Klangzonen Snare Schlagfell Mitte vs Randbereich

  • Hi!

    Eine Snaredrum klingt ja in der Regel im Randbereich des Schlagfells angeschlagen resonanter/länger/"lebendiger" als in der Mitte angeschlagen. Woran liegt das eigentlich? Mir gefällt dieser Klang für viele Stücke eigentlich besser als der trockene Klang der Schlagfellmitte, so dass ich die Snare dann oft in diesem Bereich spiele.

    Kann man durch eine bestimmte Stimmung diese Resonanzen auch in Schlagfellmitte erreichen?

    Grüße

  • Eine Snaredrum klingt ja in der Regel im Randbereich des Schlagfells angeschlagen resonanter/länger/"lebendiger" als in der Mitte angeschlagen. Woran liegt das eigentlich?

    Hallo,

    ich vermute, das liegt daran, dass du am Rand gespielt, die Obertöne oder höheren Moden der Schwingungen der Felle stärker anregst, als wenn du in der Mitte des Fells spielst.


    So ähnlich, wie auch eine Gitarrensaite, in der Mitte zwischen Steg und Finger (oder, falls offen, Sattel) eher den Grundton hervorbringt, als wenn sie am "Rand", also nahe am Steg gezupft wird.



    In der Grundschwingung des Fells, schwingt es einfach nur sozusagen gleichmäßig nach oben und unten - in der Mitte mit größter Auslenkung, am Rand natürlich mit weniger Auslenkung, und direkt am Kesselkontakt ja gar nicht mehr.


    Bei höheren Schwingungsmoden schwingt sozusagen die rechte Fellhälfte nach oben, während die linke nach unten schwingt (sehr stark vereinfacht ausgedrückt). Schlägst du das Fell in der Mitte der rechten Hälfte an, wird diese Schwingungsmode (Oberton) recht stark angeregt.


    Tatsächlich gibt es beim Trommelfell viele verschiedene Schwingungsmoden, die wegen seiner runden zweidimensionalen Form (Kreisfläche) komplexer sind als bei Gitarrensaiten (eindimensionale "Linie" oder Kurve). Außerdem sind bei der Trommel zwei Schwingungs-Membranen (Felle) mit evtl. unterschiedlicher Spannung und unterschiedlicher Masse ("Gewicht", Felldicke, Beschichtung, ...) miteinander zu einem schwingungsfähigem System verkoppelt. was es sehr schwierig macht, das Ganze intuitiv richtig zu erfassen.



    Schlagzeug-Stimmen ist ja fast schon "Hexenwerk" oder "Alchemie", hast du doch an der Snare so etwa plus/minus 16 Stellschrauben, um es zu stimmen.
    Die Gitarristen (und andere Saiteninstrumentler) haben es da doch viel einfacher - einfach nur an der einen Stimmschraube drehen, bis das Stimmgerät grün leuchtet (Bundreinheit der Gitarre mal voraus gesetzt).




    Ich würde intuitiv versuchen, das Resofell so zu stimmen, dass es die (Ober-)Töne, die du mit Spielen am Rand des Schlagfells anregst, möglichst gut "resoniert" und somit verstärkt. Dann sollten auch beim Anspielen in der Mitte eigentlich diese Obertöne betont werden.
    Aber ob das so klappt?



    Grüße

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

  • Im Regelfall will man genau diesen "ringigen" Klang vom Fellrand zumindest für Backbeats nicht. Deswegen dämpfen viele Leute das Snare-Schlagfell ab.


    Für einen vollen Klang sollte man das Fell schon ungefähr in der Mitte anschlagen.

    Das kann ich bei Bedarf noch genauer erklären, aber Nils (der Trommelstimmer) kann das besser.


    Bevor du dir so ne fragwürdige Spielweise auf der Snare angewöhnst solltest du auf jeden Fall das Fell, die Stimmung und Dämpfung checken.


    Eine "normal" gestimmte Snare mit einem Ambassador coated oder vergleichbar ohne zusätzliche Dämpfung klingt für die meisten eigentlich viel zu ringig und lang nach.

  • Fragwürdig ist diese Spielweise gar nicht, sondern zielführend.

    Fragwürdig wurde auch das Anspielen des Little Boys mit Stöcken abgetan, bis er sich zum Hi-Hat gemausert hatte, damit man ihn besser und leichter mit Stöcken anspielen konnte.

    Rimshots oder Rim-Clicks waren bestimmt auch mal als "fragwürdig" angesehen....



    An Piet gewandt, wenn du den Sound, der dir vorschwebt, nicht mit Stimmerei hinbekommst. kannst du dir ja auch eine eigene Technik entwickeln, die Snare eben gezielt am Rand des Fells zu bespielen.


    Grüße

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

  • Fragwürdig ist diese Spielweise gar nicht, sondern zielführend.

    Fragwürdig wurde auch das Anspielen des Little Boys mit Stöcken abgetan, bis er sich zum Hi-Hat gemausert hatte, damit man ihn besser und leichter mit Stöcken anspielen konnte.

    Rimshots oder Rim-Clicks waren bestimmt auch mal als "fragwürdig" angesehen....

    Zeig mir einen einzigen namhaften Drummer, der seine Snare für Backbeats am Rand anschlägt. Bin gespannt!


    An Piet gewandt, wenn du den Sound, der dir vorschwebt, nicht mit Stimmerei hinbekommst. kannst du dir ja auch eine eigene Technik entwickeln, die Snare eben gezielt am Rand des Fells zu bespielen.

    Hilfe! ?(

  • Burkie: das mache ich bei den meisten Songs auch in der Tat. Das Gute ist, dass man halt variieren kann, je nachdem wie resonant man den Sound haben will. Spiele ich dann mal wirklich mittig, kommt mir der Sound trocken und langweilig vor, was sicherlich dann schon wieder an der Gewohnheit liegt. Mich würde einfach mal physikalisch interessieren, warum das so ist und ob man diesen "Randeffekt" durch eine bestimmte Stimmung auch in Fellmitte hin bekommt.

  • Am Fellrand klingts immer dünn. Das ist passend für Presswirbel, Kontraste und Effekte, aber nicht für Backbeats im Bandkontext.

    Sagt welche Schlagzeuger-Polizei?


    Dein "Dünn" ist genau der Sound, den Piet haben will. Welche Schlagzeuger-Polizei kann ihm das verbieten? Und wozu nur?


    :rolleyes:

    Grüße

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

  • Burkie: das mache ich bei den meisten Songs auch in der Tat. Das Gute ist, dass man halt variieren kann, je nachdem wie resonant man den Sound haben will. Spiele ich dann mal wirklich mittig, kommt mir der Sound trocken und langweilig vor, was sicherlich dann schon wieder an der Gewohnheit liegt. Mich würde einfach mal physikalisch interessieren, warum das so ist und ob man diesen "Randeffekt" durch eine bestimmte Stimmung auch in Fellmitte hin bekommt.


    Du könntest mal nach "Schwingungsmembran" o.ä im Internet suchen.

    Oder in der Drum-Tuning-Bible nach lesen.

    Irgendwo dort oder sonstwo im Netz hatte ich mal was gefunden zu den Schwingungsmoden der Trommelfelle.

    Das wäre der Einstieg in die Physik dahinter.


    Fakt ist halt, wenn du so wie ich intuitiv angeregt habe, das Reso-Fell (ver)stimmst, du dann im Grunde auch das ganze schwingungsfähige System aus Resofell und Schlagfell um-stimmst. Ob das dann schon die von dir erhofften Auswirkungen hat, weiß ich ja auch nicht; sowas war mir noch nicht in den Sinn gekommen.
    Ich hätte wohl einfach den Rand des Schlagfells bespielt, und fertig, aus, Sound ist da, prima, alles wunderbar, mir gefällt's, die Band meckert nicht, alles palletti.



    Zudem bist du ja auch nicht verpflichtet, jeweils Reso- oder Schlagfell an allen Schrauben auf gleichen Ton zu stimmen.

    Viele Drummer drehen z.B. ein oder zwei Schrauben wieder lockerer, damit das Fell ungleichmäßige Spannung hat, und deswegen "besonders" klingt.



    Deswegen ist die Trommel-Stimmerei eher Hexenwerk als exakte Wissenschaft. X/ ;)

    Mit so um die 16 Stimmschrauben an Reso- und Schlagfell, die du im Grunde alle unterschiedlich stimmen kannst, hast du viel zu viele Stellschrauben oder Parameter, um es übersichtlich oder gar noch intuitiv zu verstehen.


    Du könntest ja auch mal probieren, die eine Hälfte des Schlagfells wie üblich zu stimmen, die andere Hälfte aber viel stärker oder viel schwächer zu spannen, das Schlagfell also absichtlich in sich quasi hälftig gegeneinander zu verstimmen.
    Welcher Sound kommt dabei wohl raus?

    (Die Schlagzeuger-Polizei seufzt auf, "kein guter!")

    (Das sagten sie aber auch, als die ersten Gitarrenverstärker eine Fehlfunktion hatten; die Röhren waren nämlich übersteuert und machten ganz "schlimme" Verzerrungen!!!)


    Ich finde es gut, dass du nach unkonventionellen Sounds suchst und versuchst, ein Verständnis dafür zu bekommen.
    Hut ab dafür!

    Grüße

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

  • Hab mir mal was von Bruford auf YT angeschaut. Backbeats spielt er da auch eher mittig an. Und mir geht's hier auch konkret um Backbeats.


    Verbieten will ich keinem was. Aber das ist so mit das erste was meine Schüler lernen. Dass man die Felle in der Mitte anschlagen muss, um einen satten und vollen Sound zu erhalten. Das heißt nicht, dass man das machen muss. Aber der Zusammenhang besteht halt.


    Mittig kann das Fell weiter als am Rand ausgelenkt werden. Das ermöglicht größere Amplituden (höhere Lautstärke) und auch dominantere bzw. lautere Grundtöne.

    Hinzu kommt, dass bei korrekt "genutztem" Snarebed (Stimmung des Resos) der Teppich in der Mitte am besten anspricht.


    Für das Thema hier wäre überhaupt erstmal wichtig zu wissen worum's konkret geht. Welcher Musikstil? Wo genau wird angeschlagen? Wie ist die Snare befellt, gestimmt und gedämpft? Ohne dieses Wissen kann man hier schlecht konkrete Ratschläge geben.


    Ein voller Snare-Sound, mit dem Tonleute zufrieden sind, ist sowieso schwierig zu erreichen. Oder überhaupt ein passendes Lautstärkeverhältnis z.B. von einer offen angespielten Hi-Hat und den Backbeats auf der Snare.

    Eine am Fellrand angespielte Snare ist da ganz schnell mal zu dünn. Und das hat auch nichts mit Geschmack, sondern Physik zu tun.

  • Du könntest ja auch mal probieren, die eine Hälfte des Schlagfells wie üblich zu stimmen, die andere Hälfte aber viel stärker oder viel schwächer zu spannen, das Schlagfell also absichtlich in sich quasi hälftig gegeneinander zu verstimmen.
    Welcher Sound kommt dabei wohl raus?

    … was in der angedeuteten Einfachheit leider nicht funktionieren wird, weil sich die Spannung der Jeweils gegenüber liegenden Schraube auch auswirken wird.


    Wer mit unterschiedlichen Arten der Anregung spielen möchte um die Antwort einer einzelnen Membran zu beobachten, ist hier möglicherweise gut aufgehoben. Dann muss man auch nicht die Besselfunktionen selber lösen oder kennen:

    Circular Membrane Applet


    Gab es schon mal in diesem Thread:

    2 Mal editiert, zuletzt von Beam ()

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!