Ich würde mich im Kern den Vorrednern anschließen:
ZitatViel wichtiger ist im Profibereich zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu sein, die richtigen Leute zu kennen und immer liefern zu können.
Das ist aus meiner Sicht eine gute Formulierung für "Es braucht Talent, Fleiß und Glück". Talent hast Du. Ob Du genug Fleiß mitbringst kann ich nicht beurteilen. Und das Glück kann man zumindest dahingehend forcieren, dass man sich ein großes Netzwerk aufbaut und in dem Netzwerk sich einen Ruf erarbeitet. Wichtiger als das absolute Gehör oder das absolute Timing ist meines Erachtens "kein Arschloch zu sein". Ich kenne ein paar Leute aus der "Bundesliga" flüchtig. Die sagen von sich selbst: Ich bin nicht der Beste, aber ich glaube mit mir kann man es ein paar Wochen im Studio oder im Tourbus ganz gut aushalten. Und ich kenne Musiker, die die Chance hatten auf große Karriere und sich dann mit dem eigenen Mundwerk im Weg standen.
Anderer Aspekt: Man sollte das Ganze aus meiner Sicht mit einem spitzen Bleistift und finanziell auch bis zum Lebensende planen. Was braucht es zum Leben? Wie sind die eigenen Vorstellungen und Ansprüche? Das mag sehr nüchtern klingen, aber niemand will irgendwann in der Armut enden. Anekdote dazu: Ich kenne Musiker, die in den 80ern in guten Monaten 5stellige Nettoeinkommen hatten. Davon ist heute nichts übrig. Altersvorsorge wurde nicht betrieben. Die müssen heute mit Mitte/Ende 70 Dinge für Geld machen, die sie nicht machen wollen und erzählen in guten Momenten von den guten Alten Zeiten.
Weitere Anekdote: In Corona hab ich zwei Arten Musiker kennengelernt, die von der Musik ihren Lebensunterhalt bestreiten: Erste haben lange und laut auf die Politik geschimpft, weil ihnen nicht geholfen wurde. Andere wurden von der Politik gut unterstützt und haben daher viel Lob übrig gehabt. Was war der Unterschied? Erstere haben wesentliche Teile des Einkommens vorher schwarz erzielt. Entsprechend floss dann während Corona auch kein Geld vom Staat, denn ein Ersatz für "Schwarzgeld" wurde meines Wissens nicht eingeführt. Die anderen haben das immer offiziell gemacht und dann auch ausreichende Unterstützung bekommen. Es ist allen klar, dass in der Branche gerne mal ein Euro schwarz gezahlt wird. Einiges an Kultur wäre - meiner Vermutung nach - auch sonst gar nicht bezahlbar (Man denke an den Live-Auftritt in einer kleinen Kneipe.) Aber eine berufliche Karriere würde ICH nie auf Schwarzgeld bauen. Von weiteren Risiken in dem Kontext will ich gar nicht reden. Ich will Dir auch gar nichts unterstellen.
Mein unpsychologischer Ansatz: Such Dir einen soliden Job für Wasser, Brot und Dach über dem Kopf, der Dir genug Raum und Flexibilität für ein tolles Hobby lässt. Wenn Du in Deinem Leben schon viele Downs hattest und die Musik Dich da gut rausholen kann, dann lass der Musik diesen Platz im Leben. Ich befürchte, dass Einkommen aus musikalischer Tätigkeit bei "Ups & Downs" auch einer gewissen Schwankung unterliegen. Das würde ich vermeiden wollen.
my 2 cents