Sonst hätte man ja bei Gitarren nicht die Diskussion um Nitrolack und Co.
Dünnes Eis! Gerade bei E-Gitarren ist man sich eigentlich mittlerweile fast einig, dass vor allem die Tonabnehmer und die Elektronik den Sound machen. Ein gutes Setup vorausgesetzt. Die Diskussion ist jedenfalls ganz ähnlich wie die Kesseldiskussion.
Viel Pla-/Nocebo und auch Blindtest haben idR nur Setupunterschiede gehört...
Dass bei E-Gitarren nur Tonabnehmer und Elektrik den Sound machen, ist typischer Netz-Käse, der nur munter weiterverbreitet wird. Da sind sich - im Gegenteil - alle Gitarrenbauer und erfahrenen Gitarristen einig, DASS das Holz eine entscheidende Rolle für den Charakter der Saiten-Schwingung spielt, welche ja dann als Grundlage erst von den Tonabnehmern abgenommen und durch Amp und Effekte beeinflusst werden kann.
Die Grundlage ist aber die ursprüngliche Saitenschwingung an sich - und da macht es einen Unterschied, ob ich einen Hals aus Mahagoni oder Ahorn habe, bzw. sogar aus massivem Palisander - und das gilt analog auch für den Korpus, denn zwischen beiden sind die Saiten "aufgehangen". Als Gitarrenbauer kann ich Dir z.B. sagen, dass eine Strat aus Eichenholz nicht mehr wie eine Strat klingt, sondern sehr schrill "nach Telefon". Da ist auch mit Pickups, Amps und Effekten nichts mehr zu retten. Deshalb macht das auch niemand, weil einfach bestimmte Frequenzen überrepräsentiert werden, die das Ohr eben z.B. als "harsch" empfindet.
Ich erkläre das Thema immer gerne mit dem erwünschten Gegenteil beim Bogen: Hier will man, dass die "Saite" (Sehne) nach Abschuss des Bogens sofort zum Stehen kommt und nicht nachschwingt. Man wählte und wählt bei Naturbögen daher gerne Eibenholz, bei dem die Sehne praktisch direkt zum Stehen kommt.
Bei Geigen, Gitarren und anderen Saiteninstrumenten möchte man möglichst viel Sustain und daher verwendet man Hölzer, die dazu beitragen, dass die Saite möglichst lange schwingen kann und sich deren Schwingungsenergie möglichst wenig vom Hals und Korpus-Material absorbiert.
Tonabnehmer, Amps und Effekte können immer nur mit dem Arbeiten, was ursprünglich an Saitenschwingung erzeugt wurde. Von daher ist das dünne Eis alles andere als dünnes Eis. Und was Lacke betrifft, stimme ich voll zu: Ein Gitarrenkorpus mit Polylack schluckt schlicht einen bestimmten Schwingungsanteil, Nitro ist da schon weniger kritisch (auch weil i.d. Regel hauchdünn aufgetragen) und Schellack ist nicht umsonst das Mittel der Wahl, weil Schutz des Holzes und minimale Schwingungsbeeinträchtigung in einem guten Verhältnis stehen.
Analog dürfte das auch auf das Kesselholz von Trommeln zu übertragen sein: Ein eher weiches Holz (z.B. Pappel) wird die Fellschwingung eher absorbieren, als dies ein hartes Holz, wie z.B. Bubinga tut. Wenn das Ideal ist, dass wir die Option einer möglichst lang schwingenden Trommel wollen, dann spräche das gegen Weichhölzer, aber wie bei allem geht es natürlich auch immer um den persönlichen Geschmack.... Und wenn man nur ein definiertes "Pok" möchte, mag das ja auch seine Berechtigung haben.
Und ja, Holz ist ein Naturprodukt, wo jedes Stück auf eine ganz eigene Art gewachsen ist und daher auch innerhalb einer Holzsorte eine große Bandbreite an Eigenschaften besteht. Da im Kesselbau das Holz in der Regel laminiert verwendet wird, kommt das vermutlich deutlich weniger zum Tragen, als z.B. bei der engjährigen Fichtendecke einer hochwertigen Konzertgitarre, aber es wird immer einen Einfluss haben, der nur in einem bestimmten Rahmen standardisierbar und damit als Parameter für wissenschaftliche Untersuchungen kontrollierbar sein kann: Keine zwei Kessel werden den exakt gleichen Ton "erzeugen"... Holz ist grundsätzlich sehr schwierig in Bezug auf eine standardisierte Variable.