Während Corona in Übung bleiben

  • Guten Abend zusammen,


    Ich hoffe alle sind wohl auf und nicht von Corona oder Folgen dessen betroffen.


    Heute Abend saß ich im Onlineunterricht und mir ist das Trommeln in den Kopf gekommen. Seit November saß ich leider, mehr oder minder keine Sekunde mehr am Set. Geschuldet dessen, dass die Proben im Verein seit November auf Grund von Corona flachfallen und ein Bandprojekt nicht am Start ist. Durch den Zusammenzug mit meiner Freundin, ist leider auch das Schlagzeug nicht mehr in unmittelbarer Nähe und die Abendschule tut ihr restliches dazu bei.


    Unterm Strich bleibt die Kunst leider zurzeit ziemlich auf der Strecke und das tut mir in der Seele weh.


    Deswegen bin auf der Suche nach einem Training oder Übungen, damit ich wenigstens etwas am Ball bleibe. Das bezieht sich auf die Hände wie auch auf die Füße.


    Habt ihr es Methode die einen „locker lassen“ und man vielleicht sogar auf der Arbeit, im Auto o.ä. Sprich ohne Pads machen kann? Ich würde ungerne den Speed verlieren bzw. nicht noch mehr als eh schon.


    Vielen Dank und schöne Grüße

    Tobi

  • Eine gute Möglichkeit ist, sein Pedal mit einem Bassdrumpad unterm Schreibtisch zu platzieren. Bassdrumübungen ohne Pedal hängen von deiner Technik ab (welche nutzt du?). Im Auto kannst du die vorhandenen Pedale nutzen (Ironie).

    Für die Hände würde ich einfach so oft und lange wie möglich mit schweren Sticks in der Luft oder auf ein Kissen trommeln.

    Speed ist alles!

  • Da gibt's doch viele Möglichkeiten - Übungen auf dem Pad, massenhaft beispiele in traditionellen Büchern oder dem Internet zu finden. Im Auto mache ich oft Koordinationsübungen, also schwierige Grooves oder Patterns über 4 Gliedmaßen verteilt, wo es auf saubere Gleichmässigkeit und Gleichzeitigkeit ankommt.

  • Das ist doch ausnahmsweise mal ein Vorteil dieses Instruments - dass man es auch ganz gut ohne üben kann. Sogar das Pad noch ausgenommen wie bei dir.


    Da gehen zum einen die üblichen Sachen: Singles, Doubles, Rudis (quasi alles) mit den Händen auf den Schenkeln oder sonstwo. Ferner Füße heel down (geht auch im Unterricht, vllt. nicht gerade mit Ledersohlen auf Parkett, aber Gummi auf Teppich geht gut - weiß ich :Q ).

    Dann aber vor allem das große Thema Koordination / Interdependence. Also alle möglichen Hand-Fuß-Kombis etc.. Speed allein macht ja selten glücklich bzw. einen schönen Fill. Und das Hirn lässt sich prima leise trainieren.

    Im Auto kann man mit dem linken Fuß den Radkasten bearbeiten und noch eine Hand (ggf. mit Stick) dazunehmen (Fahrsicherheit beachten, is klar).

  • Wenn wir schon bei Buchempfehlungen sind:
    - Stick Control
    - Ted Reed: Syncopation for the modern drummer

    Daraus kannst du eigentlich alle Übungen auf Hände, Füße und Kombinationen übertragen. Macht jetzt vielleicht nicht übermäßig viel Spaß, aber kann man eben auch komplett ohne Schlagzeug spielen und fit hält das allemal.

    Wenn du es wirklich wissen willst, ginge das z.B. auch mit Gary Chester's "New Breed".

  • Ich habe das so verstanden, dass der TS kaum Zeit und Platz zum trommeln hat, zudem auch derzeit keine Proben oder Band hat und befürchtet, wie er sagt, seinen "Speed" derweil zu verlieren. Aus meiner Sicht gehts darum, einfach in Form zu bleiben und die Bewegungsabläufe nicht zu verlieren bzw wenn es geht, vielleicht zu verbessern, aber weniger darum, jetzt auf einmal Bücher durchzuackern, die man vorher auch nicht beachtet hatte:


    Wenn Du keine Sticks vor Ort hast oder eben keinen mit Gezappel nerven kannst/willst, bleiben Hand- bzw Armübungen, um In Form zubleiben. Das ist natürlich nicht super spannend und hat etwas den Charme vom Barrenturnen in der Grundschule und hat auf der nach oben offenen Coolness-Skala ne glatte -375. Aber es kann einen wirklich fit halten und sogar bei regelmäßiger Anwendung tatsächlich die Technik und Geschwindigkeit - fast wie von Zauberhand - verbessern.


    # Jojo-mayer-Wrist-Übung:

    Hände wie zum Beten zusammenlegen und dann gegeneinander klappen, wobei die Handballen zusammenbleiben. Das ganze aber bitte so, dass Hand und Unterarme eine Linie bilden: wenn die Hände abwinkelt werden, drohen Sehnenentscheidenentzündungen. Und Geschwindigkeit nicht übertreiben.


    # Jojo-mayer-Marco-Minnemann-Finger-Übungen (Variante ohne Sticks)

    Hand wie beim German Grip halten, als wenn man einen Stick hält. Nun bis auf Daumen alle Finger über das erste und zweite Gelenk auf und ab bewegen : Hand offen und wieder schließen. Sowohl Ausdauer als auch Geschwindigkeit üben. Dies auch mit den Fingern einzeln machen (wobei der Übeeffekt nicht so stark ist, wie vermutet: die Finger laufen am Handrücken und GHG in wenig Muskel und Sehnen zusammen.


    # Finger-"Reibe"-Übung

    Man bewegt die Finger so, als wenn man etwas fest zerreibt. Das ganze in rhythmischen Abständen. Ruhig dabei fester Druck ausüben und die Bewegung extrem ausführen. Eine der effektivsten Übungen.


    # Finger-"Druck"-Übung

    Hand schließen und Finger gehen den Handballen drücken, als wenn man jemandem fest die Hand gibt. Den Druck halten und in rhythmischen Abständen verstärken und wieder lockern. Finger aber immer geschlossen halten.


    #Finger-"Königs"Übung

    Finger am zweiten (mittleren(!)) Finger- Gelenk ganz einklappen, so, dass die Fingerkuppen die Innenseite berühren. Nun die Finger auch am 1ten Gelenk (also da, wo die Finger an der Hand ansitzen) ganz einklappen sodass man die Finge einrollt und ne Faust bekommt. Nun die Finger (im gekrümmten Zustand) über das 1te Gelenk auf und zu bewegen (ruhig dabei auch auf Geschwindigkeit gehen und Druck ausüben), die Finger kuppen drücken dabei in die Handinnenfläche.

    (Das ganze mit Sticks machen, indem man die Stick wie oben beschrieben in die Finger einrollt: Die Hand wird nun in der German Grip Position gehalten (der Daumen kann völlig aus dem Spiel gelassen werden). Den Stick jetzt nur mit den Fingen auf und ab bewegen , gerne auch Finger wegnehmen und nur mit 2 oder einem Finger machen, die ganze Bewegung wird aus den Finger gemacht, während der Stick auf dem Endglied (-Gelenk) der Finger liegt. Daumen dann zum richtigen Spielen dazunehmen und "Fulcrum" (Haltepunkt) frei wählen.


    # Handgelenksübung

    - Die Hände in der Luft nur über Handgelenksbewegungen auf und ab bewegen, maximal waagerecht und nach unten (nicht nach oben überdehnen)

    - Die Handgelenke locke lassen und die Hände durch auf und ab Bewegungen des Unterarms auf und ab bewegen bzw schütteln (als wenn man einen Basketball dribbelt)

    - Die Finger dabei bei der Abwärtsbewegung öffnen und bei der Aufwärtsbewegung sch.ließen, so dass die Finger gegen die Innenseite der Hand schnappen und ein Klatschgeräusch ergeben.


    PS: von irgendwelchen Faxen während der Autofahrt (außer Trommeln aufs Lenkrad) würde ich wortwörtlich die Finger und die Füße lassen.

    "Pommes/currywurst hat einfach seine eigenen Gesetze."
    (c) by frint / 2008


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    vorstellen!" (c) by Lippe / 2006

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  • Aktives üben ohne dabei am Set oder am Pad zu sitzen ist ne feine Sache.

    Würde aber auch mal ein Schritt weiter gehen und mal ohne eine Bewegung auszuüben üben.

    Sich vorstellen, dass man am Set sitzt und spielt. Die Bewegungen/Koordination so realistisch wie möglich sich im Kopf vorstellen.

    Drücke das jetzt sehr Laienhaft aus, aber so ungefähr soll man das machen.

    Man schickt ein Befehl zu dem jeweiligen Körperteil, führt diesen aber nicht aus. Geistiges Training ist neben dem körperlichen Training nicht zu unterschätzen

    Woher hab ich das? Natürlich aus dem Motorradsport ;) Wenn es da etwas bringt kann am Schlagzeug ja nicht ganz verkehrt sein.

    Habe am Rande mal von einer Studie gehört, die besagt, dass man durch reine Vorstellungskraft den Muskelabbau verlangsamen kann.

    Möchte dies hier nur mal erwähnt haben, aber nicht näher drauf eingehen.


    Jeder weiß doch bestimmt wie sein Instrument klingt. Sich im Kopf mal ein Groove oder was auch immer ausdenken und im Geiste aufs Schlagzeug übertragen. Mir persönlich bringt diese Vorgehensweise eine Menge. Sowas muss man natürlich auch üben. Da ich es aus dem Motorradsport her kenne bin ich diesbezüglich schon trainiert und mache es sogar fast schon automatisch.

    Mache das auch oft, wenn ich am Pad sitze und übe. Stelle mir dann vor wie es auf dem Schlagzeug klingen würde.

    Habe so schon mal eine mögliche Orchestrierung im Kopf. Meistens passt es auch und ich übernehme es.

    Hab so meinen ersten Groove mit den "Fünfern" komplett auf dem Pad kreiert. Überlegt wie es dann auf dem Schlagzeug klingen würde und so damit ans Set gegangen. Noch ein wenig die Feile geschwungen(Betonung geändert), aber im Großen und Ganzen gefiel es mir ganz gut und ist so geblieben.

    Ein kleiner Nebeneffekt ist, dass man sich im Vorfeld, also bevor man sich an die Trommeln setzt, sich so motivieren kann. Schon mal die innere Flamme anzünden bevor es losgeht.

  • Ich bezweifle mal ganz stark durch eine Zwangspause - sei es auch eine ganzjährige Unterbrechung - irgendwie steif oder langsam wird.


    Bzgl. Lehrmittel, die mit Ausdauer, Schnelligkeit, Kraft etc. werben, glaube ich: Die Einen bräuchten sie nicht und den Anderen helfen sie nicht. Erstere können ihr "angeborenes", eigentlich ja ausreichendes Tempo mit Tips und Tricks steigern. Letztere sind die Anfänger und Normalos, die ein guter Lehrer und eher unspektakuläres Material weiterbringt.


    Um auf die Eingangsfrage zu kommen: Ich würde mich trotz widriger Umstände nicht um "Erhalt", sondern um Weiterentwicklung kümmern. Es gibt eine Menge Sachen, die man lautlos bzw. kaum hörbar machen kann. Ich würde die Zeit nutzen, um im Bus oder im Unterricht Koordination & Unabhängikeit zu üben. Alleine eine Clave und alle Permutationen von 1, 2, 3, ... 7 Achteln am Stück sind ungefähr ein halbes Jahr Arbeit. Wenn nicht, dann fügt man noch ein bis zwei Gliedmaßen hinzu (Grundschläge oder auch eine nette Bassfigur mit dem rechten Fuß). Was ist mit 2:3, 3:2? Sicher? Zeug satt - ohne Bücher und DVDs.


    M.

  • Bzgl. Lehrmittel, die mit Ausdauer, Schnelligkeit, Kraft etc. werben, glaube ich: Die Einen bräuchten sie nicht und den Anderen helfen sie nicht. Erstere können ihr "angeborenes", eigentlich ja ausreichendes Tempo mit Tips und Tricks steigern. Letztere sind die Anfänger und Normalos, die ein guter Lehrer und eher unspektakuläres Material weiterbringt.

    Die Frage wozu man Lehrmittel braucht ist mit einem Satz zu beantworten. Kann man sich alles merken?

    Mal davon abgesehen, dass es bei guten Büchern, um ein Konzept geht, wie man etwas üben kann, um seinen eigenen Stil zu entwickeln.

    Man bekommt das Handwerkzeug, etwas draus machen muss man dann selber.

    Natürlich sollte man in diesem Punkt nicht als Ziel haben, sein Können zu erhalten, sondern auszubauen.

    Ich denke, da liegt auch das Hauptproblem. Man sieht kein Weiterkommen, man resigniert, verliert die Lust. Punkte an dem man ansetzen sollte.

    Kreativ werden und sich mit Gleichgesinnten austauschen,wie hier im DF,ist ein guter Weg.


    Die Zeit auch mal nutzen, um was Neues anzugehen. Mal über den Tellerrand hüpfen. Da man sich mit den gewohnten Dingen, wie Proben oder Auftritten nicht beschäftigen kann, würde ich mal Ausschau halten was es noch so entdecken gibt.

    Eigentlich kann ich hier nicht so richtig mitreden, da sich bei mir nichts geändert hat. Schlagzeug steht auf dem Dachboden(Mein Probereich) und trommle nur für mich alleine. Mein größten Entwicklungssprung habe ich letztes Jahr gemacht, weil ich mich mit einigen neuen Sachen beschäftigt habe.


    Ich würde die Zeit nutzen, um im Bus oder im Unterricht Koordination & Unabhängigkeit zu üben.

    Ob das eine gute Idee ist ;) Würde da vorschlagen ein Schild aufzustellen "Keine Sorge, ich bin nicht krank. Ich bin Drummer"

  • Ob das eine gute Idee ist ;) Würde da vorschlagen ein Schild aufzustellen "Keine Sorge, ich bin nicht krank. Ich bin Drummer"

    Man kann wertvolle Dinge üben, ohne dass der Sitznachbar es merkt. In der Musik passieren so viele Dinge im Kopf. Ob ich jetzt Polyrhythmik am Set betreibe, leicht auf meine Oberschenkel tippe oder ganz unhörbar Daumen- und Zeigefingerspitze gegeneinander drücke: Es ist die gleiche Herausforderung. Das wollte ich mit "Koordination & Unabhängigkeit im Bus oder im Unterricht üben" gesagt haben.

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