kann man mal machen, muss man aber nicht

  • Hallo Kollegen,


    ich wollte mal die Drummer fragen, die lange Zeit ausgesetzt haben. Bei mir sind es 20 Jahre geworden.

    Jetzt habe ich einen schönen Raum mit ordentlich viel Platz für ein akustisches UND ein elektrisches Drumkit.

    ABER ich kann überhaupt nichts mehr, keine Rudiments, keine BassDrum, es scheint so, dass sich alle zum

    Drummen nötigen Muskeln zurückgebildet haben oder in Alterssteifheit verfallen sind.

    Selbst ein ganz normaler Wirbel hört sich holprig an.

    Natürlich lasse ich mich nicht gleich entmutigen, ich bin ja jetzt 60 geworden und da läuft sowieso nicht mehr alles so geschmeidig.

    Jetzt nach 2 Monaten fühlt es sich minimal besser an, aber dieser Weg wird kein leichter sein.

    Ich ziehe es aber durch, wäre doch gelacht, wenn ich nicht ein einigermassenes Niveau erreichen könnte.


    Was meint ihr, die Zähne zusammenbeissen oder die Sticks gleich zum Brennholz geben?


    Es wäre schön von einem zu hören, der es geschafft hat, sich nach Jahren der Untätigkeit, durchzubeissen.


    Liebe Grüsse aus der Schweiz


    Axel

  • Es wäre schön von einem zu hören, der es geschafft hat, sich nach Jahren der Untätigkeit, durchzubeissen.

    Ja ging mir genauso, auch so 15-20 Jahre etwa. Dauert etwas aber es kommt alles wieder.

    Also Zähne zusammenbeißen, nach einigen Monaten Soloarbeit ein paar Leute zum jammen oder ne Band suchen.

    don´t panic

  • Ich habe erst mit 60+ angefangen überhaupt selbst Schlagzeug zu spielen. Schaue ich an meine Anfänge und vergleiche das mit heute, dann sind das schon fette Schritte m. M. n.

    Mit Bandprobe und Schlagzeugunterricht (wäre vielleicht mal zu empfehlen eine Zeit lang) und üben sind es derzeit 8-10 Stunden die Woche am Set.

    Ein Ziel wäre vielleicht auch noch Motivator: Band? Just for Fun? Kopf frei bekommen? Wenn das feststeht, einfach danach ausrichten und machen.

    Tama Royalstar mit Zola Coat Beschichtung (BD, HT, FT), Tama Imperialstar (BD, HT, FT), E-Drum 2box 5 MK2 mit umgebauten Kesseln

    Mein Vorstellungsthread

  • Sinnvoll wäre es m. E., sich selbst vorab einzwo Fragen zu stellen (und zu beantworten), z. B. "Wie viel Zeit kann / möchte ich investieren?" und "Was will ich erreichen?". Danach kann man einfacher halbwegs sinnvolle Antworten versuchen zu finden. Und du kannst mit den Antworten im Kopf auch sinnvoller üben bzw. deine Zeit am Set verbringen.


    Thema "Was will ich erreichen [und ist das realistisch]?" - in die Champions League wirst du nicht mehr aufsteigen. Bevor du dich evtl. frustest *, wäre es entspannter, sich darüber klar zu sein. Spaß haben (alleine oder mit Band) ist dagegen immer drin. Kommt dann drauf an, wie du den für dich definierst.


    *

    Selbst ein ganz normaler Wirbel

    Einen sauberen Wirbel hinzubekommen, ist z. B. für die meisten eine Lebensaufgabe, erfordert zumindest mal seeehr viel Übung. Dieses Ziel würde ich mir mit 60 nach 20 Jahren Pause nicht mehr unbedingt stecken bzw. als Zwischenmarkierung setzen (je nach dem natürlich, wie viel zu vor der Pause schon konntest). Fakt ist leider auch, dass die Feinmotorik und Geschicklichkeit im Alter leider abnimmt (hatte ich gerade auch erst das Gespräch von mit einem Profi in dem Alter; er merkt das ziemlich sagte er).


    Und noch eine Anekdote: Hier ist mal einer an seiner Schlagtechnik verzweifelt und wollte ganz gezielte, ins Detail gehende Hilfestellung dazu. Es schien klar, dass er es "ernst meinte", schon viel versucht und geübt hat und ambitionierte Ziele hatte. Da er nicht weit weg wohnte, bot ich ihm an, mir das mal live anzusehen. Er kam vorbei und er war lange nicht so fortgeschritten, wie man anhand seiner Fragen annehmen konnte. Wir laborierten dann längere Zeit an Bewegungsabläufen, Stickhaltungen etc. herum. Irgendwann fragte ich ihn, wie lange er denn so übt täglich und wo er hin möchte. Antwort war, dass er zum Üben gar keine Zeit hätte und höchstens ein Mal wöchentlich 15 Min. etwas auf seinem Set daddelt ...

  • Was meint ihr, die Zähne zusammen beißen oder die Sticks gleich zum Brennholz geben?

    Bei mir gab es eine Zeit, wo es bei mir auf dem sportlichen Sektor er richtig rund ging. Neben der Arbeit 3-4 mal die Woche Training. Hinzu kommen noch andere Dinge die wichtig in Bezug auf den Sport sin. Da blieb wenig bis gar keine Zeit fürs Schlagzeug spielen. Ein Zeitspanne kann ich nicht direkt festmachen. Im Nachhinein war es ein Fehler. Schlagzeug und Sport lassen sich so gut kombinieren und ergänzen sich in mancher Hinsicht sogar. Das zu erkennen musste ich älter, reifer, Vater und mittlerweile zweifacher Opa werden. Ich habe vieles darauf geschoben, dass ich nicht spielen konnte, weil ich zu weing Zeit hatte. Aber eigentlich haben sich nur die Prioritäten geändert, Zeit mich ans Schlagzeug zu setzten war immer da, ich habe sie nur nicht genutzt. Ärgern kann man sich im Nachhinein immer, aber so ist es im Leben. Man trifft gute und Mal weniger gute Entscheidungen.


    10 Jahre: 1-2 Mal im Monat, nur um zu schauen, ob es meiner Rumpelkiste noch gut geht. Mehr als einmal "Die Runde" spielen war nicht drin.

    1 Jahr: Umzug in eine andere Stadt, Rumpel wurde wohlbehütet, in Koffern verstaut, "eingemottet".

    5 Jahre: Familie, Hauskauf, Rumpel steht aufgebaut auf dem Dachboden. Langsames herantasten und sich wieder kennenlernen.

    Wie hat sich das angefühlt? Die Bewegungen waren mir nicht fremd, aber ich war gehemmt-sich wieder trauen richtig rein zuhauen.

    Alles war so zaghaft gespielt. Aber ich hatte richtig Bock. Dann kam der Punkt wo ich vom Stand her Mal war. Alte Probleme tauchten auf, auf die ich Damals keine Lösung gefunden habe.

    Ich strandete also ein weiteres Mal und stand quasi wieder vor dieser verdammten Wand.

    Ich erinnerte mich, dass ich mich in der Vergangenheit in einem Drummer-Forum angemeldet hatte.

    Da kann einem doch geholfen werden? ;)

    Und es wurde geholfen. Ich hatte es immer so mit der Zahl '3". Habe aber nie verstanden warum die so wichtig war. Es war ein Schlüssel zu einem Tür, die sich vor mir zu verstecken schien.

    Was ich nicht wusste-Ich hatte diesen Schlüssel schon so oft benutzt. Erst ein Tip von jemanden hier aus dem DF bräuchte mich darauf.

    Mein erster Satz war: "Ich glaub ich werde welk".

    Das war vor etwa 4 Jahren. Ab da ging es richtig rund. Ich glaube ich habe in der Zeit mehr gelernt als in meiner ganzen Musikschul- Zeit. Stimmt natürlich nicht ganz. Heute vertiefe ich alles, was ich damals gelernt habe. Ich finde auch immer mehr Türen, zu den Schlüsseln, die mir mein Lehrer mit auf den Weg gegeben hat.

    Um deine Frage zu beantworten. Naja-Eigentlich hast du sie dir schon längst selbst beantwortet.

    Jetzt nach 2 Monaten fühlt es sich minimal besser an, aber dieser Weg wird kein leichter sein.

    Ich ziehe es aber durch, wäre doch gelacht, wenn ich nicht ein einigermaßenes Niveau erreichen könnte.

    Das wird sich immer weiter weiter besser anfühlen. Du hast es schon Mal gemacht und das hat dein Körper nicht vergessen. Du musst in dahingehend fordern. Das kommt das vermeintlich Vergessene langsam aber sicher wieder. Hinzukommt, dass du älter geworden bist. Du ziehst die Dinge jetzt vielleicht mit anderen Augen. Vor 20 Jahren hat man es für selbstverständlich gehalten.

    Finde heraus was die früher Spaß gemacht hat und schau , ob das heute immer noch so ist.

    Wenn du dich wieder am Schlagzeug wohl fühlst, dann streck auch Mal deine Fühler nach neuen Dingen aus, die dir eventuell Spaß machen könnten.


    Ich habe vieles Neues an mir entdeckt. Zu viel, wie ich feststellen musste.


    Ich hoffe, dass du dran bleibst und dich dich beißt. Es lohnt sich.


    Willkommen im DF

  • Guten Morgen,


    ich selbst hatte mal 7 Jahre Pause. Allerdings war ich da noch jünger und bin auch jetzt noch U60, auch wenn ich mich sowieso eher Ü75 fühle und aktuell sogar Ü85.


    Was meint ihr, die Zähne zusammenbeissen oder die Sticks gleich zum Brennholz geben?

    ich finde, dass man als Erstes mal die Extreme vergessen sollte.

    Weder das Zusammenbeißen der Zähne (führt zu Krämpfen und Dentin-Abrieb) noch das Verbrennen von Gegenständen (führt zu Feuerwehreinsätzen) ist zielführend, egal welches Ziel, es sei denn, es ginge um Katastrophe als Ziel.


    Als ich wieder anfing, war mein Übepensum auf 20 Minuten täglich beschränkt, also nicht mehr. Erst nach einem halben Jahr war ich dann ungefähr wieder auf dem Stand von vor 7 Jahren.

    Wenn ich einen Wirbel spielen will, muss ich den üben. Und da ich ja als ursprünglicher Rocker auf solche Feinheiten nicht so sehr geachtet habe und sie mir als nunmehriger Orchesterochse ständig um die Ohren gehauen werden, darf ich den Scheiß dauernd üben. Und in den letzten 20 Jahren hatte ich keine Pause. Gerade da ich ja meine, alles können zu müssen, muss ich ständig filtern, was ich wirklich üben will, denn da bleibt nicht viel übrig in der kurzen Zeit bis die Pedale zu glühen anfangen und der Hocker sich in den Allerwertesten bohrt.


    Ich würde auch erst mal einen Übeplan machen:

    1. wohin soll es führen?

    Stones-Cover-Kapelle, Feuerwehr-GrillundSauf-Kapelle, Tool-Tribute-Band, Glenn-Miller-Cover-Big-Band, NDW-Nachspielverein, Kiss-Malerwerkstatt-Combo ... es gibt viele Möglichkeiten, manche sind etwas überambitioniert.

    2. wie übe ich?

    Ich bin ein Freund des Planes. Geübt wird, was man nicht kann und (!) was man können will oder muss. Und ein bisschen Spaß muss auch sein.

    Wenn es etwas werden soll, braucht man Zeit und zwar (nahezu) täglich. Einmal in der Woche im Proberaum bei Brezel und Bier bringt nix außer dickem Bauch.

    3. wer kontrolliert und korrigiert das Ganze?

    Nur im eigenen Wohnzimmer daddeln ist schön, aber nicht auf Dauer, wenn man besser werden will. Gerade, wenn es wohin führen soll, macht es Sinn, eigene Schwächen von außen beurteilen zu lassen: Unterricht.


    Grüße

    Jürgen

  • @ OX: Eigentlich ist das wie Fahrradfahren - die ersten Male legt man sich auf die Fresse, aber dann gehts wieder (man hats doch nicht vergessen). Da du ja "nur" eine Pause gemacht hast, hast du ja schon irgendeine Vorbildung. Du fängst nicht, wie junge Leute, bei Null an.

    Ansonsten üben, üben, üben. Am besten eine Band suchen, das bringt gewaltig Motivation und kanalisiert, über deren Muskrichtung, auch das zu Übende.

    Ich habe gut reden, da ich nie aufgehört habe, zu spielen - nur die Musikrichtungen haben sich jeweils geändert.

    Momentan stehe ich aber wieder an einem Punkt, wo ich wieder viieeell üben muß. Bin in eine Country-Band eingestiegen, wobei ich mich noch nie wirklich mit dieser Art von Musik auseinandergesetzt habe.

    Meine bisherig gespielten Musikrichtungen (Blues, Rock, Karnevalsmusik...) helfen mir zwar etwas, aber in dieser , für mich, "neuen" Musik muß ich mir so einiges Ungewohnte draufschaffen.

    Aber hey, es bringt mir Spass und das ist das Wichtigste!

  • Der Vergleich mit dem Radfahren ist gut. Falls Du denkst "früher konnte ich das richtig gut": Den Spruch habe ich schon öfter gehört und in der Regel ist er falsch. Zudem hilft er nicht. Du beginnst hier und heute. Erfreue Dich an jedem Fortschritt - ohne Blick in den nostalgisch geschönten Rückspiegel. So gut warst Du früher gar nicht. ;)

    Übrigens halte ich den Einfluss des Alters ab ca. 20 für hoffnungslos überbewertet. Man ist nie zu alt für einen guten Lehrer(!) und zum Erreichen herausragender(!) musikalischer Leistung. Letzteres braucht Methode, sehr viel Üben/Zeit und Energie.


    M.

  • ... Was meint ihr, die Zähne zusammenbeissen oder die Sticks gleich zum Brennholz geben? ...

    Ich hatte mal eine Pause von 2 Jahren - das ist natürlich kein Vergleich.
    Mein Tip: Hab einfach Spaß!!! Übe/spiele so wie es in den Alltag passt und sich gut anfühlt. Kampf und Krampf demotiviert am Ende eher - und das wäre einfach schade. Such Dir Mitmusiker und praktiziere um was es eigentlich geht: Musikmachen!
    Ob jetzt spieltechnischer Schnickschnack nicht mehr so klappt wie früher spielt doch keine Rolle, wenn Du mit netten und guten Leuten in einer Band spielen und einfach eine gute Zeit haben kannst. Mit der Zeit kommt dann auch die eingestaubte Motorik wieder in die Gänge und Du erfreust Dich an den kleinen Fortschritten.

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