Jugendsünden, oder: Die Unbekümmertheit der Jugend

  • Löse dich jetzt einmal von der Vorlage und sei du selbst.

    !!!

    Irgendwann lernt man nicht mehr so viel durch stringentes Kopieren. Eigene Ideen für die Interpretation eines Stückes zu entwickeln gehört für mich zum Reifungsprozess als Musiker. Wenn ich koche, schaue ich auch mal ins Rezept, entscheide dann aber, wo ich davon abweichen will, weil ich denke, dass es anders besser schmeckt.

  • imho: zum Thema Alles exact genau so zu spielen.

    nicht selten spielt der Künstler, Live oder allgemein bei verschiedenen Darbietungen, auch unterschiedliche andere (auch abgespektere) Versionen.

    Bzw. nimmt sich Freiheit das so zu Tun.

    Von daher gibt`s eigentlich gar keinen Grund das selber beim Spielen auch so zu tun.

    Die frage nach dem Warum, man das macht.....mmhh ich weiss nicht ob man dazu den Drummer verstehen muss,

    vielleicht "versteht" er sich in dem Augenblick er, was abändert eine andere Version anbietet, auch selbst nicht so genau bzw. den Beweggrund.


    Das geht halt einfach so in dem Augenblick von der Hand, je nach Tagesform empfinden, von in dem augenblick " nicht Können" würde ich da

    zumindest auch nicht sprechen wollen,

    ich glaube nicht das Alles immer so genau exact auch geplant ist.

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



  • Klar spielen die Künstler live selbst auch selten zu 100% ihre eigene Studio-Aufnahme nach. Wobei das auch sehr auf die Band ankommt.

    Es gibt ja auch bekannte Coverversionen von bekannten Liedern, die ganz anders als das Original sind. Dabei geht's dann genau darum, dass die Band eine eigene Version gemacht hat und nicht wie das Original klingt.


    Wenn es dabei um bewusste "künstlerische" Entscheidungen geht, ist das auch absolut im Sinn der Sache. Oder sogar nicht mal unbedingt zu 100% bewusst. Wenn man den Song verstanden hat, das Original nachspielen kann und weiß, welches Feeling man damit wie transportiert, kann man auch freier im Nachspielen werden.

    Dieses Level ist anzustreben, meiner Meinung nach.


    Es gibt aber eben auch das Gegenteil, wo einfach wegen Schlamperei und mangelnder Skills Sachen anders bzw. vereinfacht gespielt und irgendwie hingerotzt werden. Und das kann man sich dann mit dem Stichwort "künstlerischer Freiheit" auch noch schön zurechtbiegen. Siehe hier:


    Wenn man dann was "ändert" sind es sind meiner Meinung nach auch zwei grundsätzlich verschiedene Dinge, ob man es mangels spielerischer Fähigkeiten vereinfacht oder eben wirklich bewusst "künstlerisch" anders spielt. Da sollte man schon differenzieren und sich selbst reflektieren, finde ich.

    Genau das. Habe oft erlebt, dass jemand etwas nicht hinbekommt, meist unbewusst. Kritisiert man das oder bietet Hilfe an, dann heißt es "ach, das ist jetzt halt unsere Version". Es geht oft gar nicht um das spielerische Können - nichts gegen ein bewusst und musikalisch vereinfachtes Solo! Meistens sind es sogar relativ einfach Dinge wie der Songablauf: den einen Takt nach dem Refrain ausklingen lassen, bevor es weiter geht, Songstrukturen (wann kommt die Bridge). Aber oft auch rhythmische Sachen wie vorgezogene 1en usw.

    Es ist eben ein Unterschied, ob ich weiß, dass ich etwas nicht kann oder nicht. Wer bewusst anders oder einfach spielt, darf natürlich "seine Version" machen, wie er/sie möchte.


    Kunst kommt eben doch von Können. Blöder Satz, aber leider wahr.

  • Klar spielen die Künstler live selbst auch selten zu 100% ihre eigene Studio-Aufnahme nach. Wobei das auch sehr auf die Band ankommt.

    Sowas gibt es und ich finde das dann eher langweilig. Dann kann ich mir auch die Studioaufnahme anhören. manchmal gibt es ja sogar beides zusammen: da hat mal einer einen Gig von den Eagles analysiert und nachgewiesen, dass mindestens die Stimmen vom Band kamen.

  • Es gibt aber eben auch das Gegenteil, wo einfach wegen Schlamperei und mangelnder Skills Sachen anders bzw. vereinfacht gespielt und irgendwie hinrotzt werden

    Das klingt dann ja auch dahingerotzt und nicht wirklich gut. 😅


    Ich habe gar kein Problem, wenn jemand aufgrund seiner Limitationen ein Stück bewusst reduziert, solange es sich dann auch noch relativ ordentlich anhört, es also solide spielt. Und wenn es four on the floor zu Joe Bonamassa oder Sepultura oder Shakira ist. Jedenfalls ist mir das sympathischer als jener Drummer, der sich in Selbstüberschätzung auf etwas stürzt, nur um dann live übel zu scheitern. Das schmerzt dann dreifach. Drummer leidet, Musik leidet, Publikum leidet.

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • jener Drummer, der sich in Selbstüberschätzung auf etwas stürzt, nur um dann live übel zu scheitern. Das schmerzt dann dreifach. Drummer leidet, Musik leidet, Publikum leidet.

    Gewollt und nicht gekonnt ist echt übel. Dann lieber angepasst auf die Fähigkeiten, oder die Nummer gleich ganz aus dem Programm nehmen.

  • Wenn man dann was "ändert" sind es sind meiner Meinung nach auch zwei grundsätzlich verschiedene Dinge, ob man es mangels spielerischer Fähigkeiten vereinfacht oder eben wirklich bewusst "künstlerisch" anders spielt. Da sollte man schon differenzieren und sich selbst reflektieren, finde ich.

    Bei mir ist es tatsächlich so, dass ich häufig einfach zu faul bin jedes einzelne Detail zu lernen ^^

    Speed ist alles!

  • Und wenn es four on the floor zu Joe Bonamassa oder Sepultura oder Shakira ist.

    Fun fact zu Shakira:

    Da ist tatsächliches vieles four-on-the-floor. Die bedient sich auch sehr häufig dem derzeit (nach meinem Eindruck) inflationär benutzten "Standard-Pop-Beat" mit der Kick auf alle Viertel und der Snare auf 1+a, 2+, 3+a und 4+. Beispiel (hatte ich letztes Jahr oft mit einer bestimmten Band gespielt):


    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Bei mir ist es tatsächlich so, dass ich häufig einfach zu faul bin jedes einzelne Detail zu lernen ^^

    Aber man kann sich ja trotzdem Mühe geben und sich zumindest Gedanken drüber machen, was man nachspielt und was nicht.

    Das gezielt zu machen ist ja auch schon künstlerisch. Zumindest sollte man wissen, was für die Band und das Publikum eher unwichtig ist und was eben nicht.


    Definitiv merkt man oft, ob sich jemand Mühe gibt oder nicht. Qualität macht Arbeit.

  • "Standard-Pop-Beat" mit der Kick auf alle Viertel und der Snare auf 1+a, 2+, 3+a und 4+.

    Reggaeton

    Danke für den Hinweis. Allerdings hat der Gebrauch dieses Rhythmus' oft gar nichts mehr mit den Ursprüngen zu tun. Anderes Beispiel, dieses mal deutschsprachig, 6 Jahre alt ... dass sowas mit deutschem Text über 200 Mio. Klicks kriegt ist mir nicht nur schleierhaft, sondern lässt mich am Gesamtzustand der Gesellschaft zweifeln. Aber egal - gehört hier nicht her. Hab's mal absichtlich nur verlinkt, ohne Einbettung: https://youtu.be/Fo3DAhiNKQo?si=2TrcCMlWY24ZqlAW

  • (Plauderthread)

    Au ja! 8o


    Geprobt hatten wir meist so, dass wir die Stücke durchspielten, ein jeder wohl mehr auf sich achtete um die Sache durchzumogeln, und war zufrieden damit, wenn die anderen (die ja auch nicht so genau hinhörten, was die anderen spielten), nicht meckerten.

    Genau so war es. Aber es ist in manchen Bands noch immer so. Manche haben ihre Unbekümmertheit nie abgelegt und würden gerne einfach direkt auftreten. Mich hat es aber schon damals fuchsig gemacht: Mir geht und ging es nicht einmal um die spielerischen Skills und Perfektion, sondern dass man Songstrukturen versteht und nicht immer nach dem 2. Refrain abbricht, weil keiner weiß dass die Bridge kommt und wie sie geht.

    Hallo,

    den Songablauf wussten wir schon, so war es ja nun nicht.

    Bloß dieses richtige Zusammenspielen, den Bass mit der Kick und der Gitarre verzahnen, etwas Shuffle oder Swing reinbringen, oder sowas, das hatten wir eher nicht drauf.
    Es war halt authentischer Rumpel-Garagen-Rock.

    Das war aber auch das Schöne: Sich nicht drum kümmern, was andere Schlagzeuger und die Musikerpolizei dazu wieder besser wissern, nix mit "künstlerischer Aussage", sondern einfach sich nicht darum kümmern, was man alles nicht kann, sondern mit seiner Band Spaß am proben und spielen haben, und den Jugendlichen im Jugendzentrum Spaß bringen.

    Grüße

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

  • Das war aber auch das Schöne: Sich nicht drum kümmern, was andere Schlagzeuger und die Musikerpolizei dazu wieder besser wissern, nix mit "künstlerischer Aussage", sondern einfach sich nicht darum kümmern, was man alles nicht kann, sondern mit seiner Band Spaß am proben und spielen haben, und den Jugendlichen im Jugendzentrum Spaß bringen.

    Haha, umgekehrt: Wir waren die Musikerpolizei und dachten, alle anderen Bands machen es falsch. Dabei waren wir einfach neidisch. :D Wir waren teilweise richtig asozial drauf, zum Beispiel, als mal an unserer Schule ein Event mit 4 Bands organisiert wurde, 3 davon mit Mitgliedern aus der Schule. Jede Band war vor und nach dem Auftritt mit ihrer "Fanbase" (wohl eher Dunstkreis) beschäftigt, von wegen die anderen Bands als Publikum supporten. Als erste Band im Lineup ist man dann auch schon mal nach dem Gig einfach abgehauen auf eine andere Party...

    Four on the floor sind zwei zu viel.

    SONOR Vintage Series: 20", 22" BD; 14" Snare-Drum; 10", 12", 13" TT; 14", 16" FT

    PAISTE 2002, 2002 Big Beat, 602 Modern Essentials, PstX

    Next Gigs: 11.10.25 Post Emmendingen, 22.11.25 St. Peter im Schwarzwald, 29.11.25 Heimathafen Lörrach, 28.03.26 Mehlsack Emmendingen mit >> Blackwood Mary

    >> Mein Vorstellungsthread

  • Ich habe mich auf ein drumset mit 14 gesetzt, weil ich einfach in einer band sein wollte und habe leider nie unterricht bekommen.


    Wir haben die meisten konzerte mit verstimmten gitarren gespielt und ich konnte nicht viel, unf schon gar nicht konstant spielen.

    Wir haben auf der bühne eine akzeptable show veranstaltet (glam rock), aber waren sonst recht mies.


    Sprich, musikalisch waren wir schlecht, weil wir unsere instrumente nichtmal spielen konnten, gitarrist war gut, (songs waren sonst recht solide, auch aus heutiger sicht)


    Wenn ich unseren Jüngeren ichs einen tipp geben würde, wäre es mal am timing zu arbeiten und die gitarren zu stimmen.


    Heute bin ich immer noch recht simpel unterwegs, aber das timing und der groove stimmt. Und ich glaube, genau darum geht es:


    Mit den zu jeweiligen zeit gegebenen fähigkeiten, das niveau halten und den song bedienen.


    Ansonsten klingts scheiße.


    Ich kann ja auch nicht sagen: ‚hey, ich hab letzte woche acrylfarben und einen pinsel bekommen und ich stell meine 4 bilder vom wochenende in einer gallerie aus. Ich bin künstler und habe jugendliche attribute. Ich pfeife auf strukturen.‘


    Man muss nicht warten bis man erst ein picasso wird, aber sollte zunächst was vom handwerk verstehen, bevor man es jemandem präsentiert

    Einmal editiert, zuletzt von flowison ()

  • Hat es dem Publikum gefallen?

    Grüße

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

  • Aber unterhaltsam wart ihr?
    Dann habt ihr doch alles richtig gemacht!

    Grüße

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.


  • Das meinte ich mit den Synkopen auf Ride oder Hi-Hats.

    Die beiden Zeilen spielen sich gleich. Die Ziffern und + gelten für die untere Zeile.

    Für mich sind das Synkopen. Aber ist letztendlich egal, wie die Theoretiker das nennen, .... ich weiß ja, was ich spiele, spielen will.

    Grüße

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

  • Hallo,

    einige Leute hatten ja geschrieben, wie sie mit 14 - 16 einfach losgespielt hatten, Bands gemacht hatten mit dem Willen, Musik zu machen und das dann sogar bis hin zu Auftritten durchgezogen haben.

    Das finde ich bewundernswert.
    Sich nicht durch mangelnde spieltechnische Fähigkeiten davon abbringen zu lassen, sich nicht verunsichern zu lassen, sondern den Willen Musik auf Auftritten zu spielen einfach durchzuziehen, umzusetzen und auch noch gute Show dazu zu machen, wie es jemand geschrieben hatte.


    Künstler ist man, und die Technik dazu schafft man sich drauf, weil man es zu seiner Kunst braucht. Nicht umgekehrt. (Hochgestochen formuliert...)

    Das gute an der Jugend und der jugendlichen Unbekümmertheit finde ich die grandiose Überschätzung eigenen technischen Könnens, aus dem sich Bands ergeben, Auftritte gemacht werden und Sachen gespielt werden, die authentisch sind.

    Kaum kannst du halbwegs 4/4 trommeln, machst du eine Band oder schließt dich einer an, übst Songs und Songabläufe ein, um damit Auftritt zu machen. Grandios! So'ne Einstellung finde ich wirklich super.

    Alternativ und im anderen Extrem, lernst und übst du mit 14 Jahren allein, lernst alle Rudiments und Rhythmen und Paradiddles, bis du dich endlich mit Mitte 20 gut genug findest, bei einer Band anzufragen, ob du mitspielen dürftest. Und dann hast du immer noch keinerlei Bühnenerfahrung, weißt nicht, worauf es bei einem Auftritt wirklich ankommt....

    So'ne Rummpelei beim Spielen, Band mit ungestimmten Gitarren (wie es jemand schrieb) wird vermutlich nur Jugendlichen nach gesehen und verziehen.

    Nur, wenn wir uns nie getraut hätten, auf die Bühne zu gehen... Hätten wir uns dann wirklich weiter entwickelt? Dazu gelernt?

    "Dein Ziel sei, immer der schlechteste Musiker in deiner Band zu sein."


    Grüße

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

  • Zu meiner Bundeswehr Zeit haben wir es echt geschafft eine kleine Combo ins Leben zu rufen mit Trompete, Sax, Bass usw.

    Unser Kommandant meinte dann, wir sollen doch an Heiligabend zur Weihnachtsfeier spielen. ||

    Wir sollten dann mal so nen komischen Musikplan vorschlagen, meinte er.


    Wir bereiteten also eine Setliste vor ;)


    Intro:

    Als die Welt verloren ward

    Begrüßung des Kasernen Kommandanten:

    Vom Himmel hoch da komm ich her

    Begrüßung der Wache:

    Ihr Kinderlein Kommet

    Begrüßung des Spießes:

    Oh du mein Hirte


    und noch einige mehr die mir jetzt nicht mehr einfallen...........


    Man verstand unser Ansinnen und legte keinen wert mehr auf unsere Musikalische Untermalung. :D

    Dumme Sprüche und Schreibfehler von mir dürfen gerne behalten werden :) :thumbup:

    Wem meine Erklärung zu einfach sind 8o,..... ich werde sie ganz bestimmt nicht auch noch Vortanzen :saint: :!:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!