Gehörschutz für Kind beim Trommeln?

  • [...] Von daher plädiere für verantwortungsvollen Umgang mit dem Thema, aber nicht mit einer Verbannung des natürlichen Hörens vom Set.


    Finde ich sehr gut formuliert. :thumbup: Das könnte glatt das Schlusswort für diesen Thread sein... :D Wenn nun jemand aus den Weiten des Netzes hier herein stolpert, weil er/sie Infos über Schlagzeug und Gehörschutz für Kinder sucht, dann bietet dieser Thread so ziemlich die gesamte Diskussionsbandbreite, inklusive Emotionen und Streit. Was will ein Besucher mehr? :D Und wir alle können erstmal in uns gehn und Gras über die wunden Stellen wachsen lassen, ähhh, nein: Hornhaut; nein, auch nicht. :wacko: Pflaster drauf! ;)

  • Hallo,


    für mich gibt es nur Gehörschutz, für die Kinder finde ich die Peltor 3m in leckeren quitschbunten (und damit kindgerechten) Farben angemessen.


    Wer sein Gehör nicht schützt, wird es verlieren und zwar vorzeitig.
    Wenn man damit schon in früher Jugend beginnt, wird man eben schneller schwerhörig.
    Ich persönlich mache mich lieber bei lauter Musik (und Musik ist meistens mit Geräusch verbunden und wird deshalb als Lärm empfunden) künstlich schwerhörig und höre dann aber bei passenden Gelegenheiten dafür umso besser.
    Gerade beim Schlagzeug wird das korrekte Hören des Instrumentariums meiner Meinung nach völlig überschätzt.
    Ich höre auch Besengeraschel mit Gehörschutz. Ob dann die Frequenzen alle original sind, ist unwichtig.
    Selbst der Tubist nebenan wird schon eine andere Frequenzmischung hören, der Dirigent vorne sowieso und im Publikum hinten kommt wieder etwas ganz anderes an. Wenn dann noch Elektronik (Mikrofone, Vorverstärker ...) im Spiel sind, wird es wirklich argumentativ fragwürdig.


    Wenn man jetzt diverse hochkarätige Musiker aus sehr speziellen Genres anführen will, dann ignoriert man zwei Fakten:
    einerseits gibt es noch ganz andere Genres, wo gerade selbst diese hochkarätigen Musiker schwer vorstellbar sind, insbesondere mit ihrem typischen Spiel und andererseits ist ein Anfänger genreunabhängig jenseits von hochkarätig und ein ungeschliffen geschlagenes Instrument klingt einfach unschön und leider laut.
    Ganz nebenbei gibt es mindestens eine hochkarätige Musikerin, die ganz schlecht hört, manche sagen, sie sei taub.
    Man kann jetzt sagen: prima, dann kann das Kind ja auch taub und erfolgreich werden. Man kann aber auch sagen: schwere Körperverletzung ist eine Behinderung, der man trotzen kann, man muss sie sich aber nicht sehenden Auges selbst mutwillig zuführen. Und Eltern haften für ihre Kinder.


    Ich würde ihn kaufen und selbst mit gutem Beispiel vorangehen.


    Ich werde nicht von irgendwm bezahlt und trage selbst gerne Elacin ER-25, aber auch Beyerdynamic DT-100, Ohropax und Noton.
    Wenn ich daheim Musik mit dem Kopfhörer höre, freue ich mich, Details zu hören, die bei anderen in meinem Alter längst abgefackelt sind.


    Grüße
    Jürgen
    listen to the music
    feel it with your hole body

  • @ Jürgen K


    zwar bin ich blind wie ein maulwurf, aber dafür höre ich noch wie ein luchs ... und dass, obwohl ich mich nie (gehör)geschützt habe. gnade der frühen geburt, war das als teenager auch nie ein thema, und als kind trommelte ich noch nicht.


    auf höllenlauten konzerten und in der noch lauteren disco war ich nie mit stöpseln oder kopfhörern (das war niemand), und ein fahrradhelm wäre genauso "schwul" gewesen, wie man damals gesagt hat.


    vielleicht kommt es ja darauf an, wieviel man seinen ohren zumutet. ein hobbyspieler ist bestimmt weniger gefährdet als ein semiprofi mit einer handvoll bands.
    die drei-, vierstündigen (netto) sessions unseres quintetts (elektrisch über anlage, human geregelt) im proberaum alle paar wochen schaden mir jedenfalls nicht. zuhause (akustisch) spiele ich leise und/oder mit rods.


    meine kinder trommeln nicht, von daher brauchte ich mich nicht um peltoren oder sonstigen kram zu kümmern. wenn, hätte ich es selbstverständlich getan.

  • Ich sehe das etwas anders. Ich habe selbst zwei Kinder (3 und 5 Jahre) und obwohl ich kein Set zu Hause stehen habe,
    braucht man trotzdem bisweilen Gehörschutz 8)


    Ich halte bei Kindern Gehörschutz für unverzichtbar. Meine dürfen sich ohne "Micky-Mäuse" (Kinderbaustellenkopfhörer)
    nicht im Proberaum aufhalten. Das hängt mit 2 Dingen ursächlich zusammen:


    1. Meine Eltern haben mich NIE ohne Kopfhörer spielen lassen. Einmal ohne erwischt, daraufhin war der Raum, wo mein Set damals stand,
    für 4 Wochen abgeschlossen. Habe ich nie wieder gemacht.
    Und trotz allem gelte ich hier im Forum als Setstreichler und extrem Leisespieler - speziell weil ich nach wie vor Rock und Pop Musik mache.
    Insofern finde ich nicht, dass man kein Gespür dafür entwickeln kann, wie laut man spielt oder wie ich klinge, wenn man immer nur mit
    Gehörschutz spielt.
    Das Gehör von Kindern ist im Kleinkindalter noch sehr empfindlich - und sollte in meinen Augen unbedingt geschützt werden. Eben auch,
    damit sich das laut und leise hören besser entwickeln kann.


    2. Ich habe mittlerweile hunderte von Musikern getroffen und stelle mit Erschrecken fest, wie viele Probleme mit den Ohren haben.
    Das reicht von "ach quatsch, nur ein bißchen" bis zu nahezu taub. Und immer wieder die exakt gleichen Aussagen: Ich hätte früher
    mit Gehörschutz anfangen sollen - ich kann mit Gehörschutz einfach keine Musik machen - der Sound leidet so unter Gehörschutz.....etc.
    Ich nähere mich der Mitte der 40 und spiele seit über 30 Jahren Schlagzeug. Letzter Hörtest war im März: 100% auf beiden Seiten.
    Und ich frage mich immer, wie die Soundqualität leidet, wenn ich nicht mehr richtig höre 8)

    Grüße,


    De' Maddin Set
    ________________________________


    Dängdäng-Dängdäng-Dängdäng
    Bababababaaa-baba - Brack........Meet you all the way....dadadab...usw.

  • Wie Maddin.


    Ich denke da liegt auch eine Fehlannahme vor, wenn man denkt, mit Schutz könne man nicht mehr (sensibel genug) hören oder seinen Sound nicht mehr einschätzen. Erstens ist der Mensch wie altbekannt ein Gewöhnungstier und passt auch seine Lauscher an, das geht sogar recht flink. Zwotens hört man ja mit Schutz auch die anderen Instrumente entsprechend leiser, das entscheidende Verhältnis zueinander bleibt also erhalten (zur stärkeren Dämpfung der Höhen s. o., die kommt auch ohne Schutz). Das Feedback meiner Mitmusiker war auch nie, dass ich unsensibel trommle oder jemanden übertöne, im Gegenteil. Und zwar auch in teils sehr gemäßigten Combos kurz vor Zimmerlautstärke.
    Neben Positivbeispielen gibt es halt auch jede Menge Negativbeispiele. Wie Maddin kenne ich auch etliche, die halb taub sind und / oder Tinnitus haben. Und: ein gut erhaltenes Hörvermögen ist besonders schön, wenn du einen Tinnitus hast. Denn je mehr Außengeräusche du dann noch hörst, desto besser.
    Klar kann man ohne gleichgeschlechtlichen Helm downhill fahren, Anschnallen war früher auch uncool (und lange nicht mal Pflicht; Kindersicherung sogar erst seit 1993), Nichtraucher waren Weicheier ... Man bahnt bei Kindern halt auch ein Verhalten, ist Vorbild.


    (Alles nat. im individuellen Fall zu beurteilen. Spiele ich nur alle zwei Wochen 30 Min. soft, anders, als wenn ich täglich 4 h voll Stoff übe.)

  • Bliebe dann allerdings schlussendlich die Frage noch zu klären, warum wir Drummer uns eigentlich so viele teure Dinge anschaffen:


    Denn mir kann ernsthaft niemand erzählen, dass er mit Gehörschutz bsp. den Unterschied zwischen einem Paiste Dark Energy und einem Zildjian K Custom hören kann. Das gleiche bei Snares und Toms. Es ist dann insgesamt ziemlich einerlei, welche konkreten Trommeln und Becken ich spiele, es sei denn, ich spiele bei Live-Auftritten oder im Studio (bei Live-Auftritten müssten allerdings auch eigentlich alle Zuhörer Hörschutz ertragen, so dass dies dann eigentlich auch entfallen würde).


    Daher gilt für mich nach wie vor: Hörschutz ist wichtig, bei Kleinstkindern sowieso Pflicht, aber grade eben auch bei professionellen Musikikern die sich jeden Tag grosser Lautstärke aussetzen,
    Wenn ich mich aber überhaupt nicht mehr hinters Set setzen könnte ohne Micky Mäuse odersonst meine Ohren zu verkleben, würde ich - glaube ich - das Instrument tauschen bzw das Metier ganz wechseln. Schach ist ja auch schön.

    "Pommes/currywurst hat einfach seine eigenen Gesetze."
    (c) by frint / 2008


    "Es macht so viel Spaß, ein Mann zu sein, das können sich Frauen gar nicht
    vorstellen!" (c) by Lippe / 2006

  • Alles nur eine Frage der Kalibrierung.
    Ich kann selbstverständlich mit Gehörschutz Unterschiede zwischen Becken oder zwischen Snares hören, auch wenn sie ähnlich klingen. Und ich kann mit Gehörschutz selbstverständlich auch hören, ob ich es mit gutem Material oder mit Billigkram zu tun habe.

  • Denn mir kann ernsthaft niemand erzählen, dass er mit Gehörschutz bsp. den Unterschied zwischen einem Paiste Dark Energy und einem Zildjian K Custom hören kann. Das gleiche bei Snares und Toms.

    Auf der Aufnahme hört man den Unterschied durchaus.
    Okay, Einwand: Wann nimmt man schon mal auf?
    So als Hobbyschlagzeuger?
    ^^



    Und ich kann mit Gehörschutz selbstverständlich auch hören, ob ich es mit gutem Material oder mit Billigkram zu tun habe.

    Und ich kann es auch spüren.
    Ein 21" Paiste 2002 Crash oder 20" Paiste 2002 Thin Crash fühlt sich anders an als ein 16" Paiste 400 Power Crash (das ich früher an derselben Stelle am Set hatte).


    Neulich in der Innenstadt von Kempten hörte ich auch bei einem Schlagzeug brutale Billig-Blech-Becken durch die Straße scheppern, das war nicht sehr schön anzuhören, auch wenn die Kapelle einen insgesamt durchaus überzeugenden Sound hatte.
    Das Gros im Publikum hört das zwar auch wiederum nicht (ich meine den Becken-Schepper-Klang, nicht den guten Band-Sound), aber mir tats leid und weh...

  • Hallo,


    für mich gibt es nur Gehörschutz, für die Kinder finde ich die Peltor 3m in leckeren quitschbunten (und damit kindgerechten) Farben angemessen.


    Wer sein Gehör nicht schützt, wird es verlieren und zwar vorzeitig.
    Wenn man damit schon in früher Jugend beginnt, wird man eben schneller schwerhörig.

    Genau diese Art ideologisch geprägter Konsequenz hatte ich im Sinn und hier wollte ich eben etwas entgegenwirken, weil ich diese Konsequenz zumindest für einige Spielweisen als überzogen empfinde und im Weiteren zumindest für mich persönlich einige Nachteile sehe.
    Im speziellen Fall hier geht es ja dann um Schlagzeuger. Wobei sich von Trompete bis Trillerpfeife mit sehr vielen Instrumenten erhebliche Lautstärken produzieren lassen, die doch sicher aus Spielerposition teilweise auch bis in den Stressbereich für das Gehör reichen können. Selbst ein "voll angespieltes Klavier" könnte ja vielleicht (oder sogar wahrscheinlich?) für Kinderohren bis zu einem gewissen Alter bereits eine zu vermeidende Überforderung darstellen.


    Gibt es denn belegende Quellen darüber, wie sich das nun tatsächlich für die ganzen Schlagzeuger in der Vergangenheit ausgewirkt hat? Sind alle gleichermaßen betroffen oder gibt es Unterschiede? Könnten auch andere Faktoren relevant sein? Das mit zunehmendem Alter die Hörfähigkeit relativ regelmäßig nachlässt, ist ja grundsätzlich erstmal ein generelles und häufig diagnostiziertes Problem.


    Ich persönlich glaube, dass es den Grad des Verschließes betreffend hier auf jeden Fall Unterschiede geben wird. Lautstärke funktioniert auf den Körper nicht so vorhersehbar wie z.B. Feuer. Es ist auch zu beobachten, das Lautstärke subjektiv sehr unterschiedlich wahrgenommen wird. Was dem einen bereits zu laut und nervend, ist dem anderen noch nicht laut genug.
    Ich erinere bloß mal an die Zeiten des "walkman". Die Dinger konnten üblicherweise schon bis "fies laut" und es wurde seinerzeit dann auch entsprechend vor Spätfolgen gewarnt. Nicht auszuschließen also bzw. sogar wahrscheinlich?, dass auch hier Leute den Verschleiß ihres Gehörs beschleunigten. Aber generell und alle gleichermaßen (vergleichbarer Ge-/MIssbrauch vorausgesetzt)? Letztlich ist das bis heute jedenfalls nicht nachweisbar zu belegen, aus welchen Ursachen sich Schwerhörigkeit im Alter nun im Detail ergibt.
    Natürlich macht es grundsätzlich Sinn, auf das Gefahrenpozenzial in diesem Zusammnhang hinzuweisen. Andererseits gib es jede Menge Ratschläge und empfohlene Verhaltensweisen aus medizinischer Sicht...am Ende muss da jeder in Eigenverantwortung seine Entscheidungen treffen.


    Alleine die Tatsache, dass sich Ohren bereits im Bereich Außenohr doch deutlich voneinander unterscheiden, lässt mich vermuten, dass hier schon die ersten - eventuell sogar meßbaren ?- Unterschiede bestehen. Es ist davon auszugehen, dass sich das im Bereich Mittel- und Innenohr so fortsetzt. Also sollte hier bereits unterschiedliche Empfindlichkeit/Robustheit zu konstatieren sein. Ob und inwiefern diese Tatsache im weiteren Verlauf der Verarbeitung des eingehenden Signals "im Gehirn" nun hinsichtlich Wahrnehmung und Empfinden korrelliert, bzw hier nochnmal unabhängig Einfluss auf die subjektive Wahrnehmung genommen wird, wären weitere Fragen, die vielleicht ebenfalls Einfluss haben könnten. Hieraus ergibt sich letztlich dann die Frage:" Gibt es ein verlässliches Signal an den Verstand, die jeweilis notwendige Konsequenz zu ziehen oder darf man sich nicht auf die persönliche Einschätzung verlassen?" Auch das wird individuell unterschiedlich zu beantworten sein. Es gibt z.B. Menschen mit Ermüdungsbrüchen oder burn-out. Andere haben die Sensibilität, diese Dinge für sich zu vermeiden ( oder ist das immer nur Glück bzw. Pech?). Teilweise hat es zusätzlich sicher auch immer mit der Veranlagung zu tun.


    Wer grundsätzlich immer jedes Risiko vermeiden will, steigt auch nicht in ein Flugzeug, bewegt sich nicht im Straßenverkehr, steigt im Haus auf keine Leiter usw. Vergleichende Beispiele hinken natürlich immer, trotzdem wäre das zumindest eine sehr konsequente Fortsetzung des Gedanken, weil es eben jedes Risiko ausschließt.



    Ich persönlich mache mich lieber bei lauter Musik (und Musik ist meistens mit Geräusch verbunden und wird deshalb als Lärm empfunden) künstlich schwerhörig und höre dann aber bei passenden Gelegenheiten dafür umso besser.
    Gerade beim Schlagzeug wird das korrekte Hören des Instrumentariums meiner Meinung nach völlig überschätzt.
    Ich höre auch Besengeraschel mit Gehörschutz. Ob dann die Frequenzen alle original sind, ist unwichtig.
    Selbst der Tubist nebenan wird schon eine andere Frequenzmischung hören, der Dirigent vorne sowieso und im Publikum hinten kommt wieder etwas ganz anderes an. Wenn dann noch Elektronik (Mikrofone, Vorverstärker ...) im Spiel sind, wird es wirklich argumentativ fragwürdig.

    Vergleichbares liest man auch immer wieder...und es stimmt unter dieser Prämisse natürlich auch absolut. Für mich persönlich ist das aber zunächst überhaupt nicht ausschlaggebend. ICH muss für mich beim Spielen ganz prioritär den bestmöglichen Zugang zum von mir produzierten Klang haben. Dann erst habe ich den Eindruck, auch bestmöglichst bis in die mir möglichen Feinheiten vorzudringen um möglichst gut ( mein subjktives Empfinden) zu klingen.


    Und das gilt bei mir ehrlich gesagt für sämtliche Spielarten, wobei ich bei den lauteren Spielweisen im ungeschützten Modus natürlich nicht merkbefreit in "die Vollen" gehe. Hier bewege ich mich dann eben langsam, wohldosiert und vorsichtig in die oberen Bereiche und vertraue meinem Empfinden was die Belastung angeht. Meine Ohren, bzw. was auch immer letzlich hierfür verantwortlich ist, melden mir meinem Eindruck nach schon recht frühzeitig an :" uns reichts jetzt so langsam."


    Ab dann geht es eben mit entsprechendem Hörschutz weiter, aber die bis dahin erarbeitete Spielbalance bietet mir hier eben eine sehr dienliche Basis. Hieraus abgeleitet übrigens die Sache mit dem "Feintuning". Übe ich nun mehrere Tage so ein Zeugs mit Schutz, verliere ich zunehmend das Gefühl der Kontrolle und bemerke dann ohne Schutz tatsächliche Veränderungen.


    Was dann selbst unmikrofoniert bereits in 2m Entfernung ankommt hängt bereits von vielen Faktoren ab. Noch gravierender wirds dann über elektrische Verstärung. Das Schlagzeug ist aufgrund der vielen Instrumente ganz besonders davon betroffen, was sich der Mann am Pult unter gutem Klang für die jeweilige Musik im jeweiligen Raum so vorstellt. Streng genommen ist sowohl bei größeren Konzerten als auch auf CD besonders der Schlagzeugklang ein Podukt von nachträglichem Design, das im besten Fall der Quelle wenigstens ansatzweise entspricht. Im direkten Kontext spielt man z.B. ein Becken so an, wie an dieser Stelle eben als richtig erachtet. Alleine die durch EQ veränderten Frequenzen spiegeln das schon nicht so wieder, wie es gedacht war und man würde dieses nun veränderte Becken wahrscheinlich anders anspielen. ( sicher, das ist im Bereich der Nuancen, aber ich denke trotzdem, dass diese Überlegung relavant ist)


    Es gibt ja durchaus weit verbreitet die Theorie, dass alleine Überzeugung und Selbstverständnis des Spielers großen Anteil auf die Wahrnehmung des Zuhörers hat. Natürlich lässt sich über diese Methode trefflichst streiten ( besser hoffentlich konstruktiv diskutieren) und mir ist auch z.B die Position vorstellbar, dass ein anderer Spieler allein aus Angst vor Schädigung psychologisch gesehen nachvollziehbar auf andere Weise ein besseres Ergebnis erzielt. Gar keine Frage

    Ich verstehe den Sinn dieser Aussage nicht. Jedes Genre hat seine Berechtigung. In jedem Genre gibt es weltweit bekannte Spieler. Verschiedene Genres erfordern verschiedene Überlegungen in der Herangehensweise und Vorbereitung.


    Der Jazz-Spieler wird mit dem Speed-Metal-Spieler wenig Gemeinsamkeiten in allen möglichen Belangen haben. Allen gemeinsam ist ledioglich das Instrument in seiner Grundidee ( und selbst das ist selbstverständlich nur sehr bedingt vergleichbar)


    Auf den thread bezogen sollte man aus meiner Sicht eine musikalische Ausbildung möglichst breit anlegen, weil man eben nicht weiß, in welche Richtung sich der Schüler entwickeln wird.


    Meine Intention beim Verlinken dieser Beispiele war es keinesfalls, das Spielen ohne Schutz dadurch zu propagieren. Vor allem nicht für Kinder!!! Es war vor allem an die gerichtet, die da wahrscheinlich reflexartig denken "Oha, ist das nicht vielleicht viel zu gefährlich ( berechtigterweise!). Mich selbst interessiert diese Thmeatik seit längerem, weil ich ja selbst darüber nachdenke, was wie funktioniert und was sich über diesen Weg als Empfehlung für mich persönlich ableitet.


    Wie nun das vom Anfänger gespielte Instrument klingt, kann hoffentlich vom Übungsleiter zum Besseren beeinflusst werden.


    ...naja

    Zitat

    Ich würde ihn kaufen und selbst mit gutem Beispiel vorangehen.


    Ich werde nicht von irgendwm bezahlt und trage selbst gerne Elacin ER-25, aber auch Beyerdynamic DT-100, Ohropax und Noton.
    Wenn
    ich daheim Musik mit dem Kopfhörer höre, freue ich mich, Details zu
    hören, die bei anderen in meinem Alter längst abgefackelt sind.

    Wenn das für Dich aus Überzeugung so am besten funktioniert, hast Du ja bereits den Weg für Dich gefunden. Hieraus eine allgemeingültige Regel ableiten zu wollen halte ich aber auch angesichts der aktuellen Sachlage durch recht viele Spieler demonstriert dann aber für unangemessen und überzogen. Mein Weg zB. war, ist und wird auch zukünftig anders aussehen. Und nach mehreren Jahrzehnten trommeln ( eher ziemlich intensiv, was den Zeitaufwand betrifft) habe auch ich noch immer ziemlich frische Ohren.


    Und auch an dieser Stelle nochmals der Tipp, insbesondere für Kinder : Im Zweifel lieber einmal zu oft den Gehörschutz tragen. Überhaupt keine Frage!!!!!

  • ...... Selbst ein "voll angespieltes Klavier" könnte ja vielleicht (oder sogar wahrscheinlich?) für Kinderohren bis zu einem gewissen Alter bereits eine zu vermeidende Überforderung darstellen.


    .......Andererseits gib es jede Menge Ratschläge und empfohlene Verhaltensweisen aus medizinischer Sicht...am Ende muss da jeder in Eigenverantwortung seine Entscheidungen treffen.


    Genau das sehe ich ebenso.

    Grüße,


    De' Maddin Set
    ________________________________


    Dängdäng-Dängdäng-Dängdäng
    Bababababaaa-baba - Brack........Meet you all the way....dadadab...usw.

  • Hallo,


    Denn mir kann ernsthaft niemand erzählen, dass er mit Gehörschutz bsp. den Unterschied zwischen einem Paiste Dark Energy und einem Zildjian K Custom hören kann

    Ich erzähle es dennoch ernsthaft: ja, den Unterschied höre ich, auch mit Gehörschutz jeder Art, sofern die Becken und ich im selben Raum sind. Ich frage mich mittlerweile, wie kaputt manchereiner Ohren schon sein müssen, dass ihnen das offenbar selbst nicht gelingt.


    Hörschutz ist wichtig


    Hier scheint mir der Hase im Pfeffer zu liegen: ich verwende Gehörschutz, damit kann ich hören, nur eben schmerzfrei und etwas gedämpft, bei sehr billigem Gehörschutz auch mal dumpf, aber es reicht (mir) eben immer noch.


    Alles nur eine Frage der Kalibrierung.


    In der Tat.


    Oder meinst Du eine bestimmte Körperöffnung?
    Etwa den Gehörgang?

    Selbstverständlich. An was denn sonst?


    Grüße
    Jürgen
    Hören ohne Aua finde ich prima.

  • Also Eines ist sicher, Stimmen tu ich mein Instrument ohne Gehörschutz dazu gehe ich mit dem Ohr teilweise sogar sehr nahe ran, das werde ich auch weiterhin so beibehalten - so viel zum Nuancen wahrnehmen.


    Beim nächsten Einkauf hab ich aber auch Stöpsel auf meiner Liste.

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



  • Also Eines ist sicher, Stimmen tu ich mein Instrument ohne Gehörschutz dazu gehe ich mit dem Ohr teilweise sogar sehr nahe ran, das werde ich auch weiterhin so beibehalten - so viel zum Nuancen wahrnehmen.


    Beim nächsten Einkauf hab ich aber auch Stöpsel auf meiner Liste.

    Das erschließt sich mir im Sinn nicht. Wenn ich doch anschließend den Kopf in wesentlich höherer Position habe und hier hoffentlich höre, ob alles stimmt, stimme ich doch gleich aus dieser Position.


    Aber prinzipiell ist Körperhaltung auch ein sehr wichtiger Aspekt. Leicht vorgebeugt und sehr energetisch "backbeat" spielen, kann je nach Position des Kopfes ( der Ohren) einen erheblichen Unterschied machen, wie man die Snare wahrnimmt. Neigt man den KOpf zu einer Seite, sei es unbewusst oder weil man zum Beispiel zum Bassisten guckt, holt man sich pro Schlag eine ganz andere Portion ab, als wenn man die Ohren aus dem direkten "Schallschub" möglichst herausdreht. Die Ohrmuschel dient schon als eine Art Trichter.

  • Zitat

    Ich erzähle es dennoch ernsthaft: ja, den Unterschied höre ich, auch mit Gehörschutz jeder Art, sofern die Becken und ich im selben Raum sind.


    Ebenso. Ganz sicher. ;)


  • Ebenso. Ganz sicher. ;)

    Man kann sich aber doch sicher darauf einigen, dass je stärker der Schutz, insbesondre bei den Ohrumschließenden, die ja nicht wirklich auf Linearität ausgelegt sind, sich immer weiter vom jeweiligen Originalklang ( also ohne Schutz) entfernt?


    Und da man das zumindest bei feinerer Spielweise ja wahrscheinlich eher nicht möchte, ist eben die Frage, wie sinnvoll 10dB Stöpsel sind. Lässt sich diese Lautstärkeverminderung nicht auch spieltechnisch darstellen?

  • Die Gleichung ohne Schutz = original (= gut) und je mehr dB-Absenkung desto weniger original (= umso schlechter), wird der Materie nicht ganz gerecht. Der Klang ist was höchst Komplexes, v. a. bestimmt durch Unmengen an Obertönen. Sonst könnte man ein Trompeten A nicht von einem Klavier A oder Sinuston A unterscheiden. Du erkennst ein Klavier auch noch als solches, wenn es leise spielt und du erkennst ein Lied auch noch, wenn du deine Stereoanlage etwas leiser drehst. Und du kannst auf dem Berg noch in x km Entfernung an den letzten ankommenden dB Motorenklang unterscheiden, ob unten im Tal auf der Straße ein Mofa, eine 750er oder ein LKW fährt.


    Und wie auch schon gesagt: jeder hört anders, insoweit gibt es einen "Originalklang" ohnehin nicht. Auch du hörst ein Becken heute anders als vor 15 Jahren oder in 15 Jahren. In welchem Alter hörst du das Becken "richtig"? Oder es gibt auch ein Gerät, um runlungernde Teenies zu vertreiben. Es sendet Töne um ca. 16-18 kHz aus, die für Teenies schrecklich sind, die "ältere" (ab ca. 20-25!) aber gar nicht mehr hören. Teenies flüchten, alle über 25 hören nichts mehr. Wer hat da nun "Recht"? Aber ich weiß schon, was du meinst. Das führt aber evtl. in Bereiche, die wir hier irgendwann nicht mehr sinnvoll erörtern können. ;)

  • Die Gleichung ohne Schutz = original (= gut) und je mehr dB-Absenkung desto weniger original (= umso schlechter), wird der Materie nicht ganz gerecht. Der Klang ist was höchst Komplexes, v. a. bestimmt durch Unmengen an Obertönen. Sonst könnte man ein Trompeten A nicht von einem Klavier A oder Sinuston A unterscheiden. Du erkennst ein Klavier auch noch als solches, wenn es leise spielt und du erkennst ein Lied auch noch, wenn du deine Stereoanlage etwas leiser drehst. Und du kannst auf dem Berg noch in x km Entfernung an den letzten ankommenden dB Motorenklang unterscheiden, ob unten im Tal auf der Straße ein Mofa, eine 750er oder ein LKW fährt.


    Und wie auch schon gesagt: jeder hört anders, insoweit gibt es einen "Originalklang" ohnehin nicht. Auch du hörst ein Becken heute anders als vor 15 Jahren oder in 15 Jahren. In welchem Alter hörst du das Becken "richtig"? Oder es gibt auch ein Gerät, um runlungernde Teenies zu vertreiben. Es sendet Töne um ca. 16-18 kHz aus, die für Teenies schrecklich sind, die "ältere" (ab ca. 20-25!) aber gar nicht mehr hören. Teenies flüchten, alle über 25 hören nichts mehr. Wer hat da nun "Recht"?

    Mir geht es hier nicht um "Recht-haben"...Das Thema ist insgesamt sehr komplex und wie man sieht, gibt es sehr unterschiedliche Herangehensweisen, die teilweise eben auch durch unterschiedlichste Überlegungen entstehen. Ich beobachte jedenfalls bei sehr vielen virtuosen Instrumentalisten, dass sie häufig ohne jegliche Dämpfung agieren und ich kann das für mich auch so als für mich angenehmste Methode nachempfinden. Ich spiele in erster Linie, weil ich Spaß dabei habe (selbstverständlich kein abgrenzendes Kriterium). Überlege ich ausschließlich, wie mein Instrument auf den verschiedenen Plätzen möglicherweise klingen wird, bzw. nehme ich das als Begründung zu sagen, am Ende ist alles sowieso sehr relativ, verliere ich meinen Bezug zur Sache.
    Deine Überlegung ist vollkommen nachvollziehbar und die Argumente sicher richtig, aber für mich ist dieser Weg keine Option. Ich brauche für mich schon einen gewissen Anteil "Wahrheit" die ich eben aus meiner Herangehensweise am besten erreiche und so eine gewisse Überzeugungskraft in der Vermittlung des Spiels erhoffe.

  • Ist verständlich und auch völlig OK. Möchte dich ja auch gar nicht umstimmen.


    (Das Thema "Wahrheit" ist allerdings m. E. tatsächlich ein lohnendes, um sich damit zu beschäftigen. Meistens zerbröselt dieser vermeintlich so klare Begriff zusehends, je näher man sich damit beschäftigt bzw. je besser man ihn zu definieren versucht. Aber das geht zu weit Richtung OT.)

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