Monitoring für den Drummer

  • Kann man das so pauschal sagen? Klar, eine Jazzcombo mit Proben-Monitoring wäre wohl echter Overkill. Auch Classic-Rock braucht oft keines, vor allem weil die Protagonisten meist so alt sind, dass sie Jahrzehnte lang gar nicht auf die Idee kamen, dass man so etwas brauchen könnte, und sich wohl auch in Jahrzehnten die Hörner abgestoßen haben.


    Aber für ne junge Metalband, oder ne Top40 Combo mit hohen Anforderungen an Detailtreue mag das doch vielleicht sinnvoll sein.


    Zugegeben, ich werde dahin gehend auch immer entspannter, und ob ich jetzt auf der Bühne Kristall- oder Matschsound höre, ist zunehmend nebensächlich. Denn letztendlich lasse ich mir dadurch einfach keine Stimmung mehr "aufzwingen", ebensowenig wie von "gutem" oder "schlechtem" Publikum. Wenn ich mit coolen Leuten auf der Bühne stehe, habe ich eigentlich immer Spaß, selbst wenn im akustischen Blindflug der eine oder andere Fehler passieren mag. Und mit nervigen Kollegen, die nicht zuhören und autistisch ihr Ding fahren, kann der Sound ein Traum sein, und trotzdem bin ich restlos angepisst.

  • Aber für ne junge Metalband, oder ne Top40 Combo mit hohen Anforderungen an Detailtreue mag das doch vielleicht sinnvoll sein.


    Top-40-Band ist ja quasi das Radio unter den Bands - früher lief das unter Tanz- und Showband (ob getanzt wird oder nicht).
    Die Erfahrungen, die ich damit im Proberaum wie auf der Bühne gemacht habe, will ich mal böse pauschalisieren:


    Spitzenmusiker ohne Erfahrung in dem Bereich klingen als Band nur mäßig und sind mit dem Band-Sound unzufrieden.
    Das soll so klingen wie das Original, und das tut es auch zuhause, aber hier ist die Gitarre zu laut, dem Gesang fehlt Druck, das Keyboard nervt, ...
    Daher fummeln sie ständig am Mischpult. Beim Gig mit Fremdmixer halten den Techniker für einen Dilettanten.


    Mittelprächtige und Spitzenmusiker mit viel Erfahrung klingen gut und rund, hören sich gegenseitig und kriegen den Sound irgendwie ohne Geheimrezept hin. Wenn sie sich selber mixen, steht der Sound nach Soundcheck und den ersten drei Nummern für den ganzen Abend, ohne dass man noch großartig Fader bewegen müsste. Die Rückkopplung (Gesang-"Nachregeln", weil Gitarre & Keyboard ohne menschliche Einwirkung lauter geworden sind) bleibt aus und die Musiker konzentrieren sich auf die Musik und gesunde Selbstdarstellung.


    Um "mit Erfahrung" zu werden, sollte man im Proberaum keine technischen Geschütze auffahren, sondern sich vernünftig anordnen und versuchen, lebendig und ausgewogen zu klingen. Das ist besser als das übliche Gefrickel.


    Drummer mit Kopfhörer und Probekeller mit In-Ear-Monitor. Sorry, das ist für mich (!) voll die Lachnummer.
    Macht Musik!


    M.

  • Drummer mit Kopfhörer und Probekeller mit In-Ear-Monitor. Sorry, das ist für mich (!) voll die Lachnummer.

    Dein Post klingt ziemlich bewertend. Du scheinst ja allgemein eine In-Ear feindliche Einstellung zu haben. ;) Es kommt halt immer drauf an wo und wie man spielt und man kann nie von sich auf andere schließen. Und das es so viele nutzen trotz der hohen Investitionskosten zeigt doch es hat seine Berechtigung. Ich hätte es in letzter Zeit ein paar mal gut gebrauchen können. Letztlich schützt man damit auch seine Ohren, was hier ein bisschen vernachlässigt wird.


    Ich nutze im Moment (also seit mehr als 30 Jahren) kein In-Ear, aber wenn ich damit anfange werde ich es auch im Proberaum nutzen, weil es durchaus Sinn macht daran gewöhnt zu sein. Routine und Gewohnheit spielen doch eine wichtige Rolle im Drummerleben. Die meisten Bands spielen doch keine 200 Gigs im Jahr sondern eher 20. Da sollte man sich imho auch bei sowas im Proberaum optimal vorbereiten. Das macht schon Sinn.

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  • In der Aussage würde ich sagen, dass ich in Teilen anderer Meinung bin. Auf gleicher Ausdrucksebene entgegnend würde ich sagen. Voll der Bullshit.
    Pauschalisieren ist immer gut. Nicht.
    Spitzenmusiker ohne Top40 Erfahrung (?)) klingen als Band mäßig? Habe ich andere Erfahrungen sammeln dürfen.
    Daheim mit Kopfhörer den Originalsound zu bekommen, der im Kontext in Probe und auf der Bühne nicht funktioniert? Das kenne ich auch zur Genüge.
    Daher wird dann am Mischpult gefummelt? Kenne ich weniger so. Wenn es vom Sound nicht passt, dreht aus meiner Erfahrung eher jeder selbst an seinem Sound.
    Auch mittelprächtige und Spitzenmusiker (Wer legt eigentlich fest was solche sind?) können bescheiden klingen.
    Ich habe NOCH NIE einen perfekten oder sehr guten Sound bei einer Band gehört, die sich selbst von der Bühne gemischt hat. Guten Sound durchaus. Aber immer mit Luft nach oben.
    Und wenn bei Spitzenmusikern mit Erfahrung den ganzen Abend nichts mehr gedreht werden müsste, bräuchten ja die "Heroes" eigentlich kein Personal am Pult mehr.
    Ich würde Dir empfehlen, mal einem guten Tontechniker bei der Arbeit zuzusehen. Insbesondere wenn dieser eine (sehr) gute Band mischt.


    Die Empfehlung - die auch schon von Jürgen kam - "erstmal ohne Technik klarzukommen", finde ich dagegen sehr wichtig und richtig. Richtige Anordnung und Disziplin bei der Lautstärke sind für einen guten Sound immer von grundlegender Bedeutung.
    Ich probe seit über 20 Jahren fast ausschließlich mit IEM. Warum? Weil mir selbst ein dezent gespieltes Rock-Schlagzeug einfach auf Dauer zu laut ist. Ich möchte anders als manche Musiker aus meinem Umfeld gerne noch einige Jahre die Grillen zirpen hören.
    Außerdem spiele ich lieber mit einem hervorragenden Sound auf den Ohren und habe dadurch sehr viel mehr Spaß an meinem Hobby.


    Problematisch wird es, wenn Musiker sich mit IEM isolieren und die eigene Lautstärke nicht im Griff haben. Konkret: Nur weil ich mit IEM als Trommler es angenehm laut empfinde, kann ich im 100er Club das Kit nicht verdreschen wie ein Beserker und dann noch erwarten,
    dass der Sound für den Rest auch passt.


    Das Arbeiten mit guten, erfahrenen, umgänglichen, verständnisvollen und freundlichen Musikern macht allen Beteiligten sicherlich mehr Spaß und führt zu besseren Ergebnissen.


    7.

  • Wenn ich mir einen künstlichen Schlagzeugklang mittels entsprechender Technik auf die Ohren gebe und den im "Idealfall" dann ohne Störeinfflüsse der originalen Klangquelle auschließlich höre, spiele ich so, dass dieser Klang möglichst gut wird.
    Für Studioarbeit, wo dieser Klang dann auch auf der Aufnahme erscheint, ist das natürlich sehr gut.
    Auch für große Hallen/Stadion gigs macht es Sinn, wenn dort eben entsprechend gearbeitet wird. Wenn ich damit allerdings in eher kleinen Läden unterwegs bin, wäre es wohl das beste, auch dem Publikum diesen Mix per Kopfhörer zugänglich zu machen, denn der tatsächliche Bühnensound, der diesen kleinen Laden ja bereits sehr wahrnehmbar beschallt, klingt wohl meist eher NICHT wie der künstliche MIx. Oder verstehe ich da etwas falsch?

  • Problematisch wird es, wenn Musiker sich mit IEM isolieren und die eigene Lautstärke nicht im Griff haben. Konkret: Nur weil ich mit IEM als Trommler es angenehm laut empfinde, kann ich im 100er Club das Kit nicht verdreschen wie ein Beserker und dann noch erwarten,
    dass der Sound für den Rest auch passt.


    :thumbup: +1


    Genau so ging es mir aber in kleinen Locations => für mich dann ausschlaggebend, dass ich im Proberaum und in der genannten Situation ohne IEM spiele, da ich damit die Lautstärkeverhältnisse wesentlich differnzierter wahrnehme - trotz Einbussen beim Drumsound, der halt akustisch einfach nicht so rund anders klingt.

    "Bei Facebook eine große Anzahl Freunde oder Likes zu haben, ist wie bei Monopoli reich zu sein." (AAXplosion) :thumbup:

  • Kopfhörerkonzerte gibt es ja auch durchaus. Aber im Prinzip stimmt das wohl.
    Was spricht aber dagegen, so (laut) zu spielen, dass es im kleinen Laden gut klingt aber trotzdem sich einen guten Mix aufs eigene Ohr zu geben?

    Wenn ich ein paar Tage sehr intensiv mit künstlichem Klang auf dem Ohr spiele und anschließend wieder mit freiem Gehörgang, bemerke ich, dass ich mich zunächst neu kalibrieren muss, um den für diesen Fall bestmöglichen Klang zu erreichen (was umgekehrt übrigens genauso gilt). Mein Tun in den ersten Momenten danach empfinde ich immer ziemlich befremdlich irgendwie. Eigentlich auch logisch, denn je mehr ich mich um einen "pefekten CD-Klang" bemühe, desto mehr "schraube" ich ja in Richtung künstlich


    Man kann aber auch bei entsprechender Recherche feststellen, dass zumindest im erweiterten Bereich Jazz sehr häufig ohne Inear gearbeitet wird. Ich vermute, dass diese Spieler einfach am liebsten dem tatsächlichen Natur-Klang des Instruments vertrauen.
    Das Thema hatten wir ja bereits im anderem Zusammenhang

  • Der Jazz-Trommler stimmt ja auch in der Regel sein Kit etwas anders als der "Pop-Rock-Heavy-Was-auch-immer-Trommler". Letzterer wiederum möchte im Endergebnis nicht zwingend den natürlichsten Sound, sondern oft ein Produkt aus Trommler, Trommel und Tontechnik.
    Ich zähle mich ja auch eher zur zweiten Kategorie und habe einige Jahre gebraucht, um den Ansatz der leiseren Trommler im Gesamtkontext zu verstehen und zu schätzen.
    Als mir mit 18 Jahren auf einer relativ großen Bühne ein erfahrener Tontechniker empfahl, meine neue Messing-Snare doch etwas leiser zu spielen und bei Akzenten immer nur ein Crash zu schlagen, habe ich es diesem Idiot mal so richtig gezeigt und noch lauter gespielt.
    Geht ja auch gar nicht anders bei Hardrock. Und außerdem stand dort schließlich eine dicke, fette PA und es waren mindestens 1000 Zuschauer dort. Heute bin ich der Idiot. Oder war ich es vor 20 Jahren?!? ;)

  • Wir (als es „uns“ noch gab) hatten mal, als Partyband, nen Musiker da, der bei einem bestimmten Gig aushalf, gegen ne kleine Gage, für die wir alle zusammenlegten. Der Typ war richtig gut, studierter Musiker, Bassist. Bissl arrogant, aber umgänglich. Half als Gitarrist aus; spielte halt auch sehr gut Gitarre. Arbeitete auch als Musiklehrer, für Bass. OK, jedenfalls probten wir zweimal vor dem Auftritt zusammen, spielten die Setlist durch, vereinbarten, was er spielen sollte. Wir waren nun aber damals ziemlich, nun ja: laut. Besonders der Hauptgitarrist (wir hatten zwei Gitarreros; der Rhythmusgitarrist war ausgefallen). Fragte der aushelfende Studierte unsern Gitarristen, ob der bitte etwas leiser spielen könne, er selbst sei nämlich (O-Ton) „Jazzmusiker und auf ein gutes Gehör angewiesen“. :D

  • Hi,
    ein Punkt wurde noch nicht angesprochen, die Kosten für IEM vs. Proberaumanlage.


    Mit Funk und allem drum und dran kann IEM recht teuer werden das ist klar. (plus Mics, Amps, Gekabel usw.)


    Aaaaber:
    Bei uns im Proberaum ist das IEM alles mit Kabel verbunden und daher recht günstig in der Anschaffung.
    Dicke Amps und Monitorboxen gibts jetzt keine mehr und somit reicht uns auch ein kleiner Raum.
    IEM ist bei uns also nix Zusätzliches sondern der Ersatz für das Gerümpel von früher.
    Eigentlich genau das Gegenteil von Größenwahnsinn im Proberaum.
    Ach ja und Aufnahmen können wir so natürlich auch machen.


    Hier die Beschreibung des derzeitigen Setups.


    Tascam DP-24 SD___ Mixen, Aufnehmen, Monitoring für unter 500€___ es geht.


    Gruß
    Bruzzi

    Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das, was wir dafür bekommen, sondern das, was wir dadurch werden.

  • Hi Bruzzi, den verlinkten Post erinnere ich noch vom April. Sone Konfuguration muss heutzutage gewiss nicht mehr sauteuer sein, Gott sei Dank! Muss ja auch nicht unbedingt Highend-Profi-Studio oder -Bühnenqualität sein, und der ganze Kram wird ja tendenziell immer erschwinglicher, soweit ich das mitkriege. Hast Du zufällig Aufnahmen da? Fänd ich interessant!

  • MKDrummer, aaalso, beim Üben im Probenraum reichen mir die 08/15 Stöpsel (Gummizeugs) meines alten Sansa MP3-Players. Damit krieg ich den jeweiligen Song einwandfrei in die Ohren; ich spiel zwar nicht sehr laut, aber ich dreh auch den Player nicht sehr weit auf. Meine Beyerdynamic DT770 Pro lassen mehr durch. Hoffe, das hilft dir weiter. :)

  • MKDrummer: Ja das geht. Die Ohrstopfen an sich ohne Signal dämmen ja schon sehr gut ab. Und natürlich kann man die Hörer auch an Handy oder ähnliches anschließen und zur Musik trommeln.
    Bruzzi: Ihr habt dann aber "nur" den Masterbus und die beiden Mono-Aux-Sends als Monitorwege bzw. Quellen für IEM-Monitoring.
    Das langt bei einer 3-Mann-Combo sicherlich aus. Aber bei In Ear Monitoring sollte pro Kopf mindestens ein Weg eingeplant werden.


    Fairerweise sollte man aber auch dazu sagen, dass man bei IEM-Monitoring mit dem Pult nicht fertig ist. Da kommen natürlich Kabel, Case, weitere Mikrofone und gegebenenfalls Splitter dazu.
    Eine normale Proberaum-Anlage besteht sage ich mal aus 2 Boxen, einem PowerMixer und so vielen Gesangsmikrofonen, Stativen und Kabeln wie man eben Sänger hat.
    Mit IEM würde ich dann in der Probe auch alle Instrumente abnehmen. Dazu braucht es dann etwas mehr Material.


    Erlaubt ist was gefällt. Gehen tut natürlich beides. Ich persönlich mag ohne IEM nur sehr ungern proben. Aber deswegen würde ich eine Probe mit konventionellem Monitoring nicht als Schwachsinn bezeichnen. ;)

  • :thumbup: +1


    Genau so ging es mir aber in kleinen Locations => für mich dann ausschlaggebend, dass ich im Proberaum und in der genannten Situation ohne IEM spiele, da ich damit die Lautstärkeverhältnisse wesentlich differnzierter wahrnehme - trotz Einbussen beim Drumsound, der halt akustisch einfach nicht so rund anders klingt.

    Diese Erfahrung habe ich nun auch gemacht. Wir spielen meist kleine Gigs.
    Der Sound ist beim InEar wirklich klasse, aber ich habe meine Lautstärke und das Set im Kontext zu Raum und Restband längst nicht so gut im Griff wie mit Monitor.
    Daher spiele ich nun wieder mit ordentlichem Monitor und leichtem Gehörschutz...

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