke, bei der jeder jeden hören kann und bei der fast nur Gesang und rein elektronische Instrumente auf die Monitore gelegt werden müssen. Dann klappts nämlich auch mit dem Nachbarn.

  • Wobei spätestens bei Rockmusik mit entsprechender Energie (auch alleine aufgrund der Bühnenshow) Schlagzeug einfach sakrisch laut ist. Ich spiele gerne eher verhalten (insbesondere in den Proben), aber dann sieht das halt leider auch entsprechend aus :sleeping:

    Nix da.

  • Zitat

    Was spielst du denn da so für Gigs


    Ich spreche von 4-5k Zuschauern aufwärts.


    Zitat

    mit möglichst geringer Eigenlautstärke


    Ich sprach deutlich nicht von der Lautstärke der Band, sondern von der Umgebungslautstärke, über die man drüber muss.


    Zitat

    Und auf der Bühne herrscht im Grunde (fast) Zimmerlautstärke


    Nein, bitte lies' meine Aussagen noch einmal nach.

  • Ich spreche von 4-5k Zuschauern aufwärts.


    :thumbup:


    Welche Band?


    Ich sprach deutlich nicht von der Lautstärke der Band, sondern von der Umgebungslautstärke, über die man drüber muss.


    Die Umgebungslautstärke beinhaltet aber neben der PA (die vorn an der Bühne ist - und ja ok, hinten hört man davon vor allem undefinierte Bässe) eben die Band bzw. alles, was auf der Bühne passiert.

  • Flachatmer: wow, aus der Nummer bin ich dann mal raus, meine Erfahrungen als Drummer vor 4 bis 5 Tausend Gästen ist doch sehr überschaubar. Ich glaube, mein Alltime-High waren 3500. Aber da könnte ich nicht behaupten, dass das "Grundrauschen" in der Halle dem von dir beschriebenen Lärm entsprach.


    Denkbar wäre das Szenario für meine bescheidene Vorstellungskraft eventuell noch als Partyband im voll besetzten Festzelt mit lauter Betrunkenen und zunehmender Dauer des Abends, oder vielleicht auf Bühne 5 in irgendeiner lauten Messehalle ;) Aber das sind Szenarien, die heute wohl jeder, der das regelmäßig macht, mit In Ears spielt. Und da gibt es, wie m-tree erwähnte, natürlich gute Gründe, die Drums auf dem Monitor zu haben.


    Akustischen Blindflug aufgrund der Grundlautstärke der Location habe ich bislang nur einmal erlebt in einem Irish Pub mit dem Charme eine Bahnhofshalle. Da hätten die Drums auf dem Monitor die Situation aber nicht verbessert. Nach meiner Erfahrung ist es ein Trugschluss, Lautstärke mit Lautstärke bekämpfen zu können (außer durch phasengedrehten "Gegenschall" ;)). Wenn die Lärmschwelle erst mal erreicht ist, hilft nur Augen zu und durch.


    Der Satz, der schon manchen Rock-Gitarristen überfordert hat:
    Gitarrist: "ich hör mich nicht"
    Drummer: "dann dreh dich leiser"


    Ich denke, besondere Situationen erfordern besondere Strategien, aber grundsätzlich fährt man mit der Herangehensweise, auf der Bühne NICHT sofort alles auf den Monitor zu legen, sondern nur gezielt die wirklich leisen Instrumente mehr oder weniger sanft anzuheben und ansonsten primär mit der Eigenlautstärke auf der Bühne zu arbeiten, im allgemeinen nicht schlecht.


    Trotz nicht immer 100% akustischer Kontrolle tight und selbstbewusst zu trommeln, ist natürlich ein Lernprozess, den man als Musiker im Laufe der Zeit durchmacht.

  • Interessant wie sich das Thema hier weiterentwickelt hat. Zur Ursprungsfrage konnte ich nichts beitragen...wobei. Ich hab ein eigenes SM57 an der Snare, dass eher dem 199 € Teil von Granelli ähnelt. Allerdings selbst umgemodelt mit ein bisschen Gaffa.


    Ich persönlich brauche auf größeren Bühnen (15 Meter oder breiter, auf Festivals und in Clubs mit einer Kapazität von mehr als 300 Personen) auf jeden Fall Bassdrum und Toms auf dem Monitor. Wenn ich das nicht habe, neige ich zum Verkrampfen. Ich spiele da aber auch Musik, die im Saal so laut ist, dass man sich auf keinen Fall unetrhalten kann. Meine Mitmusiker sind auch meilenweit von Zimmerlautsärke entfernt. Einen Profigitarristen habe ich auch in der Band und der kommt 1kanalig mit 4x12er zum Gig und will das Teil laut machen. Sollte es dem Techniker dann zu laut von der Bühne sein, zeigt er sich in der Regel kompromisslos.


    Ziemlich relativ das Meiste.

  • Nochmal kurz zur Mikrofonierung:


    Das folgende Video ist auch interessant. Der Typ hat übrigens schon The Fray, James Blunt und Aerosmith aufgenommen. Altes Set & Becken, quietschende Fußmaschine und billige Mikros und trotzdem macht er gut klingende Platten bei sich zu Hause in einem kleinen Raum. Auch wenn er für die großen Fische natürlich meist in große Studios geht.


    Drum Recording & Miking Techniques - Warren Huart: Produce Like A Pro

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