Rezension Gary Chester- The New Breed 1 (Grooveplaying)

  • Hi!


    Durch die Suchfunktion bin ich darauf gestoßen, dass zwar unheimlich oft dieses Lehrwerk in Antworten genannt wird (unter anderem auch von mir ;) ), aber so richtig ausführlich hat es halt noch keiner vorgestellt bzw. besprochen. Das sei nun hiermit nachgeholt, damit man die Möglichkeit hat, sich nach der Nennung in Threads über diese sehr gute „Lernmethode“ zu informieren.


    Worum geht es da in erster Linie?


    Das Werk hat nur etwa 50 Seiten, aber die haben es dafür auch „in sich“.


    Gary Chesters Ziel ist es, denn Trommler einerseits notenfest zu kriegen (das berühmte „Fliegensch**** vom Blatt spielen“ :D ) und andererseits das Timing, speziell im Bezug auf das „Zum-Click- Spielen“, auszubauen und zu festigen. Dies wird unter anderem dadurch erreicht, dass man nicht „einfach“ nur zum Click vom Blatt abspielt, sondern die Viertel laut mitzählt bzw. hinterher auch die einzelnen Instrumentenstimmen mitsingt (dabei gilt es im Rahmen der „Melodien“ auch auf die exakte Länge der Notenwerte zu achten!).


    Man kann das Buch grob in 8 Teile gliedern:


    Konzepte 1 (wie soll man das üben, warum soll ich mitsingen, wie sollte ich mein Set aufbauen etc.).


    39 Systeme (die vom einfachen zum Komplexen gehen). Es handelt sich um „Grooves“, die zwischen den einzelnen Gliedmaßen aufgeteilt werden- wobei immer eine Extremität die sogenannte Melodie spielt. Beispiel: Rechte Hand 16tel auf dem Ride, linke Snare auf 2 und 4, linker Fuß tritt die Hihat in Vierteln und rechter Fuß spielt die „Melodie“- natürlich alles zum Click!


    10 Seiten Noten (ebenfalls vom einfachen zum Komplexen, kleinster Wert sind 16tel), die als „Melodien“ dienen.


    10 zusätzliche Systeme für den „Fortgeschrittenen“, begleitet von wiederum 10 Seiten Noten.


    Konzepte 2 (Konzentration, Entwicklung der Kreativität…)


    Dann erläutert der Autor, wie man mit Hilfe der Systeme und der Noten neue Systeme zusammensetzen kann, zu denen man wiederum die inzwischen 20 Seiten Notenmaterial als „Melodien“ verwenden kann, um sie mit einer Extremität seiner Wahl durch zu üben.


    Zuletzt einige von seinen Lieblingsgrooves bzw. von Trommlern, die auch mit seinen Systemen gearbeitet haben.


    Und wie übe ich denn mit der Schule?


    Eigentlich möchte der Herr Chester, dass man seinen Schlagzeugaufbau übernimmt, damit man alle Systeme auch so umsetzen kann, wie er sich das vorstellt. Dafür bräuchte man dann 3 Hihats, zwei Ridebecken und auch zwei Standtoms- also eine Hihat, Ride und Standtom für die rechte Hand und das gleiche nochmal für die linke Hand.


    Oh Mist- heißt das, dass ich mir jetzt erst noch Equipment zulegen muss, bevor diese Schule für mich Sinn macht? Nein, natürlich nicht- mit ein bisschen Fantasie kann man das auch alles an das normale Standardset anpassen- wenn man bereit ist, mal das eine oder andere zum Zweck der Übung ein bisschen umzubauen. Denn durch die Beschäftigung mit dieser Methode werden sowohl das Führen mit der rechten Hand, als auch mit der linken Hand gefördert, was letztendlich die „Idee“ einer schwachen Hand abstellen soll. Und das ist schon mal ein prima „Nebeneffekt“, der sich durch das Üben nach Chester einstellt.


    Da höre ich schon die nächste Frage: Wenn ich das aber nicht können möchte, macht denn dann die Anschaffung für mich Sinn? Und hier ist die Antwort eindeutig: JA!


    Hauptsächlich geht es Herrn Chester nämlich um das, was für uns alle erst mal das wichtigste Ziel ist: DEN GROOVE! Und der verbessert sich erfahrungsgemäß bei allen Leuten, die sich auch nur in Ansätzen mal an dieser Schule versuchen.


    Und das geht so:


    Ich suche mir ein System aus und gehe auf die Seite 1A, welche die ersten Melodien (auf Achtel- Niveau) enthält. Click auf Tempo 60 (denn langsamer ist schwerer!), Viertel laut zählen und den ersten Takt in meinem System spielen- und zwar solange, bis er gut klappt, mindestens jedoch 4 Durchgänge. Dann geht es weiter zu Takt 2 usw.. Bei durchschnittlich 32 bzw. 36 Takten pro Seite hat man da dann schon mal eine beachtliche Zeit mit ausgefüllt- zumal, wenn es gut klingen soll- und das ist ja das oberste Ziel bei dieser Schule.


    Im Normalfall sollen die Sachen übrigens on top, in the middle und laid back(bzw. behind) geübt werden!


    Gestoßen bin ich auf dieses tolle Ding eigentlich eher durch Zufall- habe den Raum von einem befreundeten Trommler übernommen, der nach USA emigrierte und die Schule im Raum gelassen hat. Mal durchgeblättert und da es interessant aussah und ich gerade Langeweile hatte, habe ich mich mal dran begeben.


    Großer Fehler!!! ;)


    Am Anfang habe ich da Blut und Wasser geschwitzt, in dem Bemühen, das einigermaßen tight hinzubekommen und geflucht, was die Wände aushielten. Nach kurzer Zeit habe ich jedoch festgestellt, dass sich meine Grooves veränderten- vor allem im Klang. Da ich relativ ausgefuchstes Zeug geübt habe durch Herrn Chester, ging ich an die „normalen“ Grooves mit einem ganz anderen Selbstverständnis dran, was sich sofort auf deren Sound auswirkte.


    Außerdem machen die Übungen mittelfristig den Click zum Freund, so dass dieser seinen „Schrecken“ für immer verliert.


    Hinzu kommt dann noch ein gewisser „Suchtfaktor“, wenn man sich mal durchgebissen hat und die positiven Effekte bemerkt. Und deshalb übe ich auch heute noch damit (wenn ich Zeit habe) und setze „The New Breed“ auch gern bei meinen Schülern ein.


    Wie durch diesen Post ja hoffentlich schon klar wird, hat man mit dem Kauf dieses „Büchleins“ Übematerial für den Rest seines Lebens. Und auch, wenn man es nicht bis zum Letzten ausschöpft, rechtfertigen die Ergebnisse in meinen Augen locker die Investition von ca. 18 € (z.B. bei Amazon).


    Was man bemängeln könnte, wäre die Tatsache, dass das Ding immer noch nicht auf Deutsch vorliegt- man also Englisch können muss. Das sollte auf der anderen Seite heutzutage allerdings keinen Hinderungsgrund mehr darstellen.


    Von mir gibt es 10 Punkte (von 10).


    Bei Fragen und/oder Anregungen/Diskussionen/Verbesserungen gerne in diesen Thread posten.


    LG


    Edith bearbeitet Titel und berichtigt Ausdrucks- und Rechtschreibfehler.

  • Das klingt spannend, vielen Dank für die ausführliche Darstellung.

    Grüße,


    De' Maddin Set
    ________________________________


    Dängdäng-Dängdäng-Dängdäng
    Bababababaaa-baba - Brack........Meet you all the way....dadadab...usw.

  • Tolle Buchbesprechung, danke dafür Herr Reed!


    Ich kämpfe mich seit kurzem ebenfalls da durch. Ich bin zwar noch beim
    ersten System (das mit beiden Händen synchron auf der HH) und gerade
    auf der zweiten Melody-Seite angelangt, trotzdem macht es Spass und
    stärkt und fördert meine "schwache" Hand enorm.
    So sehr sogar, dass ich immer mehr und immer besser openhanded spiele.


    Ich nehme mir stets pro "Trainingseinheit" für 1-2 Wochen lang 2 Zeilen vor.
    Schnell kommt man so allerdings nicht gerade voran.
    Dabei spiele ich jedes Pattern ca 1 Minute, bevor ich zum nächsten wechsle.
    Dazu zähle ich im 16tel-Raster :rolleyes: , den 60BPM-Hinweis hatte ich ja
    per PM von Dir kürzlich erhalten...


    Sobald ich die erste Doppelseite der Melodies durchgeackert habe,
    kommt das nächste System dran. Wirklich "schwer" ist das bisherige keines-
    wegs, aber trotzdem ganz schön anstrengend.... :D


    Klasse Buch, das Spass macht!

  • jep, ich habe mir das buch vor ca. 6 wochen zugelegt (auch wegen dieser rezension). man hat am anfang schon ein wenig arbeit damit ;)
    nun bestehen meine übungen hauptsächlich daraus und aus den ersten zwei seiten "stick control".

  • mit sicherheit ein prima buch...aber da muss man mehr oder weniger richtig intensiv dran gehen.
    hab nicht diiie immense zeit und bin in der "kein land in sicht"-phase;)

    SUCHE:

    - Sonor Designer Toms in Birdseye Maple/Birdseye Amber

    - Zildjian K Sweet 19" Crash


    "Wenn man das Knie sieht, ist die Bassdrum zu klein!", Ballroom Schmitz (RIP)

  • Zitat

    Original von trommelfrosch
    da ich bei meinen ersten versuchen damit leider so gar kein land gesehen habe ist es im lauf der zeit ein wenig nach "weiter hinten im regal" gewandert ... aber deine rezension hat mich im vorhaben bestärkt mich wieder mal dranzusetzen


    ging mir genauso. Das Ding erfordert echt ne harte Übungsdisziplin!
    Hab es jetzt auch wieder hervorgekramt und muss sagen: Spass ist was anderes, aber was solls. Es hilft auf jedenfall was timing und Groove und Balance (z.B. Vierfach-BD-Schläge und so Scherze) angeht.


    Mich hat immer gestört, "mal eben" noch ne zweite (beschissene) HH daneben stellen zu müssen. Die jetzige im Proberaum ist so bescheiden, dass ich in der letzten Übesession lieber die 1/16 HH der linken Hand auf dem Tisch daneben gespielt hab :D (nehme gerade System No. 5)


    Mein Fazit:
    wer sich Groove-mäßig die Kante geben will, kommt bei Gary Chester voll auf seine Kosten!!! Abartig ... 8)

    "Die Sprache ist natürlich im ersten Moment immer ein Hindernis für die Verständigung."



    Marcel Marceau (*1923), französischer Pantomime

  • Ebenfalls Hi!!
    Wie hast du den die Systeme geübt? Erst ein System dann damit alle Melodien oder lieber verschiedene Systeme und erstmal nur Melodie I-A?


    Irgendwie kommt es mir so vor dass man Jahr(zehnte) braucht um einigermassen im Buch vorwärtszukommen... (kommt natürlich auch auf das Übungspensum an)


    Gruß,


    Jo

    "Die Sprache ist natürlich im ersten Moment immer ein Hindernis für die Verständigung."



    Marcel Marceau (*1923), französischer Pantomime

  • Zitat

    Anfänglich habe ich mir System 1 genommen und IA- VB damit durchgeübt, dann System 2 und 3 usw.


    Das heißt du hast tatsächlich alle Systeme im Prinzip durchgespielt? Wie lange hat das bei dir gedauert?
    Ich frage mich manchmal, ob es wirklich Leute gibt die solche Bücher komplett "bearbeitet" haben oder ob es in Wahrheit immer nur Stückwerk bleibt...
    Dave Weckl hat ja soweit ich weiß in jungen Jahren auch viel mit New Breed geübt, wobei ich keine Info habe ob er wirklich alles gespielt. Vielleicht weiß ja jemand mehr..??

    "Die Sprache ist natürlich im ersten Moment immer ein Hindernis für die Verständigung."



    Marcel Marceau (*1923), französischer Pantomime

  • find die systems sinnlos.
    hab nur die melodystimme genommen und mir selber zeugs für die freien hände/füße ausgedacht. im grund kann man sich das buch doch selbst schreiben. ?(

    life is a bitch and then you die.

  • Sinnlos sind die Systeme sicher nicht. Ist schon schwer genug das Zeug zu spielen ( ich hab fast ein halbes Jahr an den Aufwärmübungen von Extreme Interdependence gesessen), ich würd würd mir das nicht noch zusätzlich ausdenken wollen 8o

    2077 wurde eine neue Version der Nuka-Cola, die Nuka-Cola Quantum, eingeführt. Der Werbung nach hatte sie das doppelte an Kalorien, Kohlenhydraten, Koffein und Geschmack.

  • Zitat

    Das heißt du hast tatsächlich alle Systeme im Prinzip durchgespielt?


    Um Gottes Willen, Rhythm, natürlich nicht!


    Wenn Du das Buch in allen Einzelheiten durchüben willst, bleibt das eine Lebensaufgabe. Das ist auch gar nicht unbedingt der Sinn in meinen Augen.


    Du nimmst Dir das, was Du brauchst! Und mit der Zeit kommen halt immer mehr Geschichten dazu. Man kann auch durchaus kreativ damit arbeiten, wie von luftzug vorgeschlagen. Das ist ja das Tolle.


    Und jedes System (sei es ein eigenes oder eins aus dem Buch) macht Dich sicherer.Um eine gewisse Routine zu entwickeln, habe ich mich seinerzeit auf die ersten drei gestürzt und danach variiert. Wenn Du merkst, das Deine Grooves mit "Off-Beat" Hihat wackeln, dann suchst Du Dir das entsprechende System raus (oder entwickelst es selbst) und übst das mit den Readingseiten- danach hast Du Ruhe im Karton ;) .


    Auch hier gilt, wie so oft: Mut zur Lücke! :D


    Aber jedes durchgezogene System bringt Dich weiter- Klasse, oder? :]


    LG

  • wenn man alles selber schreiben könnte, bräuchte man so ne bücher ja nicht mehr. aber dann wären wir ja alle superstars.


    sind wir ja auch :D


    man kann schon alle sachen da durchspielen dauert eben nur tierisch lange.
    aber ja, blablabla.
    was wollte ich eigentlich.

    i´ll sleep when you are dead!

  • Zitat

    Original von Reed311


    Um Gottes Willen, Rhythm, natürlich nicht!


    Da bin ich ja erstmal beruhigt ;)


    Ich denke auch, dass die Systeme zur Kreativität anregen. Ich habe dann z.B. -als ich merkte dass es groovt-, zusätzlich mit der rechten Hand kleine Tom Melodien gespielt. (wie gesagt System #5). Schöne Sache.


    Ansonsten sind die Systeme ja sowas von sinnlos... :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:


    PS.: Wobei die vielen Top-Drummer die New Breed ausdrücklich schätzen, wohl eine deutlich andere Sprache sprechen.
    Vielleicht wird man aber auch erst wirklich gut, wenn man sich mit solch sinnlosen Sachen beschäftigt (jetzt hab ichs, das ist die Theorie, die hinter all dem steckt :D )

    "Die Sprache ist natürlich im ersten Moment immer ein Hindernis für die Verständigung."



    Marcel Marceau (*1923), französischer Pantomime

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