Guten Abend,
die Frage ist immer, was man braucht und was man gerne hätte.
Dann kommt noch dazu, wie viel Platz und Geld man hat und die grundsätzliche Frage ist wohl, ob man Sammler, Jäger oder Praktiker ist.
Die Grenzen sind dann natürlich schwimmend.
Bei der Frage nach der Anzahl der Sets frage ich mich zuerst: was ist ein Set?
Für mich ist das je nach Lebenslage mal mehr oder weniger leicht abgrenzbar.
Wenn man das Schlagzeug als Drum-Set auffasst, dann wird man wohl zumindest ein Kernset erkennen können, aber für mich ist ein wichtiges Kriterium, dass wir nicht ein festes Instrument spielen, sondern ein Sammelsurium, das eben durch gewisse Moden so geworden ist, wie es ist und in verschiedenen Musikstilen gibt es da ja nach wie vor teilweise extreme Unterschiede, man schaue sich ein Sinphonie-Orchester an. Aber auch in der sogenannten Popularmusik ist vom Jazz-Trio bis zum Wacken-Auftritt doch das ein oder andere ein bisschen anders.
Aber man muss es nicht verkomplizieren.
Als ich anfing, da war "Schlagzeug" für mich ein Drum-Set, das so aussah, wie in Prospekten und im Fernsehen. Also hatten alle Trommen meist die gleiche Farbe und irgendwie war es ja dann doch mehr oder weniger alles dasselbe, halt mal mehr oder mal weniger.
In der praktischen Anfangsphase war das bei mir damals noch ein Aufbau. Anders als heute, habe ich nicht am Tag X ein Drum-Set gekauft, sondern eine Trommel. Und am Tag Y gab es die Hi-Hat. Tatsächlich hat es dann aber doch nur knappes Jahr gedauert, bis ein "vollständiges" Drum-Set vorhanden war. Das war dann tatsächlich jahrelang mein Set und es gab mal Neuerungen oder Änderungen, aber im Wesentlichen war es die Bude, die auch heute noch die Basis meines Instrumentariums ist.
Der Trend zum Zweitset kam bei mir mit dem Wiederanfang. Nach einer Pause holte ich die Koffer wieder aus dem Lager und legte mit neuem Konzept los. Dafür brauchte es ein Set zum Üben daheim und eins für unterwegs. So kam es dann nach dem Aufbau eines reinen Übesets schließlich doch zu zwei vollständigen Sets.
An diesem Konzept hat sich wenig geändert, nur das Zweitset hat sich sehr gewandelt und zwischendurch war immer mal von einem Drittset die Rede, das war aber eigentlich nur eine Variante vom Erst- oder Zweitset in anderem Aufbau bzw. mit anderen Komponenten.
Aktuell und auch im Laufe der Zeit, gab es immer wieder Bands, die ein eigenes Set im Proberaum hatten. Bei Schul-Big-Band war das schon so und jetzt mit den Akkordeon-Orchestern ist es auch so. Von daher hält sich der Bedarf nach mehr Zeug sehr in Grenzen.
Ich würde sagen: ich hatte und habe ein Set, das mit der Zeit etwas gewachsen ist und habe vor einiger Zeit ein Zweitset aufgebaut, das tatsächlich komplett verändert wurde. Während das Erstset als Allround-Gerät für Alles dienlich sein soll und muss, soll das Zweitset ein mobiles Gerät für Außendienste sein. Letztendlich würde ich, wenn ich heute null hätte und zwei kaufen müsste, wohl zwei Mal nahezu dasselbe kaufen (für draußen ein bisschen robuster und kompakter, für drinnen ein bisschen schöner und umfangreicher).
Zur zweiten Frage: ich sage da inzwischen klar: nein.
Für mich ist es viel wichtiger, sein Gerät zu kennen und zu wissen, wie es reagiert. Nur so kann ich vernünftig spielen.
Und der Markt ist zwar voll mit vielen Produkten. Das, was man wirklich braucht, ist aber letztendlich überall dasselbe. Es macht daher keinen Sinn, heute einen ähnlichen Beckensatz von P, morgen von Z und übermorgen von S hinzuhängen. Deshalb habe ich mich im Laufe meines Lebens entschieden, wo es für mich am schönsten ist, auch wenn es woanders auch schön ist.
Da ich in letzter Zeit viel mit verschiedenen Stilrichtungen zu tun habe, bin ich bei den Schlagwerkzeugen wieder deutlich versatiler geworden. Damit erreicht man mit wenig Aufwand (einmal in die Tasche gegriffen) andere Klänge. Aber auch da sind die Grenzen irgendwann erreicht. Wenn man den dünnsten und den dicksten Stock und ein paar dazwischen hat, ist auch mal gut.
Für mich gibt es noch Wünsche hinsichtlich anderer Instrumente, die sich aber kein Schwein leisten kann und Detailverbesserungen sowie Homogenisierungen insbesondere beim Zweitset.
Von Sets, die nur für Auftritte gut sein sollen, halte ich nichts. Der Lageraufwand ist immens und letztendlich ist es dann doch ein anderes Set, das man spielt, während man zuvor nicht darauf geprobt hat. Dennoch übe ich daheim auf anderem Gerät wie bei den Proben und Auftritten. Das wäre halt zu viel Aufwand, immer diesselbe Bude jeden Tag irgendwie zu verschieben. Letztlich ist es also auch eine Frage, wieviele LKWs und Tragekräfte man noch an der Hand hat.
Alles Gelaber ist graue Theorie. Hier die blanke Wahrheit:
Set 1 - Üben daheim mit einem Haufen Deko drumherum
Set 2 - Hauptsächlich im Flur herumstehend, weil dienstfrei; nur die Kleine und ein verkleinerter Beckensatz lümmelt noch in Probelager 3, weil da im April mal ein Auftritt war; ansonsten ist der Hocker gut im Haus für alles und nix brauchbar.
Set 1a - eine Minibude aus 1 getrennt mit ein paar Dekoteilen, die nutzlos herumhingen: Üben und Auftritte mit Orch-1
Set 3 - die Bude des Vereins (ein fast normales Drum-Set mit halt nur einem Becken, das zweite ist so gruselig, dass ich es ignoriere: Üben und Auftritte mit Orch-2
Set 4/2a - die Bude des anderen Vereins nebst ein paar Anreicherungen aus meiner Mobilbude, somit ein richtiges Drum-Set: Üben und Auftritte mit Orch-3, allerdings bin ich da in dieser Saison nur "perc", also nix Set
Für Set 2 müsste ich mir mal (wieder) eine anständige Kapelle suchen. Also dann doch noch was Neues ... irgendwann.
Grüße
Jürgen