aus Hauptberuf aussteigen - unterrichten in Vollzeit?

  • Ahoi,


    vermutlich gibt es eine gesunde Mischung aus Stress, Frust und Langeweile die z uso einem Schritt bewegen...


    Stress - weil einfach alles immer schneller wird, optimieren, Gewinne verbessern, individuum spielt immer weniger eine Rolle
    Frust - wegen immer größer werdender Menge keine Zeit irgendetwas den eigenen Ansprüchen entsprechend fertig zu stellen, "bescheidener" Chef, verändertes Bild im Vergleich zu vor ein paar Jahren.
    Langeweile weil nicht mehr intellektuell gefordert mit den Aufgaben, Routine, 9to5, Hamsterrad...


    Stimmt so in etwa?


    :D KEnn ich.


    Ich habe mir eine neue Position gesucht, in dem Bereich an dem ich wirklich Spaß und Interesse habe, mit einer Aufgabe die zu mir besser passt, vor allem in einer Struktur die mir entgegenkommt (Mittelstand statt Konzern),
    mit einem tollen Chef (menschlich und fachlich) sowie tollen Kollegen - klar ist das auch anstrengend, aber wenns spaß bringt isses einfacher...
    Nebenbei ist noch ein kleiner Mann da seit einiger Zeit, Frau, Hauskauf steht an, das Gesamtpaket ist super, auch wenn die Einzelteile gelegentlich nicht spassig oder ermüdend sind... (Arbeit)
    Die Mischung stimmt, nichts einseitig - vielleicht hilft Dir so ein Impuls - "was neues anfangen" ..Du scheinst mir auf der Suche nach Sinn, Herausforderung, Abwechslung...
    Natürlich denkt man da erstmal an das naheliegenste.."Schlagzeug kann ich gut...." mal platt gesagt...muss aber nicht der Königsweg sein.
    Ich habe mir vorgenommen das Schöne immer frei zu lassen und nicht mit Verpflichtungen zu belegen (Unterrichten MÜSSEN etc.)


    Mein Rat ist Dich beruflich neu zu orientieren - vielleicht zu reduzieren und die bleibende Zeit einfach mal zum Leben zu nutzen!
    Die Gesellschaft suggeriert immernoch "Du musst 35h Woche zur MAloche, Dein Leben lang, gleiche Firma, gleicher Job - funktioniere gefälligst" .. das is aber - gelinde gesagt - vorbei!


    Gedanken, Denkanstöße...wie auch immer - mach 'was draus!


    Viele Grüße, Wünsche Dir nur das Beste!


    sebo

    nosig

    Einmal editiert, zuletzt von Sebomaniac ()

  • Es ist wirklich eine Sache, trommeln zu können und eine völlig andere, das auch einem 6-jährigem ADHS-Grundschüler zu vermitteln :D
    Von denen gibt's durchaus einige, bei denen ich mir selbst denke, dass eine pädagogische Ausbildung auf alle Fälle hilfreich gewesen wäre.
    Insgesamt bin ich aber doch überrascht, wie gut Kinder teilweise verstehen und lernen bzw. bereit sind gezielt auf gewisse Ziele hinzuarbeiten. Allerdings merke ich selbst hin und wieder, dass ich in gewisser Weise gestresst bin, wenn der ein oder andere Schüler den Raum betritt. Einfach weil ich weiß, dass ich ihn am liebsten nach zwei Minuten wieder rausschmeißen würde.
    Wobei hier bisher alle Eltern eigentlich sehr umgänglich waren - von keinem habe ich mich bisher anmotzen lassen müssen, dass mein Unterricht nichts tauge. Wenn's mal nicht so läuft kann man immer noch das Gespräch suchen und sagen wo's hängt.


    ja, solche schüler gibt es - in meinem fall leider mehr als die "guten" ;)


    etwas OT (und ich verspreche, ich werde diesen thread nicht kidnappen) - aber dennoch, ein kleiner tipp von mir:
    vielleicht klingt das jetzt blöd, aber bei mir im schlagzeugunterricht steht das schlagzeugspielen nicht immer an erster stelle.
    das kommt tatsächlich auf den schüler und dessen situation/umfeld an. wenn man seine schüler jahrelang unterrichtet (und ich hab tatsächlich richtige methusalems unter meinem schülervolk) dann machen diese natürlich verschiedene lebensphasen durch (also vom kind zum erwachsenen werden mit allem was dazugehört - eltern, freunde, schule etc.) und von diesem umfeld hängt oft auch der unterrichtserfolg beim schlagzeugunterricht ab.
    in meinem pädagogikstudium habe ich von einer meiner professorinnen einmal den satz gehört, dass durchschnittlich 2% der gesamtzahl der schüler, die an einer musikschule ein instrument erlernen, dieses instrument dann bis zur beruflichen reife (sprich: studium oder ähnliches) bringen. für die anderen 98% geht's also um viele andere dinge (an allererster stelle spaß, würde ich sagen)... oft lernen meine schüler bei mir tatsächlich erstmal, wie man einen raum betritt (ankopfen und hallo sagen) und pünktlichkeit bzw. zuverlässigkeit. da bin ich etwas altmodisch. ;)
    bis dato hatte ich auch keine schwierigkeiten mit den eltern - und ich hoffe, das bleibt auch so. *aufholzklopf


    back to topic:
    ein zitat von viktor frankl (das er von nietzsche abgekupfert hat): "wer ein WARUM zum leben hat, erträgt fast jedes WIE."
    wenn man sich mit frankls biographie auseinandersetzt, könnte man durchaus meinen, dass der mann weiß wovon er spricht.

  • Da habe ich auch noch einen OT.
    Unser Big Band-Leader hat uns mal mit folgenden Worten vorgestellt:


    Guten Abend, meine Damen und Herren,
    wir sind alle Hobbymusiker, die im normalen Leben einem anständigen Beruf nachgehen - und das ist auch gut so....


    Stellen Sie sich mal vor, wie Sie sich fühlen würden, wenn Sie einen von uns im Krankenhaus treffen würden, der Ihnen sagt: "Hallo, ich bin eigentlich Berufsmusiker und nebenberuflich Hobbychirurg, der sich morgen mal Ihre Herzklappe vornehmen wird.....!
    Eine andere Möglichkeit wäre da noch der Hobbypilot, der Sie kurz vor dem Start in den Urlaub aus der Pilotenkanzel begrüßt...


    Seien Sie also froh, dass es ist, wie es ist.... - und nun viel Vergnügen mit "Take the A-Train!"


    .

    Schöne Grüße - Rainer K. aus B. an der W.

  • Zitat

    Mit Verlaub - der Hobbypilot kann im Zweifel handwerklich besser fliegen als der Airbus-Kutscher


    Absoluter Quatsch.... :P


    Ein Großteil der Flugunfälle wird durch Hobby-Piloten verursacht, die in Extremsituationen (Klassiker: Strömungsabriss, Motorausfall, Gewitter) völlig falsch reagieren und somit Abstürze verursachen.

  • Bitte nicht abschweifen in gefährliches Halbwissen anderer Berufswelten, das hilft Daniel nicht weiter.


    Kurze Überlegung - was würde man sich auf dem Sterbebett wohl wünschen:
    1. Ach, hätte ich doch 20.000 Zeilen Programmcode mehr geschrieben!
    oder
    2. Ach, hätte ich mich doch mehr mit den Dingen beschäftigt, die mir wirklich am Herzen lagen!


    Vielleicht sind ja auch die Punkte 1 und 2 identisch. Vielleicht auch nicht ...


    Wie schon weiter oben geschrieben: 46 Jahre alt = noch 20 Jahre arbeiten.
    Wie sollen diese 20 Jahre aussehen?
    Diese 20 Jahre hat man nur einmal und sie sind schneller rum, als man heute glauben würde.

  • Wie schon weiter oben geschrieben: 46 Jahre alt = noch 20 Jahre arbeiten.
    Wie sollen diese 20 Jahre aussehen?
    Diese 20 Jahre hat man nur einmal und sie sind schneller rum, als man heute glauben würde.


    Oder Du hast in 5 Jahren Pech und Dir geht der Arsch zu, weil der Stress dich aufgefressen hat ?( ?( ;(

  • Absoluter Quatsch.... :P


    Ein Großteil der Flugunfälle wird durch Hobby-Piloten verursacht, die in Extremsituationen (Klassiker: Strömungsabriss, Motorausfall, Gewitter) völlig falsch reagieren und somit Abstürze verursachen.


    Na, ein Glück haben wir Fachleute wie Dich hier an Bord :rolleyes: 8| :thumbdown:

    nosig


  • Oder Du hast in 5 Jahren Pech und Dir geht der Arsch zu, weil der Stress dich aufgefressen hat ?( ?( ;(


    Das kann in der Tat eine Gratwanderung sein. Ich habe selber nach einer Sozialpädagogischen Ausbildung 14 Monate halbtags in einer KiTa gearbeitet, nachmittags unterrichtet und abends manchesmal noch mit Bands geprobt.
    Mitte 2011 bin ich dann kurzfristig mit einer Band auf eine Sommer-OpenAir-Tour aufgesprungen. 2 -3 Konzerte am Wochenende. Knapp zweieinhalb Monate ging das ganz gut - aber irgendwann war ich am Ende. Bei mir endete das in einem fiesen Autounfall auf dem Weg vom letzten Konzert direkt zum Job in der KiTa.


    Das muss natürlich nicht jedem so gehen - ist aber meine Erfahrung.


    Fakt ist, dass ich von diesem Halbtags-Job und damals ca. 20 Schülern ganz sicher keine 4-Köpfige Familie alleine hätte versorgen können.
    Dennoch ist es vermutlich der sicherste Weg aus einer Anstellung in diese Art der Selbstständigkeit zu wechseln.


    Heute arbeite ich mit aktuell 51 fixen Schülern im 30-minütigem Einzelunterricht von Montag bis Donnerstag. Freitag halte ich mir frei, weil ich in den letzten Jahren erfahrungsgemäß im Frühjahr und im Herbst sehr viel auf Tour war. Meistens donnerstags bis sonntags.

  • Wie man eine launige Anmoderation zur Grundsatzdiskussion über Fähigkeiten von Hobby-/Berufspiloten werden lassen kann, ist mir ein Rätsel...
    Panikstajan & Sebomaniac, worüber lacht Ihr denn so?


    Sorry Mods, dazu fällt mir gleich noch einer ein:
    Unterhalten sich zwei Karnevalisten über ihren Vorsitzenden: "Sag mal, hast Du den schon mal lachen gesehen?"


    "Ja, einmal vor elf Jahren....., als sein Vorgänger gestorben ist."


    .

    Schöne Grüße - Rainer K. aus B. an der W.

    Einmal editiert, zuletzt von HOHK ()

  • Tips von mir:


    1. Zahlen:
    Mach Dir ne Rechnung auf, in der Du alle Kosten (und zwar wirklich alle) durchrechnest und herausbekommst, was Du konkret in Deiner Lebenssituation an Einnahmen überhaupt benötigst. Diese rechnest Du dann um in die notwendige Schülerzahl und kannst so abschätzen, ob diese Anzahl realistisch ist oder nicht. (Wir haben hier schon mal einen Faden gehabt, bei denen Rechnungen aufgestellt wurden - http://www.drummerforum.de/for…profimusiker/thread8.html - dort ab Post 146)
    Hierbei dann auch: Du bist 46 Jahre. Wie siehts aus mit Krankentagegeld, Berufsunfähigkeitsversicherung etc. ?


    2. Wohnort:
    Deinem Avatar entnehme ich, dass Du in Marienheide wohnst. Das ist zwar jetzt nicht der A.... der Welt, aber Harald Schmidt würde sagen, dass man ihn von dort aus wunderbar sehen kann. Konkret: Wenn Du den Unterricht zu Hause bei Dir geben willst, ist das Einzugsgebiet jetzt grade nicht so ganz prickelnd. Ich weiß nicht, wie viele Kiddies oder Leute im Umkreis von Marienheide grade Drummen lernen wollen, aber ich wage mal zu behaupten, dass die Anzahl überschaubar sein dürfte. Und von den 100 % theoretischen Kunden ist ja mit Sicherheit auch schon ein erheblicher Anteil lehrertechnisch versorgt, die Konkurrenz schläft ja nicht.


    3. Alter Job
    Hast Du dir wirklich alle Nachteile und Vorteile des alten Jobs reiflich überlegt ? Wenn der Laden groß genug ist, hast Du ja allg. Kündigungsschutz. Da ist es dann häufig viel sinnvoller, tatsächlich mit der Diagnose Burn-Out in den Krankenstand zu gehen, das Krankengeld auszureizen, vielleicht einen GdB beantragen und sich anschließend wieder eingliedern zu lassen oder zumindest dann versuchen, ne Abfindung rauszuschlagen. Dann kannst du ja immer noch Arbeitslosengeld I bekommen (die Abfindung wird ja nicht darauf angerechnet).


    4. Und das Entscheidende: Wie gut bist Du als Lehrer ?
    Schüler bekommen ist eine Sache, sie zu behalten 'ne Andere. Bist du dir sicher, dass Du genug Qualität aus dem Stand entwickeln kannst, dass die Schüler zu Dir wollen und auch bei Dir bleiben wollen ? Die Frage kannst nur Du beantworten.


    5. Familie
    Auch das kannst Du nur selber beantworten. Mit wäre das zu heiß. Aber nur der Vollständigkeit halber trotzdem: Wenn Du Unterhalt zahlen musst (die Kinder also nicht bei Dir leben) kannst du das mit der Selbständigkeit vergessen, in Sachen Unterhalt wird man bei Wechsel in die Selbständigkeit fiktiv so behandelt, als wenn man weiterarbeiten würde, es sei denn, man kann das alles wirklich medizinisch einwandfrei nachweisen.


    Fazit: Ich würde nochmal ganz tief darüber nachdenken, ob das jetzige Vorhaben tatsächlich ernsthaft ist oder aber eben aus der Not geboren wurde, frei nach dem Motto "nur raus dem Job". Ich kann mir schlicht und ergreifend nicht vorstellen, dass Du aus dem Stand heraus von dem neuen Job leben kannst, vielleicht fehlt mir aber auch einfach nur genug Phantasie. Daher rate ich - wenn es denn sein soll - zum stufenweisen Wechsel, was mit dem Arbeitgeber abgeklärt werden müsste.
    Aber in jedem Fall würde ich den etwaig gegebenen Besitzstand nebst sozialer Absicherung nicht einfach für Lullu aufgeben.

    "Pommes/currywurst hat einfach seine eigenen Gesetze."
    (c) by frint / 2008


    "Es macht so viel Spaß, ein Mann zu sein, das können sich Frauen gar nicht
    vorstellen!" (c) by Lippe / 2006

    Einmal editiert, zuletzt von Seelanne ()

  • Ich bin der Ansicht, wenn man über das Vorhaben grossartig nachdenken muss, ist es vermutlich die falsche Entscheidung.


    Damit es wirklich eine reelle Chance auf eine nachhaltige Existenzgründung gibt, muss das alles mehr oder minder schon nebenbei so gut laufen dass man sich sicher ist "ich bin blöd wenn ich das nicht zum Hauptberuf mache"... So würde ich immer wieder verfahren.

    sieg natur.

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