GEMA plant, Gebühren für Konzerte um 600% zu erhöhen (kein Witz!)

  • Hallo,


    ab und zu geistern ja musikersolidarische Mails durch die Szene und in diesem Fall halte ich es mal tatsächlich für sinnvoll, da ein bisschen Werbung für zu machen.
    Der untenstehende Text wurde mir gestern zugeschickt... entscheidet selbst, ob Ihr teilnehmen möchtet - ich für meinen Teil hoffe sehr, dass genügend Stimmen zusammenkommen.
    Eine sofortige Reform der GEMA ist natürlich unrealistisch aber ein Anstoss in Richtung Neukonzeption wäre ja auch sehr viel wert.
    Wenn man mal die Liste der bisherigen Mitzeichner überfliegt, findet man auch die Namen einiger bekannterer Kollegen, da scheint also wirklich Handlungsbedarf zu bestehen.


    gruss,
    Tobi



    und hier die eMail:


    ****


    Liebe Freunde,
    ich bin ja keiner, der wegen jedem Hamsterhusten säckeweise Bittbriefe an den Bundespräsidenten schickt. Jedoch ist mir bei der GEMA aufgefallen, daß da einiges nicht gerade optimal abläuft. Insbesondere bei Livekonzerten gibts immer wieder sehr emotionale Diskussionen zwischen Musikern und Veranstaltern. Das find ich eigentlich sehr schade, da beide Seiten wichtige Bestandteile des Kulturbetriebs sind. Deswegen....


    ....braucht das Musik-Universum mal Eure Hilfe.


    Wie Ihr wisst, hängt Wohl und Wehe der kleinen lokalen Musikszene davon ab, bei Veranstaltungen Gewinn zu machen, d.h., die Kosten überschaubar zu halten. Ein großer Kostenfaktor sind die GEMA-Gebühren. Nun ist die GEMA prinzipiell eine sehr sinnreiche Einrichtung, allerdings sind die derzeitigen Abrechnungs- und Verteilungsmethoden sehr zum Nachteil von uns "Kleinen" (Veranstaltern wie Urhebern). Das liegt daran, dass nur die "Großen" im Vorstand sitzen.


    Nun ist es so, dass die Umsätze und Gewinne aus dem Verkauf von Tonträgern seit einigen Jahren massiv eingebrochen sind. Die GEMA kriegt das natürlich auch zu spüren und setzt nun auf den einzigen Musik-Sektor, in dem überhaupt noch Geld zu verdienen ist, nämlich die Live-Musik. Vielleicht habt ihr in den vergangenen Monaten mitbekommen, dass die GEMA beabsichtigt, ihre Gebühren um 600% zu erhöhen (das ist kein Witz!!! nachzulesen u.a. unter:
    http://www.handelsblatt.com/te…-600-prozent-mehr;2136841
    und http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,604491,00.html


    Die Begründung dafür lautet sinngemäß, dass die Internet-Piraterie Schuld an der Misere ist.
    In Wirklichkeit ist es so, dass die Abrechnungsmethoden der GEMA jahrzehntelang gut funktioniert haben, aber für das neue Internet-Zeitalter nicht zeitgemäß sind.


    Deshalb haben einige Menschen eine Petition beim deutschen Bundestag eingereicht, auf dass dieser die Abrechnungsmethode der GEMA überprüfe.


    Der Text der Petition fordert den Bundestag dazu auf, zu beschließen, dass "das Handeln der GEMA auf ihre Vereinbarkeit mit dem Grundgesetz, Vereinsgesetz und Urheberrecht überprüft wird und eine umfassende Reformierung der GEMA in Hinblick auf die Berechnungsgrundlagen für Kleinveranstalter, die Tantiemenberechung für die GEMA-Mitglieder, Vereinfachung der Geschäftsbedingungen, Transparenz und Änderung der Inkasso-Modalitäten vorgenommen wird."


    Es wäre nun nett, wenn Ihr diese Petition ebenfalls unterzeichnen würdet. (Das geht online.) Das Thema wird nur auf die Tagesordnung unseres Parlaments kommen, wenn wir bis 17.7.09 50000 Unterschriften zusammen haben.


    Bitte opfert diese drei Minuten für unsere Sache!
    Sollte es die GEMA schaffen, diese (oder auch nur eine ähnliche) Gebührenerhöhung durchzusetzen, könnt ihr euch ausmalen, wer in Deutschland künftig überhaupt noch Live-Musik veranstalten wird.


    Hier der Link zur Petition. <https://epetitionen.bundestag.…;sa=details;petition=4517>
    Man muss sich registrieren, aber das geht schnell.


    Viele Grüße
    michael

  • Verkorxt ... naja, CDs will ja auch keiner mehr kaufen. Doofe Situation - klingt aber irgendwie so absurd.

  • Diese "Petition" ist auch schon in meiner Mailbox aufgeschlagen. Das ist nichts weiter als Spam!


    Über die GEMA kann man ja durchaus geteilter Meinung sein. Auch ich habe in meiner Zeit als Anwalt ein paar Prozesse gegen die GEMa geführt und beobachtet, dass die GEMA dann in den Ausführungsbestimmungen zum Verteilungsplan und in der Satzung Änderungen vorgenommen hat, um das zum Zeitpunkt der Prozesse unkorrekte Verhalten abzusegnen. Aber eines muss man deutlich sagen: diese Änderungen haben dann die Mitglieder beschlossen!


    Wer an der GEMA etwas ändern will, muss innerhalb der GEMA aktiv werden. Nur soviel dazu.


    Was jetzt die angebliche Horror Pressemeldung angeht, sehe ich das Problem nicht. Einerseits beklagen die Väter der oben genannten Petition, dass von der GEMA zu wenig Geld für die Live-Auftritte kommt. Andererseits regt man sich dann darüber auf, wenn die GEMA nun für die Veranstaltungen eine höhere Beteiligung fordert. 10% der Einnahmen sind eine angemessene und übliche Beteiligung. Wenn die GEMA es fertig bringt, dann auch im kleinen Rahmen auf diese Größenordnung zu senken, wäre doch sogar allen gedient. Die Veranstalter kleiner Konzerte (Raum unter 100 qm, mit 6,- € recht geringer Eintritt) zahlen nämlich derzeit weit mehr als diese 10 %. Eine Band, die, wenn sie Pech hat mit 30 zahlenden Gästen nicht einmal 200,- € in die Abendkasse bekommt, darf derzeit rund 80 € (= 40%) an die GEMA latzen.


    Aber eine Band, die meint durch das Pro-Verfahren der GEMA benachteiligt zu werden, kann meines Wissens nach immer noch Netto-Direktverrechnung beantragen! Dann geht nur der Verwaltungsaufwand der GEMA weg.


    Es gibt nur die eine GEMA - und sie ist für die Urheber der Musik da - nicht für Cover-Bands und auch nicht für Konzertveranstalter. Wer nörgeln will, sollte bei der GVL anfangen. :D

  • Die Veranstalter kleiner Konzerte (Raum unter 100 qm, mit 6,- € recht geringer Eintritt) zahlen nämlich derzeit weit mehr als diese 10 %. Eine Band, die, wenn sie Pech hat mit 30 zahlenden Gästen nicht einmal 200,- € in die Abendkasse bekommt, darf derzeit rund 80 € (= 40%) an die GEMA latzen.


    So ist es. Und das ist schade.
    Wenn man eine kleine Veranstaltung, z.B. eine Vernissage macht und man möchte im Hintergrund ein Wenig beschallen ist man schon sehr gut dabei. Vor allem, wenn kein Eintritt verlangt wird und sich die Veranstaltung durch Getränkeeinahmen tragen muss.


    Gruß,
    Hardware

  • Wenn man eine kleine Veranstaltung, z.B. eine Vernissage macht und man möchte im Hintergrund ein Wenig beschallen ist man schon sehr gut dabei.


    Dann spielt man bei solchen Veranstaltungen eben GEMA-freie Musik. Ist ja heutzutage auch nicht mehr selten.

  • nur um mal sicher zu gehen:
    es geht hier doch hoffentlich nur um bei der gema angemeldete musik oder?
    wenn ich n gig spiele, bei dem ich nur selbstkomponiertes von mir gebe, hat die gema da nichts mit am hut richtig?
    vllgr andre

    Ich bin ein Smiley :D

  • in diesem Fall geht die Gema erstmal davon aus, dass du coverst, folglich löhnen musst, es sei denn, der Veranstalter beweist das gegenteil, in dem er auf dem Gemabogen vermerkt, wer der Komponist für die gespielten Stücke ist. Und der Bandname reicht da nicht. Ihr müsst zwar nix zahlen, aber der Gema melden müsst ihr es schon, sonst bekommt der Veranstalter eine auf Schätzungen beruhende Rechnung

  • hey,


    und genau aus diesen ganzen Gründen macht es Sinn, mal ein bisschen aktiv zu werden...
    Ich stimme Broadkaster natürlich zu, eine wirkliche Veränderung wird es mit der Petition nicht
    geben, aber ein paar minikleine Schritte können sich ja auch mal summieren.


    Keine Ahnung, ob der Aufruf als Spam betrachtet werden sollte, mein Gefühl sagt mir, dass
    eine Reformierung dieses grossen Apparates längst überfällig ist.
    Und wenn man immer passiv bleibt, passiert noch weniger.
    Drei Minuten für die Registrierung und (viel wichtiger!) ein wenig mehr für die Beschäftigung
    mit dem ganzen Thema sind meiner Meinung nach keine verlorene Zeit.
    Am effektivsten wäre natürlich wirklich eine GEMA-interne Revolution...


    Tobi


  • Dann spielt man bei solchen Veranstaltungen eben GEMA-freie Musik. Ist ja heutzutage auch nicht mehr selten.


    Das ist natürlich eine Möglichkeit.
    Wenn du aber einen DJ einlädst, welcher seine eigenen Platten mitbringt ist das schwer. Außerdem braucht man manchmal einfach populäre Musik. Z.B. für eine After Show Party.

  • ich möchte kurz anmerken, dass in den letzten 5 Tagen 15000 Leute die Petition unterschrieben
    haben... das ist eine absolut unübliche Menge, wenn man es mit den anderen Petitionen, die
    zeitgleich laufen, vergleicht...


    Und Spam-Vorwurf hin oder her: Es ist etwas gutes, einen Antrag zu unterschreiben, dass die
    GEMA mal vom Gesetzgeber überprüft werden soll.
    Wieviel das ganze bringt kann man jetzt einfach noch nicht abschätzen...

  • Hallo,


    wer ist eigentlich dieser Michael?


    Was bitte ist eine Petition und was kann man damit erreichen?


    Mit welchen Vorschriften des GG, VereinsG, UrhR soll denn das Handeln der GEMA nicht vereinbar sein?


    Zitat

    Bitte opfert diese drei Minuten für unsere Sache!


    Nein.


    Begründung:
    siehe Kollege Broadkaster82, die Argumente sind bestechend, insbesondere:

    Zitat

    Wer an der GEMA etwas ändern will, muss innerhalb der GEMA aktiv werden. Nur soviel dazu.


    Fazit: Tretet alle statt blödsinnige Petitionen zu unterzeichnen in die GEMA ein!


    Grüße
    Jürgen

  • Irgendwie schon lächerlich dieser ganze Apparat.


    Also ich muss beweisen, dass cih bei meiner Veranstaltung keine Gemapflichtigen Lieder spiele? Wo leben wir denn bitte :D

    Diplomatie ist die Kunst mit eintausend Worten zu verschweigen, was man mit einem sagen könnte.


    Real- ( ;) ) Satire vom Feinsten gibt es hier

  • Hi Jürgen,


    obwohl ich ja nichts mit der Petition zu tun habe, sondern sie hier nur vorgestellt habe,
    "verteidige" ich das mal kurz.


    1. Wer "Michael" ist, spielt keine Rolle (vermutlich auch ein Weiterleiter), die Petition wurde,
    wie man auf der Homepage sehen kann, von einer Monika Bestle initiiert.


    2. Was ist eine Petition?
    Steht doch im Text... eine Bitte einer Gruppe von Bürgern an den demokratischen Staatsapparat,
    einen Teil von sich mal zu überprüfen. Kein Gesetzesentwurf oder sonstiges, nur ein
    "Hey, wir finden, hier gibts Handlungsbedarf!"


    Zitat: Fazit: Tretet alle statt blödsinnige Petitionen zu unterzeichnen in die GEMA ein!


    So ein Quatsch! Man tritt nur in die GEMA ein, wenn man als Urheber eine gewisse Verbreitung seiner
    Werke gegeben hat. Darum geht es nicht, lies den Text nochmal, dann verstehst Du es.
    Es geht um Veranstalter, Kleinveranstaltungen und die Auswirkungen auf unbekannte Künstler.
    Oder lies ihn nicht und ignorier das alles.


    Im Forum zur Petition gibt es eine interessante Diskussion dazu. Fakt ist natürlich, dass die Petition
    nicht optimal formuliert ist, dadurch angreifbar und vermutlich nicht viel erreichen wird.
    Ich persönlich halte die GEMA auch für eine SEHR SINNVOLLE Institution...
    aber sie hat Schwächen und um die geht es hier.
    Dadurch dass dieser Aufruf sehr hohe Wellen schlägt KÖNNTE eine weiterführende Diskussion
    entstehen und dadurch KÖNNTEN Veränderungen eintreten...
    so funktioniert nunmal Demokratie (wenn auch in sehr bequemer/passiver Form!)


    PS: Ich hatte bereits mehrmals mit der GEMA zu tun und jedesmal war es fast unmöglich, genaue
    Infos über Verrechnungen zu bekommen... irgendwann hatte ich dann mal den Chef am
    Telefon, der mir sehr nett einiges erklärt hat, aber vorher mussten mich erstmal 3 Leute,
    die von der GEMA leben, mir aber nicht helfen konnten (bei simplen Fragen) weiterleiten.
    Allein eine überschaubare Tarif/Ausschüttungsstruktur ist dringend nötig!

    Einmal editiert, zuletzt von Hontes ()

  • Hallo,


    ich kenne weder Michael noch Monika und den Text der Petition habe ich trotz der offensichtlich inkompetenten Formulierung verstanden. Die Petition fordert derart allgemein auf, dass es faktisch unmöglich ist, nach ihr zu handeln.


    Auch wenn die GEMA für manche Laien als Machtapparat des Staates verstanden wird, ist dies nicht richtig. Die GEMA macht auch keine Gesetze. Und der Bundestag ist nicht für die Satzung der GEMA zuständig.


    Eine Petition ist die sinnloseste Handlungsform überhaupt, die Faustformel für sinnlose Anträge lautet: fff - form-, frist- und fruchtlos.
    Wer etwas erreichen will, sollte sich a) Kenntnis verschaffen (daran mangelt es den Petenten in erheblicher Weise), b) dieser Kenntnis folgend den effektivsten Weg wählen.
    Dass man bei einem Verein etwas über den Gesetzgeber erreichen will, ist nicht nahe liegend. Wenn man gegen einen Verein oder jedwede andere Person ihr Gebaren vorgehen will, so muss man selbst betroffen sein und kann dann je nach Art des Gebarens den Rechtsweg wählen. Das ist zwar form- und fristgebunden, hat aber grundsätzlich die Aussicht auf Erfolg. Wenn man natürlich nur Geld sparen will (music for nothing), dann ist das Ansinnen ein wenig fragwürdig und der Erfolg eben auch. Das Schreckgespenst "600 %" ist vollkommen unsubstantiiert. Entscheidend ist doch, worum es geht. Und dass heute oder künftig Veranstalter wegen der GEMA ein ernstes Problem hätten, ist ein Ammenmärchen. Kollege Broadkaster82 hat konkrete Beträge genannt. Wenn ich an die Preise für Felle, Trommelstöcke, LKW-Miete, PA-Miete etc. denke, dann kann man darüber diskutieren wie man will, Verarmung der Musiklandschaft befürchte ich da allerdings nicht.


    Weiterhin stellt sich nach wie vor die Frage, welche Normen des geltenden Rechts denn betroffen sein sollen.
    Allein das Grundgesetz hat 146 Artikel. Falls es um Grundrechtsverletzungen gehen soll, ist der richtige Weg die Verfassungsbeschwerde gegebenenfalls nach Durchlauf des Rechtsweges. Die Erfolgsaussichten seien dahingestellt. Eine Petition ist jedoch in der Regel nicht von höherem Erfolg gekrönt.
    Vereinsgesetz?
    Soll die GEMA doch verboten werden oder wie soll man das verstehen? Offensichtlich hat der Petent noch keine einzige Vorschrift dieses Gesetzes gelesen.
    Urheberrecht?
    Der Veranstalter als Urheber? Oder was soll da nicht in Ordnung sein, wenn der Urheber letztendlich mehr Geld bekommt. Verstehe ich nicht. Der Petent hat offensichtlich auch nicht allzu viel im Urheberrecht gestöbert.


    Der Bundestag als Petitionsempfänger hat ja den ein oder anderen (beratenden) Juristen zur Seite (also nicht die Abgeordneten selbst, die, selbst wenn sie Jurist sind, oftmals mit Einzug in den Bundestag Recht und Gesetz zugunsten des Marketings vergessen zu haben scheinen). Die werden sich dasselbe fragen. Und das Ergebnis des Ausschusses ist dann auch vorbezeichnet.


    Deshalb wäre es interessant, mal vom Michael zu erfahren, was er sich dabei gedacht hat.
    Vielleicht ist es auch einer derjenigen, die alles unterschreiben, wenn da nur "gegen GEMA" darauf steht. Vielleicht auch nicht.
    Solange wir ihn nicht kennen, können wir nur spekulieren. So wie die Elektropost verfasst ist, kann man sich denken, in welche Richtung ich spekuliere.


    Und wenn man noch nicht einmal eine Petition halbwegs anständig formulieren kann, dann ist auch dies ein untrügliches Indiz dafür, welche vertiefte Gedankenwelt sich dahinter befindet.


    Deshalb: nein.


    Grüße
    Jürgen


  • Dann spielt man bei solchen Veranstaltungen eben GEMA-freie Musik. Ist ja heutzutage auch nicht mehr selten.


    Broadkaster82 hat konkrete Beträge genannt. Wenn ich an die Preise für Felle, Trommelstöcke, LKW-Miete, PA-Miete etc. denke, dann kann man darüber diskutieren wie man will, Verarmung der Musiklandschaft befürchte ich da allerdings nicht.


    Die ergänze ich nochmal: wer in kleinem Raum (bis 100 qm) ohne Eintritt öffentlich live-Musik veranstaltet, zahlt schon jetzt weniger als 30 € netto an die GEMA.
    Noch eins: der Deutsche Rockmusikerverband hat Zahlen veröffentlicht, wie sich das Pro-Verfahren auswirkt und vorgerechnet, dass unbekante Künstler zu wenig kriegen. Diese Zahlen kann ich aus eigener Anschauung nicht nachvollziehen. Ich habe in meiner Zeit als Anwalt mehrere Prozesse gegen die GEMA geführt (und schöne Erfolge erzielt) in denen es um Abrechnungen nach dem Pro-Verfahren ging und ein Komponist/Künstler mit unbekannten eigenen Stücken weitaus mehr Geld aus der Live-Abrechnung erhalten konnte, als die Veranstalter insgesamt für diese Konzerte eingezahlt haben. Es gibt im Pro-Verfahren eben einen Break-even-Point.


    Natürlich geht die Petition von Musiknutzern aus, nicht von Urhebern. Aber wieso ist das so schwer zu verstehen, dass man, wenn man sich durch Musik einen Nutzen für seine Veranstaltung erhofft, dafür auch gezahlt werden muss - und zwar nicht nur für die, die sie Spielen, sondern auch für die die sie komponiert haben - es ist doch unbestreitbar, dass eine sinnlos daher jammende Band, die Gefahr birgt, dass sie den Laden schnell leer spielt - während eine Band, die bekannte Lieder spielt, die Leute gut unterhält. Warum also soll der Komponist der bekannten Lieder leer ausgehen? Wenn ich eine Disco aufmache weiß ich doch auch, dass die Leute wegen der Musik zum Tanzen kommen und kalkuliere die Kosten hierfür ein.


    Ich persönlich habe kein Mitleid mit Veranstaltern, die denken, man könne alles einfach so mal machen, ohne die Kosten vorher zu überschlagen und nachzurechnen, ob es geht. Wenn ein Einzelhändler abends mal einfach so in seine Kasse greift und denkt das sei sein Gewinn, dann geht er doch auch Pleite.


    Die Kulturlandschaft ist durch Stümper und Dumping-Veranstalter viel stärker geschädigt. Solche Dinge entziehen den Künstlern die wirtschaftliche Grundlage ihrer Arbeit. Was wäre, wenn es nur noch Hobby-Musiker gäbe? Würden wir überhaupt noch Musik hören, die uns anregt? Würden einer sich noch die Mühe machen, zu üben?


    Genau betrachtet ist die GEMA die "Gewerkschaft" der Komponisten - und die Kleinveranstalter sind die "Klitschen-Unternehmer", die denken, man könne ein Geschäft auch aufziehen, wenn man nicht den Tariflohn zahlt.

    Auch wenn die GEMA für manche Laien als Machtapparat des Staates verstanden wird, ist dies nicht richtig. Die GEMA macht auch keine Gesetze. Und der Bundestag ist nicht für die Satzung der GEMA zuständig.


    Genau!


    Aufsicht über die Verwertungsgesellschaften führt nach dem UrhWahrnG das Deutsche Patent- und Markenamt.

    das Ergebnis des Ausschusses ist dann auch vorbezeichnet.


    Die Petition wird ausgelacht werden..... zumindest hinter verschlossenen Türen.

    ist es auch einer derjenigen, die alles unterschreiben, wenn da nur "gegen GEMA" darauf steht.


    Genau den Verdacht habe ich auch.


    Edit: Noch eine Zahl: Auch die Kleinveranstalter müssen 4,4 % der an die Musiker gezahlten Gagen an die Künstlersozialkasse als Abgabe abführen - das hat sicher auch keiner einkalkuliert.

  • hi,


    ich sehe Euren Standpunkt, bin zwar nach wie vor anderer Meinung, und empfehle allen Interessierten
    mal, in besagtem Thread auf der Petitionsseite vorbeizuschauen.


    Forum und dann "Petition schlecht recherchiert und daher angreifbar"
    (Standpunkte von Anwälten, GEMA-Mitarbeiter, Veranstaltern, Urhebern)


    Was deutlich auffällt (auch hier), ist, dass Fachleute/Anwälte die Petition für einen Witz
    halten, was bestimmt zutrifft, wenn man den rein "effektiven" Ansatz betrachtet.
    Auf der anderen Seite die Kleinveranstalter, die eher "wütend" auf die GEMA sind,
    mit absolut berechtigten Vorwürfen... ich zitiere mal kurz aus dem Forum (wirklich
    nur sehr bruchstückhaft, damit man einen Eindruck bekommt)


    "Ich habe ein kleines Label und bin Veranstalter von Underground Events.
    GEMA Bands haben bei uns keine Möglichkeit aufzutreten.
    Dennoch müssen wir den Aufwand des Papierkrams betreiben, was ansich noch in Ordnung geht, aber!!!:
    In fast jedem Fall der Meldung schickt die GEMA eine Rechnung die auf keinem reellen Grund basiert.
    ...."


    "Aber wie "XYZ" [...] nicht zu zeichnen "weil die Formulierung angreifber"
    sei ist doch Quatsch, es geht nicht um juristische Wasserdichtheit sondern darum, einem längst im
    Übermaß unerträglichen Missstand zu begegnen, und dafür, dass dies überhaupt mal angegangen
    wird unterschreibe ich hier!"


    "Ich weiß, dass mein beitrag nicht so fundiert ist. das liegt daran, dass ich künstler bin und kein (wie oben
    gesagt) anwalt oder steuerberater. doch genau da liegt doch das problem. mein geistiges eigetum trete ich
    ab (ich darf nicht mehr selber entscheiden, wo es kostenlos genutzt werden darf etc) an eine gesellschaft,
    die mir absolut undurchsichtig ist.[...] aber ich denke, dass dieses bürokratische system sich mit dem künstlerischen
    prozess des erschaffens, des vortragens, des verständnisses, des erlebens von musik in der form einfach
    nicht vereinbaren lässt, egal, wer mal davon profitiert."


    "Ein Beispiel: Auf die Nachfrage bei der GEMA, ob mein Geburtstag in meiner Wohnung mit ca. 45 Gästen
    Gemapflichtig sei, wenn ich das Radio im Hitergrund laufen lasse, bekam ich die Antwort JA, denn schließlich gehe
    man davon aus, daß sich Soviele Gäste teilweise untereinander nicht kennen würden."


    usw und so fort... ich will bestimmt niemanden überreden, aber was gerade (auch hier) passiert ist eine
    Diskussion und das ist gut. Allerdings hab ich dann letztendlich doch zu wenig Fachwissen, um hier noch
    weiter den Verteidiger zu spielen. Ich warte einfach mal ab, ob was passiert. Die benötigten 50000 Stimmen
    werden bei weitem übertroffen werden.


    Tobi

    Einmal editiert, zuletzt von Hontes ()

  • Hallo,


    was auch immer ind er Petition stehen mag, bisher ist die GEMA nicht dafür bekannt, Urheberrechtsabgaben für Erzeugnisse kassieren zu dürfen, die nichts mit Musik zu tun haben*. Print und Kleidung hat, obwohl am Gesamtumsatz des Konzertveranstalters beteiligt, nix mit Musik zu tun.
    Konsequent fortgedacht würde die GEMA demnächst auch bei der BRAVO für die abgedruckten Bilder der Killerpilze oder von Miley Cyrus mitkassieren, so ca. 10% vom Verlagsbrutto.


    Der Hinweis auf die Gewerkschaften als Analogie für die GEMA ist dabei ganz passend: ich bin absichtvoll nicht in einer Gewerkschaft organisiert, weil ich das Verhalten der genannten Organisationen (sowohl Gewerkschaft als auch GEMA) in erster Linie als Selbstzweck empfinde und in zweiter als Lobbygruppe der Arbeitsplatz/Rechtebesitzer, vom Diener des Gemeinwohls weit entfernt und auch als Wahrer meiner Interessen nur bedingt tauglich, da ich offenbar zu gering bin um wahrgenommen zu werden.


    Nils
    :* Zitat von der GEMA-Seite
    Warum gibt es uns?
    Unser Ziel hat sich in mittlerweile gut 100 Jahren nicht geändert: Nach wie vor geht es darum, das geistige Eigentum der Musikschaffenden zu schützen, ihre Interessen zu vertreten und dafür Sorge zu tragen, dass sie für die Nutzung ihrer Werke angemessen vergütet werden. Diese Aufgabe nimmt in Deutschland für urheberrechtlich geschützte Werke der Musik ausschließlich die GEMA wahr.

    => Da steht nix von T-Shirts oder Postern.

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