Man sollte nicht vergessen, dass ein Mikrofon in der Regel an einer anderen Stelle den Schall aufnimmt als das eigene Ohr. Was in 1,5 Meter Abstand als sauber kontrolliertes Ausklingen einer Trommel wahrgenommen wird, klingt in 10 cm Abstand definitiv anders. Dazu kommt in geschlossenen Räumen noch die Tatsache, dass man mit jedem Schlag auch den "Raum anregt" und es sind ja meist mehrere Mikrofone am Schlagzeug montiert, die solange man auf Gates verzichtet auch immer die anderen Trommeln mitaufnimmt. Und dann regt eine Trommel nicht nur den Raum sondern gerne auch andere Trommeln an.
Beispiele:
- Ich trete in die Bassdrum und das Floortom wird angeregt und "summt" mit. Entweder ich gate das Tom. Oder ich "kastriere" das Tom mit dem EQ soweit, dass es keine Probleme auf der PA gibt. Oder ich löse das Problem an der Quelle, bzw. am Tom. Hier kann ich nun Bassdrum und/oder Tom umstimmen, was live beim Soundcheck meistens nicht in den Zeitplan passt, oder aber es wird gedämpft und das Problem ist gelöst.
- Ich war der Tage bei einer wirklich guten Band, wo ich den Techniker gut kenne, die mit einer wirklich guten PA in einem soundtechnisch eher problematischen Club gespielt haben. Ich find die Snare etwas dünn. Wenn der Kollege aber die Snare "dicker" gemacht hat, wurde der Raum so stark angeregt, dass es einfach beschissen klang. Direkt vor der PA waren einige Frequenzbereich deutlich unterrepräsentiert. Sobald man diese Frequenzbereiche hineingezogen hatte, klang es ab 10 Meter Entfernung sehr undifferenziert und verwaschen. Das Bassdrumsignal wurde mit EQ, Gate und Compressor maximal kurz und eher dünn gehalten. Auf dem Kopfhörer klang das kaum noch nach Bassdrum. Über die PA und in dem Raum war die Bassdrum durchaus gut vorhanden und klang auch nicht schlecht
Letztlich muss man gemeinsam als Team einen guten Sound hinbekommen. Das betrifft Musiker wie auch Techniker. Dabei muss man für das Gesamtergebnis manchmal ungewöhnliche Wege gehen. Natürlich sollte der Techniker wissen was er tut und mit welchen Tools er Probleme in den Griff bekommen kann.
Aber gute Live-Techniker bekommt man meist nicht für einen Appel und ein Ei.