Jugendsünden, oder: Die Unbekümmertheit der Jugend

  • Hallo allerseits.
    (Plauderthread)


    Hier in dem Forum stellen ja Leute ihre Drum-Covers sehr perfekt nachgespielt ein. Alles stimmt perfekt.

    Ich erinnere mich ja manches mal an meine erste Cover-Band, mit der ich dann auch mal auf die Bühne im Jugendzentrum ging.
    Damals trommelte ich halt so, wie mir Arme und Beine gewachsen waren, ohne richtige Spiel-Technik, ohne wirklich zu wissen, was ich denn da bei Breaks oder Fills trommelte.
    Musste halt nur so gut oder so ähnlich wie auf den Original-Versionen klingen.

    Die Band hatte sich auch sehr gute Songs ausgesucht, die halt bloß ihre Fähigkeiten eigentlich überstiegen. Ich glaub, keiner konnte die Songs wirklich richtig wie original nachspielen.

    Andererseits...

    Im Jugendzentrum (als Vorband) kam das alles, das ganze Gerunkse und Gepolltere doch recht gut an. Die jungen Leute hatten ihren Spaß mit einem satten lauten Rock-Abend, wir hatten Spaß am spielen.

    Bei einigen Stücken musste ich sozusagen 120% meiner Fähigkeiten spielen. In Erinnerung bleibt mir "Friday on my Mind", das mir an den Achteln auf der Hi-Hat einfach zu schnell war. Die Herausforderung war wirklich, das Stück durchzuhalten, ohne wegen Erschöpfung langsamer zu werden.

    (Ich hatte das damit gefaket, dass ich immer mal wieder auf das Ride-Becken wechselte [andere Arm-Position] und gelegentlich Schläge ausließ, also Synkopen statt alle Achtel spielte, um nicht langsamer zu werden.)
    (Auch unser Bassist spielte das Bass-Intro auf dem Keyboard, damit es schnell genug ging.... )

    Erschwerend kam auch noch hinzu, dass ich hinten auf der Bühne saß, die Band kaum hörte, kein Monitor hatte, und die Songs beim ersten Auftritt dieser Band auch noch quasi "auf Radar blind" spielen musste.
    Heute lacht man darüber...

    Bei einem Song flog mir der Hi-Hat-Stick davon, ich wechselte schnell den Snare-Stick von linker in rechte Hand, spielte für einen oder zwei Takte lang die Snare mit rechts, und griff mir rasch vom Stuhl (in weiser Voraussicht mit Sticks links von der Hi-Hat aufgestellt) ein Stick für linke Hand. Auf der Video-Aufnahme des Gigs hört man das nicht...

    Die Band hatte sich wirklich sehr schöne Stücke für ihr Repertoire ausgesucht. Die im Original auch sehr fett und gut klangen. Bloß, die Stücke waren im Grunde meist eine Nummer zu groß für uns. Sie überstiegen eigentlich unsere spieltechnischen Fähigkeiten.

    Geprobt hatten wir meist so, dass wir die Stücke durchspielten, ein jeder wohl mehr auf sich achtete um die Sache durchzumogeln, und war zufrieden damit, wenn die anderen (die ja auch nicht so genau hinhörten, was die anderen spielten), nicht meckerten.

    Spaß haben die Proben sehr viel gemacht. Es hatte mir immer Freude gemacht, die Stücke bei den Proben zu spielen.


    Heutzutage, mit einigen Jahren mehr Band- und Spiel-Erfahrung, ist das natürlich etwas anders. Es wird mehr auf Details geachtet, es wird mehr auf Zusammenspiel geprobt, mehr Spiel-Technik ist im Spiel.
    Objektiv sollte es heute viel besser klingen als damals.

    Und doch, manchmal vermisse ich einfach diese jugendliche Unbekümmertheit, das eigene Überschätzen der Fähigkeiten, um einfach zu machen und zu spielen, auch wenn man es "eigentlich" nicht kann. Und sich nur durchmogelt, aber den Leuten irgendwie schon einen fetten satten Rock-Abend bietet.


    Wie denkt ihr darüber?
    Wie waren Eure Erfahrungen in Euren ersten Bands, ersten Auftritten?
    Wie denkt ihr heute darüber?

    Grüße

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

  • Die Herausforderung war wirklich, das Stück durchzuhalten, ohne wegen Erschöpfung langsamer zu werden.

    (Ich hatte das damit gefaket, dass ich immer mal wieder auf das Ride-Becken wechselte [andere Arm-Position] und gelegentlich Schläge ausließ, also Synkopen statt alle Achtel spielte, um nicht langsamer zu werden.)
    (Auch unser Bassist spielte da aufqq dem Keyboard, damit es schnell genug ging

    Wenn die Achtel Noten zu flott werden, dann ist es keine Schande diese zu halbieren oder Beidhändig zu spielen. Ich habe das Früher immer bei Sechzehnten gemacht, weil ich die nicht einhändig spielen konnte.

    Du schreibst, dass du da Synkopen gespielt hast

    Was hast du den da auf dem HiHat gemacht, so dass du von Synkopen sprichst

  • Das liegt auch viel am Zeitgeist.

    Alles wird überall geteilt, gepostet und bewertet. Das Urlaubsfoto, die Coveraufnahme, egal was...es muss alles perfekt sein.

    Früher hat man Gigs gespielt, von denen es, wenn überhaupt, noch verrauschte Cassettenaufnahmen gibt.

    Ich spiele auch viel nach, würde aber nie auf die Idee kommen, das zu veröffentlichen.

    Meine Urlaubsfotos wirst du auch nie irgendwo im Netz finden. Wozu auch?

  • In meiner ersten Punk Band mit 16 spielten wir so laut, dass wir uns diese riesen Gehörschützer aus dem Baumarkt zulegten, weil wir ja unser Gehör schützen wollten.


    Dadurch konnten wir aber unsere Instrumente ja kaum mehr hören und mussten sie folglich noch viel viel lauter drehen/spielen, als wir eh schon waren.


    Im Proberaum (öffentlich gemietet) und bei einem Open Air Gig (Ohropax) ging dann schonmal die eine odere Box flöten., bzw. haben sich einige bei uns über die perverse Lautstärke beschwert.


    War ne geile Zeit!

  • Was hast du den da auf dem HiHat gemacht, so dass du von Synkopen sprichst

    Statt aller 8 Achtel pro Takt, habe ich derer nur 4 gespielt, auf die "unds" von "1+2+3+4+".

    Auf 1 und 3 die Kick, auf 2 und 4 die Snare.
    Im wesentlichen.


    Aber nicht den ganzen Song über. Vielleicht nur beim Chorus mal ein Takt so in Synkopen, dann wieder einen mit allen Achteln, o.ä.

    Das war der Trick, um keinen Krampf im Arm zu bekommen.

    Mal von den Achteln auf Hi-Hat oder Ride welche auf den glatten Vierteln wegzulassen, hört fast keiner und nimmt auch nichts vom Drive weg, weil da ja auch Kick und Snare spielen.
    Hauptsache die "unds" sind mit Hi-Hats oder Ride versorgt, und schon hört man 8 Schläge im 4/4-Takt.

    Grüße

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

  • In meiner ersten Punk Band mit 16 spielten wir so laut, dass wir uns diese riesen Gehörschützer aus dem Baumarkt zulegten, weil wir ja unser Gehör schützen wollten.


    Dadurch konnten wir aber unsere Instrumente ja kaum mehr hören und mussten sie folglich noch viel viel lauter drehen/spielen, als wir eh schon waren.

    Und dann habt ihr euch jeder ein zweites paar Gehörschützer gekauft...? ;)

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

  • Ich weiß jetzt nicht, ob man streng gesehen von Synkopen sprechen kann.

    Du beschreibst einfach nur ein Off-Beat.

    Es ist schon richtig das auf 2 und 4 die Snare die Zählzeit betont und da schon von einer Synkopen gesprochen wird.

    Es ist aber eine Art Standard und ein übliches Betonungsmuster. Du spielst darüber hinaus auf der HiHat auf den "Unds". Da es aber keiner merkt fällt auch keiner in Ohnmacht.

    Man spielt zwar lauter Synkopen, aber es fühlt sich nicht danach an. Mir ist das eigentlich auch egal was wie benannt wird. Es ist auch nur ein Wort. Spielen wie einem der Schnabel gewachsen ist so in etwa was ich ein bisschen gut finde.

  • Ja, das stimmt.

    Nimmt man die Hi-Hat für sich alleine, so spielt sie ja bloß 3 Viertel im Takt, mit einer Achtel-Pause am Taktanfang, also um ein Achtel "verschoben", und dann ein übergebundenes Achtel am Taktende auf die 4+ (übergebunden auf ein Achtel auf der 1 des nächsten Taktes), sozusagen.
    (Übergebundene Noten werden nicht nochmal neu angeschlagen.)

    In dem Sinne sind es glaub ich schon, Synkopen.

    Jedenfalls denke und fühle ich die Hi-Hats und Becken losgelöst von dem Rest, was ich auf den Trommeln spiele. Und wenn es dann dauernd oder zeitweise nur "zwischen" die Viertel fällt, fühlt es sich für mich wie verschobene Viertel an... wie das, was ich als Synkopen empfinde.

    Und ja, das übliche Muster, Snare auf 2 und 4 empfinde ich als Backbeat also nicht als synkopisch, sondern im Verbund mit der Kick sozusagen als On-Beat, auf allen 4 Schlägen im 4/4 spielt ja eine Trommel.

    Und du hast Recht, das sind alles nur sozusagen nachträgliche Beschreibungen dessen, was man spielt.

    (In der Musikliteratur ist der Synkopenbegriff auch nicht einheitlich definiert, bzw. hat eine gewisse begriffliche Unschärfe, ähnlich wie etwa Off-Beat.)

    Und, ja klar, die Kick auf 1 und 3 und die Snare auf 2 und 4 habe ich ja immer durchgehalten.

    Bloß eben mal von den Achteln auf Hi-Hat oder Ride die "On-Beats" ausgelassen und stattdessen nur die "unds" gespielt. Das meinte ich mit Synkopen.


    Die ganzen Fills hatte ich auch bloß so gespielt, "wie mir der Schnabel gewachsen" war.
    Hauptsache, es kam "rhythmisch anmutender Krach" vom Schlagzeug, und war rechtzeitig am Taktende vorbei, um mit nem Crash auf der 1 weiterzuspielen... ;) :)

    Jugendliche Unbekümmertheit halt.

    Grüße

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

  • Nimmt man die Hi-Hat für sich alleine, so spielt sie ja bloß 3 Viertel im Takt, mit einer Achtel-Pause am Taktanfang, also um ein Achtel "verschoben", und dann ein übergebundenes Achtel am Taktende auf die 4+ (übergebunden auf ein Achtel auf der 1 des nächsten Taktes), sozusagen.
    (Übergebundene Noten werden nicht nochmal neu angeschlagen.)

    das hat mich jetzt bisschen verwirrt.

    Es gibt ja 4 „unds“.

    Hast du damals nur 3 gespielt?


    Ich dachte synkopieren bedeutet, dass man zb die snare im jazz so schlägt, dass sie sich mit einer andere stimme „deckt“ oder „dazu spielt“.


    Ein off beat (in meiner lesart) auf der hihat, wie lexikon75 beschrieben hat, lässt die onbeats (2&4) aus und spielt nur die „unds“.

  • Mich verwirren die Begriffe auch immer.


    Wenn ich den Backbeat auf der Snare bedienen, dann weiche ich auch von der typischen Betonung in einem 4/4 ab. Es ist aber Standard, also ein Stilmittel. Da spricht man von Phrasierung. Backbeat-Phrasierung.

    Dazu wird geklatscht oder gehüpft und alles ist gut. Das ist bei einem Off-Beat nicht anders. Weiche ich davon ab. z.B. Displaced Backbeat und das Publikum (die Flöten zucken zusammen ;) ) fällt aus allen Wolken oder erleiden einen Ohnmachts-Anfalk, dann ist es eine Synkope. So erkläre ich es mir das immer.

    Am besten man lässt das einfach mal links liegen und trommelt wie es einem gefällt.


    Off-Best ist auch eurer si ein Begriff. Heisst eigentlich nur, dass ich von Beat wegspiele.


    Um eas ging es hier nochmal? Ach ja >>Jugendsünden.


    Ich sprach von Flöten. Unsere Schületband bestand aus einem Basser, ich am Schlagzeug, Saxophon>Lehrer und Vier an den Flöten und Orgel. Nach jedem Auftritt musste ich zur Beichte. Das schlimme ist, dass ich meist nie wusste warum. Die Anderen waren immer böse auf mich.

    Ich hab es sogar einmal geschafft, während eines Auftritts, sogar unseren Lehrer so zu verwirren, dass er komplett raus war. Er fand es witzig, ich auch ein bisschen>nur der Test der Band hat nicht gelacht. Ach so der Auftriit fand immer in der großen Pause statt. Die Aula war immer voll von Schülern. So ein Beef zwischen Musikern sorgt für Aufmerksamkeit.

    Jugendsünden trifft es da ganz gut.

  • (Plauderthread)

    Au ja! 8o


    In Erinnerung bleibt mir "Friday on my Mind", das mir an den Achteln auf der Hi-Hat einfach zu schnell war. Die Herausforderung war wirklich, das Stück durchzuhalten, ohne wegen Erschöpfung langsamer zu werden.

    (Ich hatte das damit gefaket, dass ich immer mal wieder auf das Ride-Becken wechselte [andere Arm-Position] und gelegentlich Schläge ausließ, also Synkopen statt alle Achtel spielte, um nicht langsamer zu werden.)

    Ganz genau so bei mir! Und es ist heute immer noch so. Ich kann es einfach nicht und rede mir immer mehr ein, dass ich es nie können werde und es auch nicht mit Üben zu tun hat. :D Auf dem Ride spielt sich vieles entspannter. Das muss an der Arm/Handhaltung liegen, die man geometrisch bei Crosshanded Playing auf der HiHat nicht umsetzen kann. Dafür hab ich mir alle möglichen Schandtaten angeeignet, teils genau wie du: Schnelle "Achtel" nur als 1 2 + 3 4 + gespielt oder einfach nur Viertel, oder sogar im Charlie Watts Style - der das ja angeblich macht, damit die Snare besser durchkommt... Dachte mir halt auch irgendwann: "Das ist eben mein Signature Ding, warum soll man dazu erst "Profi" sein müssen? Ich spiele schnelle Achtelbeats auf der HiHat auch gerne mal als "Hand to Hand" Pattern R L R L R L R L - Snare auf 2 und 4 immer mit R und mit der linken Hand die 2 und 4 auf der HiHat dazu, sodass ich im Prinzip die HiHat so spiele: R L L L R L L L...bringe das auch ganz gut zum Grooven, würde ich sagen.

    Geprobt hatten wir meist so, dass wir die Stücke durchspielten, ein jeder wohl mehr auf sich achtete um die Sache durchzumogeln, und war zufrieden damit, wenn die anderen (die ja auch nicht so genau hinhörten, was die anderen spielten), nicht meckerten.

    Genau so war es. Aber es ist in manchen Bands noch immer so. Manche haben ihre Unbekümmertheit nie abgelegt und würden gerne einfach direkt auftreten. Mich hat es aber schon damals fuchsig gemacht: Mir geht und ging es nicht einmal um die spielerischen Skills und Perfektion, sondern dass man Songstrukturen versteht und nicht immer nach dem 2. Refrain abbricht, weil keiner weiß dass die Bridge kommt und wie sie geht.

    Man muss ja nicht alles Ton für Ton covern, aber eines ist wichtig: Understatement!

    früher hat man Gigs gespielt, von denen es, wenn überhaupt, noch verrauschte Cassettenaufnahmen gibt.

    ...aber manchmal krant man dann doch mal so ne Kassette raus (bei mir sind es schon mp3's) und denkt sich: Sooo besch... war es dann eigentlich doch nicht, zumindest war das authentisch. Man denkt ja auch immer "hätten wir damals die heutigen technischen Möglichkeiten gehabt" .... aber vermutlich wäre das gegenseitige online Überbieten nur früher gekommen.

    Four on the floor sind zwei zu viel.

    SONOR Vintage Series: 20", 22" BD; 14" Snare-Drum; 10", 12", 13" TT; 14", 16" FT

    PAISTE 2002, 2002 Big Beat, 602 Modern Essentials, PstX

    Next Gigs: 11.10.25 Post Emmendingen, 22.11.25 St. Peter im Schwarzwald, 29.11.25 Heimathafen Lörrach, 28.03.26 Mehlsack Emmendingen mit >> Blackwood Mary

    >> Mein Vorstellungsthread

  • Synkope (musik.):

    Betonung einer unbetonten (leichten) Zählzeit.

    (von einem studiertem Schlagzeuger zusammengefasster Kern der gängigen, oft sehr wortreichen Erläuterungen)


    Klugscheissermodus off.


    Bitte nicht noch mit Polymetrik vs Polyrhythmik anfangen. Das füllt wieder Seeeeiiiiiten. :D

    Blaukraut bleibt Blaukraut & Brautkleid breibt Blaubtkreid

  • ....an anderer Stelle hab' ich es ja eh schon mal gepostet:

    Am Ende zählt immer die erreichbare Maximallautstärke!! 🤣


    Als ich 14-16 Jahre alt war hatten wir mit unserer ersten Band (Metal&Rock covergruppe mit einigen hardcore-Eigenkompositionen) diverse Auftritte in der lokalen Umgebung. Ich spreche da von einer entsprechend abgeschiedenen Region in den Bergen der Steiermark.

    Jede Art von Lautstärke wurde da als pervers empfunden. Inklusive Anzeigen bei der Polizei und lauter so Schmarrn. Da gab es Leute, denen war ernsthaft daran gelegen Jugendliche zu inkriminieren, weil ihnen Metallica & Co. nicht gefielen.


    Es war nicht einfach, aber musikalisch war es eine geile Zeit

  • Bitte nicht noch mit Polymetrik vs Polyrhythmik anfangen. Das füllt wieder Seeeeiiiiiten. :D

    Jetzt bist du damit angefangen Trage nun die Konsequenzen

    Mach's mal ganz kurz

    Poly-Gedöns und alles ist gesagt ;)

    Man spielt es und weiß nicht wie man es nennen soll. Wozu braucht man nun diese Fachbegriffen?

    Eine Suchmaschine kennt Poly-Gedöns nicht

  • Bei mir kann man es vermutlich so zusammenfassen: zuerst als Jugendlicher einfach frei nach Schnauze gespielt, auch mangels genauer Kenntnis gewisser Techniken. Es ging nur um Spaß haben. Dann kann der Ehrgeiz als junger Erwachsener, begann die genauere Auseinandersetzung mit der Materie; man lernte jeden Schlag von Keith Moon, Ringo, Bonham, White, Baker usw. auswendig und spielte es dann genau so nach. Alles andere war nur ärmlich... "Beste Coverband" sozusagen - nur war man da eigentlich noch wirklich ein Musiker oder nur schnöder Reproduzent von Dingen?


    Dann kam der Jazz mit Mitte/Ende 20er hinzu und ich lernte, dass viele Köche viele Versionen von leckerem Brei bei gleich bleibenden Zutaten kochten. Das 1:1 wurde ganz schnell langweilig und die Kreativität kam wieder zum Zuge. Gottlob!


    Seitdem spiele ich zwar in Anlehnung an bestimmte Stile und Musiker, mache aber meine eigene Kiste draus, nicht unbedingt zum Nachteil des Songs, wie mir mehrfach attestiert wurde (Manches von Frank Beard oder Jack DeJohnette finde ich z.b. einfach nicht gut gemacht, am Song vorbei gespielt. Das geht auch anders. Manches, wie von Gadd, Blakey, Jones und Co. kann ich einfach nie so spielen, wie sie es tun (klingt einfach nicht authentisch), also wird hier anders gespielt, aber passend).


    Die Neuinterpretation bietet eben besondere, neue Räume, Möglichkeiten, Facetten. (Wenn ich das Original hören will, dann nehme ich die originale CD/Platte aus dem Regal und gut ist). Dass "frei nach Schnauze" der eigentlich künstlerisch viel wertvollere Weg ist, hatte ich etwa zehn Jahre lang einfach nicht wahrnehmen wollen - sicher auch, weil eben überall die perfekten Covers gespielt wurden. Auf Festivals, auf Dichröhre usw... "Das muss GENAU SO klingen" (Musikerpolizei).


    Wenn mir jetzt jemand sagt, der und der spielt das aber anders, dann zucke ich mit den Schultern und sage: "Ja, mag sein ... und?"


    Von daher würde ich die Jugendsünde, "frei nach Schnauze spielen", nicht als Jugendsünde bezeichnen wollen. Denn diese Unbekümmertheit war künstlerisch tausendmal produktiver und authentischer als die "ich kopiere 1:1"-Phase. Das zu erkennen, dauerte aber eben ein wenig.

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Beim Covern gibt's meiner Meinung nach schon sehr viele Abstufungen und Formen. Je nach Kontext bzw. worum es geht.


    Genaues Nachspielen halte ich für sehr sinnvoll, um sich weiterzuentwickeln. Erstmal zu verstehen, wie und auch "warum" der Künstler das so gespielt hat. Und dann eben üben, um da ran zu kommen und sich weiterzuentwickeln.


    Wenn man dann was "ändert" sind es sind meiner Meinung nach auch zwei grundsätzlich verschiedene Dinge, ob man es mangels spielerischer Fähigkeiten vereinfacht oder eben wirklich bewusst "künstlerisch" anders spielt. Da sollte man schon differenzieren und sich selbst reflektieren, finde ich.


    In meinem Unterricht nehme ich das sehr genau. Weil mir wichtig ist, dass meine Schüler verstehen, was da genau passiert und wie man es spielen kann. Wo die Grenze dann zwischen Üben und Dazulernen und ggf. Vereinfachen oder sogar bewusst anders spielen verläuft, ist sehr individuell. Es soll ja auch Spaß machen und in einem Flow bleiben.


    Ein passendes Maß halte ich da immer für angebracht. Und die "Unbekümmertheit" sollte man auch nie ganz verlieren.

    Bela B von den Ärzten hat mal gesungen "du bist immer dann am besten wenn's dir eigentlich egal ist". Und da ist schon was dran, find ich. Aber da muss man trotzdem erstmal hinkommen und eben mehr oder weniger diszipliniert dafür Üben.

  • Bestimmte Dinge analysieren, verstehen, reproduzieren, klar, das hat alles seinen Sinn, seine Berechtigung und mich als jungen Menschen hat es eine gute Weile auch technisch und musikalisch erstmal vorangebracht. Es kann aber auch irgendwann limitieren. Und genau wenn es zur Limitation führt und nicht mehr bereichert, sollte man, finde ich, ernsthaft anfangen zu reflektieren, was man da macht und warum und wieso es vielleicht gut wäre, jetzt einen anderen, freieren Weg einzuschlagen. Seine eigene Persönlichkeit einzubringen und den eigenen "Sound" zu finden. Und dieser Punkt kam bei mir dann irgendwann, als ich mich mit Jazz ernsthaft zu beschäftigen begann (und nicht als Hintergrundmusik es im Radio dahin plätscherte). Bei manchen kommt der Punkt sehr früh, bei anderen später, bei manchen nie. Jeder ist da anders. Wichtig ist am Ende nur, dass man -wie auch immer - Spaß am Musizieren hat und behält. Das Niveau auf dem man Musik macht, der Grad der Perfektion, das ist da dann doch ein wenig zweitrangig, wenn wir ehrlich sind. Oder?


    Und wie bereits gesagt, manches kann ich nicht spielen wie andere. Ist so und das ist ja auch gar nicht schlimm. Dafür kann ich wieder anderes, was andere nicht oder nicht so gut können. Das ist bei allen Musikern so und es wäre ja doch sehr traurig, wenn wir alle dasselbe und noch dazu immer gleich gut könnten. Dann müsste ich nicht zu Wolfgang Haffner, oder Dave Weckl ins Konzert gehen. Weil... Kann ich ja selbst genau so spielen. Puh, wäre das uninspirierend. Das Ende aller Kreativität. Es lebe die Vielfalt.


    PS: Zitat aus Leben des Brian, weil es so schön ist...

    - Kinder, ihr seid alle verschieden....

    - ...Ich nicht!


    PPS: Unterricht nehmen ist übrigens nie verkehrt. Denn genau da bekommt man manchmal diesen Wink mit dem Zaunpfahl: Löse dich jetzt einmal von der Vorlage und sei du selbst.

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Moe Jorello

    Dem stimme ich voll und ganz zu! Und auch wenn man damit Geld verdient sollte es noch Spaß machen.


    Ich persönlich habe beim Covern auch sehr verschiedene Ansätze. Z.B. ist es für mich was völlig anderes, ob ich auf Youtube was Kompliziertes von einem meiner "Helden" nachspiele oder halt auf einem Gig abliefere.


    Ein Youtube-Cover macht mir meistens nur dann Spaß, wenn ich mir selbst die Herausforderung stelle und meinen Perfektionismus auslebe. Da versuche ich wirklich alles genau nachzuspielen und das fängt schon beim Raushören an. Hat natürlich auch den faden Beigeschmack von Selbstdarstellung, kann für andere aber auch hilfreich sein - "aha, so wird das also gespielt".


    Das ist für mich was völlig anderes als mit Bands, die ja auch oft selber schon nicht 1:1 nachspielen ... Arrangement, Feel, Sound, ...


    Jazz ist dann auch noch mal eine ganz andere Baustelle. Stichwort Improvisation.

  • Wenn man dann was "ändert" sind es sind meiner Meinung nach auch zwei grundsätzlich verschiedene Dinge, ob man es mangels spielerischer Fähigkeiten vereinfacht oder eben wirklich bewusst "künstlerisch" anders spielt. Da sollte man schon differenzieren und sich selbst reflektieren, finde ich.

    Genau das. Habe oft erlebt, dass jemand etwas nicht hinbekommt, meist unbewusst. Kritisiert man das oder bietet Hilfe an, dann heißt es "ach, das ist jetzt halt unsere Version". Es geht oft gar nicht um das spielerische Können - nichts gegen ein bewusst und musikalisch vereinfachtes Solo! Meistens sind es sogar relativ einfach Dinge wie der Songablauf: den einen Takt nach dem Refrain ausklingen lassen, bevor es weiter geht, Songstrukturen (wann kommt die Bridge). Aber oft auch rhythmische Sachen wie vorgezogene 1en usw.

    Es ist eben ein Unterschied, ob ich weiß, dass ich etwas nicht kann oder nicht. Wer bewusst anders oder einfach spielt, darf natürlich "seine Version" machen, wie er/sie möchte.

    Four on the floor sind zwei zu viel.

    SONOR Vintage Series: 20", 22" BD; 14" Snare-Drum; 10", 12", 13" TT; 14", 16" FT

    PAISTE 2002, 2002 Big Beat, 602 Modern Essentials, PstX

    Next Gigs: 11.10.25 Post Emmendingen, 22.11.25 St. Peter im Schwarzwald, 29.11.25 Heimathafen Lörrach, 28.03.26 Mehlsack Emmendingen mit >> Blackwood Mary

    >> Mein Vorstellungsthread

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