Auch ohne üben weiterkommen?

  • Zitat

    Vieles habe ich mir wohl durch mentales Üben angeeignet, das heißt, durch die kognitive Auseinandersetzung mit der Musik. Das funktioniert bei einigen Aspekten prima: Schlagfolgen, Rhythmen oder gar ganze Songs kann ich mir so im Geiste "draufschaffen".

    Ja, das kommt mir bekannt vor (naja, ganze Songs vielleicht nicht....). Aber bei mir ist auch der visuelle Aspekt sehr wichtig (Notenblätter, handschriftliche "Stützen" von meinem Lehrer). Das "muscle memory" spielt sicher auch eine Rolle. Dennoch werde ich jetzt versuchen, mehr zu üben, denn natürlich will ich weiterkommen und die Bemerkung meines Lehrers (Wenn du mehr üben würdest,...) hat irgendwie was bei mir ausgelöst.

    Drummer Girl


    Life is too short not to play drums.

  • Mein Fall ist ähnlich gelagert. Das Alltagsleben lässt nicht wirklich Platz zum Üben. Das schreiben hier viele, die jeden Tag lang vor dem PC sitzen, und auch ich schau regelmäßig z.B. hier rein, und da könnte man ja sagen, statt dessen jeden Tag 20 min. üben und das wär doch schon was. Nur blöd, wenn man so gut wie nie zu Hause ein Set stehen hat.


    Seit vielen Jahren - seit ich eben zu Miete gewohnt habe, eine Ära, die in diesen Tagen zu Ende geht - beschränkt sich mein "Üben" also auf die ca. wöchentlichen Proben, verteilt auf zwei Bands. In diesem Jahr habe ich aus verschiedenen Gründen noch keine zehn Mal geprobt. Dazu gab's vier oder fünf Auftritte. Sprich: Dieses Jahr ca. fünfzehnmal überhaupt mit Sticks am Set gesessen. Und komischerweise nach eben diesen Auftritten besonders viel Lob gekriegt.


    Gleichwohl weiß ich genau, dass ich mich in den letzten 10 Jahren technisch kaum merklich verbessert habe - wobei meine technischen Fertigkeiten schon damals sehr überschaubar waren. Vielleicht laufen Doubles etwas schneller, weil man sie eben automatisch übt, indem man sie anwendet. Open Handed zu spielen habe ich nicht geübt, sondern einfach immer wieder in den Proben versucht und auch live mehr und mehr eingesetzt, bis es schließlich auch bei etwas komplizierteren Grooves immer besser wurde. Für einen Bandschlagzeuger ist auch die Disziplin "songdienliches Spielen" bzw. Stilsicherheit sehr wichtig - und die übst du eben am besten, indem du mit einer Band spielst.


    Daher meine These: Auch ohne Üben kann man sich weiterentwickeln, allerdings nicht auf allen Feldern gleich gut. Technische Versiertheit, Rudimente beherrschen usw., das gelingt nicht ohne diszipliniertes Üben. Alles andere kannst du mithilfe einer Band weitgehend kompensieren, wenn du einen gewissen Erfahrungsschatz und Background hast. Mit ist es immer nur (zu viel) auf letzteres angekommen, ich bin 100% ein Bandschlagzeuger und lege keinen Wert auf Technik, Rudiments, Chops, wie ich sie hier immer wieder bei vielen DFlern in ihren Homevideos bewundere. Ja, ich würde auch gern so spielen können. Am wichtigsten ist aber der Spass. Ich bin nicht der Meinung: Wenn man nicht üben kann, sollte man es ganz lassen. Ganz im Gegenteil.




  • Ich danke dir für diese Antwort. Ich selber habe sehr wenig Zeit zu Üben, Schichtarbeit und alles. Ich räume es mir zwar immer ein, aber manchmal klappts halt nicht so. Trotzdem gehe ich sehr gerne zum Unterricht, dachte jedoch immer, meinen Lehrer nervt es, weil ich einfach manchmal kaum üben konnte vorher.


    Danke! :!: :!: :thumbup:

  • Um Drumdidis Post auch meinerseits nochmal zu untermauern: Auch da geht es mir genau so!
    Ich habe auch zu ca. 95% Schüler, die nicht so viel üben, wie es ihnen, bzw. ihrem Spiel gut täte. Das kann vielerlei Gründe haben: sei es Berufsalltag, Sportvereine, Hausaufgaben oder auch einfach Lustlosigkeit.
    Natürlich frage ich mich immer wieder, wie ich die Lustlosen motivieren und den Zeitlosen helfen kann, doch eine gewisse Überoutine zu entwickeln. Da merke ich jedoch immer wieder, dass es nicht von mir kommen kann. Ich kann nur Wege aufzeigen.
    Aber es ist auch kein Problem für mich, wenn die Fortschritte nicht in rasendem Tempo geschehen. Solange ich merke, dass die Schüler mit Spaß und Freude bei mir im Unterricht sitzen, gebe ich ihnen, soviel ich kann. Und das bedeutet in erster Linie, dass ich versuche, meine Freude an der Musik und am Trommeln mit ihnen zu teilen. Egal auf welchem Niveau.
    Nur in ganz wenigen Fällen habe ich gemerkt, dass es wirklich sinnlos ist. Das zeigt sich daran, dass Schüler mit einem wirklich schlechten Gewissen kommen (weil sie wieder nicht vorangekommen sind) und ich das Gefühl habe, sie kommen über einen langen Zeitraum nur deshalb, weil sie ja nunmal angemeldet sind. Da gibt es dann ein Gespräch um herauszufinden, ob der Unterricht wirklich noch irgendetwas bringt oder eigentlich nur eine Belastung darstellt.
    Mir geht es nicht darum, einen Haufen Wundertrommler im Unterricht zu erzeugen, sondern dass es meinen Schülern in irgendeiner Weise Spaß macht. Druck haben sie in der Schule oder im Beruf schon zu Genüge.

    "If you don't feel it, don't play it." James Jamerson

  • Also ich muss da mal das andere Lager beziehen: Ich hab eigentlich sehr selten irgendwas wirklich geübt... ich finde das wichtigste ist einfach kontinuerlich jeden Tag zu spielen.... Es gibt einige wenige "Technik-Tricks" die ich wirklich geübt habe, die kommen musikalisch eigentlich weniger zur Geltung.


    Also mit üben meine ich jetzt wirklich Rudiments, Koordination ...alles was man einfach stumpf 1000 mal hintereinander macht - wie gesagt das tägliche spielen an sich (gern zum Metronom) reicht für den musikalischen Alltag für mich zu 95% aus.... viel schlimmer ist es, wenn ich mal zwei Wochen pausier.

    sieg natur.

  • Also ich hab mich auch jahrelang "durchgemogelt" war n ziemlich fauler schüler, aber es ging trotzdem lange gut (einige jahre).


    Irgendwann kam ich jedoch an einen Punkt, wo es nicht mehr ging. also ich konnte die Übungen ne Woche später eben nichtmehr. Ich weiß heute auchnichmehr woran es genau lag dass ich nicht übte,war wohl Faulheit gepaart mit Stress in der Schule und was dann sonst noch alles dazukommt...
    Auf jeden fall ging ich auch immer mit einem schlechten gewissen zum Unterricht. Mein Lehrer sagte mir zwar in etwa das gleiche wie die Threadstarterin schon berichtet hat aber irgendwie war die Luft raus. Durch zu viele schüler und dadurch enstehende Umstrukturierungen im Musikverein wechselte ich irgendwann zu einem unserer dienstälteren Orchester-Schlagzeuger (6 jahre älter als ich). Mehr geübt hab ich bei ihm auchnich. Aber der Unterricht bestand auch mehr darin, die Stücke des Orchesters zu üben (natürlich rudiments und so) wirklich vorangekommen bin ich da leider auch nichmehr. und mit meiner schulischen laufbahn (Abi) hab ich dann auch den Unterricht beendet.


    inzwischen ist durch meine Band wieder genug motivation da und ich übe auch fleissig (wenn auch nicht täglich) und somit auch die Überlegung wieder Unterricht zu nehmen.. mal sehn ob ichs mache...*g* wenn ja dann meld ich mich nochmal hier, wies läuft


    Auf jeden Fall bereue ich es heute, damals nicht geübt zu haben!

  • Ich hab mir jetzt nicht alle beiträge durchgelesen und post jetzt einfach mal auf gut glück


    Wenn du wenig zeit zum üben hast dann kauf dir doch 1 practice pad so 8'' groß oder so kannst in jede Tasche stecken mit en paar drum sticks und wenn du mal ne freie minute hast kannst du z.B. doppelschläge, Triolen, wirbel oder sowas halt üben.
    Wenn du dir eins kaufen würdest würd ich dir aus der HQ serie eins empfehlen die sind richtig gut. ;)


  • toller beitrag in dem ich mich zum grossen teil wiederfinde :thumbup:


    grüssle

  • Großen Dank an Windmill von meiner Seite, nach genau so ein PDF hab ich noch gesucht wo alle Rudiments kompakt auf 2 Seiten dargestellt werden.


    Und wenn ich mir das mit dem üben hier so durchlese, dann scheine ich ja sogar noch einer der fleißigeren Übenden(~5-15 Minuten am Tag) hier zu sein ?! Ach, würden doch nur mehr vernünftige Sachen im TV laufen, dann würde ich wohl locker auf 'ne Stunde pro Tag kommen... :)

    Wehret den Anfängen: keine Macht dem Jazz!

  • Ich möchte auch kurz Danke sagen für die netten PDF's... die sind auf jeden Fall hilfreich!

    Aber ich möchte fliegen.
    Ganz weit oben, überm Meer.
    Und dann seh' ich all die Scheiße,
    all die Scheiße hier unten gar nicht mehr.

  • Also ich habe auch seit 1 Jahr keinen Unterricht mehr, weil ich wirklich kaum geübt habe und so auch irgendwann nicht mehr vorangekommen bin.
    Mein Lehrer meinte auch immer, dass ich ne Menge Talent habe, weil ich wirklich ohne üben einfach weitermachen konnte.
    Das klappt aber nicht auf Dauer ;) Also bin ich einfach vom Stil her in die Richtung gegangen in die ich gehen wollte, alleine.. Und hatte so viel mehr Spaß und bringe mir jetzt einfach ziemlich viel selbst bei. Wenn man sich ab und zu wirklich mal hinsetzt und sich was vornimmt klappt das meistens auch, das Wichtigste ist, dass man Spaß an der Sache hat. Denn ohne gehts auch nicht ;)

  • Hi,
    mir geht es ähnlich.
    Mein Set steht im Proberaum, wo ich einmal in der Woche spielen kann. Zu Hause hab ich ein Übungspad, das ich aber hasse. Ich hab einmal in der Woche Unterricht und die Sachen von letzter Woche kann ich auch immer ohne Übung aus dem Stehgreif. Ich weiß auch nicht, warum.. Als ich angefangen habe und mir ein Kumpel immer wieder Tabs gegeben hat, hat es geholfen, einfach mal eine Nacht drüber zu schlafen und schwupps, ich konnte es! Ich hab selber nur eine Erklärung dafür. Ich sitze sehr viel am PC und höre dort auch Musik und MUSS einfach jedes Lied mittrommeln. So lernt man einiges an Sicherheit. Mein Schlagzeuglehrer hat mal gesagt, dass man exponentiell lernt. Dem stimm ich voll und ganz zu. Vielleicht sieht es bei dir genauso aus, dass du einfach mal eine Nacht drüber schlafen musst und die Übung im Unterbewusstsein lernst. Zumindest scheint das bei mir der Fall zu sein..

    Heut is wieder Freitag, da machma immer Ramtamtam.....

  • Ich finde es wichtig, bevorzugt zu üben, wenn man auch Lust drauf hat und sich die Distanz dazu zu wahren. Eine miese Übestunde kann einem ganz leicht mal aufs Gemüt schlagen, wenn man sich zu sehr reinstresst. Ich habe das letztes Jahr besonders zu spüren bekommen - wenn man Fortschritt erzwingen will, gibt es ganz schnell Frust. Ehrgeiz in allen Ehren, aber lieber sollte man Geduld entwickeln und kontinuierlich üben. Seit knapp 2 Jahren übe ich fast täglich mehr als eine Stunde - da kommt man zwar ordentlich weiter, aber manchmal geht es einem ganz schön auf den Geist. Man zwingt sich teilweise, zum Üben zu fahren und das ist alles andere als gut. Nachdem ich gelernt habe, die Überei im Proberaum zu lassen, geht es mir innerlich besser und es macht auch wieder mehr Spaß, zu spielen.


    Was mir hilft:
    Als Kontrolle für mich selbst führe ich seit dem 1.1. diesen Jahres Buch, wieviele Minuten ich am Tag Schlagzeug spiele - da kommt ordentlich was zusammen mittlerweile :) Und Spaß macht die "Auswertung" am Ende eines Monats auch irgendwie.


    Lange Rede, kurzer Sinn: Lieber ohne Druck und mit Freude üben, als ständig den Wahn zu haben "ich muss jetzt üben" und ein Pad mit sich rumzuschleppen. Ist zumindest meine Meinung.

  • Das Pad zwingt ja auch keinen zum üben. du sagst dir ja nicht: "ich hab jetzt n pad mit, ich muss jetzt unbedingt üben!" zumindest sollte es nicht so sein. Es sollte eher so laufen: "Hm... ich hätte jetzt lust n bischen zu trommeln, zum glück hab ich mein übungs-pad dabei!" wenn das trommeln keinen Spass mehr macht und man sich schon dazu zwingen muss, sollte man sich lieber erstmal n bischen abstand davon gönnen, denn dann realisiert man meist, wie viel spass das eigentlich macht. ist bei mir in vielen lebenslagen so. wenn ich es erstmal ne weile nicht habe, vermisse ich es, weil es einfach dazu gehört. Schlagzeug-Spielen gehört ist eine dieser Sachen. Wenn ich mal ne Woche nicht an meinem Set sitzen kann, dreh ich durch, das ist einfach so... weil ich einfach immer diesen Drang irgendeinen Rhythmus zu spielen... wenn ich gehe, zum beispiel, tu ich immer so als wäre ein schritt ein bass-drum schlag und hau mir dabei auf die oberschenkel oder auf den bauch und tu so, als würde ich n drum-solo spielen :D klingt doof, ist aber so... es ist zu einem teil meines lebens geworden, den ich nciht mehr missen möchte. auch wenn ich nicht der beste drummer bin, das ist mir egal, denn letzten endes geht es darum, dass ich musik machen kann und musik ist für mich etwas, dessen beschreibung ich nicht in der lage bin in worte zu fassen...


    ich geh mal kurz Off-Topic und zeig euch mal das meiner Meinung schönste Stück Musikgeschichte, dass je Komponiert wurde:


    Das Leben ist ein Lied!!!



    so ich bin schon ganz schön abgeschweift, also B2T:


    Man sollte sich zum eben motivieren, falls nötig, aber nicht zwingen. Motivieren klappt bei mir z.B. wenn ich mir Videos angucke von Sachen, die ich womöglich nachspielen könnte und mich dann ans Set setze und versuche sie zu spielen, so lange bis ich es kann, oder bis ich eben nicht mehr kann... :)

    Aber ich möchte fliegen.
    Ganz weit oben, überm Meer.
    Und dann seh' ich all die Scheiße,
    all die Scheiße hier unten gar nicht mehr.

  • Bei mir ist es so dass ich mich gar nicht zum üben zwingen muss weil meine Eltern sagen wenn sie zuhause sind darf ich oft nicht spielen außer halt mit dämpfungspads. Aber wenn sie dann weg sind dann hält mich nichts mehr weil es macht dann einfach richtg spaß, weil man sich den ganzen Tag drauf freut endlich ans Schlagzeug sich zu setzen und sachen die einem der Lehrer aufgibt einfach in en solo oder so integriert und auch mal eigene Solis sich ausdenkt., und Lieder nachspielt.
    Bei mir ist es auch so dass ich ein sehr gutes aufnahmevermögen hab und dass ich viele Lieder nach Gehör spiel auch als ich noch Trompete gespielt hab haben andere lang nach noten gesucht ich hab mir des Lied angehört und nachgespielt.


    zu Silvio: Was mein Meinung nach des Schönste Musikstück ist, ist der Canon in D von Johann Pachelbel ;)


    http://www.youtube.com/watch?v=8Af372EQLck

  • Naja, bei dir ist das mit dem "Zwingen" wohl nicht möglich, da ganz andere Situation. Sowas wie Zwang bekommt man wohl erst, wenn das Üben zum Tagesablauf einfach dazugehört.


    Und das schönste Musikstück ist natürlich der Schwanensee von Tschaikowsky!

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