Dunnett Snare: Wie rund muss ein Kessel eigentlich sein?

  • Hm, hm, hm. Vielleicht bin ich auch einfach zu alt. Ich klopfe seit 30 Jahren den Staub aus den Fellen und bin es gewohnt, dass alles rund ist und auch rund aussieht - und zwar unabhängig von Snarebett, Resostimmung, Küchenanrichte, Elektronenrastermikroskop und Lasermesstechnik. Vor allem von einer Snare erwarte ich ja, dass sie mich auch nachts um drei beim Gig in verschimmelten Kohlenkellern nicht mit irgendwelchen Eigenwilligkeiten behelligt, sondern klaglos und zuverlässig ihren Job verrichtet.


    Das meine in letzter Zeit vornhemlich genutzte Snare (Tama Pro Custom, Maple) nach 20 Jahren Hin und Her zwischen Kofferraum, ungeheizten Locations, Schneeverwehungen und all dem, was so ein Instrument eben so durchmacht, irgendwann vielleicht doch einmal eine Nacht im kalten Keller oder so übelnimmt, finde ich nicht so besonders erstaunlich.


    Nun, das Thema Dunnett ist noch nicht vom Tisch. Gibt ja auch sehr schöne aus Holz ....

  • Von einer Snare in dieser Preisklasse erwartet man schon einen runden Kessel. Keine Frage.


    Davon abgesehen darf ich von mehreren Snares berichten, die trotz Macken wunderbar klingen. Bei zwei meiner (sehr) alten Stahlsnares gibt es einen unrunden Kessel (der sich in der Tat zusammen mit dem Stimmreifen wieder etwas in Form ziehen lässt) und einen mit zwei kleinen Dellen in der Gratung. Keine Ahnung wie der Sound ab Werk war, aber sie lassen sich beide in verschiedene Tonlagen stimmen und klingen dann auch gut. Will sagen: der Klang muss nicht gleich grottig sein, weil ein paar mm zum perfekten Ingenieurs-Glück fehlen ;) Ich habe dafür allerdings auch 30 bzw. 70 Euro bezahlt. Bei einer neuen Snare für viele hundert Euro würde ich mir das auch nicht gefallen lassen.

  • Hallo maukenking,


    Du spielst schon lange Schlagzeug, interessierst Dich für die Instrumente und kennst Dich offensichtlich gut aus. Das macht Dein Urteil sehr glaubwürdig. Dennoch klingt es für mich sehr merkwürdig: Es mag ja sein, dass eine ganze Serie von Dunnet-Snares im Laden nicht rund war. Aber dass Du unter vier Ludwig Black Beautys gerade mal eine einzige findest, die aus Deiner Sicht einwandfrei rund ist, klingt für mich erstaunlich (aber vielleicht leisten sich die Hersteller tatsächlich so eine Dreistigkeit). Dunnett mit 80% Ausschussquote, Ludwig mit 75%? Hm.


    Ich hatte vier Black Beautys im Test. Sie alle hatten, das muss man zugeben, für den hohen Preis minderwertige Hardware. Häufig waren die Gewinde (unterschiedlich) schwergängig, von der "Qualität" der Standardabhebung mal zu schweigen. Aber ... die Kessel waren *augenscheinlich* prima, alle vier Instrumente ließen sich exzellent stimmen und zwar reproduzierbar. (Und ich bin nun wirklich kein Stimmgenie!) Ich gebe allerdings freimütig zu, dass mich vor allem der Klang interessiert hat und so lange da alles astrein ist, hat mich kein Lichtexeriment gelockt. Du scheinst da einfach genauer hinzuschauen. Dennoch bin ich verblüfft.

    Die BB macht mir seit Jahren Freude, ich glaube, ich schau einfach nicht genauer nach ...

    Viele Grüße von
    Hajo K

  • Gute Idee, Hajo!


    Ludwig scheint da ein Phänomen zu sein. Ich habe auf ein
    paar alten Luddies gespielt und bei Betrachtung der Trommeln
    können die eigentlich nicht klingen. Machen sie aber doch.
    Einige lausige, alte Luddies klingen unverschämt gut. Neue
    Ludwig-Snares im Laden: Ich habe genau das Gleich festgestellt
    wie Du, nämlich unterschiedlich schwergängige Schrauben, ein
    Böckchen, das mal aus dem Lot läuft etcpp. Der Verkäufer
    hat bestätigt, dass so was bei Ludwig "mal vorkommen könne".


    Die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass eine gut verarbeitete
    Trommel besser klingt, als eine schlecht verarbeitete. Machmal
    ist es jedoch umgekehrt. Ich mach mir da keinen Kopp mehr drüber.
    Was gut klingt, wird verkloppt. Basta.


    fwdrums




    Nowas: Ein Händler sagte mal, dass die besseren Asien-Gretsch-
    Kisten, also Renown und New Classic, eindeutig besser verarbeitet
    wären, als die USA-Gretsch-Sets. Ich persönlich habe zu wenig Er-
    fahrung mit neuen USA-Gretschs, aber die New Classic und die
    Renown sind wirklich sehr gute Sets. Aber will ich das, ein Asien-
    Gretsch? Selbst wenn Opel den besten Porsche bauen würde,
    würde ich immer einen Porsche kaufen! (Ich warte noch immer
    sehnsüchtig auf den Tag, an dem ich vor diesem Problem stehe.)
    Den homo oeconomicus gibt's nur in Vorlesungen. Alles andere
    ist das Leben.

    nontoxic: kurze lange CD-Pause

  • Ludwig scheint da ein Phänomen zu sein. Ich habe auf ein
    paar alten Luddies gespielt und bei Betrachtung der Trommeln
    können die eigentlich nicht klingen. Machen sie aber doch.


    Ich kenne das Phänomen von diversen Acrolites aus meinem Besitz.


    Ich oute mich jetzt aber trotzdem als User von Fernost-Gretsch- und Ludwig-Sets (Renown und Club Date, immerhin aus Taiwan und nicht aus Festland-China).
    Und die sehr gut klingenden Acros habe ich laufen lassen (der P-85 hat mich wahnsinnig gemacht!) zu Gunsten einer fantastisch klingenden Pearl Sensitone Elite 14x5 in Aluminium.
    Wenn Dinge das tun, was sie sollen (und das zuverlässig und reproduzierbar), mag ich das einfach.


    OnTopic: Für mich (!) sind Drums gut fabriziert, wenn Racktoms und Snares max. 1mm Abweichung und Standtoms und BDs max. 2 mm Abweichung in der Diagonalen haben.
    Meine Taiwan- und Japan-Sets erfüllen diese Vorgaben immer (sogar mein 30+ Jahre altes Recording Custom).
    Das sagt aber - siehe fwdrums - wenig bis nix darüber aus, ob andere Trommeln mit höheren Toleranzen nicht trotzdem toll klingen können ...

  • Und die sehr gut klingenden Acros habe ich laufen lassen (der P-85 hat mich wahnsinnig gemacht!) zu Gunsten einer fantastisch klingenden Pearl Sensitone Elite 14x5 in Aluminium.



    Yeah! Die Alusensi von Pöhl ist die beste Supra
    außerhalb Ludwig. Hab ich auch. Dolles Teil.
    Vollkommen neues Lebensgefühl: klingt wie Supra
    und gleichzeitig funktioniert die Abhebung 1a.
    Vollkommen surreal!


    fwdrums

    nontoxic: kurze lange CD-Pause

  • Hallo,


    für mich ist Klang zweitrangig.


    Deshalb mache ich um Ludwig einen Bogen.
    Bevor ich mich an absplitterndem Chrom oder
    sonst etwas verletzte, sorge ich lieber für
    sorgenfreies Gerät und die paar Nuancen
    hört sowieso keiner.


    Ich fahre halt lieber mit dem Transit/Sprinter statt
    dem Porsche zum Auftritt, irgendwie uncool, aber
    einfacher.


    Grüße
    Jürgen

  • Und noch ein Volltreffer! ;)


    Meine testweise bestellte Sensi ging übrigens ruckzuck zurück. Sie verzog (um nicht zu sagen "wand") sich vor Scham neben meiner 60s Sensi Supra [Verschreiber verbessert], und zwar in alle Richtungen und deutlich mehr als 2 mm (puh, grad noch die OT-Kurve gekriegt).

  • Vielleicht sollte ich zur Abwechslung mal was zum Thema
    schreiben. Ich hatte vor Kurzem wieder das Vergnügen,
    eine Dunnett Titanium zu schlagen. Die Trommel hat weder
    eine Sicke, noch ist das Material an der Gratung umgebördelt.
    Und das Metall ist wirklich sehr dünn. Das ist in der Tat ein
    hyper sensibles und empfindliches Teil. Wenn der Kessel
    ohne Felle und Spannreifen nackt vor einem liegt, sollte
    man Tür und Fenster schließen. Ich vermute, dass allein
    der Luftzug ausreicht, das Runde zum Eckigen zu machen.
    Ich habe keine Sekunde einen Gedanken daran verschwendet,
    ob der Kessel 100 pro rund ist, denn die Ansprache und
    Klangentfaltung haben mich dermaßen benebelt, dass
    ich jedes X als U gekauft hätte. Das ist definitiv eine der
    besten Snares - neben Achims Joyful Noise - die ich bisher
    anspielen durfte. Ich hab dann auch mal nachgeschaut,
    was sie kostet. Ein Schnäppchen ist sie nicht.


    Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass Unrund-
    heit weniger dramatisch ist, als Abweichungen in der
    Planheit der Gratung. 1 mm wäre für mich wahrscheinlich
    noch o.k. Ich hatte da mal so ein 12er Oak Tom mit
    deutlich mehr. Das Ding war so gut wie unstimmbar.


    Meine Trommeln werde ich nie grundlos der Prüfung
    von Rund-, Plan- oder sonstiger -heit unterwerfen.
    Am Ende klingen sie dann schlechter. Das kann ich
    nicht riskieren!


    fwdrums

    nontoxic: kurze lange CD-Pause

  • So'n Mist....


    jetzt bin ich aufgrund Eurer Eindrücke (insbesondere der auch mir positiv aufgefallenen Pearl Alu) von Dunnett-2N-Alu-Neukauf-Plänen fast wieder weg....


    Die Pearl kostet nämlich knapp die Hälfte....


    Und eine Dunnett Ti hatte ich mal. Blöderweise verkauft (ok: für ein 22er K Istanbul).
    Gebraucht kaum zu bekommen, neu für mich inzwischen unerschwinglich.



    Gruß
    Daniel

  • Die Klangergebnisse der Videos von Carter sind allerdings bei allen Snares immer super. Sein Raum klingt einfach gut, und er spielt tierisch!


    Allerdings hast du Recht, mit einer 14x5er Acrolite z.B. kriegst du niemals diesen Stimmumfang und diese Präsenz hin.


    Schöne Grüße,
    Chris

  • Hallo Schlagwerkgemeinde,


    der Themenstarter und alle Interessenten mögen doch mal einen Blick hier hinein werfen (E)i ron Made en - oder wie man unrunde Metall Kessel wieder rund macht..........


    Das dürfte einige Fragen beantworten, und mich davor bewahren, mich zu wiederholen.


    Bei tiefgezogenen Kesseln kommen solche Auffälligkeiten produktionsbedingt vor, und machen da auch vor großen Namen nicht Halt! 8)


    Gruß Jürgen.

    Eisenbiegerei 8)
    ich find mich zurecht, ich hab tom tom am set! 8)
    the two legged is supposed to be fooled!:P
    (-: sresiarlleH dna sreknirdreeB uoy ll@ zliah :Dwas Krupp in Essen, das sind wir in trinken!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!