Das seltsame Zeitgefühl beim Wechsel auf das Ride Becken

  • Ich mag es, wenn Backbeats kurz auf der 4 richtig "aufblitzen". So wie hier:

    Meinst du kurz "auf" (wie geschrieben) oder kurz "vor" der 4? Das ist nämlich nicht die 4, sondern die 3. Note der 3. Triole. ;)


    Auch schön wie der Wechsel zum Ride den Drive behält, finde ich. Ist eigentlich sehr jazzig gespielt.

    Das sollte man alles nicht so für bare Münze nehmen. Denn die haben da recht sicher mit Overdubs gearbeitet oder jemand hat parallel noch Percussion gespielt. So höre ich das zumindest.


    Ich verstehe das Problem auch immer noch nicht so ganz. Wie schon gesagt wurde, haben Drive und Energie nur zweitrangig etwas damit zu tun, was und womit man etwas spielt. Es gibt also zwei Möglichkeiten: das Pattern grundsätzlich beibehalten und daran arbeiten, den Drive zu erhalten oder zu steigern. Oder etwas anderes spielen. Oder beides.

  • Ich denke, mit dem "Takka"-Shuffle im Woodblock-Klang bei Mr. Haley und den Anhängern dieser Spielweisen würde in an dieser Stelle ein neues Thema aufgemacht...


    So ober cool geht es bei den Rockabilly Produzenten zu. Natürlich mit mindestens einer Assistentin und einer Lucky Strike hinter dem Ohr :) :


    "Ich habe mir das Beispiel (gemeint ist Rock Around The Clock von Bill Haley) nicht angehört. Ich weiß was es ist. Es ist der Bass. In den frühen 80ern habe ich eine Handvoll Rockabilly-Revival-Bands entwickelt und produziert. Ich erinnere mich an den ersten Tag mit einer dieser Art von Bands. Nachdem meine Assistentin die Mikros aufgebaut hatte und wir den ersten Durchlauf hatten, schlich ich schüchtern ins Studio und flüsterte dem Schlagzeuger (der ein guter Freund von mir war) ins Ohr, um den Rest der Band nicht zu verraten wie unwissend ich war, 'Was macht dieses Klickgeräusch?'. Er sah mich ungläubig an, seufzte und flüsterte mir zu, dass es der Bass war, und so schlenderte ich zurück in den Kontrollraum und tat so, als wüsste ich die ganze Zeit, was los war. Ich entrollte den linken Ärmel meines T-Shirts und zog eine Lucky Strike heraus, steckte sie hinter mein Ohr und sagte über die Gegensprechfunktion: ‚Komm schon, Leute, fertig oder was?'"

    Aus dem Forum: VI-CONTROL What's the clicking in Bill Haley's Rock Around The Clock? | Page 2 | VI-CONTROL Übersetzt mit Hilfe von Google

    In diesem Zusammenhang habe ich kürzlich eine Grafik angefertigt (im Anhang) und ein Soundbeispiel (das letzte MP3 im Artikel) aufgenommen.

    Viele Grüße und bis bald (leider muss ich jetzt arbeiten....)


    Christian

  • dani808


    Ich kenne das Phänomen (bisher) nicht und hab ja auch schon in ein paar Bands mitgewirkt. Wenn mal Kritik kam, dann wegen anderen Sachen. Kommt natürlich auch immer drauf an, mit wem man spielt. Es geht dabei ja auch ums spielerische Niveau und wie die Konstellation dies bzgl. so aussieht. Im Optimalfall spielt man mit Leuten, die einen fordern.


    Die Antwort auf dieses Problem hier ist meiner Meinung nach jedenfalls so kurz wie auch einleuchtend: Musik macht man halt (letztendlich) mit den Ohren und mit dem Gefühl. Man drückt sich selbst damit aus, wobei ein Drummer in einer Band i.d.R. natürlich eine bestimmte Aufgabe hat. Eine ganz andere z.B. als der/die Leadsänger*in ...


    Im Hörbeispiel ist eindeutig zu hören, wie der gesamte Drive beim Wechsel aufs Ride nachlässt. Das fängt ja schon bei der Anschlagstärke und sogar Spielweise an (Rimshots ja/nein). Und wie ja schon festgestellt wurde, ist die Lösung da wirklich ganz pragmatisch. Denn wenn der Drive da runter geht, ohne dass man es will oder die Bandmitglieder es wollen, muss man das halt anders spielen. Dabei spielt die Orchestrierung letztendlich keine Rolle.

    Natürlich ist dafür notwendig, dass man sich selbst in die Kritik nehmen kann und nicht jede spielerische "Eigenheit" als individuelle Stärke betrachtet. Ich befasse mich gerade damit mittlerweile immer mehr.


    Meines Erachtens hat das alles nicht viel damit zu tun, womit man etwas spielt, sondern wie man es spielt. Ganz egal ob Hi-Hat, Snare oder Ride ... man kann überall mehr oder weniger Energie reinlegen.


    Die Hi-Hat kann gut geschlossen und sachte angeschlagen sein oder eben offen und richtig zum Scheppern gebracht werden.

    Backbeats können vorsichtig oder richtig mit Schmackes gespielt werden, von Rimshots mal ganz zu schweigen.

    Ein Ride kann sachte zwischen Glocke und Rand mit dem Sticktip gespielt werden oder mit Schmackes mit dem Stickschaft die Glocke oder der Rand angecrasht.


    Der einzige Punkt, an dem es wirklich eine Grenze gibt, ist der Zusammenhang von Geschwindigkeit und Lautstärke. Rein physikalisch ist ab einer gewissen Geschwindigkeit (bzw. kürzer werdendem Abstand der einzelnen Schläge zueinander) einfach weniger Punch machbar. Ähnlich verhälts sich mit dem Rebound: Je tiefer eine Trommel gestimmt ist, desto weniger Rebound hat man. Auch das Ansprechverhalten und die wahrgenommene Lautstärke (siehe "Fletcher Munson" Kurve) ändern sich dadurch.

  • Denn wenn der Drive da runter geht, ohne dass man es will oder die Bandmitglieder es wollen, muss man das halt anders spielen. Dabei spielt die Orchestrierung letztendlich keine Rolle.

    Natürlich ist dafür notwendig, dass man sich selbst in die Kritik nehmen kann und nicht jede spielerische "Eigenheit" als individuelle Stärke betrachtet. Ich befasse mich gerade damit mittlerweile immer mehr.

    Da geb ich dir Recht.


    Aber dazu, das war ja ursprünglich deine Antwort auf meinen Beitrag:

    Meines Erachtens hat das alles nicht viel damit zu tun, womit man etwas spielt, sondern wie man es spielt.

    Da meinte ich eigentlich, man tut sich leichter, wenn man die Becken, welche man hauptsächlich zum Grooven benutzt, also meistens halt HiHat und Ride, insofern aufeinander abstimmt, dass man beim Wechsel nicht völlig umstellen muss. Das ist natürlich alles sehr subjektiv und kommt auf die eigene körperliche Verfassung an. Aber als Extrembeispiel nehme man vielleicht mal eine 17er Soundedge HiHat und ein 24er Paper Thin Ride mit kleiner Glocke. Da murkst man sich in einem Rocksong auf dem Ride einen ab. Und ich lasse lieber die HiHat größer und dünner werden, bevor ich mir nen Ambos als Ride aufhänge. :)


    Habe dich aber schon verstanden und denke natürlich auch, dass Gear keine Technik und kein Können ersetzen kann.

    Four on the floor sind zwei zu viel.


    SONOR Vintage Series: 20", 22" BD; 14" Snare-Drum; 10", 12" TT; 14", 16" FT

    PAISTE 2002, 2002 Big Beat, 602 Modern Essentials, PstX

    Next Gigs: 16.03. Heimathafen Lörrach und 10.05. Marktplatz Emmendingen mit >> Blackwood Mary

    >> Mein Vorstellungsthread

  • Illusion ist doch schon mal ein Richtiges Stichwort fürs das Phänomen (aus dem Startpost).

    Synonym wäre auch Sinnes"täuschung".


    Der einzige Punkt, an dem es wirklich eine Grenze gibt, ist der Zusammenhang von Geschwindigkeit und Lautstärke. Rein physikalisch ist ab einer gewissen Geschwindigkeit (bzw. kürzer werdendem Abstand der einzelnen Schläge zueinander) einfach weniger Punch machbar. Ähnlich verhälts sich mit dem Rebound: Je tiefer eine Trommel gestimmt ist, desto weniger Rebound hat man. Auch das Ansprechverhalten und die wahrgenommene Lautstärke (siehe "Fletcher Munson" Kurve) ändern sich dadurch.

    Psychoakustisch besteht auch ein Zusammenhang zwischen ugs. "Lautstärke" und zeitlichem

    Empfinden (auch Hören) von Schlagabfolgen.




    Ansatzweise wird das Thema unter dem Begriff Zeitliche Maskierung angesprochen und teilweise

    in seiner Gesamtheit angerissen.


    edith: falls den Bandkollegen mal wieder vorkommen sollte langsamer zu werden (oder auch schneller) ^^ :S ?( :huh:    :) ;)

    File:Risset accelerando beat1 MCLD.ogg - Wikipedia

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



    Einmal editiert, zuletzt von orinocco ()

  • Ansatzweise wird das Thema unter dem Begriff Zeitliche Maskierung angesprochen und teilweise

    in seiner Gesamtheit angerissen.

    Das ist aber schon etwas sehr anderes. Da geht es darum, dass das Gehör leisere Schallereignisse kurz vor und etwas länger nach einem lauten Schallereignis nicht wahrnimmt. Das sollte für alle erdenklichen spielbaren Rhythmen zu vernachlässigen sein ;).

    Nix da.

  • Darum auch nur ansatzweise, und angerissen. edith Also nicht nur rein separiert betrachten. (aus Warte der Daten Reduzierung)

    Selbstverständlich wirken tuts bei bei verschieden spielbaren Rhythmen.


    Die Ansprüche für Swing, oder beispielweise allgemein Rock sind da aber schon unterschiedlich.

    Beim Swing ist ein "Eiern" variables Microtiming erwünscht, Wechsel von "Laid Back" und "Drive" (Klick brauchts da nicht).

    Beim "Rock" i,d. R. eher doch gerne auf den "Punkt".


    Von der Orchestrierung z.B. auch ganz anders aufgeteilt.

    Unter dem Überbegriff Jazz, spielt man mehr Becken, zählt zu den zweidimensionalen S(ch)wingern.

    Das gibt einem "Chaotischen" Geräuschemix (Frequenzmix, "wer" macht wann wann den Peak und wird Wie Wann, auditiv verarbeitet)

    von sich, ohne, besser nur schwerlich zuzuordnenden Grundton.


    Trommel auch ein Zweidimensionaler Schwinger, aber schon etwas "definierter" hat zumindest eine Randeinspannung vom

    Fell, im Vergleich zum "punktaufgehängten" Becken (ohne Randeinspannung, kleine Ausnahme bedingt betrachtet die HH),

    welches sogar noch frei tänzelnd den, Abstrahlwinkel variieren könnte. Die verschiedenen, teils gewünschten Rauschanteile

    nicht ausser acht zu lassen.


    Und Jetzt spielt man ja "Rock Around the Clock", in der Regel nicht allein am Schlagzeug, sondern mit Mitmusikern.

    Die ja auch Töne von sich geben, Die sich ja vielleicht auch Maskieren könnten, auf unterschiedlichste Weise und nicht nur Zeitlich.


    Und heist ja auch Rock und nicht Swing Arround the Clock.

    Gabler gibt da ja den wesentlichen Hinweis/Unterschied zu einem gewünschten kräftigen Backbeat auf der Snare.


    Imho, das Orchestrierung so gar keine Rolle spielt würde ich also auch nicht sagen.


    Edith hat vor kurzem mal erwähnt das die HH, z.b. gerne ausser dem "Takt"(ugs) "chaotisch" gerne im Hintergrund mitrascheln darf,

    und gelupft wird.

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



    2 Mal editiert, zuletzt von orinocco ()

  • orinocco

    Lang nicht mehr so ein undurchsichtiges und fadenscheiniges Zeug gelesen.


    Dass der TE dann nach einer bestimmten Diskussion da wieder ein Herzchen da lässt spricht Bände.


    Ich glaub ich muss mir echt überlegen, ob ich hier generell noch aktiv mit schreibe. Am besten poste ich auch nur noch in meinen eigenen Threads, so wie viele andere auch. :/

  • Lang nicht mehr so ein undurchsichtiges und fadenscheiniges Zeug gelesen.

    Ich finde den Gedanken ganz gut. Das wurde ja schon grob angesprochen:

    Noch eine Vermutung: die Snare spricht sehr direkt an, während Becken minimal träger reagieren.


    Ich denke nicht, dass das hier zum tragen kommt, aber grundsätzlich ist da was dran. Das kann man sich bei Drumcomputern bzw Hardwaresequenzern zunutze machen, bei denen die Manipulation des Microtiming idR eingeschränkt ist. Über Soundauswahl bzw Manipulation von der Attack- und/oder Decayphase der jeweiligen Klänge lässt sich das "Microtime Feeling" steuern.

    Blaukraut bleibt Blaukraut & Brautkleid breibt Blaubtkreid

  • Ich glaube, nun ist auch mal langsam gut.


    Viele verschiedene Ideen, Sichtweisen, Standpunkte und Erfahrungen. Alles so wie es sein soll und was für mich den Sinn eines Austauschs in einem Fachforum ausmacht.


    m_tree Ein anderes aktuelles Thema wäre vielleicht der Umgang miteinander und die Fähigkeit, andere Sichtweisen zumindest zulassen zu können und nicht beleidigend auf Gedanken anderer Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu reagieren.

  • Hallo

    Der Drops ist zwar schon weggelutscht und die Eingangsfrage schon mehr oder weniger beantwortet. Eigentlich bin ich mehr oder weniger außen vor, weil ich eben nur für mich alleine spiele. Ok, die Nachbarn bekommen einiges mit, aber da ist die Fan-Gemeinde sehr, sehr klein ;)

    Aber ich hab mir auch mal ein paar Gedanken gemacht.

    Es geht schlussendlich doch um Tanzmusik mit sehr viel Bewegung drin. Wie Hier in dem schon oft zitierten Video.

    Gleiches sollte sich doch auch im Spiel des Drummers wiederfinden. Wie gut ein Musiker (Drummer) selbst das Tanzbein schwingen können sollte könnt man jetzt diskutieren. Schaden kann es jedenfalls nicht. Der Drive ist hier wohl der Punkt, um den es sich dreht. Mit Stilmitteln kann man den Drive ändern und formen. Nicht zuletzt auch Illusionen erzeugen, die andere mehr oder weniger aufs Glatteis führen können. Die gleiche Sprache sprechen ist da besonders wichtig, sonnst klemmt es.


    Hier geht es ja um ein Swing-Pattern. Vielleicht ist eine Antwort darin zu finden, wenn man sich mal allgemein mit dem Phänomen "Swing" beschäftigt.

    Daher kann es wichtig sein, dass jeder es versteht und auch den anderen versteht oder es zumindest versucht.

    Jeder nimmt die Dinge anders wahr. Jeder Musiker ist anders und spielt auch anders-Wenn auch nur geringfügig und so kommen dann möglicherweise solche Diskussionen auf, warum der/die Drummer/in plötzlich "langsamer" wird. Tut er/sie aber gar nicht, sondern verändert nur die Spannung innerhalb der Rhythmus. Er/sie wird nur "falsch" verstanden.

    Wie in dem Beispiel-Pattern wird die 3-Und eingefügt wird und dann auch etwas "gerader" gespielt.

    Oft wird auch die Polyrhythmik mit ins Boot genommen. Binär vs. Ternär.

    Bin da aber zu wenig Experte auf dem Gebiet, daher mal ein eine Seite von Wiki zum Thema "Swing"

    Einmal editiert, zuletzt von Lexikon75 ()

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!