Multitrack Live-Mitschnitt von Konzerten: Zahlungsbereitschaft

  • Moin,


    da die Diskussion grade an anderer Stelle geführt wird wollte ich hier mal fragen, welche Meinung Musiker dazu haben. Folgendes Szenario:

    Eine Band spielt einen Gig. Vor Ort steht die Tontechnik und auch ein Tontechniker ist gebucht. Ihr bekommt als Band nun die Option, von dem Gig einen Livemitschnitt mit allen Einzelspuren und dem Stereo-Livemix zu bekommen. Ihr würdet nach dem Gig die Dateien per USB-Stick oder per Download erhalten.


    Frage: Was würdet Ihr dafür extra bezahlen? Was würdet Ihr dafür optional (on top) bezahlen, wenn alle Spuren/Dateien sauber mit Namen versehen sind (Also nicht Track01, Track02...sondern Bassdrum_In; Bassdrum_Out, Snare_Top, Snare_Bottom), Was würdet Ihr optional (on top) bezahlen, dafür dass noch 2 Atmo-Mikrofone aufgebaut und aufgenommen werden?


    Viele Grüße

    8-1

  • Also direkt aus dem Bauch heraus: das kommt auf die Größe der Veranstaltung bzw. auf die Gage an. Und wie wichtig der Mitschnitt für die Band ist.


    Eine "halbe Gage" sollte schon drin sein, denke ich. Also die Hälfte davon, was ein einzelner Musiker kriegt.

    Die „wünschenswerte Zugabe” würde ich –je nach Umfang und Größe der Veranstaltung– als Sonderposten rechnen.

  • Hallo,


    interessante Fragestellung.

    Mein erster Gedanke war auch, abhängig von der Größe.

    Aber prinzipiell ist das reine Exportieren der Spüren und Benennen der solchen unabhängig davon, so meine ich. Möglicherweise gibt es in Stadion ein anderes Pult als im 50-Personen-Club, aber das ist vielleicht nicht entscheidend.


    An der Gage der Band festzumachen finde ich auch nicht zielführend. Eher an der Gage und der Vorleistung des Mischers.


    Spuren exportieren, Benennen, hochladen. Wenn alles eingerichtet ist eine Sache von 10 Minuten.

    Also vielleicht maximal zwei Stundensätze.


    Bin gespannt auf andere Vorschläge

    Es gibt so viel gute Musik auf der Welt.. ..da muss ich doch nicht Musik hören, die "gar nicht so schlecht" ist. - Hennes M. aus C


    Ich

  • Wenn alles vorbereitet ist und nur noch der Knopf dafür gedrückt werden muss? Die Spuren könnte man selbst umbenennen vermutlich. Zwei weitere Mikros usw. - Hunni dafür maximal.

    Tama Royalstar mit Zola Coat Beschichtung (BD, HT, FT), Tama Imperialstar (BD, HT, FT), E-Drum 2box 5 MK2 mit umgebauten Kesseln

    Mein Vorstellungsthread

  • Das Extra sollte sich auf den tatsächlichen Mehraufwand beschränken. Wenn jemand schon für die Anwesenheit vor Ort bezahlt wird, dann zählt für mich z.B. das Einstellen eines Routings für die Aufnahme keinen Mehraufwand dar, der nochmal bezahlt werden sollte. Wenn ich also z.B. zu einem Auftritt mein Notebook mit DAW mitbringe und mir die Spuren aus dem Pult ziehe, dann würde es mich sehr wundern, wenn ich dafür zahlen sollte. Mehraufwand ist es allerdings, wenn der Techniker am Pult die Files für die Musiker zur Verfügung stellen muss (sei es online oder über ein Speichermedium). Noch mehr Aufwand ist es, die Spuren einzeln umzubenennen bzw. aus einzelnen Files zusammenzuschnippeln. Ich hätte als Musiker Verständnis dafür, wenn hier noch der Extraaufwand berechnet wird, sofern sich das in nachvollziehbaren Grenzen hält (Files bereitstellen z.B. 30,-, mit Namen versehen 10er drauf).

    Wenn extra Equipment für die Aufnahme aufgebaut wird, das für die Livebeschallung nicht benötigt wird, dann wäre eine Berechnung für mich zumindest nachvollziehbar, es hinge dann vom Preis ab, ob man das annimmt.


    Ich kann mir vorstellen, dass ein solches Angebot (Möchtet ihr eine Mehrspuraufnahme? Kostet nen fuffi extra. Mit Namen 70, mit Atmo 100...) direkt vor dem Gig die Stimmung etwas belastet, weil die Band in Zugzwang gesetzt wird, sich sofort zu entscheiden. Wenn, dann sollte sowas vorab angeboten werden und von vorne herein mit ins Paket genommen werden.

  • Vielen Dank für die direkt rege Diskussion. Es ist immer spannend, wenn man beide Seiten und die Argumente sieht.

    Der Techniker oder die anbietende Firma braucht zur Umsetzung des Ganzen ja schon ein paar Dinge; beginnend mit dem Know-how das sauber hinzubekommen. Aber Rechner, Software, Interface, eventuell geeignetes Mischpult kosten ja auch Geld neben dem Zeitaufwand für das Routing, die Dateinamenvergabe, das Verschieben auf den Stick etc.


    Wenn ich Macbook Pro mit 32 Kanal-Audio-Interface und Logic mit 5.000 EUR Neupreis mit 2% Mietkostensatz anrechne, muss ich ja alleine 100 EUR Miete für Notebook+Interface nehmen...


    Es ist interessant zu sehen, wie Techniker kalkulieren (müssen) und was auf der anderen Seite die Zahlungsbereitschaft (unabhängig von der Kalkulation des Anbieters) der Musiker ist, bzw. auch wie diese begründet wird.

  • Ergänzend: Was sagt ihr zu einem Preismodell, wo der Preis über die Anzahl der Spuren bemessen wird?

    Bei Mehrspurbandmaschinen früher würde ich sagen ja, auf jeden Fall. Heute mit dem digitalen "Krempel" denke ich eher nein. Da nutzt sich z. B. kein Tonkopf ab, die "Bänder" kosten fast nichts.

    Tama Royalstar mit Zola Coat Beschichtung (BD, HT, FT), Tama Imperialstar (BD, HT, FT), E-Drum 2box 5 MK2 mit umgebauten Kesseln

    Mein Vorstellungsthread

  • Ich denke schon auch, dass das einen gewissen Wert hat. Mal vom Know How und dem Equipment abgesehen geht's dann eben auch noch darum, dass sich jemand zuverlässig drum kümmert. Während die Band ganz normal ihren Gig spielen kann.


    Als Sonderposten kann man das gegenüber dem Veranstalter wohl nur geltend machen, wenn dieser auch ein Interesse an einem Mitschnitt des Gigs hat.

  • Hängt ja auch mit davon ab, ob bzw. wie die Kapelle das Zeug nutzen könnte. Hat man jemand in der Band, der damit umgehen kann oder müsste man das dann wieder zu wem Dritten (Vierten) schicken, der dann alle Probleme auf den Spurlieferanten schiebt …

    Vom Preis her schwierig, ich hab da überhaupt keine Ahnung von. Ist aber vermutlich ähnlich schwer zu vermitteln wie »Nur zwei Kreise und ein Firmenname, dafür willst du mehr als 20 Euro?« ;)

    Wenn man das Knie sieht, ist die Bassdrum zu klein!

  • Der Techniker oder die anbietende Firma braucht zur Umsetzung des Ganzen ja schon ein paar Dinge;

    ..das meinte ich mit "Vorleistung" des Mischers und "wenn alles eingerichtet ist".


    Vorleistung wird selten anerkannt.

    "Was? Der verlangt 350€? Für 3h Arbeit?"

    Schwierig...

    Aber ich verstehe das Problem

    Es gibt so viel gute Musik auf der Welt.. ..da muss ich doch nicht Musik hören, die "gar nicht so schlecht" ist. - Hennes M. aus C


    Ich

  • Ich bekomme - obwohl ich das mir nebenberuflich mache - dieses Jahr 450 Euro Tagessatz geboten für Jobs die keine 3 Stunden dauern. Es gibt kaum noch Personal in der Branche. So finden derzeit viele Events einfach nicht statt, weil es kein Personal gibt. Selbst für gutes Geld nicht.

  • Zitat

    So finden derzeit viele Events einfach nicht statt, weil es kein Personal. Selbst für gutes Geld nicht

    Das ist eine interessante Info. Das wußte ich tatsächlich nicht.

  • Beim letzten Gig mit der Coverband hat der Tontechniker uns auch die Aufnahmen/Einzelspuren mitgegeben. Dafür hat er 40 oder 50€ verlangt. Gage hatten wir keine, nur Hutgeld, davon mussten wir den Tontechniker und die Miete für die backline zahlen (150€) und eben die Aufnahmen

    Lieber brennende Herzen, als erloschene Träume! <3 xxxx Love life, and live! - It's worth it.


    “You are never too old to set another goal, or to dream a new dream.” ― C.S. Lewis


    Don‘t waste your time or time will waste you. (Muse - Knights of Cydonia)

  • Gage hatten wir keine, nur Hutgeld, davon mussten wir den Tontechniker und die Miete für die backline zahlen (150€) und eben die Aufnahmen

    Sorry für das OT aber wer zum Geier macht denn sowas? Die Künstler die Backline und den Tontechniker bezahlen lassen. Das ist echt das allerletzte und ganz ehrlich kann ich auch nicht verstehen, wie man als Band sowas auch noch mitmachen kann.

    Dass man als unbekannte Band nach Abzug der Kosten (Benzin, etc.) nicht unbedingt noch plus macht, geschenkt. Aber noch dafür bezahlen, dass man auftreten darf ist mir völlig unverständlich.

  • Das ist in Wien leider so üblich in den kleinen Clubs. Man könnte auch Eintritt verlangen, den man dann behalten darf, oder eben den Hut rumgehen lassen, womit man meist besser fährt.

    Lieber brennende Herzen, als erloschene Träume! <3 xxxx Love life, and live! - It's worth it.


    “You are never too old to set another goal, or to dream a new dream.” ― C.S. Lewis


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  • Gage hatten wir keine, nur Hutgeld, davon mussten wir den Tontechniker und die Miete für die backline zahlen (150€) und eben die Aufnahmen

    Sorry für das OT aber wer zum Geier macht denn sowas? Die Künstler die Backline und den Tontechniker bezahlen lassen. Das ist echt das allerletzte und ganz ehrlich kann ich auch nicht verstehen, wie man als Band sowas auch noch mitmachen kann.

    Dass man als unbekannte Band nach Abzug der Kosten (Benzin, etc.) nicht unbedingt noch plus macht, geschenkt. Aber noch dafür bezahlen, dass man auftreten darf ist mir völlig unverständlich.

    Pay 2 Play. Wenn Du die Wahl hast zwischen nicht auftreten und auftreten gegen Bezahlung, dann kann ich verstehen warum manche das tun. Weil es Spass macht oder weil man sonst die Karriere nicht pusht.

  • Für gut ausgesteuerte Einzelspuren würde ich 100 EUR bezahlen.

    Das ist in Wien leider so üblich in den kleinen Clubs. Man könnte auch Eintritt verlangen, den man dann behalten darf, oder eben den Hut rumgehen lassen, womit man meist besser fährt.

    Leider haben wir Musiker den Markt in seiner übelsten (Tagelöhner-) Art voll auf uns wirken lassen: 100% Risiko für die Band.
    Wer noch Taxi fährt oder kellnert, kann zwar auch mal (nach Abzug von Abschreibungen und Fahrtkosten) eine Nullrunde fliegen oder dem Spaß zuliebe sogar Geld drauflegen, aber wir inflationieren uns hemmungslos. Habe jetzt mich gerade erstmalig einem Gig (150 EUR plus Hut) aus Prinzip verweigert, weil das einfach zu weit führt. Wovon sollen die Profis denn leben und - vor allem - wie ist die Wertschätzung für Kunst überhaupt?

    M.

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