An alle Schlagzeuglehrer: Welche Problemstellungen gibt es im Unterricht?

  • Brainstorming!


    Mich würde es mal interessieren wie es bei euch im Unterricht aussieht. Schüler kommen oft mit besonderen individuellen Problemstellungen, Fragen in den Unterricht. Ich denke das ist auch gut und richtig so, dass er damit zu mir als Lehrer damit geht! Welche typischen Fragestellungen begegnen euch? Mir geht es jetzt erstmal nicht um Lösungsansätze, sondern um die Fragestellungen!


    allgemein aus meiner Sicht sehr häufig (dabei sind aber auch Themen, die ICH als Lehrer beim Schüler als Problem entdecke):


    • Kreativität/ freies Spiel
      Technik (Hände/ Füße)
      MikroTiming/ Tempo
      Dynamik
      Groove/ Feel
      allgemeine Rhythmik/ Puls
      einen Song/ Musik verstehen
      Noten lesen
      Verspannung: körperlich oder mental oder beides
      Balance beim spielen, speziell DoubleBD
      Odd Times
      schnell spielen
      Stimmen der Trommel
      Aufbau des Sets
      Vor Publikum spielen
      langsam spielen
      auswendig spielen
      Denkmuster beim Spielen
      ein Solo spielen
      musikalische Formen verinnerlichen (ein- zwei, vier- oder achttaktige Phrasen)
      songdienlich spielen


    ist ja schon eine längere Liste, aber Euch fällt bestimmt noch was ein ... es dürfen auch gerne konkretere Beispiele genannt werden!


    Danke und Gruß,


    Jo

    "Die Sprache ist natürlich im ersten Moment immer ein Hindernis für die Verständigung."



    Marcel Marceau (*1923), französischer Pantomime

  • Hi Jo,


    also ich kenne nur zwei "Problemstellungen".


    1. Schüler hat keinen Bock zu üben, bzw. sich mit dem Instrument auseinanderzusetzen. Dafür gibt es eigentlich wenig Abhilfe.


    2. Schüler hat (auf Grund anderer Dinge) keine Zeit zu üben. Dieses Problem lässt sich leicht beheben. Man übt im Unterricht, bzw. verlängert die zeitlichen Intervalle zwischen den Einheiten.




    Alles andere lässt sich mit motivierter Mitarbeit des Schülers und Zeit und Geduld des Lehrers meistens "verbessern" oder auch lösen.



    Deine ganzen Punkte gelten aber fürs Trommeln an sich auf jedem Level. Es gibt auch Profis, die weder stimmen noch Notenlesen können. Nur mal als Beispiel heraus gegriffen.



    Grüße


    Christoph

  • Hallo Jo,


    mich würde zuallererst die Intention deiner Fragestellung interessieren.
    Die Erfahrung eines Lehrers ist schließlich ein Teil seines Kapitals.


    es dürfen auch gerne konkretere Beispiele genannt werden


    Je konkreter die Problemstellung/Fragestellung, desto näher ist man an der Lösung!


    Ohne konkrete Problemstellung ist man nämlich schnell bei folgender Szenerie, die ich als Schüler mit meinem ersten Schlagzeuglehrer erlebt habe:


    Ich (damals als Anfänger) spiele einen Groove.
    Mein Schlagzeuglehrer kritisiert mit den Worten: "Du mußt das mit mehr Feeling spielen."
    Aha! ?(


    Grüße,
    BuddyRoach


    edit: Ein t für ein s.

    Le roi - c'est moi! :saint:

    Der Gesunde Meschenverstand liegt bei den Dinosauriern.

    Einmal editiert, zuletzt von BuddyRoach ()

  • Schüler hat keinen Bock zu üben, bzw. sich mit dem Instrument auseinanderzusetzen


    das ist aber erstmal ein Problem des Lehrers, nicht des Schülers - allerdings ein sehr Ernstes und wohl auch das Grundlegende überhaupt. Mittlerweile MUSS ich Eltern, die ihr Kind zu mir in den Unterricht bringen ganz deutlich sagen, dass das Üben der zentrale Bestandteil des ganzen Unterrichts ist und dass man diese Zeit mit einplanen muss. Aber das Kind muss ja noch zum Spanischkurs, Di. und Do. zum Fußball/ Tennis, Fr. die Pfadfinder..., das ist schon alles irgendwie crazy! Da gibts dann welche, die sitzen völlig abgeschlafft bei mir vorm Schlagzeug...


    ansonsten danke für eure Beiträge, scheinbar ist die größte Problemstellung also der SCHÜLER an sich :thumbup: :Q

    "Die Sprache ist natürlich im ersten Moment immer ein Hindernis für die Verständigung."



    Marcel Marceau (*1923), französischer Pantomime

  • mich würde zuallererst die Intention deiner Fragestellung interessieren.
    Die Erfahrung eines Lehrers ist schließlich ein Teil seines Kapitals.


    Zitat von »rhythm memory« es dürfen auch gerne konkretere Beispiele genannt werden
    Je konkreter die Problemstellung/Fragestellung, desto näher ist man an der Lösung!


    Ohne konkrete Problemstellung ist man nämlich schnell bei folgender Szenerie, die ich als Schüler mit meinem ersten Schlagzeuglehrer erlebt habe:


    Ich (damals als Anfänger) spiele einen Groove.
    Mein Schlagzeuglehrer kritisiert mit den Worten: "Du mußt das mit mehr Feeling spielen."
    Aha!


    Sehr gut. Genau sowas meinte ich! Dein Lehrer entdeckt ein Problem, von dem du noch gar nicht wusstest, dass du es hast. Da du dass "Problem" aber gar nicht erst verstehst, kann er dir im Prinzip auch keine "Lösung" dafür anbieten. Also ist sowas doch eigentlich eher ein Kommunikationsproblem, wie zwei Leute, die aneinander vorbeireden...


    btw: ich krieg das irgendwie mit dem zitieren nicht so wirklich hin. wie kriege ich mehrere zitate verschiedener Leute in eine Antwort?


    >>Jo

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    Marcel Marceau (*1923), französischer Pantomime

  • Ich glaube, es ist auch ein wenig auf das Alter des Schülers abzuwelzen.
    Ich hatte bisher im privaten Stil 2 "Schüler".
    Der eine war 12, der andere war 17.


    Der 17-jährige hatte oft Probleme mit seiner Freundin, mit den Eltern oder mit der Schule.
    Das hat ihn sehr belastet, sodass er sich nicht richtig konzentrieren konnte.
    In meinem Unterricht saß er sehr angespannt und verkrampfte total schnell, sodass er nicht wirklich flüssig und groovig spielte.
    Als er allerdings frei von Problemen in Schule, bei der Freundin oder Zuhause hatte, spielte er wirklich wahnsinnig gut.


    Der 12-jährige hingegen hat lieber gequatscht als zu spielen.
    Hat auch nicht wirklich geübt, sondern lieber mit Rennautos gespielt oder sich mit Freunden getroffen.
    Man war also selbst nach 2 Monaten Unterricht immernoch am selben Punkt stehen geblieben.


    Grüße

  • Ich glaube, es ist allgemein kein Problem des Lehrers, wenn der Schüler nicht übt. Viele meiner Schüler üben nicht so wie man sich das vom Traumschüler erwarten würde. Ich halte das aber nicht für ein Problem. Es ist einfach eine Tatsache, dass viele Schüler das Schlagzeugspiel als eines von diversen Hobbys und Freizeitbeschäftigungen haben. Das sehen einige Lehrer nicht und verzweifeln an sich, weil sie denken, es läge an ihnen selbst. Das tut es zwar manchmal auch, worauf ich aber hinaus will ist, dass sich die jüngeren Schüler (die älteren lasse ich mal außen vor, weil die sowieso meist andere Zielsetzungen haben) schon ihren Weg suchen. Und dieser Weg muss nicht damit enden, dass sie Drummer werden.


    Vor dem Aufwärmen frage ich alle Schüler, wie es ihnen geht, ob sie was bedrückt oder ob es ihnen gut geht. Oft entgegnen sie mir, dass sie noch eine vergeigte Mathearbeit beichten müssen, am nächsten Tag einen Spanisch-Vokabeltest schreiben und den Tag darauf eine Deutschklausur. Zudem sei die Versetzung gefährdet. In ihrem anderen großen Hobby, dem Fussball läuft es aber super, Turniere an den Wochenenden gewonnen usw. Wenn ich diesem Schüler dann einen Riesenhaufen Technikübungen mitgebe und dann mit strenger Miene verlange, sie diesmal auch zu machen, baue ich zusätzlichen, unnötigen Druck auf, der der Situation nicht angemessen ist. Es sei denn, der Schüler verlangt ausdrücklich danach.


    Eltern solcher Schüler (und das sind sehr viele) wollen den Drum-Unterricht als Ausgleich, nicht als weitere Quelle von Druck. Das sagen sie offen und so möchte ich auch unterrichten. Ein guter Drummer wird nicht, wer einen guten Lehrer hatte. Ein guter Drummer wird, wer ein guter Drummer werden will und die nötige Zeit investieren kann. Soll man als Lehrer alle ablehnen oder doof finden, die das nicht können oder wollen? Ich finde nein.


    Was ich da eben geschrieben habe, ist die Hauptproblemstellung in meinem Unterricht, weil sie einfach fast immer gegenwärtig ist. Die im ersten Post genannten Punkte kommen in unterschiedlichen Gewichtungen vor.


    lg
    max


  • hi max,
    also wenn der Schüler nicht übt, nervt mich das oft. Ein wirkliches Problem ist es aber nicht, von daher wohl etwas falsch formuliert gewesen. (Bei einfacher Faulheit, Bequemlichkeit stellt das Nicht-Üben für den Schüler i.d.R. aber kein Problem dar ;) )
    Ich denke aber, dass der Unterricht eine beidseitige Sache sein sollte - der Part des Schülers ist dabei zu üben. Wie weit man damit geht ist sicherlich Typsache. Ohne dies veranstaltet man aber eher eine Art Beschäftigungstherapie. Wobei das auch schon mal OK sein kann für einen gewissen Zeitraum oder bei bestimmten Schülern. TRotzdem ist mein Ziel generell immer, den Schüler auf eine positive Art zum eigenen Üben zu motivieren. Ich glaube, viele Schüler, ob bewusst oder unbewusst, lehnen einen zu laschen Lehrer auch eher ab .... Mein geheimer Grundsatz lautet daher: Keine Lehre ohne Disziplin! ;)


    >>jo

    "Die Sprache ist natürlich im ersten Moment immer ein Hindernis für die Verständigung."



    Marcel Marceau (*1923), französischer Pantomime

  • Nach meiner 6-jährigen Erfahrung sind bis auf sehr wenige Ausnahmen die jungen Schüler (Kinder sowie Jugendliche) absolut grottenschlecht.

    Die negativen Auswirkungen des Zeitgeistes auf die junge o. kommende Generation haben schon voll zugeschlagen. Da sind wir Drum-Teacher aber nicht alleine... Es regiert nur noch das Händi, der Eipott und ähnlicher Schwachsinn. Das, gepaart mit der m.e. völlig falschen, für alle Individuen einheitlichen, staatlich aufgedrückten Zeitgestaltung u. -planung für den Schultag, ergibt logischerweise dieses Ergebnis.

    So habe ich z.B. einen ambitionierten Schüler (12), der gerne mehr üben möchten, aber die Schule läßt es nicht zu. Für ihn gibt es viel Schulzeit (auch diese ganze betreute Nicht-Unterrichts-Zeit bis 16 Uhr), die ihn langweilt und für zumindest dieses individuelle Kind quasi vergeudete Zeit ist. Nach einem Gespräch mit der Schulleitung ist es aber nicht möglich, daß der Knabe seine musikalische Ambition vorantreibt, auch nicht ausnahmsweise... (Vorschriften der Bürokratieheinis)
    Ein absolutes Armutszeugnis für diese (Bildungs-)Politik. Apropos Bildungspolitik: diese Schwachmaten faseln ständig was von zu wenigen oder fehlenden Möglichkeiten für die Jugendlichen. Komisch nur, daß ich als Lehrer u. AG-Leiter fast immer alleine im Schulraum stehe, und zwar an einer IGS, an der beispielsweise vor einiger Zeit erstmals eine Schlagzeug-AG angeboten wurde, wo das Gedränge auf wenige Plätze dann auch anfangs groß war.

    Die lieben kleinen haben jedoch schnell gemerkt, daß das was mit Lernen, Üben und Anstrengung zu tun hat. Nee, Spaß haben ist angesagt, Lernen macht keinen Spaß! Erfolgserlebnisse durch erarbeitetes Können (wovon ich von vornherein erzähle) hamwa noch nie gehabt, also stimmt nicht was ich sage.

    Ein absoluter Hammer: Da wird vollwertiger Instru-Unterricht für die jeweiligen Eltern mit Kindern schulintern (also für sie ohne Bezahlung) angeboten, aber eben nicht genutzt, da die Kurzen lieber auf ihren Händis (& Co) rumdrücken und aufgrund der Reizüberflutung nur Mist im Kopf haben. (Das war noch vor wenigen Jahren (Jahrzehnten) anders, sagt auch mein Pa, der bis vor der Jahrtausendwende das halbe Leben lang Realschullehrer war...)

    Ich bin aber wie gesagt nicht allein: andere AG-Leiter in anderen Bereichen haben das bestätigt. Und die idiotischen Politiker faseln was von fehlenden Bildungsmöglichkeiten. Schwachsinn! Diese Spaßgesellschaftsjugend ist schon so getrimmt, daß das auch nix mehr wird - da bin ich absolut von überzeugt. Es müßte von ganz klein auf völlig anders abgehen, um die kommende()n Generation(en) wieder zu befähigen...

    Aber nochmal weg von dem Übel namens "Politik":

    Umhauen tut´s mich auch immer wieder (und andere, mir bekannte Instru-Lehrer/innen bestätigen wiederum), wenn da ein hoffnungslos grottenschlechter Schüler am Kit sitzt (höchstwahrscheinliche Übungszeit pro Woche: 10 Minuten), der auf mein Abraten für Schlagzeugunterricht immer betont, daß er nicht aufhören möchte, und das Drums voll sein Ding sind. :S :wacko: :?:

    Wie geht sowas??? Na ja, denk ich mir, ich kiegs ja bezahlt...(aber der Frust verleidet einem die Freude an der Sache!)

    Grüße, Martin

    Einmal editiert, zuletzt von Martin6 ()

  • @Martin6


    Hast Du Dir ganz ehrlich schon mal überlegt was anderes zu tun? Ich kenne viele Fälle aus Deinen Beschreibungen, allerdings ist es meiner Ansicht nach angebracht, in jeder beruflichen Betätigung, gewisse Dinge mit der nötigen professionellen Distanz zu betrachten. Das liest sich bei Dir doch alles sehr negativ. Du solltest als Lehrer natürlich auch interessanten und begeisterungsfähigen Unterricht mit Konzept anbieten. Kannst Du das von Dir behaupten?



    Schöne Grüße


    Chris

  • Martin hat natürlich übertrieben um anschaulich zu sein - ich bin kein Lehrer und sehe das Problem auch!


    Ich gehe davon aus, daß das (politisch) gewollt ist, dadurch läßt sich recht einfach die Kluft zwischen "normalen" Kindern und den Kindern "der Elite" vertiefen - an privaten Schulen läuft das so nicht und an privaten Elite-Schulen schon mal gar nicht!


    Das sollte uns zu denken geben...

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk



  • http://gustorff.com/book.php


    ich hatte letzte woche das vergnügen, einen workshop bei dem autor zu besuchen. sehr empfehlenswert. die beiden bücher lohnen sich unbedingt!

  • Sehr gut. Genau sowas meinte ich! Dein Lehrer entdeckt ein Problem, von dem du noch gar nicht wusstest, dass du es hast. Da du dass "Problem" aber gar nicht erst verstehst, kann er dir im Prinzip auch keine "Lösung" dafür anbieten. Also ist sowas doch eigentlich eher ein Kommunikationsproblem, wie zwei Leute, die aneinander vorbeireden...


    Du hast mich leider völlig mißverstanden!


    Ich kann einem Schüler sagen
    "Das Lautstärkeverhältnis von Snare und Bass Drum stimmt nicht. Spiele die Snare lauter und die Bass Drum leiser!"
    oder
    "Dein Microtiming eiert noch etwas - spiel mal die oder die Vorübung!"
    oder, wenn es tatsächlich nur an einem Quentchen Gefühl liegt
    "Hör dir mal die oder die CD an und versuche, den Sound zu übernehmen."


    Wenn man nur mit "Feeling" argumentiert, weiß der Schüler nicht, wie er an sich arbeiten kann und geht frustriert nach Hause - so auch ich damals.


    Mit "Feeling" zu argumentieren bedeutet in meinen Augen meist, sich um eine detaillierte Fehleranalyse zu drücken.
    Oder aber man findet den Fehler tatsächlich nicht. Dann ist es besser, ehrlich zum Schüler zu sein, als ihn zu frustrieren.
    Man könnte in diesem Fall eine Aufnahme machen und sie in Ruhe zu Hause nochmal anhören oder einem Kollegen vorspielen.


    Ich habe das Wort "Feeling" jedenfalls aus meinem Unterricht gestrichen.


    matzdrums: Wie dick sind denn die Bücher?
    Englische Lektüre muss dünn sein, so wie das Dingens von Billy Ward oder Bob Moses, sonst wird sie mir zu anstrengend. ;)


    Edit: Ein "es" eingefügt.

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    Der Gesunde Meschenverstand liegt bei den Dinosauriern.

    Einmal editiert, zuletzt von BuddyRoach ()

  • Ich gehe davon aus, daß das (politisch) gewollt ist, dadurch läßt sich recht einfach die Kluft zwischen "normalen" Kindern und den Kindern "der Elite" vertiefen - an privaten Schulen läuft das so nicht und an privaten Elite-Schulen schon mal gar nicht! Das sollte uns zu denken geben...

    Da ist schon meistens eine riesen Kluft zwischen reinem Gymnasium und sowas wie einer IGS. Klar, bei der "Elite" ist das anders, aber die wollen meist mit Drums nichts zu tun haben: da regiert meist die klassische Musik.

    @ Chris: mein Unterricht ist bestimmt alles andere als langweilig (bin absoluter Enthusiast u. transportiere das m.M. nach auch), aber es geht auch z.B. darum Rhythmik-Noten (lächerlich einfache Mathematik) und Zählen zu lernen, und da ist bei dem Großteil der "Non-Elite" schon Feierabend...(selbst wenn ich da attraktive Hilfsmittel wie Computer vorschlage und einsetze, ist selten was draus geworden - was ich anfangs nie gedacht hätte...) ;(

  • Vor dem Aufwärmen frage ich alle Schüler, wie es ihnen geht, ob sie was bedrückt oder ob es ihnen gut geht. Oft entgegnen sie mir, dass sie noch eine vergeigte Mathearbeit beichten müssen, am nächsten Tag einen Spanisch-Vokabeltest schreiben und den Tag darauf eine Deutschklausur. Zudem sei die Versetzung gefährdet. In ihrem anderen großen Hobby, dem Fussball läuft es aber super, Turniere an den Wochenenden gewonnen usw. Wenn ich diesem Schüler dann einen Riesenhaufen Technikübungen mitgebe und dann mit strenger Miene verlange, sie diesmal auch zu machen, baue ich zusätzlichen, unnötigen Druck auf, der der Situation nicht angemessen ist. Es sei denn, der Schüler verlangt ausdrücklich danach.


    DAS finde ich gut! Ich erinnere mich noch gut wie ich in meiner Schulzeit (die jetzt ca ein halbes Jahr zurückliegt, kritisch wars aber eher noch ein Jahr früher) völlig frustriert von Schule und allem zum Schlagzeugunterricht gegangen bin. Und mein Schlagzeuglehrer hat dasselbe gemacht, er hat immer gefragt wies mir geht, und wir haben viel geredet. Manchmal haben wir mehr über meine Probleme geredet als Unterricht gemacht, aber es hat mir auch mehr gebracht. Im Grunde war die Schlagzeugstunde auch gleichzeitig eine eine Art Therapiestunde. Für mich wars immer eine Erleichterung bei ihm Unterricht zu haben, weswegen ich mich auch immer die ganze Woche drauf gefreut hab. Rückblickend hat mein alter Schlagzeuglehrer mein ganzen Leben komplett zu besseren verändert, wofür ich unglaublich dankbar bin.


    Im Grunde waren wir schon so etwas wie Vater und Sohn. Das sowas nicht immer gegeben ist klar, aber ich finde den Ansatz von Luddie einfach goldwert!

    (19:45:39) _kaotical_: ich wollte schon immermal in irgendwessen signatur
    (01:13:44) seppel: unglücklich sein hat eine ganz besondere qualität. hält länger an als glücklich sein. das muss man auch mal positiv sehen.
    (21:32:33) Drummingguitaris: gube, hast du brüste? wenn ja, hoffe ich dass du ein mann bist

  • Es gibt hier total tolle konstruktive Sachen (siehe Luddie & Buddyroach etc.)... die aber eigentlich für gute Lehrer selbstverständlich sind... sein sollten!


    ... dann gibt es vielleicht 2-3 andere stereotype Statements die ich nicht kommentieren möchte. Da graust es mir eher.


    Eher (neutral) erstaunt bin ich, dass einige Dinge nicht genannt werden, die aber sicher jedem mit ein paar Jahren Tätigkeit und "gewisser" Schüleranzahl schon rein statistisch mit hoher Wahrscheinlichkeit mehrfach begegnet sein müßten.


    1.) Sohn soll Drummer werden, da Vater sich einen Maskulinitätsschub (für seinen Sohn... oder als Kompensation durch seinen Sohn für SICH selbst) erhofft. Das wird natürlich nie ausgesprochen. Ergänzend sollen jene dann auch meist Karate, Judo, Boxen etc. Kurse aufsuchen. Manchmal einfach skurril. Mitunter aber wirklich traurig für die Kids. Auf Fragen wie z.B. "welche Songs hörst Du gerne, sollen wir was davon ergänzend zum Drumunterricht bearbeiten?" wird eines Tages von den Söhnen! eine CD eingereicht. Fast immer enthält diese dann die Lieblingssongs des Vaters!... erst später stellt sich dann heraus, die Söhne mögen eigentlich andere Musik und oftmals auch andere Instrumente und nicht das Drumset!


    2.) Zwanghafte oder gar "passiv-aggressive" Schüler. Hier muß der Unterrichtende eine unglaublich hohe didaktische Strukturiertheit und persönlichkeitsstabile! Haltung und Tonnen von Geduld aufbringen, damit sich alles nicht emotional aufschaukelt oder gar selbst bizarre Verhaltensmuster übernommen werden. Viele dieser Personen (die trotzdem! liebenswerte und oft tolle Menschen sind) stellen alles in Frage, nutzen jede Atempause des Unterrichtenden um abzulenken, den Unterrichtsfluß auszuhebeln. Gängiges Muster sind kleine Ticks etc. und Versuche das Verhalten des Unterrichtenden zu steuern, nein deutlicher: zu/MANIPULIEREN. Mitnichten nur die Unterrichtsinhalte. Auf Luddies und meine Begrüßung kommt dann nicht eine Antwort sondern eine Gegenfrage oder Handlungsaufforderung! in forschem Ton, "Hier, halte du jetzt erstmal meinen Ordner hier, ich muß mal meine Jacke weglegen, ich berichte Dir gleich". Dies mag wie eine Lappalie wirken, kennzeichnet aber sehr genau die schwierige "Unterrichtsbeziehung". Immer wieder wird vom Unterrichtenden (oftmals absurdes) gefordert. Gerade das passiv-aggressive findet sich im Unterrichtssetting eher bei Männern. Viele Lehrer machen es sich hier sehr einfach und lehnen diese Schüler einfach ab... und denken "die Chemie stimmt nicht. Es ist aber leider viel tiefgreifender.... und wenn man viel Geduld aufbringt sind auch jene Schüler zu riesen Fortschritten in der Lage.. und irgendwann kommt auch das Lächeln auf beide Gesichter.


    3.) "Grenzgänger" ... Menschen mit körperlich oder kognitiven Handicaps die aber an der Grenze der oft Grob-schlächtigen Raster der bisher durchlaufenden "Institutionen" (Kindergarten, Schule, Lehrbetrieb) liegen und somit nie offiziell "aktenkundig" diagnostiziert wurden. Ganz brutal und aufwühlend für verantwortliche Lehrer.... da oft auch das Elternhaus keine Ahnung hat, das in Teilbereichen der Kognition und/oder Motorik "etwas" gravierendes nicht stimmt.


    4.) Alkohol, Drogen oder nicht-altersgerechte Freizeitgestaltung/Einflüsse (FSK-18 Movies/Spiele/schlechter Einfluß auf dem Hinterhof etc.. ) und deren Auswirkung auf die Konzentration bzw. Erinnerungsfähigkeit bereits erlernter Unterrichtsinhalte. Ich denke hier weiß jeder Lehrer was gemeint ist. Ich spreche das offen an und aus, was ich darüber denke... und warum der Zugriff auf Lerninhalte die gestern im Gehirn noch flott abrufbar waren heute "seltsamerweise" (wie der Schüler behauptet) so blockiert sind.


    5.) Hoch-Impulsive, leicht Ablenkbare, "fahrige" (ich vermeide die "Modebegriffe" ADS, ADHS etc. aus wohlbedachten Gründen - die hier in unserem Forum aber zu weit führen).
    Wenn da der Unterrichtende die Hektik unfreiwillig aufnimmt! oder gar spiegelt... also die Stimme in der Tonhöhe beim erklären gar anhebt oder schneller spricht, zu laut spricht, beim Gestikulieren motorisch schneller wird... bricht die Hölle los. Es wird ein Hochschaukeln zwischen Schüler und Lehrer bis beiden schwindelig wird. Die wenigsten Unterrichtenden haben die Wahrnehmung und Selbstkontrolle! ihr Verhalten dann im Sinne von Reziprozität zu steuern. Also je hektischer das Gegenüber, umso langsamer werden., Stimme in der Tonhöhe senken (Think of Mr. Scharping) ... beruhigend und deskalierend agieren.


    6.) Mangelnde Zahlungsmoral


    7.) Seltsame Unterrichtsausfälle aufgrund seltsamer "Begebenheiten"
    "Ich konnte nicht vorbeikommen, die ...... meiner Ei... war entzündet"
    "Ich konnte nicht vorbeikommen, da ich vor Gericht für einen Kumpel aussagen mußte"
    "Ich konnte nicht vorbeikommen, da in den Nachrichten gemeldet wurde in meiner Firma würden Stellen abgebaut"
    "Ich konnte nicht vorbeikommen weil ich nicht geübt habe"


    Alles natürlich reale! Beispiele... schon fast wieder lustig, wenn es nicht so traurig wäre...was man von nicht-repräsentativen Einzelpersonen! mitunter zu hören bekommt.


    8.) Eine zweite "Instanz" die über wenig Sachkenntis verfügt.
    Einige junge Schüler sind heute parallel zum Drumunterricht noch in von den Eltern oder kommunalen Jugendeinrichtungen gecoachten/bezahlten "Bandtrainings". Gerade bei sehr jungen Schülern ist es aber suboptimal, wenn diese immer wieder
    konträre! Infos in ihrem jungen Gehirn verwalten sollen.


    Ich sage und SCHREIBE : "BASS-Drum - der Jugend-Coach für den Drummer "Base-Drum".
    Ich sage "es gibt nur Ölfelle von Evans die heißen Hydraulic" - der Jugendcoach sagt, "Nein, der Kloos hat unrecht, die Emperor haben Öl man sieht es doch an den Regenbogenfarben".
    Ich sage "Rim-Shots können sehr laut sein". Der Jugendcoach sagt "Rimshots sind die Schläge wo man mit dem Stick nur leicht den Rand antippt- ist nur für Balladen".


    Dies ist das EINZIGE THEMA wo ich mitunter an Baseball (und die dafür benötigten " Instrumente" und deren alternative Anwendungsmöglichkeiten :D ) denke..
    Die geballte Inkompetenz vieler Menschen da draußen ist natürlich! verzeihlich. Wir machen und machten Fehler. Das zu Leugnen ist Bullshit.
    ABER!!! jene, die sich auf dem Rücken junger Schüler profilieren wollen und über Dinge Vorträge halten, die sie aus "Playmobil-Foren" im Internet gezogen haben und die nachweislich falsch sind.... und immer wieder diese Infos streuen - das ist ätzend. Diese Verwirrung ist für sehr junge Schüler Gift. Manche haben durch Trennung der Eltern, konträre Erziehungsmuster und anderes schon genug Verwirrung, Instabilität und "Sturm im Gehirn". Ich ziehe mich dann nach einer knappen! Richtigstellung verbal zurück.. da ich es pervers finde auf dem Rücken von Kindern solche blöden Kompetenzspiele auszutragen. Ich würde mir wünschen die "andere Seite" würde sich auch so verhalten.
    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    Dies obengenannte ist alles menschlich und auch nicht "verdammenswert".


    Unterrichten heißt für mich: Spaß vermitteln und Spaß haben. Auch bei Problemen... oder Personen die es selbst etwas schwerer haben oder es sich und dem Lehrenden (sicher unfreiwillig) etwas schwerer machen.


    Wissen anschaulich vermitteln (auch die "Schwachen" oder vermeintlich schwachen Mitnehmen!, motivieren und fördern), selbst lebendig bleiben und neben dem Lehren und Anleiten auch selbst von jüngeren und älteren Lernen. Und sei es "nur" die Lebensfreude oder undiplomatische EHRLICHKEIT.


    Wie sagte neulich ein ganz junger Schüler: "Ich finde es eklig wenn Männern Haare aus den Ohren und Nase wachsen oder sogar auf dem Rücken."
    Ich: "Das kann ich gut verstehen... ich fand das in Deinem Alter auch doof. Mich hat es Jahre später aber selbst erwischt! Ich bin ja ein erwachsener Mann - Haare aus Ohren und Nase und am Rücken. Leider!"
    ;)


    edits: nur Rechtschreibung sowie mit Farbe strukturiert

  • Es gibt hier total tolle konstruktive Sachen (siehe Luddie etc.)... die aber eigentlich für gute Lehrer selbstverständlich sind... sein sollten!


    "Sein sollten" trifft es für mich eher. Meiner Erfahrung nach ist das eher selten.
    Ansonsten sehr interessant was du so schreibst, schön das leute wie du im Forum sind ;)

    (19:45:39) _kaotical_: ich wollte schon immermal in irgendwessen signatur
    (01:13:44) seppel: unglücklich sein hat eine ganz besondere qualität. hält länger an als glücklich sein. das muss man auch mal positiv sehen.
    (21:32:33) Drummingguitaris: gube, hast du brüste? wenn ja, hoffe ich dass du ein mann bist

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