Psychische Blockade oder Kraftproblem?

  • Hallo Leude,
    ich hatte ja hier http://www.drummerforum.de/forum/thread.php?threadid=5002&sid=&hilight=nervosität&hilightuser=0 schon berichtet, dass ich vor und während Gigs sehr nervös bin und unter "lahmen Beinen" und "fahrigen Händen" leide :( .
    Nun ist der zweite Gig um und es war schon besser mit der Nervosität, aber die "lahmen Beine" und "fahrigen Hände" haben mich immer noch begleitet (das Publikum - auch die anwesenden Musiker - hat von Fehlern etc. aber nix gemerkt :P ). Zudem war ich echt froh, dass wir nur 45 Min. gespielt haben, weil ich körperlich total am Ende war. Ich versuch jetzt mal ne Selbstanalyse und würde mich freuen, wenn ihr euch mal dazu äußert:


    Das mit den "lahmen Beinen" und "fahrigen Hände" hat mich jetzt schon eine Weile beschäftigt: Ich gehe mal von einem psychischen Problem aus, denn obwohl ich innerhalb des letzten Jahres wenig Schlagzeug alleine und damit auch wenig DB und viel mit der Band geprobt habe lief die DB noch einige Wochen vor dem Gig ohne Anstrenungen und kurz vor / während der Gigs habe ich total verkrampft und konnte das Tempo kaum halten (sehr ärgerlich wenns in den meisten Proben gut lief ;( ).
    Natürlich hat man mal ne schlechte Phase und dadurch dass ich einer der Hauptorganisatoren des Konzerts war, bin ich tatsächlich körperlich ziemlich am Ende gewesen, aber dass die Fähigkeiten nur deshalb so drastisch in den Keller gehen X( ...
    Die "fahrigen Hände" bekomme ich auch mit zunehmenden Selbsbewusstsein ganz gut in den Griff, aber noch immer gehen Schläge noch ohne Grund, vollkommen unkoordiniert daneben. Wobei ich jetzt auch gemerkt habe, dass meine Technik viel zu "rechtsarmlastig" ist [1] und dass dadurch der rechte Arm natürlich auch übermäßig beanprucht wird.


    Aber trotzdem: Wie löst ihr eure psychischen Blockaden?
    Und / Oder denkt ihr, dass es sich hier auch um ein kraftmäßiges Problem handelt. Soll ich hier extra für trainieren oder einfach mal ordentlich Gigs zocken und dann stellt sich das (mögliche) Kraftproblem ein?
    Mir ist schon bewusst geworden, dass ich gerade was die DB angeht auch ökonomischer zocken muss (mehr in der Mitte des Pedals, einfach nen bisschen lockerer), aber ich habe das Gefühl, dass meine innere Anspannung das ganze so anstrengend macht und nicht das Kraftproblem.


    Nun seid ihr dran...


    Tschöö & Danke Philip


    [1] Das wurde mir v.a. beim Motörhead-Gig bewusst als ich gesehen hab, wie der Typ verdammt viel Becken mit links spielt.

  • Hallo Max!


    Da Du ja, vermutlich, aus Spaß an der Musik das Erzeugen selbiger betreibst, solltest Du Dir mal Gedanken darüber machen, was genau Dich vor bzw. bei einem Gig so "unlocker" macht. Jemand der hauptberuflich Musik macht um sich sein täglich Brot zu verdienen darf sich sicherlich mal einen Tag ohne besonders hohe Motivation erlauben. Ein "Freizeit"-Musiker sollte schon immer Spaß daran haben, sonst läuft da irgend etwas schief.
    Ich denke auch nicht, dass es physische Probleme sind, 45 Minuten sollten problemlos möglich sein (Ich spiele teilweise 6 Stunden). Meine Konditionsprobleme bzw. Verkrampfungen bei sehr langen Bookings habe ich mittlerweile durch Unterricht bei einem Profi und Training kraftsparender Spieltechniken ganz gut im Griff.


    Kann es vielleicht sein, dass Du Dich im musikalischen Kontext nicht sehr wohl fühlst oder auch Probleme mit deinen Bandkollegen hast? Sprich, kann es sein, dass Du Dich einfach nicht so wohl fühlst bei dem was Du machst? Wenn Du noch nicht so lange spielst, kann es vielleicht auch sein, dass Du noch nicht "reif" für die Bühne bist, ohne Dir jetzt zu nahe treten zu wollen.

  • Zitat

    Kann es vielleicht sein, dass Du Dich im musikalischen Kontext nicht sehr wohl fühlst oder auch Probleme mit deinen Bandkollegen hast? Sprich, kann es sein, dass Du Dich einfach nicht so wohl fühlst bei dem was Du machst? Wenn Du noch nicht so lange spielst, kann es vielleicht auch sein, dass Du noch nicht "reif" für die Bühne bist, ohne Dir jetzt zu nahe treten zu wollen.


    Nein, keine Probleme mit Bandkollegen und reif für die Bühne bin ich auch (13 Jahre an den Drums unterwegs).
    Ich fühle mich in sofern unwohl, als dass mich Gigs und Aufnahmen enorm unter Druck setzen. Das liegt daran, dass ich das alles wohl zu ernst nehme und alles stimmen muss - ich reg mich z.B. immer darüber auf, wenn ich nicht genau das spiele, was ich im Proberaum geübt habe, auch wenns richtig ist was ich anders gespielt habe. Allerdings ist die Situation (Liveauftritt) relativ neu für mich weil meine Gigs kann ich bisher an 2 Händen abzählen (na gut bald an drei :)) ). Wobei mich gerade die Situation, dass ich jetzt verdammt lange im Proberaum gemuckt habe unter Druck setzt: Nach dem Motto "Wenn erst jetzt dannn richtig!"
    Nun ja, wobei ein Kraftproblem kommt wohl noch dazu, weil ich schon gut reinzimmere und eigentlich alle Rockschlagzeuger die ich kenne, die auch so spielen, ziemlich muskulös sind. Klar geht es auch ohne Megamuskelpakete, aber dann etwas softer.


    Was spielst du denn für 6 Stunden-Gigs? Durchgehend? Oder meinst du beim alleine üben? Da habe ich auch keine Probs.


    Tschöö Philip

  • Ich spiele in einer Art "Tanzkapelle" (wir nennen uns Partyband", wir spielen alles von Schlager bis Rock, auch heftige Sachen. So eine Kirmes oder ein Betriebsfest geht schon mal von 19.00-02.00 Uhr, dazwischen sind sicherlich kleine Pausen, aber es geht auch schon mal 2-3 Stunden am Stück rund, wenn die leute richtig abfahren.
    Sicher hau ich nicht ständig so drauf wie bei Heavy Metal, die Frage ist ob man das muss. Was die Muskeln angeht, so sind es doch eher die unsichtbaren Muskeln, die ein Drummer braucht. Ich habe nicht den Eindruck dass Rockdrummer alles Muskelpakete sind.
    Ich habe am Anfang auch falsch gespielt, was den Krafteinsatz usw. angeht. Ich nehme jetzt seit einigen Monaten Unterricht, dort habe ich sehr viel gelernt, was mein Spiel erleichtert. Übrigens trinke ich beim Spielen auch keinen Alkohol mehr in den Mengen wie früher, da sind schon mal so 3-5 Liter Bier pro Gig durchgeflossen (im wahrsten Sinne des Wortes). Jetzt gibt es nur noch ein Bierchen zum lockerwerden vor dem Gig und eins danach zur Belohnung :)

  • Hallo!


    Ich vermute mal, daß das, was Du da beschreibst, bis zu einem gewissen Maße "normal" ist und die meisten hier kennen. Nicht umsonst kennt ja jeder den Begriff "Lampenfieber" ...


    Die Frage ist nur, wie stark das ausgeprägt ist und welche Folgen das hat.
    In Deinem Fall scheint es ja nicht so zu sein, daß Du mit dem, was Du spielst, überforert wärest - im Proberaum klappt's ja. Daher ist es wohl eher ein Kopf- als ein technisches Problem.


    Du schreibst auch, daß Du noch nicht allzu vielle Auftritte hattest. Da mag einer der Gründe liegen: Bei meinen ersten 10 Gigs war ich vermutlich auch deutlich aufgeregter als beim ca. 200. Zum einen ist es also einfach eine Frage der Erfahrung, vermute ich.


    Trotzdem gibt es auch heute noch Gelegenheiten, bei denen ich aufegregt bin, Erinnere mich noch gut an einen Aushilfsjob bei einer fremden Band: 1 Stunde Probe vorher, keine Bänder zum Vorbereiten, dann gespielt vor relativ großem Publikum auf fremden Schlagzeug - und alles ging schief, für mein Empfinden, hatte sogar einen Krampf im rechten Arm (hatte ich vorher noch nie!). Und dennoch ist das Ding irgendwie über die Bühne gegangen, und hinterher meinten die Mitmusiker, es sei doch gut gewesen.
    Und das ist dann wohl die zweite Frage: Merkst nur Du das oder auch die anderen? Dann ist die Antwort auch eher in Deinem Kopf zu finden. In meinem Fall war es ja letztlich doch okay, nur hatte ich ein schlechtes Gefühl dabei wegen der widrigen Umstände ...


    Bis zu einem gewissen Maße finde ich sogar gut, wenn man vor dem Spielen aufgeregt ist - das kann ja einen Kick geben, so daß es sogar so ist, daß Du besser spielt, als Du es Dir eigentlich zugetraut hättest!


    Versuche Dir zu vergegenwärtigen:
    - Fehler gehören dazu! Laß Dich davon nicht aus der Bahn werfen. Du weißt ja, was Du kannst!
    - Versuche niemanden zu beeindrucken (auch nicht die berüchtigten Musiker im Publikum! ;-): Mach Dein Ding, spiel das, was Du kannst, überfordere Dich nicht mit Erwartungen an Dich!
    - Mach Dich vorher ein bißchen warm: Bißchen Rudiments üben und so zum Auflockern.
    - Du solltest Dir vergegenwärtigen: Dir will niemand was böses- Dir wird niemand den Kopf abreißen, wenn Du mal einen Fehler machst.
    - Es geht nicht um Dich als Schlagzeuger - es geht um Euch als Band, Eure Musik im gesamten. Und die kann auch mit "Fehlern" immer noch das transportieren, was Ihr ausdrücken wollt. Dafür brauch man keine abgefahrenen Licks.
    - Ich kenne einige Musiker, die Yoga oder andere Entspannungs-Übungen machen. Wenn Deine Nervosität Überhand nimmt, solltest Du Dich vielleicht mal mit so was beschäftigen.


    Grüße
    Carsten

    Fenster fährt mich Nüsse

    Einmal editiert, zuletzt von cliersch ()

  • wenn dir beim spielen die kraft ausgeht würde ich mal anaylsieren ob du vielleicht zuviel energie durch "falsche" bewegung verbrauchst. man sieht oft die drummer mörderisch ausholen. kann zwar gut aussehen, ist aber nicht notwendig um laut zu spielen. vielleicht kannst du im bewegungsablauf noch was verbesseren damit die energie auch wirklich in den schlägel bzw. auf die trommel kommt. erhöht die energieausnutzung und die exaktheit.
    was lahme beine und fahrige arme anbelangt: das selbe problem hatte ich auch mal. mir haben da dehnungsübungen sehr geholfen.
    dann fällt mir noch ein: nicht zusehr an den kleinigkeiten beim spielen festbeissen. in musikalischen bögen denken. da ist man viel enspannter weil man sich nicht soviel gedanken macht. das ding einfach laufen lassen.

  • zwei gedanken, die in solchen situationen ganz gut helfen könnten:


    selbst wenn alles schief geht und total scheiße läuft: sterben wirst du nicht dran, das leben geht weiter.


    und wenn du wirklich fehler machst:
    leckt mich doch alle am arsch! ich spiele für mich!


    dd

    Wo ein Wille ist, ist ein Gebüsch.

  • Zitat

    Und das ist dann wohl die zweite Frage: Merkst nur Du das oder auch die anderen? Dann ist die Antwort auch eher in Deinem Kopf zu finden. In meinem Fall war es ja letztlich doch okay, nur hatte ich ein schlechtes Gefühl dabei wegen der widrigen Umstände ...


    Also das Publikum merkt nix, meine Mitmusiker garnicht oder nur zum Teil (habe am Sa von denen ein Riesnlob bekommen) - die ganze Sache mit dem negativen Feeling und den daraus resultierenden Phänomenen läuft v.a. in meinem Kopf ab. Ich denke ich mus mich da irgendwie frei machen...


    Zitat

    Bis zu einem gewissen Maße finde ich sogar gut, wenn man vor dem Spielen aufgeregt ist - das kann ja einen Kick geben, so daß es sogar so ist, daß Du besser spielt, als Du es Dir eigentlich zugetraut hättest!


    Ich glaube das ist noch ein langer Weg...


    Zitat

    - Fehler gehören dazu! Laß Dich davon nicht aus der Bahn werfen. Du weißt ja, was Du kannst!


    So mit der Zeit bekomme ich das auch in meinen Kopf, aber ich glaub genau da liegt der Hase momentan noch im Pfeffer.


    Zitat

    - Versuche niemanden zu beeindrucken (auch nicht die berüchtigten Musiker im Publikum! ;-): Mach Dein Ding, spiel das, was Du kannst, überfordere Dich nicht mit Erwartungen an Dich!


    Genau das ist mein Hauptfehler. Jetzt weiß ichs ja und werde dran arbeiten.


    Zitat

    - Mach Dich vorher ein bißchen warm: Bißchen Rudiments üben und so zum Auflockern.


    Aufwärmen macht mich eher nervöser...


    Zitat

    - Du solltest Dir vergegenwärtigen: Dir will niemand was böses- Dir wird niemand den Kopf abreißen, wenn Du mal einen Fehler machst.


    So Versagensängste hab ich schon. Ich denke halt ich blamier mich total. V.a. vor mir selbst. Oh man, ich muss von dem Trip runter.


    Zitat

    - Es geht nicht um Dich als Schlagzeuger - es geht um Euch als Band, Eure Musik im gesamten. Und die kann auch mit "Fehlern" immer noch das transportieren, was Ihr ausdrücken wollt. Dafür brauch man keine abgefahrenen Licks.


    Und die Musik ist bis jetzt immer rübergekommen. D.h.: Ziel erreicht :D !


    Zitat

    - Ich kenne einige Musiker, die Yoga oder andere Entspannungs-Übungen machen. Wenn Deine Nervosität Überhand nimmt, solltest Du Dich vielleicht mal mit so was beschäftigen.


    Gute Anregung!


    Zitat

    wenn dir beim spielen die kraft ausgeht würde ich mal anaylsieren ob du vielleicht zuviel energie durch "falsche" bewegung verbrauchst. man sieht oft die drummer mörderisch ausholen. kann zwar gut aussehen, ist aber nicht notwendig um laut zu spielen.vielleicht kannst du im bewegungsablauf noch was verbesseren damit die energie auch wirklich in den schlägel bzw. auf die trommel kommt. erhöht die energieausnutzung und die exaktheit.


    Es ist mir schon klar, dass ich z.T. unökonomisch spiele und daran arbeiten muss, z.B. beide Hände für die Becken + mehr aus dem Handgelenk & bei der DB wiegesagt einfach weiter hinten daruf treten und mit weniger Wumms - der Mischer regelts schon :P . Und wenn es mal passt, kann man immer noch weit ausholen und ordentlich Show machen ;) .


    Zitat

    dann fällt mir noch ein: nicht zusehr an den kleinigkeiten beim spielen festbeissen. in musikalischen bögen denken. da ist man viel enspannter weil man sich nicht soviel gedanken macht. das ding einfach laufen lassen.


    Sehr gute Anregung. Es ist auch so, dass trotz der fehlenden / anderen Breaks, der Spannungsbogen unserer Mucke immer noch passt. Und es hieß trotz allem, dass ich "abwechslungsreich" spiele. D.h. eigentlich ist alles okay, nur mein Kopf sagt wat anderes.
    Aber das kommt schon...


    Zitat

    selbst wenn alles schief geht und total scheiße läuft: sterben wirst du nicht dran, das leben geht weiter.


    und wenn du wirklich fehler machst:
    leckt mich doch alle am arsch! ich spiele für mich!


    Das wird jetzt meine neue Devise :D !


    Tschöö Philip

  • ...was mir noch so einfällt. Vielleicht konzentrierst du dich zu sehr auf dein Spiel. Ich mein mitzudenken, wann ein Break/ Wechsel von Strophe zu Refrain/ usw. ist schon ok, aber nicht Zwanghaft bei jedem Takt daran mitdenken, was die Hände und Füße machen müssen.
    Du machst dich dadurch nur verrückt und es ist kein Wunder, daß du verkrampfst. Da dir das bei Proben und Üben nicht passiert, könnte es ja sein, daß du es nur bei Gigs aus Aufregung machst.


    Wenn wir spielen hör ich der Musik zu oder guck mir die Leute an oder so, und irgendwie kommt der Rest ganz von alleine.


    Vielleicht hilft dir ja sowas :)

    It don`t mean a thing if it ain`t got that swing.

  • Wie ist das denn außerhalb der Musik? Prüfungsstress? Kannst du "frei vor Leuten reden" (z.B. Referat)? Kannst du Leute auf der Straße nach dem Weg fragen? Auf dem Amt anrufen und nach deinen Papieren fragen? Wie reagierst du bei Auseinandersetzungen mit a) Bekannten, b) Fremden? Falls du Auto fährst, wie reagierst du, wenn sich einer reindrängelt etc. etc.
    Ich will jetzt hier gar keine Antworten lesen, aber überleg doch mal, ob du allgemein ein Problem mit solchen Kisten hast? Das soll keine Beurteilung oder Psychokiste hier werden, aber ich kenn das auch mit dem Stress beim Auftritt (wenn auch nicht so arg). Ich versuch eben auch im Alltag solche Stresssituationen an mir zu beobachten an mir und meine Schlüsse zu ziehen.

    BORIS.

  • Das ist hier mal wieder ein richtig gutes Thema mit tollen Beiträgen. Obwohl ich dieses Problem so noch nicht hatte, kann ich mich reinfühlen. Ich denke, das meiste ist schon gesagt worden. Nochmal zurück zur eigentlichen Problematik: Musik mit einer Band machen und dabei einen Kompromiss finden zwischen Selbstverwirklichung (eigenen Ansprüchen), "songdienlichem" Spiel (Musikalität), Eingängigkeit (gewisser Opportunismus dem Publikum gegenüber), Verspieltheit und nicht zuletzt dem Spass sowohl am eigenen Spiel als auch, und da setze ich persönlich meinen Schwerpunkt, dem Zusammenspiel als Band, so dass eine Art musikalischer Organismus entsteht. Vielleicht hilft es, sich mal in diesem Komplex einzuordnen - was ist am wichtigsten? Wo liegt der Schwerpunkt.


    Ganz praktisch betrachtet könnte es auch helfen, wenn ihr einfach mal öfter jammt, ohne vorgefertigte Strukturen, die Musik einfach passieren lassen, ohne über die nächsten Takte, das nächste Fill, diese verdammte Fuß-Hand-Kombination nachdenken zu müssen.


    Mir selbst macht Musik spielen desto mehr Spass, je weniger ich über irgendwelche Licks und Abläufe nachdenken muss. So ist zu erklären, dass viele Drummer am liebsten äußerlich stupides Phil-Rudd-Geklopfe spielen. Je weniger ich über Gimmicks nachdenken muss, desto besser kann ich grooven. Ohne Spass und dieses organische Gefühl mit der Band ist alles nichts. Bei mir ist das so extrem, dass ich kaum alleine für mich übe - natürlich nicht zu empfehlen.

  • Zitat

    ...was mir noch so einfällt. Vielleicht konzentrierst du dich zu sehr auf dein Spiel.


    Jau richtig. In den Proben kann ichs "laufen lassen", aber vor / während Konzerten bin ich schon relativ konzentriert-verkrampft. Aber bei den letzten Liedern auf dem Konzert vom Fr war ich schon auf dem richtigen Weg. Aber ich bin manchmal halt - vollkommen unbegründet - ziemlich unsicher und übertreibe das mit dem Zählen und Konzentrieren.
    Ich werde auf jeden Fall verstärkt versuchen mich in die Songs fallen zu lassen.


    Zitat

    Wie ist das denn außerhalb der Musik? Prüfungsstress? Kannst du "frei vor Leuten reden" (z.B. Referat)? Kannst du Leute auf der Straße nach dem Weg fragen? Auf dem Amt anrufen und nach deinen Papieren fragen? Wie reagierst du bei Auseinandersetzungen mit a) Bekannten, b) Fremden? Falls du Auto fährst, wie reagierst du, wenn sich einer reindrängelt etc. etc.


    In die Richtung wollte ich eh schon schreiben. Jau, ich bin kein son Prüfungsmensch, obwohl ich eigentlich alle Prüfungen bisher gut gemeistert habe. Und ich gehöre wohl auch eher in die Kategorie "Sensibelchen" :D - d.h. ich fühle mich anfänglich recht schnell mit Situationen überfordert. Aber verklemmt oder schüchtern bin ich nun auch wieder überhaupt nicht :)).
    Ich reagiere halt bisweilen relativ anfällig auf Stresssituationen (oder solche die ich zu Stresssituationen mache 8o ) / Konfliktsitautionen.


    Zitat

    Ganz praktisch betrachtet könnte es auch helfen, wenn ihr einfach mal öfter jammt, ohne vorgefertigte Strukturen, die Musik einfach passieren lassen, ohne über die nächsten Takte, das nächste Fill, diese verdammte Fuß-Hand-Kombination nachdenken zu müssen.


    Wir jammen verdammt viel und es bringt auch echt ne Menge. Wiegesagt in den meisten Proben läuft ja auch alles superrund und Proben ist eigentlich die Sache die mir in meinem Leben am meisten Spaß macht. Aber an die Bühnensituation muss ich mich wohl noch gewöhnen. Z.T. muss ich einfach von dem verkrampften Zählen runterkommen und die Strukturen mehr für mich üben, weil dann auch die Sicherheit ohne zählen kommt. Ich bin da z.T einfach mit der falschen Einstellung (Anspruchsdenken!) ran, aber das wird sich wohl geben. Hab hier ja einige Tipps bekommen bzw. die Tipps stimmen mit meinen Gedanken überein.


    Tschöö Philip

  • hier noch eine info, die dir evtl helfen könnte:


    wenn du auf solche situationen reagierst, schüttet dein körper adrenalin aus - war ursprünglich als vorbereitung auf kampf-oder fluchtsituationen gedacht etc. blabla
    folgende mechanismen laufen dann in deinem körper ab:


    1. der puls steigt, damit dein kreislauf hochkommt und mehr sauerstoff ins gehirn und in die muskeln kommt
    2. die atemfrequenz erhöhte sich
    3. dein blutdruck steigt, merkt man manchmal daran, dass die hände kribbeln
    4. dein muskeltonus erhöht sich, die muskeln spannen sich mehr an, weil der körper erwartet, dass sie gleich höchstleistungen bringen müssen
    5. dein blickfeld engt sich ein und meist konzentriert sich dein blick eher darauf, was vor dir liegt - peripheres wird schlechter wahrgenommen. ist ja klar, ich würde auch lieber den bären treffen, als die rauschenden bäume im hintergrund zu betrachten...


    das waren denke ich die wichtigsten, vielleicht fällt jemandem auch noch etwas ein, was ich gerade vergessen habe.
    das sind alles normale körperliche reaktionen auf die aktivation deines sympathischen nervensystems (jaja, ich weiß, heißt wirklich so) - aber diese reaktionen gehen auch wieder zurück.
    dein körper kann nur eine gewisse zeit adrenalin ausschütten, irgendwann ist er einfach erschöpft und es setzt eine gegenreaktion ein, die alles wieder runterfährt. das heißt, der körperliche spannungszustand (der dann auch häufig von einem geistigen begleitet wird) lässt nach


    und das meist nach 25-30 minuten - je nach mensch kann es auch mal länger oder kürzer sein, aber mehr als eine dreiviertel stunde ist es sehr selten.


    wenn du also das nächste mal auf die bühne gehst und all das wieder mit dir passiert: mach dir nichts draus, ist ganz normal. je öfter du dich gezielt der situation aussetzt und je schlimmer es für dich am anfang ist, desto besser wirst du nach einer zeit damit klarkommen.


    WICHTIG: lass deinem körper zeit, sich an die situation zu gewöhnen, bis die reaktionen abgeschwächt und nicht mehr zu spüren sind! sonst lernst du nichts draus


    bei fragen stehe ich zur verfügung. ;)


    dd

    Wo ein Wille ist, ist ein Gebüsch.

  • Yo, also ich denke auch, dass ich das Ganze lockerer sehen sollte. Ich hab jetzt auch gemerkt, dass ich bei der Doublebass einfach ziemlich abgebaut hab (körperlich und koordinationstechnisch), nachdem ich lange nicht mehr solo geprobt hatte - also nicht nur Psycho-Stress, sondern auch ganz einfach "köperliches Versagen". Die Kondition bei der DB geht irgendwie ziemlich schnell flöten, wenn ich das nicht regelmäßig übe - da habe ich einfach noch nicht das Level, dass ich beim Single-Pedal-Spielen und in den Händen habe.
    Und aprospos locker bleiben: Wie verhindert ihr beim Spielen, dass ihr verkrampft? Und was macht ihr wenns passiert - einfach aufhören? Und wie wärmt ih euch vor Konzis auf?


    Tschöö Philip

  • noch ein kleiner tipp,der mir schonmal 50% der aufregung abnimmt....
    (falls eure art des auftrittes es zulässt: )
    nutz 2,3 min beim letzten checken des sets oder der stimmung und spiel einfach ein paar takte runter...
    erstmal ist das natürlich nützlich,wie gesagt,letzter check und zweitens hast du deinem geiste dann direkt schonmal klar gemacht,dass du nun vor diesen,da-stehenden/sitzenden leuten spielen wirst,welche dich sowieso GERADE schon gehört haben.
    ich weiss,klingt bescheuert,aber bei mir hilfts,....die zuschauer denken sich schlimmstenfalls sowieso nur "ah,der prüft nochmal alles" oder was weiss ich.....

    Habe Interesse an jeglichen DW-trommeln (jazz cherry)!Bitte melden!

  • Also der Fred ist ja nun "etwas" älter ;) und ich habe festgestellt, dass sich das mit der Zeit gibt. Das war (ist?) die psychische Anspannung, die sich auch im wahrsten Sinne des Wortes physisch äußert. Habe zudem im Gespräch mit unserem Basser erfahren, dass dem das bei früheren Auftritten auch so ging.
    Bin mal gespannt, wie das bei nächsten Gig nach mehr als 4 Jahren Bühnenabstinenz wird :wacko: ...


    Grüße, Philip

  • Womit ich wirklich gute Erfahrungen gemacht habe – Ihr könnt mich steinigen, wenn Ihr wollt, ist mir aber wurscht: Bachblüten.
    Es gibt da das sogenannte Rescue Remedy oder eine spezielle Lampenfieber-Mischung. Das Zeug wirkt Wunder.
    Bitte jetzt keine Grundsatzdisskussionen über Placebo-Effekte oder Ähnliches. Ich wollte es nur mal erwähnt haben. Es wirkt – warum ist doch dann fast egal.

  • Man wächst mit den Herausforderungen, denen man sich stellen muss. Auch hier bringt die Zeit bzw. die Übung die nötige Ruhe und Gelassenheit - und natürlich die Sicherheit. Ins kalte Wasser (z.B. mangels Proben) sollte man bei nem Gig natürlich nicht geschmissen werden.


    Wobei ich die Stimmung kurz vorm Gig meistens total genial finde. Eins der geilsten Gefühle, die ich kenn - wenn man auf die Bühne geht und loslegt. ^^

  • ein kleines bisschen spannung gehört auch einfach dazu ... mir hilft das zumindest auch aufmerksam und wach zu bleiben ... und gerade beim nächsten gig ist von der spannung vermutlich ganz viel da ...


    ist mein erster mit dieser band (nach drei proben) und der gerade ausgestiegene hauptsänger wird durch zwei aushilfen vertreten, die auch nur zwei proben hatten ... da wird viel spontanes passieren auf der bühne, und irgendwie freue ich mich genau darauf :Q :Q :Q

    die gewissheit, solches und noch chaotischeres auch schon überlebt zu haben, gibt einem irgendwann eine gewisse kaltblütigkeit ... trainiert hab ich das zum teil auch ganz ohne band, wenn ich mir beim üben durch "luftschlösser bauen" selbst spannung und druck aufgebaut habe ... und zum andern hilft: spielen was und wo immer es nur geht, denn routine ist einfach durch nix zu ersetzen ...


    in diesem sinne, viel spass beim nächsten gig

  • Hehe, die Psycholgie des Auftritts. Hach, das kenn ich ja so :D


    maxPhil, du hast ja selbst schon gemerkt, daß sich diese psychische Blockade mit der Regelmäßigkeit der Gigs gibt. Mit der Übung und der Zeit kommt die Routine und damit auch die Sicherheit. Übrigens: Etwas im Proberaum "hinzubekommen" reicht für einen Gig nicht unbedingt aus. Was gespielt werden soll, soll hundertprozentig und im Schlaf sitzen, denn ein so automatisierter Bewegungsablauf kann auch in angespannten Situationen sicher abgerufen werden, wodurch sich der Auftrittsstreß signifikant minimiert.


    Dann ist es oft hilfreich, sich nicht nur instinktiv, sondern ganz bewußt mental auf den Auftritt vorzubereiten. Stell dir am Vorabend des Gigs ganz in Ruhe den Ablauf des Auftrittes vor und durchdenke ihn. Wiederhole es am Vor- oder Nachmittag des Gigtages und zuletzt etwa 2 Stunden vor Auftritt. So kannst du dich auf die bevorstehende Situation einstellen.


    Spiele dich warm! Meistens genügt es schon, Knietennis mit Sticks zu spielen. Bewährt hat sich hier außerdem ein Drumpad. Warmspielen - klar - lockert den Körper und nordet ihn schonmal aufs Trommeln ein.


    So und dann würde ich dir empfehlen, dich mal mit verschiedenen Entspannungstechniken wie z.B. dem Autogenem Training und der Progressiven Muskelrelaxation auseinanderzusetzen. Diese Techniken haben übrigens nichts mit Esoterik am Brett, falls das jemand glaubt, sondern kommen aus der Psychologie! Sie und vor allem ihre Kombination mit der mentalen Vorbereitung sind schweine-effektiv, um die Aufregung zu bewältigen und entspannt in den Auftritt gehen zu können. Infos gibt es bei der Volkshochschule vor Ort.
    ;)

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