Custom Shop Relic Snares WTF!

  • Moin,


    bin gerade beim Kaffetrinken mit zeitgleicher Snare Recherche am Tablet über „Gretsch Custom Shop Relic Snares“ gestolpert. Für alle, die nicht wissen, wovon ich spreche: neu gebaute Snares werden "auf alt getrimmt", d.h. der Lack wird rissig gemacht, Macken in den Kessel geschlagen etc., um da Aussehen einer jahrzehntealter und runtergespielten Trommel zu erzeugen. Was das ganze kostet? Hier mal ein Beispiel (heruntergesetzt von 2149 $ !!!).
    Ich wusste ja, dass das bei Gitarren ein relativ großes Ding ist und inzwischen etliche Firmen ihre Produkte "verunstalten" und dafür Mondpreise verlangen. Aber bei Trommeln? Klar, an sich macht es keinen Unterschied, ob es sich um eine Gitarre oder eine Trommel handelt und trotzdem verstehen ich den Sinn dahinter nicht. Ich besitze auch einige alte Snares, bei denen ich mich aber bemüht habe, sie so gut wie möglich zu restaurieren, um eine möglichst wenig abgesiffte Trommel zu haben. Da kann man ja nur drauf warten, bis die ersten auf Youtube ihre neuen Trommeln malträtieren, um hippe Custom-Drums zu haben.
    Was haltet ihr davon?

  • Hallo,
    da kann man besser den Kram gebraucht kaufen, sieht genauso aus und ist viel billiger.
    Gruß Peter

  • Moin.


    Schickt mir euere Snares :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    Zusammen mit meinem 7 jährigen Neffen mache ich euch das für nen Hunni !!!


    Wie bekloppt kann man eigentlich sein ?(


    Aber anscheinend gibt es einen Markt/Nische für ALLES und ich sehe schon die Cases/Taschen-Hersteller reihenweise Bankrott gehen ;(


    Gruß
    Ralf

    Bier und die Pfalz, Gott erhalt's ;)

  • Halte ich für Quatsch. Bei Gitarren hat das funktioniert, weil die man die ollen Dinger bei den großen Stars immer groß im Bild sieht und angeblich die alten Gitarren ja sooo viel besser klingen (liegt m.E. aber eher an den großen Stars, die selbige spielen). Bei den Drummergrößen ist mir persönlich nicht aufgefallen, dass sie typischerweise mit ihrer unglaublich toll klingenden uralten verhauten Snare abgebildet werden. Ich wüsste auch von keinem, der seinen Trommeln Namen gegeben hätte. Und auch "legendäre" Vintage-Trommeln werden doch eher schön rausgeputzt, als mit vollem Pitting und Rost abgebildet. Daher fehlt einfach der Vorbildcharakter.

    Nix da.

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  • Bei den Drummergrößen ist mir persönlich nicht aufgefallen, dass sie typischerweise mit ihrer unglaublich toll klingenden uralten verhauten Snare abgebildet werden.


    Das soll bei den ganzen Endorsements auch nicht der Fall sein, schließlich sollen auch die neuen Modelle verkauft werden. Deshalb benutzen trotzdem viele im Studio irgendwelche alte und liebgewonnene Instrumente - muss aber nicht auf Pressfotos oder Live-Konzerten der Fall sein.



    Ich denke auch hier funkioniert(e) die Drumindustrie anders als die Gitarrenindustrie. Wenn ein Gitarrist eine Fender von 1963 spielt, so kann man die nicht einfach mal irgendwo gebraucht finden. Dann greift man aber gerne trotzdem gerne zu einer Fender, da diese dem Klang dann doch nahe kommt. Die Gitarrenfomen und Ausstattungen sind seit den 60ern mehr oder weniger unverändert geblieben. Es gibt sicher Neuerungen und technische Innovationen, allerdings wird ein Großteil von den Standardmodellen (Stratocaster, Telecaster, Les Paul, SG,...) und deren Nachbauten unzähliger Firmen abgedeckt.
    Drums sind rund und mit Fellen bestückt, allerdings haben seit den 60ern gegenüber Gitarren viel mehr grundlegende Neudesigns durchlaufen. Ob das alles immer so sinnvoll war wird nun hinterfragt. Viele Drummer zeigen sich mittlerweile gerne auf Social Media mit ihren Vintage-Schätzchen. Da es diese Art der Selbstvermarktung früher schlicht nicht möglich war kommt nun auch die Drumindustrie darauf, Klassiker wieder zu beleben bzw. neu aufzulegen. Ludwig Drums waren aufgrund des Vertriebes noch vor ca. 10 Jahren in Deutschland kaum erhältlich. Inzwischen sind die Markenrechte neu vergeben, und Ludwig, Gretsch, Sonor und Konsorten können die Designs aus der vergangenen Zeit wieder an den Mann bringen. Echte Vintage-Teile werden auf dem Gebrauchtmarkt teurer.Ich denke also sehr wohl, dass Drummer mit ihrer Präsenz mit "alten" Instrumenten hier der Industrie (v.a. die oben genannten alteingessenen Marken) einen enormen Schub verliehen haben. Und um die Kurve zu den Gitarrenherstellern zu bekommen: Man kann sich wieder Drums mit Produktcharakteristiken wie sie in den 60er und 70er Jahren hergestellt wurden, Flatbase-Ständer sind wieder en vogue und Beckenhersteller haben "pre-aged cymbals" im Programm - die Gitarrenformen und Ausstattungen aus der guten alten Zeit sind nach wie vor verfügbar. Die Relic-Snare ist also nur kosequent, und meiner Meinung nach ein weiterer Schritt in Sachen Selbstbewusstsein der Drummer, dass ihre Schätzchen nun auch endlich Macken haben und Geschichte erzählen dürfen.

  • Moin,


    bin gerade beim Kaffetrinken mit zeitgleicher Snare Recherche am Tablet über „Gretsch Custom Shop Relic Snares“ gestolpert. Für alle, die nicht wissen, wovon ich spreche: neu gebaute Snares werden "auf alt getrimmt", d.h. der Lack wird rissig gemacht, Macken in den Kessel geschlagen etc., um da Aussehen einer jahrzehntealter und runtergespielten Trommel zu erzeugen. Was das ganze kostet? Hier mal ein Beispiel (heruntergesetzt von 2149 $ !!!).
    Ich wusste ja, dass das bei Gitarren ein relativ großes Ding ist und inzwischen etliche Firmen ihre Produkte "verunstalten" und dafür Mondpreise verlangen. Aber bei Trommeln? Klar, an sich macht es keinen Unterschied, ob es sich um eine Gitarre oder eine Trommel handelt und trotzdem verstehen ich den Sinn dahinter nicht. Ich besitze auch einige alte Snares, bei denen ich mich aber bemüht habe, sie so gut wie möglich zu restaurieren, um eine möglichst wenig abgesiffte Trommel zu haben. Da kann man ja nur drauf warten, bis die ersten auf Youtube ihre neuen Trommeln malträtieren, um hippe Custom-Drums zu haben.
    Was haltet ihr davon?


    Ich halte da auch nichts von. Ich finde es nicht schlimm, wenn eine alte Snare ein paar Macken und Kanten hat. Aber sie hat dann auch eine entsprechende Geschichte...

    Zitat

    Die
    Relic-Snare ist also nur kosequent, und meiner Meinung nach ein
    weiterer Schritt in Sachen Selbstbewusstsein der Drummer, dass ihre
    Schätzchen nun auch endlich Macken haben und Geschichte erzählen dürfen.


    ...nur dass sie eben keine Geschichte zu erzählen hat. Sie hat ja noch nichts erlebt... :P
    Dazu kommt, dass das bei dem Beispiel auch wirklich nicht schön gemacht ist. Das sieht mir eher nach Steinschlägen aus. Original alte Trommeln habe ich so noch nicht gesehen. Da sind die Macken eher noch ungleichmäßiger verteilt...

  • Wer für sowas Geld ausgibt, dem würde ich auch gerne meine durch echtes Spielen gezeichnete Rote Gefahr für einen Preis verkaufen, der mir anschließend einen Großeinkauf in Mainz-Kastel ermöglicht. Abgesehen davon, so schön vintage, wie der nicht mehr ganz frische Klarlack meines 12er-Toms, bekommen die so nicht hin!

    Wer leichter glaubt, wird schwerer klug!

  • ...nur dass sie eben keine Geschichte zu erzählen hat. Sie hat ja noch nichts erlebt... :P
    Dazu kommt, dass das bei dem Beispiel auch wirklich nicht schön gemacht ist. Das sieht mir eher nach Steinschlägen aus. Original alte Trommeln habe ich so noch nicht gesehen. Da sind die Macken eher noch ungleichmäßiger verteilt...

    Das ist mir bewusst. Ist selbst würde auch keine Relic-Snare kaufen. Allerdings kann ich die Industrie verstehen, hier Kapital draus schlagen zu wollen. Wie gesagt, wirtschaftlich gesehen konsequent.

  • Das erste Mal, dass mir eine Gitarre die extrem gealtert war aufgefallen ist, war bei einem Video von Rory Gallagher. Und der ersten Gedanken waren: Wow, der spielt sein Instrument richtig viel! Der hat Übezeit investiert! Und ich glaube, dass das Vorgaukeln von Engagement beim Spielen seines Instrumentes eine der Hauptmotivationen ist, um sich eine Relic-Gitarre zu kaufen. Ich vermute da geht es bei den meisten mehr um Schein als Sein, ums Ego. Es gibt wohl auch recht exakt nachgebildete Gitarren, die dann für die Fanboys und -girls sind und da denke ich dann dass da eher der Sammler- und Fangedanke hinter einem Kauf steckt, weniger das obige Prinzip. Dem ein oder anderen mag eine solche Gitarre auch einfach nur gefallen. Wenn ich ein Schlagzeug mit so einer völlig verranzten Optik sehe denke ich als erstes, dass das einfach nicht gut behandelt wurde. Ich würde von einem Gebrauchtkauf dann eher absehen. Ein Neukauf käme überhaupt nicht in Frage, da intakte Oberflächen dem Schutz des Materials, z.B. kein Eindringen von Feuchtigkeit ins Holz, dient und damit der Lebensdauer. Ich freue mich einfach über schön glänzende Lacke, Folien und Chromoberflächen. ^^

  • Und ich glaube, dass das Vorgaukeln von Engagement beim Spielen seines Instrumentes eine der Hauptmotivationen ist, um sich eine Relic-Gitarre zu kaufen.


    Nee, ich spiele ja selber auch Gitarre und habe auch ein Customshop-Schätzchen (aber keine Relic). Die echten alten Gitarren sind halt preislich jenseits von Gut und Böse, daher ist man bereit, eine Replik zu kaufen. Sieht halt auch cool aus, aber eigentlich hätte man lieber eine echte, und zwar egal wer die jetzt so viele Jahre lang runtergeranzt hat. Aber dass jemand so tun will als hätte er total viel geübt (um nachher peinlich dazustehen, wenn er mal was spielen soll) kann ich mir als Motivation kaum vorstellen.


    EDIT: entscheidend ist auch bei den Relic-Gitarren nicht nur dass sie abgenudelt ausschauen, sondern vor allem auch dass sie ein legendäres altes Modell replizieren (54er Strat etc.).

    Nix da.

    Einmal editiert, zuletzt von Rampen ()

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