Wie das mit dem Paypal-Käuferschutz so läuft - kleiner Erfahrungsbericht

  • Ich habe neulich zum ersten Mal den Paypal-Käuferschutz in Anspruch nehmen müssen. Ich wusste vorher gar nicht, wie das so läuft, und weil das hier den meisten auch so gehen wird, erzähle ich hier einfach mal die Geschichte dazu.


    Am 9. November habe ich bei Ebay eine 13er K Hihat gekauft. Die Auktion war nur als "Zildjian" eingestellt worden, aber in der Beschreibung stand, es handele sich um eine 13" Zildjian K Hihat, und der "Chick Sound" sei super. Das Bild sah gut aus, waren darauf zwei Becken zu sehen, das vordere war eindeutig ein 13er K Top mit leckerer Patina. Der Verkäufer hatte zwar nur eine einzige Bewertung, war aber offensichtlich ein Kollege. Also mitgeboten, die Auktion zu einem recht guten Preis gewonnen, und sofort per Paypal bezahlt. Als Lieferdatum war in der Auktion angegeben 12. bis 13. November 2015.


    Am 12. kam kein Paket, aber am 13. November bekam ich eine Email über eBay, dass meine Bestellung verschickt worden sei. Für mich ok, da ich es nicht eilig hatte. Es kam aber erst mal nichts. Also am 16. November mal nachgefragt, und weil ich keine Antwort bekam am 18. November noch mal nachgefragt. Jetzt kam eine Mail zurück, sehr nett und kollegial formuliert: Der Verkäufer entschuldigte sich für die Verspätung, er sei unterwegs gewesen und habe die Pakete nicht selbst aufgegeben. Jetzt bekam ich eine Trackingnummer und die funktionierte auch.


    Am 21. November, also immerhin schon stolze 12 Tage nach dem Kauf, bekam ich dann ein Paket. Es war auch eine Hihat drin, aber noch bevor ich sie vollständig ausgepackt hatte, war mir klar, dass da was nicht stimmen konnte. Schon durch die Blisterfolie sah ich auf einem Becken ein falsches Logo - die gelieferte Hihat bestand aus zwei Top-Becken, einem 13er K und einem Masterwork. Sie klang scheisse und war natürlich den bezahlten Preis nicht wert.


    Ich habe also den Verkäufer angeschrieben, und ihm mitgeteilt, dass ich eine Wandlung, dh. Rückgabe mit voller Erstattung möchte. Keine Antwort. Vier Tage später habe ich eine Zweite Nachricht geschickt, diesmal mit dem Hinweis, dass ich die Sache gerne im Guten lösen würde und einer Frist zur Rückmeldung innerhalb von 5 Tagen. Kurz vor Ablauf dieser Frist kam eine Antwort. Der Kollege meinte, er habe nicht die Absicht gehabt, mich zu täuschen. Er habe die HH zwei mal gespielt, ohne sich das Bottom genau angesehen zu haben, und sagte zu, die HH zurückzunehmen.


    Das fand ich natürlich prima, allerdings stellte sich der Kollege den Vorgang so vor: ich sollte den Kaufpreis zurückbuchen (?), und er würde dann die Versandkosten per Paypal schicken. Da schwante mir schon, dass es kompliziert werden würde.
    Ich schrieb ihm also, dass ich den Betrag nicht einfach so zurückbuchen kann, und bat ihn, den Gesamtbetrag per Paypal zu schicken. Ich bot auch noch an, per Paypal eine Zahlungsaufforderung zu senden.


    Das war am 27.11. Es kam keine Antwort.


    Am 29.11. schickte ich dann eine Zahlungsaufforderung per Paypal. Wieder keine Antwort.


    Ich habe dann vom Verkäufer nichts mehr gehört. Langsam wurde ich dann doch unruhig, und fing an mich für den Fall, dass es ernster werden würde, abzusichern. Den Namen des Verkäufers zu recherchieren war einfach, es handelte sich um einen recht etablierten Kollegen aus Dresden. Der junge Mann ist professioneller Trommler, scheinbar recht gefragt. Er hat eine Wikipedia-Seite, die zeigt, dass er bei weltbekannten Schlagzeugern gelernt hat, mit grossen Acts auftritt und sogar an der Leipziger Hochschule für Musik unterrichtet. Seine private Email-Adresse und Telefonummer hatte ich schnell herausgefunden.


    Ich habe dann noch ein paar mal versucht, ihn anzurufen, aber es ging nie einer ran. Also am 4. Dezember einen Fall bei Paypal eröffnet, eine Frist bis zum 8. Dezember gesetzt, zusätzlich den Verkäufer noch mal angeschrieben. Wenn man einen Fall eröffnet, macht Paypal erst mal nichts, ausser dies der anderen Seite mitzuteilen. Entweder die Parteien einigen sich jetzt doch noch und man schliesst den Fall selbst, oder man muss innerhalb eines von Paypal festgesetzten Zeitraums den Fall weiter "eskalieren lassen". Ansonsten wird er automatisch geschlossen und kann dann nicht weiter verfolgt oder wiederaufgenommen werden.


    Bis zum 8. Dezember kam keine Reaktion, also habe ich den Fall eskalieren lassen. Das bedeutet, dass Paypal nun selbst in Aktion tritt. Das war um 14:38 Uhr. Um 15:05 bekam ich plötzlich eine Gutschrift vom Verkäufer über 4,69 Euro.
    Ich habe ihn angeschrieben, und er antwortete, dies seien die Versandkosten für den Rückversand. Den Rest solle ich mir bitte auf mein Konto zurückbuchen. Im übrigen sei er umgezogen und deshalb ohne Internet und nicht erreichbar gewesen. (Er schrieb die ganze Zeit von seinem iPhone! )


    Jetzt schien die Kommunikation also zu funktionieren. Ich entschuldigte mich dafür, dass es soweit kommen musste und blieb weiterhin sehr entgegenkommend. Ich erklärte ihm ein weiteres mal, dass man eine Zahlung über Paypal nicht einfach so zurückbuchen kann. Ich beschrieb ihm ausführlich welche Möglichkeiten wir jetzt haben, das Problem zu lösen und schickte eine weitere Zahlungsaufforderung über Paypal.


    Es kam die Antwort, meine Zahlung vom 9.11. an ihn sei bei Paypal "eingefroren" er käme an das Geld nicht ran, und sei nicht bereit, einen neuen Betrag von seinem Girokonto bereitzustellen um damit die Rückzahlung zu machen. Wörtlich: "Sorry aber da bin ich jetzt etwas pingelig." Davon abgesehen, dass ich nicht nachvollziehen kann, wieso meine Zahlung von Anfang an für ihn "eingefroren" sei, fand ich diese Reaktion nach der vielen Geduld, die ich bewiesen hatte, doch ziemlich frech.


    Offensichtlich hat sich Paypal dann an ihn gewandt. Ich bekam eine Mitteilung, der Verkäufer habe sich bereit erklärt, den Kaufpreis zu erstatten. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass ich die vollständige Sendung innerhalb von 10 Tagen auf meine Kosten zurückschicke und einen Tracking-Link des Transportdienstleisters bereitstelle.


    Ich war natürlich sauer, dass ich schon wieder in Vertrauens-Vorleistung gehen sollte. Ich hatte Paypal klar gesagt, wie der Fall gelaufen war und jetzt sollte ich NOCH mal als erster die Sicherheiten aus der Hand geben. Darüber hinaus war der Verkäufer umgezogen, und die Adresse stimmte nicht mehr mit der bei Paypal hinterlegten überein. Ich war sehr unsicher, ob das gutgehen würde.


    Verkäufer noch mal angeschrieben. Keine Reaktion. Also habe ich das Spiel mitgespielt, die Ware abgeschickt und den Tracking-Link geliefert. Die Sache ging dann aber glatt über die Bühne. Nachdem das Paket angekommen war, hat sich PP noch mal fünf Tage Zeit gelassen, und dann kam die Kaufpreiserstattung.


    Fazit: man bekommt sein Geld zurück, aber man muss ganz schön dafür schuften. Es läuft nicht bedingungslos, wie die Werbung suggeriert, sondern man muss in Vorleistung gehen, auch wenn der Fall durch eine Gegenpartei verursacht wurde, die offensichtlich nicht bereit zur Kooperation ist. Ausserdem sollte ich die Kosten für den Rückversand ausdrücklich selbst bezahlen. In meinem Fall hatte der Verkäufer diese schon vorher überwiesen, aber davon wusste Paypal offiziell gar nichts. Da habe ich einfach nur Glück gehabt, und musste nur die Differenz zu den tatsächlichen Versandkosten selber zahlen.


    Insgesamt eine sehr unerfreuliche Geschichte, und die Enttäuschung über das Verhalten des Kollegen ist gross. Ich habe hier auch zum ersten Mal eine negative Bewertung bei eBay gegeben.

  • Ich habe schon mehrfach den paypal Käuferschutz in Anspruch nehmen müssen. Jedes Mal war der Vorgang völlig unkompliziert und recht zügig zu meinen Gunsten gelöst. Allein aus diesem Grund versuche ich wenn möglich alle Zahlungen für im Netz gekaufte Artikel über paypal abzuwickeln.

  • Danke Two,


    das hilft wirklich, sich mal ein Bild von dem sonst ja - zum Glück bisher - unbekannten Vorgang zu machen. Schade, dass Leute so einen Mist nicht schnell selber klären, gut, dass es für Dich am Ende gut ausgegangen ist.


    Gruß
    Hajo K

  • Danke für den Erfahrungsbericht.


    Prinzipiell finde ich es beeindruckend (insbesondere menschlich beeindruckend) bei solch einem "Trash-Handel" noch so freundlich zu bleiben.
    Ich erlaube mir hier mal die Bemerkung, dass nahezu jeder annähernd ambitionierte Drummer mit rudimentärer Sehkraft (vom Hörvermögen oder Professionalität will ich freundliciherweise garnicht erst schreiben) durchaus erkennt wenn 2 Becken von verschiedenen Herstellern stammen.


    Humor rules:
    Wahrscheinlich fiel nicht nur das Internet aus, sondern die Becken wurden auch von einem schnell zupackenden Schüler eingetütet und verschickt, da sich der Drummer traurigerweise Hände und Füße verstaucht hatte und somit das Verpacken und zur Post bringen nicht selbst übernehhmen konnte und durch die Augen-Laserbehandlung leider auch keinen prüfenden Blick mehr auf die Ware werfen konnte. Sonst (also abseits dieser widrigen schicksalshaften erschwerenden Umstände) wäre ihm natürlich aufgefallen, dass die Cymbals nicht zusammen gehören. Aber wir wollen ja nicht "pingelig" sein und wünschen einfach: Gute Besserung! :D

  • Auch wenn es vielleicht OT ist, den Beitrag von Drumstudio nehme ich als Anstoss für folgende Gedanken:


    Ich stelle mal in den Raum, dass manche Leute - und seien sie auch noch so renomiert - bewusst bescheißen und nachher darauf hoffen, mit der Nummer durchzukommen.
    Beim Online-Gebrauchtwarenhandel ist es aber auch immmer schwierig wenn nicht unmöglich, dass beide Parteien sich vom ursächlichen Gegenstand ein identes Bild machen, da hierzu zumeist nur Fotos und Beschreibungstexte die einzige Möglichkeit sind.


    Beispiel 1: Ich wiederhole mich nur ungern, aber als ich die Sonor D454 damals hier erworben habe, hat der Verkäufer diese Snare als Phonic angeboten, und nach meiner Rückfrage bzgl. der Anzahl der Stimmschrauben (8 oder 10) scheinbar nicht mal bis zehn zählen können. Gleichzeitig war er damals bei Sonor-Fachthemen immer an vorderster Front zu finden. Seltsam.


    Beispiel 2: Ich verkaufte hier letztens eine für mich neuwertige Snare, der Käufer empfand die (minimalen?) Gebrauchspuren aber dann doch als nicht mehr so neuwertig. Beim nächsten mal werde ich aus eigenem Interesse wohl noch besser kommunizieren und dokumentieren. Für mich war keine böse Absicht dahinter, aber manchmal ist halt das subjektive Empfinden ganz anders. Ich hab fast nur noch Vintage-Kram, und ein Kratzer hier und dort ist einfach normal. Bei Oldtimern liegt "Patina" ja auch voll im Trend.


    Was ich damit sagen will:
    - Eklatante Fehllieferungen wie z.B. vom Threadstarter hier beschrieben, sind für mich niemals blöder Zufall, oder begründet durch Stress, wegen viel um die Ohren und haste nicht gesehen. Hier gehts einfach ums abzocken, und solchen Typus Menschen hasse ich zutiefst.
    - Manchmal divergiert halt einfach aus den gegebenen Umständen die Meinung zwischen beiden Geschäftspartnern. Doch dann sollten beide Parteien daran interesiert sein, die Sache schnell klarzustellen und aus der Welt zu schaffen.


    Das Two mit seinem Geschäftspartner wohl auf Beispiel 1 getroffen ist, stand vermutlich schon mit Abgabe des Höchstgebotes fest.

  • Danke auch von mir für den Bericht.
    Deine Geduld und offensichtlich unerschütterliche Freundlichkeit verdient Hochachtung
    (wobei im Grunde genommen ein ausfallend-werden auch nicht wirklich weiter helfen würde).


    Mich würde in dem Zusammenhang Jürgens fachkundige Meinung interessieren, ob hier nicht,
    parallel zusätzlich die Androhung einer Betrugsanzeige bei der Polizei, bei der dann automatisch
    die Staatsanwaltschaft hätte aktiv werden müssen, dem offensichtlich sehr trägen Herrn das
    entsprechende Feuer unter seinen A.... gemacht hätte? So 'ne Anzeige kost' nix, bereitet aber
    demjenigen einiges an zusätzlichem Ärger, Zeit, Umstände usw. ...


    Gruß, R.

  • Schade, dass Leute so einen Mist nicht schnell selber klären, gut, dass es für Dich am Ende gut ausgegangen ist.

    So 'ne Anzeige kost' nix, bereitet aber demjenigen einiges an zusätzlichem Ärger, Zeit, Umstände usw. ...


    Kostet nix, aber man darf sich bestimmt sicherer fühlen, wenn die Strafverfolgungsbehörden wirklichen Straftaten nachgehen können, anstatt dauernd mit zivilrechtlichen Streitigkeiten behelligt zu werden.

    -
    Gesendet von meinen Babyphone mit Papatalk

  • Beispiel 2: Ich verkaufte hier letztens eine für mich neuwertige Snare, der Käufer empfand die (minimalen?) Gebrauchspuren aber dann doch als nicht mehr so neuwertig. Beim nächsten mal werde ich aus eigenem Interesse wohl noch besser kommunizieren und dokumentieren. Für mich war keine böse Absicht dahinter, aber manchmal ist halt das subjektive Empfinden ganz anders. Ich hab fast nur noch Vintage-Kram, und ein Kratzer hier und dort ist einfach normal. Bei Oldtimern liegt "Patina" ja auch voll im Trend.

    bin trotzdem vollkommen zufrieden mit der Snare :) (und böse Absicht habe ich auch nie vermutet)
    Danke nochmal!

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