Plexiglasscheiben (Drum Shields) als Schallschutz bei Konzerten

  • Nach einem Konzert in einer Location mit den Bühnenmaßen 6x3 kam die Sprache auf ein (einen?) "Drum Shield". Der Sänger, der ziemlich direkt vor dem Set stand, hörte durch sein Mikro trotz InEar die Drums natürlich sehr präsent.

    Es kochten schnell die Emotionen hoch, besonders bei mir, wie ich gestehen muss. Denn ich finde es grauenhaft in solch einer Zelle zu spielen. Dazu kommt, dass es das Bühnenbild bei einer Band, die 70er-Progrock spielt, futuristisch verschandelt. Und wer darf den ganzen Kram dann transportieren? Der, der eh schon am meisten Arbeit, aber leider keinen Platz mehr in seinem Auto hat.

    Nun bekommen wir zwar Gagen für die Gigs, doch ich habe auch keine Lust, diese dann gleich für so etwas zu reinvestieren. Wahrscheinlich würde sich ein Teil der Band beteiligen, doch mir geht es einfach um diese Teile an sich.

    Wahrscheinlich muss ich aber meinen Ärger runterschlucken und mich irgendwie damit arrangieren. Daher ein paar Fragen dazu.


    1. In einer anderen Band hatten wir diese Dinger auch benutzt. Hier störten sie optisch nicht so sehr und waren in erster Linie wegen des und vom Soundtechniker(s) angeschafft worden, damit er es beim Mixen leichter hat. Was auch der Fall war.

    Hier gingen diese Teile aber nicht über die Becken, was ich nachträglich etwas merkwürdig finde, da von ihnen doch der meiste und grellste Pegel kommt.

    Optisch ist es natürlich ein Gewinn, da zumindest der Kopf und ein Teil des Oberkörpers noch herausragen. Doch wäre es nicht effektiver, sie auch die Becken einschließen zu lassen?


    2. Es gibt alternativ ja auch runde Plexiglasscheiben, die man dann quasi nur vor den Becken positionieren kann. Das finde ich optisch sehr viel ansprechender und auf eine angenehme Weise futuristisch, weil sie weniger statisch, sondern eher dynamisch ausschauen.

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    Nachteil ist natürlich, dass man für jedes dieser runden Schilde noch einen extra Ständer zur Befestigung bräuchte. Zudem würden sie wiederum die Toms oder die Snare nicht automatisch abdecken, es sei denn, man würde auch hier extra was positionieren (was aber noch mehr Schlepperei bedeutet)


    Oder sind deren Pegel eher zu vernachlässigen?


    Hat jemand Erfahrung/Ahnung davon und kann ein paar Tipps geben?


    Abschließend noch ein Foto meines Sets (Maße 2,40x1,60):


    drummerforum.de/attachment/35936/

    «And in the end the love you take, is equal to the love you make.»

  • P.C.

    Hat den Titel des Themas von „Plexiglasscheiben als Schallschutz dir Konzerte“ zu „Plexiglasscheiben (Drum Shields) als Schallschutz bei Konzerten“ geändert.
  • Wahrscheinlich muss ich aber meinen Ärger runterschlucken und mich irgendwie damit arrangieren.

    Da möchte ich doch mal reingrätschen und fragen weshalb? Sind die Befindlichkeiten des Sängers wichtiger als die des Drummers? Auf einer kleinen Bühne von 6 x 3 m ist es - zumindest indoor - meist automatisch etwas mulmig auf der Bühne, da kann ich schon verstehen, wenn man nicht gerade begeistert vom Bühnensound ist. Gleichzeitig ist aber der Platz eh schon begrenzt, da muss man sich m.E. genau überlegen, womit man ihn zustellt. Andererseits teile ich deine Aversion gegen diese Aquarien vollumfänglich ;) und würde mich definitiv maximal dann an den Kosten beteiligen, wenn JEDER in der Band den gleichen Anteil zahlt. Aber im Grunde sind es ja die anderen, die sich am Drumsound stören, also sollten eigentlich sie zahlen.

    Vielleicht nach dem Motto Wer am meisten drunter leidet, zahlt am meisten, dann könnte das Begehren mit etwas Glück schnell vom Tisch sein, wenn doch alles gar nicht mehr sooooo schlimm ist.


    Manchmal habe ich den Eindruck, dass viele Musiker heute weniger Kompromisse eingehen wollen als früher, da man unter gutem Sound heute was anderes versteht und die Messlatte viel höher liegt. Früher musste man halt lernen, gut abzuliefern, auch wenn der Bühnensound mal suboptimal war, heute gibt's für fast alles ne technische Lösung.


    Um deine Frage aber noch zu beantworten, ich habe leider mit diesen runden Dingern auch keine Erfahrung.

  • Wow, das ist ne Ansage. Im Prinzip sehe ich das genauso.

    Bei besagter Location hatte ich auch vorgeschlagen, das Set beim nächsten Gig woanders zu positionieren. Denn klar verstehe ich es, dass es für den Sänger schwer ist zu intonieren, wenn er die Drums zu laut auf seinen Ohren hat. Und bei meinem Vorgänger hat es diese Probleme wohl nicht gegeben, weil er leiser spielte.

    «And in the end the love you take, is equal to the love you make.»

  • Bei den Royal Philharmonikern saß der Drummer auch hinter Plexiglas. Da war überhaupt kein Sänger auf der Bühne.

    Ehrlich gesagt, hatte ich damals angenommen, die Stellwände dienen dem Schutz des Dirigenten, der direkt gegenüber stand. Face to Face, sozusagen. Nicht, dass ihm die Stöcke ins Gesicht fliegen! So dachte ich es mir jedenfalls. Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, dass er für seine Orchester-Kollegen zu laut sein könnte.

    Naja, da war ich auch noch völlig ahnungslos wie laut ein Schlagzeug tatsächlich ist.




    "Ambition is a dream with a V8 engine" - Elvis Presley

  • Wäre es ein dusseliger Ansatz alternativ über kleinere/ leisere Becken und Trommeln und/oder Dämpfung wie z.B. Cympads nachzudenken?

    Bin immer der Meinung, es ist sinnvoller "Störfaktoren" zu vermeiden, als diese mühselig zu tilgen.

    An meine CDs lasse ich nur Haut und Wasser... !


    "E.F. stört wiederholt durch unqualifizierte Bemerkungen und widerspricht fortwährend!"
    (Klassenbucheintrag 1983)

  • Wäre es ein dusseliger Ansatz alternativ über kleinere/ leisere Becken und Trommeln und/oder Dämpfung wie z.B. Cympads nachzudenken?

    Dazu sollte man wissen, ob die Drums im Mix auch zu laut sind. Oft stimmt der Gesamtsound, nur in der Nähe klingelts halt sensiblen Gemütern in den Ohren. Das kann, muss aber nicht am Instrument oder dem Drummer liegen. Mancher hätte gerne live Verhältnisse wie daheim beim üben, scheint mir.

    wie laut ein Schlagzeug tatsächlich ist

    Auch nicht lauter als ein komplettes Orchester. Die Wände haben insbesondere bei Orchestern eher den Zweck, übersprechen zu vermeiden und damit ne saubere Kanaltrennung zu erhalten. Aber ganz ehrlich, bei Rockbands beschweren sich FOH-Leute weitaus häufiger über die Saitenfraktion, weil die von der Bühne brüllen mit ihren Amps, als über zu laute Drummer. Gegen E-Gitarren und Bässe kommt ein unverstärkter Drummer nämlich nicht an. Er gibt anscheinend nur den besseren Sündenbock ab.


    Meiner Erfahrung nach liegt undifferenzierter Bühnensound selten an der Lautstärke des Drummers, sondern viel häufiger an der fehlenden Disziplin der Saitenfraktion. Wo sollte auch ein Drumset mit den Frequenzen eines Sängers kollidieren?

  • Habe gerade gelesen, dass diese Plexiglas-Wände eingesetzt werden, damit nicht sämtliche Mikrofone auf der Bühne etwas davon aufnehmen. Das meinst du mit sauberer Kanaltrennung, oder?

    "Ambition is a dream with a V8 engine" - Elvis Presley

  • Ich hatte 2x Live-Erfahrung mit diesen Drum-Shields gemacht. Aber mit den großen Stellwänden, nicht mit diesen separaten für Cymbals.

    Ob diese jetzt für die Mitmusiker so stark isolieren bzw. die Lautstärke dämpfen vermag ich nicht zu beurteilen - ich saß ja dahinter und hatte eher das Gefühl das es für mich etwas lauter war. Das was man an Signal rausgibt wird unmittelbar zu Dir zurück reflektiert - so zumindest mein Eindruck. War erstmal gewöhnungsbedürftig. Für die Mitmusiker hat es wohl tatsächlich etwas gebracht. Das lag aber auch an meinen eher niedrig platzierten Cymbals, so das eine mannshohe U-förmige Stellwand vollkommen reichte. Eine saubere Trennung der Signale gab es mangels Einstreuung wohl auch, laut Aussage der Mixer.

    Jedenfalls war das bei einem Gig definitiv keine negative Erfahrung.


    Die hatte ich aber beim zweiten Gig - hier war das Plexiglas so dermaßen zerkratzt, das auf die Bühne gerichtete Strahler für echte Milchglas-Optik sorgten. Die verbale Kommunikation ist schon stark eingeschränkt, aber so einen Blindflug hatte ich sonst nur durch exzessiven Einsatz von Trockeneisnebel. Dadurch gingen einige Absprachen "auf Sicht/Zeichen" natürlich in die Hose. Dieser Gig war kein Spaß.


    Also irgendetwas bringen diese Drum-Shields, keine Frage. Je nach Größe sollte man das aber als Bandinvestiton handhaben und der Transport möchte ebenfalls organisiert werden.

  • Wäre es ein dusseliger Ansatz alternativ über kleinere/ leisere Becken und Trommeln und/oder Dämpfung wie z.B. Cympads nachzudenken?

    Bin immer der Meinung, es ist sinnvoller "Störfaktoren" zu vermeiden, als diese mühselig zu tilgen.

    Erst mal danke für eure Eindrücke, Überlegungen und Erfahrungen.


    Zum oben Zitierten möchte ich sagen, der Ansatz wäre zwar generell legitim, für mich aber überhaupt keine Alternative, weil meine Trommeln und Becken ja einen bestimmten Sound haben und ihn auch behalten sollen. Er ist Bestandteil der Musik. Den wegzudämmen wäre damit ein Veränderung, mit der ich nicht leben könnte. Man spielt dann automatisch auch anders, was wiederum einen ganzen Rattenschwanz nach sich zieht.


    Letzten Endes wird es darum gehen, was passiert, wenn auf dem Shield (ich meine nicht die runden Dinger) bestanden wird, ich aber dagegen bin. Hier gibt es ja mehrere Faktoren zu bedenken (Kosten, Transport, Auf-/Abbau).

    Bleibt zu hoffen, dass hier eine Einigung erzielt werden kann.


    Generell steht für mich noch meine Frage im Raum, ob eher die Becken oder die Toms/Snare für die (als störend empfundene) Lautstärke verantwortlich sind.

    Was meint ihr? Ich würde die Becken da eher auf Platz eins setzen.

    «And in the end the love you take, is equal to the love you make.»

  • Ich weiß, ich wiederhole mich, aber meine Vermutung ist, dass der Rest der Band im Monitor zu laut ist und deshalb die Reizschwelle beim Sänger schon gefährlich niedrig ist. Im Einzelfall mag zwar auch die Position direkt vor den Drums zusätzlich anstrengend sein, aber weder Toms noch Becken werden durchgehend bearbeitet, und ich glaube einfach nicht, dass genau das dje Pegel und Frequenzen sind, die den Sänger belasten. Wenn, dann würde ich eher Crashes für relevant halten, aber Phil Collins ist nicht unbedingt für Durchcrashen bekannt, soweit ich weiß.

  • Beim "Durchcrashen" hast du Recht, dass Collins das nicht macht. Aber es wird schon sehr viel und oft auf den Becken betont.

    Ansonsten haben wir keinen weiteren direkten Sound von Instrumenten, denn sowohl Bass als auch Gitarre spielen komplett ohne Amps/Boxen, gehen also direkt ins Mischpult.


    Da liegen noch viel Arbeit und vor allem Nerven vor uns.

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  • Das weiß ich nicht aus dem Kopf. Muss ich mal in Erfahrung bringen.

    Mir fiel gerade auf, das ein 1,60 m hoher shield such nichts bringt, wenn der danger 1,50 davorsteht. Denn sein Mikro befindet sich ja oberhalb des Shields auf einem Ständer und fängt somit auch alles ein, was oben "rauskommt".

    «And in the end the love you take, is equal to the love you make.»

  • Du spielst ja thin crashes, zwar aus der AA Serie, aber immerhin, das sind ja keine Paiste Rudes oder Z's o.Ä.


    Aber eventuell wäre es ein den Versuch Wert, noch dunklere Becken auszuprobieren. Mit meinem HHX -fierce und -xtreme Setup hatte ich dahingehend nie Probleme.


    Aber für jeden Gig nochmal extra 40 Kilo Acryl mitzuschleppen, tät ich mir nicht anmaßen. Sowas kann man ins Studio Stellen, aber auf der Bühne hat das m.E. nichts zu suchen. Es gibt wohl auch gute Live- Aufnahmen von Orchestern, ohne dass so ein Ding aufgebaut war. Ich versuche tatsächlich gerade, so ein Ding loszuwerden, das ich beim Letzten Setkauf quasi mit reingedrückt bekommen habe..

  • Abgesehen davon, dass neue Becken wieder eine finanzielle Belastung bedeuten, habe ich ja Gründe, warum ich die Art spiele, die ich spiele, und zwar seit über 30 Jahren: weil das mein Sound ist, weil ich mich damit wohlfühle, weil ich mich damit bei der Musik am besten ausdrücken kann.


    Vielleicht wäre ein anderes Monitorsystem für den Sänger eine Alternative. Vielleicht schließt seines nicht genug ab.

    Und Tontechniker hat auch ein gewisses Effektgerät in den Raum geworfen, was aber erst einmal (ohne es ausprobiert zu haben), verworfen wurde.

    Wie dem auch sei, bei der nächsten Probe (die allerdings erst Anfang Juli ist) wird dies alles zur Sprache kommen.

    Und ich sehe es nicht ein, Transport und Auf- sowie Abbau aufgedrückt zu bekommen, wenn der Sänger gerne die Teile hätte. Er ist zudem sehr umweltbewusst, hat daher kein Auto und fährt nur E-Bike. Zu Gigs muss er dann mitgenommen werden. Meist vom Gitarristen. Da ist dann das Auto bei der Anzahl der Gitarren und Effektgeräte auch schon voll.


    Mittlerweile bin ich soweit, mir das bis zu einem gewissen Punkt anzuschauen und ansonsten meinen Hut zu nehmen. Ich bin vor über einem Jahr nicht aus einer Band aus lauter Egomanen ausgestiegen, um mir nun wieder mehr Gedanken zu machen als ich Spaß habe.

    Corona hatte immer den positiven Effekt, dass ich gemerkt habe, dass es auch ohne Musik geht, wenn es nicht passt.

    Ich bin gerne bereit Kompromisse einzugehen, aber alles hat seine Grenzen.


    Doch genug mit dem privaten Kram. Eigentlich hatte mich ja nur interessiert, ob die coolen runden Plexis eine gute Alternative wären 😂

    «And in the end the love you take, is equal to the love you make.»

    Einmal editiert, zuletzt von P.C. ()

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