Kann wirklich jeder Schlagzeugspielen lernen?

  • Kann wirklich jeder Schlagzeugspielen lernen? Wenn nicht, woran liegt es? Wer sollte es lieber sein lassen? Soll man ein Kind, das am Schlagzeugspielen Spaß hat, auch ohne Talent weitertrommeln lassen? Wenn nicht, welches andere Musikinstrument sollte man vorschlagen oder lieber gleich ein anderes Hobby?


    Ausführliche Version:

    Ich frage für einen Freund. Sein Sohn (9Jahre) wollte schon immer Schlagzeug spielen und hat vor 1,5 Jahren ein Schlagzeug erhalten. Es ist ein zusammengewürfeltes Set aus dem Nachlaß einer Punkband. Das Spielen macht ihm viel Spaß. Das erste Jahr hat er allein geübt mit dem "Ich werde Schlagzeuger" Buch, da es keinen Platz in der Musikschule mehr gab. Im Herbst hat er dann den Musikschulplatz bekommen. Er meint, er lernt da gar nichts und Spaß macht es auch nicht. Der Junge nimmt alles sehr genau und übt deshalb ziemlich langsam. Er kann nicht mit Metronon oder Klick üben, das stört seine Konzentration. Es macht ihm auch keinen Spaß, zu den Übungsstücken auf CD mitzuspielen. entweder übt er Grooves und Rudiments nach den Noten im Buch oder spielt einfach so zu Musik mit, die ihm gefällt (AC/DC). Der Musiklehrer hat ihm schon vor Ostern mitgeteilt, daß er überhaupt kein Talent hat und nur den Musikschulplatz blockiert, den ein talentierteres Kind gern hätte. Nun ist es aber so, daß die Verträge mit der Musikschule immer über ein Schuljahr laufen und man sie nur vorher auflösen kann, wenn man wegzieht oder sehr krank wird. Bis zum Schuljahresende müssen sich Lehrer und Schüler also noch ertragen. Der Vater sieht nämlich nicht ein, daß der Lehrer zweimal verdient, an seinem Kind , das nicht mehr hingeht, und an einem neuen. Aber was soll danach werden? Kind einfach mit einem Buch weiterspielen lassen? Einen anderen Lehrer gibt es nicht, ist eine Kleinstadt in Sachsen-Anhalt.

    Der Vater des Kindes liest hier mit. Ich lese unterwegs auch mit, kann aber nicht regelmäßig antworten, weil ich beim Handy Probleme bei der Anmeldung habe. wir freuen uns über eure Ideen und Gedanken.

  • Wenn der Junge Spaß daran hat, würde ich ihn einfach ohne Lehrer weitermachen lassen. Wenn der Lehrer wirklich so eine Ansage gemacht hat, ist er ohnehin nicht qualifiziert. Sehr viele Schlagzeuger haben ihr Instrument so gelernt, indem sie einfach nur zu Musik getrommelt haben. Und der Spaß daran ist doch das wichtigste, oder?

  • Angeblich ist es ja nur zu 10% oder so Talentsache, der Rest ist üben üben üben. Ein Lehrer, der so etwas sagt, ist fehl am Platz! Wenn der Bub Spaß hat, aber nix weiterbringt, dann hat der Lehrer versagt, mMn


    Sorry, das war jetzt noch immer nicht hilfreich, weil keine Antwort auf die Fragen, wie man das lösen könnte.

    Blöd, dass es keinen anderen Lehrer gibt. Ich weiß auch ned, wie gut so onlinekurse wie drumeo für Kinder sind. Bei Erwachsenen funktioniert das ja recht gut. Vielleicht könnt ihr sowas mal probieren?

    Hier krebsen ja auch ein paar Lehrer rum, die online Unterricht geben, vielleicht sagen die noch was dazu

    Lieber brennende Herzen, als erloschene Träume! <3 xxxx Love life, and live! - It's worth it.


    “You are never too old to set another goal, or to dream a new dream.” ― C.S. Lewis


    Don‘t waste your time or time will waste you. (Muse - Knights of Cydonia)

  • In der Tat würde ich als erstes die Konzepte der Musikschule hinterfragen: Einzelunterricht? Gruppenunterricht? Usw.

    Dann würde ich den Sohn fragen, was seine Erwartung ist, dass er zu der Aussage kommt, im Unterricht nichts zu lernen.

    Lehrer gibt es auch woanders. Der Junge könnte ja auch mit dem Bus in einen anderen Ort kommen, oder?


    Wird eine spannende Ansammlung an Statements.

  • Hallo!

    Die Frage ist: Was erwarten die Eltern? Möchten sie von ihrem Sohn Leistung sehen? Soll er erfolgreich werden? Oder soll er Spaß an der Musik haben? Oder beides?


    Ich persönlich (Mutter von zwei Teenager-Kindern) würde niemals einem Kind Steine in den Weg legen, wenn es Spaß an einem Instrument hat, nur weil meine eigenen Erwartungen nicht erfüllt werden. Das kann manchmal schwer sein für Eltern, das weiß ich selbst… Aber für mich ist Musik Lebensfreude, und die hängt nicht von Leistung ab.


    Dass der Junge trotz Spaß am Schlagzeug (und offenbar auch Ausdauer!) in der Musikschule „nichts lernt“, würde ich so interpretieren, dass der Unterricht nicht für ihn geeignet ist. Meine Jungs wollten beide schon einmal ihr Instrument aufgeben, aber ich habe darauf bestanden, dass sie vorher noch einen anderen Lehrer ausprobieren. Und beide Male hatten sie danach wieder Spaß.


    Mein persönlicher Rat wäre: Unterstützen, motivieren, Lehrmaterialien zur Verfügung stellen und Online-Unterricht ausprobieren.

  • Ich würde den Lehrer darauf hinweisen, solche abfälligen Bemerkungen zu unterlassen, und mich bei der Leitung der Musikschule wegen fehlender pädagogischer Eignung über ihn beschweren. Vielleicht lässt sich damit ja eine außerordentliche Einigung erzielen, um frühzeitig aus dem Vertrag zu kommen.


    Im übrigen ist der Unterricht bis Ende der Vertragslaufzeit die von ihm geschuldete Leistung, das dürfte rechtlich unstrittig sein.


    Weitermachen kann er dann doch anscheinend auch alleine, intrinsische Motivation scheint er zu haben. Und schließlich reden wir von der Freizeitgestaltung eines Kindes, nicht über Karriereplanung für die Zukunft. Hoffe ich wenigstens ;) da ist es sch*** egal, ob der Bub besonderes Talent hat, Hauptsache ist, es macht ihm Spaß, und in dem Moment profitiert er davon.

  • So ein Typ sollte sich gar nicht " Lehrer" nennen. Der ist völlig fehl am Platz. Und vllt lernt dee Junge ja wirklich nix bei dem Lehrer. Mein Lehrer hat mir erzählt, dass einer seiner "Kollegen" wohl einen sehr merlwürdigen Unterricht macht und die Schüler da nichr vorran kommen. Von dem hatte ermal ein Kind, welches vorher einige Jahre bei dem "Kollegen" war und dann zu ihm rüber wechselte, die konnten komplett von vorne anfangen.

    Also mMn haben sowieso die wenigsten Leute das Talent, wie schon oben geschrieben wurde sind die Meisten nur durch Fleiß so weit gekommen. Und daran scheint es dem Jungen ja nicht zu mangeln.

    Also, er hat Bock zu lernen, lasst ihn blos weiter machen. Dann eben ohne diesen "Lehrer". Was das Rechtliche angeht, würde ich es tatsächlich versuchen, vorher aus dem Vertrag rauszukommen-->

    und mich bei der Leitung der Musikschule wegen fehlender pädagogischer Eignung über ihn beschweren. Vielleicht lässt sich damit ja eine außerordentliche Einigung erzielen, um frühzeitig aus dem Vertrag zu kommen.

    Meine Idee wäre, er macht erstmal ohne Lehrer weiter und ihr schaut in Ruhe nochmal nach einem besser geeigneten Lehrer. Wenn es bei euch in der Umgebung mau aussieht, vllt gibt es ja jemanden, der nicht direkt Lehrer ist, aber dem Jungen hier und da mal ein paar Sachen zeigen kann (vllt wohnt jemand von hier aus dem Forum in der Nähe) oder vllt kann auch hier jemand jemanden empfehlen, dafür wäre gut zu wissen, in welcher Stadt/ Umkreis der Junge wohnt (und wie weit darf der Radius sein...?)

    Und wenn da nix zu machen ist, dann wirklich online mal schauen (ich persönlich mag lieber den direkten Kontakt zum Lehrer, aber wenn da nix zu machen ist, dann muss es auch anders gehen).


    Und dem Jungen ein anderes Instrument lernen zu lassen würde ich nicht empfehlen (ausser er hat da von sich aus Bock drauf). Er hat ja offensichtlich Bock auf Schlagzeug spielen, also sollte er es auch tun. Spass zu haben ist das Wichtigste dabei.

    Schlagzeug in der Rockmusik? ...ist doch nur verwirrend, nervig und bringt die anderen Bandmitglieder völlig aus dem Konzept 8o


    "Üb' erstmal langsam. Ungenau wird es von alleine." [Zitat Jiu Jitsu Trainer]


    "Schlagzeug spielen ist doch ganz einfach. Man muss einfach nur drauf hauen." :pinch:

  • Genau so ein Lehrer hätte mich mit 14 fast dazu gebracht, hinzuwerfen. Zum kotzen, solche “Kollegen“.


    Einem Kind so etwas zu sagen geht gar nicht, disqualifiziert ihn eigentlich für seinen Beruf und sollte ein Gespräch mit der Schulleitung zur Folge haben. An dem Punkt würde ich den Vertrag auflösen lassen.


    Ich kenne als Lehrer das Problem, dass man immer mal wieder Kids hat, die sich schwer tun mit bestimmten Inhalten und Themen. Aber es ist dann halt auch mein Job, Wege und Lösungen zu finden, die das Kind weiter bringen und ihm Spaß machen und nicht die Schuld des Kindes.


    Ich unterscheide dann immer zwischen denen, die (noch) nicht können, aber wollen, und denen, die einfach grundsätzlich keinen Bock haben.


    Den Eltern der letzteren - das kommt zum Glück wirklich nur alle paar Jahre mal vor - teile ich dann irgendwann freundlich mit, dass das Kind eben kein Interesse am Unterricht hat, das ist dann meistens für alle Beteiligten das beste.


    Ersteren, also denjenigen, die motorisch noch nicht so weit sind, einfach kein ausgeprägtes Gehör besitzen oder z.B. schnell unkonzentriert sind, dafür aber immer (oder meistens) gut drauf und offen, passe ich eben mein Konzept an. Das ist aber grundsätzlich eh nicht auf Leistung ausgelegt, sondern auf Spaß an der Sache. Und dann werden halt mal ein paar Stunden nur Songs gespielt oder auf die Wünsche des Schülers/der Schülerin eingegangen. Und oft macht es bei einigen irgendwann von alleine Click, und die Blockade bzw. Das Problem ist auf einmal weg.


    Das nur vorweg aus Lehrersicht. Was ich sagen will: Das Instrument lernen kann prinzipiell erst mal jede*r. Je nach Mensch geht es halt mal schneller, mal langsamer. Manchmal passt der Lehrer einfach nicht, dann sollte man nach Möglichkeit einen anderen suchen, zu dem das Kind einen besseren Zugang findet.

    Ich denke, grade am Anfang ist das schon sinnvoll. Gut, in Sachsen-Anhalt ist das auf dem Land vielleicht schwer - ggf kann man ja einen Lehrer in einer größeren Stadt finden, zu dem man nur unregelmäßig mal fährt.


    Aber es gibt auch schon sehr eigenständige 9-Jährige. Dann würde ich den Jungen einfach machen lassen, schauen (lassen), dass das Instrument daheim intakt und gut aufgebaut ist, ihm nach Bedarf musikalischen Input geben und ihn dann einfach selber entdecken lassen.

    Ich denke, der Spaß und die Neugier sollten hier an oberster Stelle stehen, der Rest kommt dann von selber. Oder eben nicht, und dann ist das auch nicht schlimm.


    Druck auszuüben im Sinne von „bis dahin musst du das und das können, du musst so und so oft üben“, ist in der Regel eher kontraproduktiv.


    Viele Grüße an den mitlesenden Vater :)

  • Hallo und vielen Dank für eure zahlreichen Gedanken und Anregungen. Könnt ihr Bücher für Kinder empfehlen, die sich an "Ich werde Schlagzeuger" anschließen? Der zweite Band der Reihe geht ja wohl eher in Richtung spielen in der Band, und das ist sowieso (noch) nichts für ihn.

    Der Junge ist motiviert weiterzumachen. Was er zu Onlineunterricht denkt, weiß ich nicht, aber Bücher funktionieren sehr gut für ihn, außer es geht darin nur um Playalongs. "Rock Scool Drums", was ich rumliegen hatte, gefiel ihm nicht. Die Erklärungen fand ich zwar gut, aber die Audios zum mitspielen sind wirklich übel, deswegen habe ich das Buch auch schnell wieder weggelegt.

    Die Eltern sind getrennt, der Junge lebt beim Vater, der zum Glück nichts weiter erwartet, als Spaß an der Musik zu haben. Ein bißchen vernünftig klingen sollte es dann aber schon. Die Mutter ist sehr ehrgeizig und mag Schlagzeugspielen nicht, lieber was anständiges wie Klavier oder Geige, aber hat dazu keine Meinung zu haben und entsprechende Einflußnahme aufgegeben.

    Als möglicher gelegentlicher Lehrer fällt mir nur der ursprüngliche Schlagzeugbesitzer ein. Für ein Kind, das AC/DC gut findet, dürfte ein Ex-Punkband-Schlagzeuger schon passen. Wir sind alte Bekannte aus diesen Zeiten.


    Interessant, daß bei euch der Lehrer schlecht wegkommt, selbst bei Leuten, die auch unterrichten. Sein Konzept kenne ich nicht, nur daß er wohl sehr auf Perfektion setzt und nur wenig darauf eingeht, was der Schüler selber möchte. Es muß immer das gelernt werden, was der Lehrer an dieser Stelle für richtig hält, egal ob es das Kind schon versteht oder nicht. Der Lehrer ist so mittelalt, Anfang bis Mitte 50 vielleicht. Er unterrichtet schon viele Jahre. Angeblich ist der Junge der erste und einzige Schüler, dem das Konzept nicht paßt, was aber an dessen nicht vorhandenem Talent liegen würde. Der Vertrag endet zum 30. Juni. Deswegen Streß mit der Musikschule zu machen lohnt sich nicht, zumal der Bruder des Jungen auch dort lernt,was anständiges natürlich, und nicht auch noch Probleme kriegen soll.

  • Also ich sag mal so - einem Kind(!) zu sagen, dass es kein Talent habe und es sich nicht lohne, seine Zeit mit ihm zu "verschwenden" weil es nur einen Platz blockiere, ist aus pädagogischer Sicht auf so vielen Ebenen einfach nur fatal und falsch.

    Es mag ja sein, dass der Lehrer an seine Schüler*innen hohe Ansprüche hat und das ist ja erstmal auch ok.
    Ich weiß sehr gut was es heißt, sich mit vielen Kindern immer wieder im Kreis zu drehen und (für mich) langweilige Inhalte durchkauen zu müssen, und wie frustrierend das sein kann, wenn man den Krempel studiert hat ein anderes Niveau gewohnt ist.
    Aber genau deshalb arbeite ich eben nicht mehr an einer Musikschule sondern bin komplett auf Privatunterricht umgestiegen.
    Vielleicht sollte das der Kollege auch mal in Betracht ziehen, wenn er offensichtlich nicht in der Lage ist, vernünftig mit Kindern umzugehen.

    Onlineunterricht ist mit neun Jahren denke ich noch nichts. Ich kann hier natürlich auch nur für mich sprechen, aber während des Lockdowns musste ich zwangsweise online unterrichten und das war mit Kindern einfach sehr suboptimal.

    Bücher gibt es einige, aber was da an Inhalten und Herangehensweise passt hängt halt auch viel vom Lerntyp ab. Das kann man so pauschal nie genau sagen und grade um das einzuschätzen, wäre vermutlich ein (anderer) Lehrer gut, der sich das mal anschaut und seine Einschätzung abgibt.


    Wenn ihr mit der Musikschule keinen Stress anfangen wollt kann ich das verstehen, ich würde der Leitung trotzdem Bescheid sagen.
    Abgesehen davon finde ich persönlich, ist es einfach nur grober Unfug, von "gescheiten" und "nicht gescheiten" Instrumenten zu sprechen (also das weißt du ja auch, aber das würden vermutlich alle hier so unterschreiben).




  • Eine Kündigungsfrist über ein Jahr ist heftig. Ich mach bei mir z.Z. zwei Monate, sowie einen Monat Probezeit nach der Probestunde. Unterrichte erst seit einem knappen Jahr, scheint mir aber zu liegen.


    Neben der individuellen Herangehensweise - jede/r Schüler/in ist anders, hat ein anderes spielerisches Level, lernt anders usw. - halte ich einen Mittelweg zwischen Spaß und trockeneren Übungen für sinnvoll (und auch einen Mittelweg zwischen reinen Snaredrum-Geschichten und dem gesamten Drumset). Ohne ein bisschen Theorie und Spieltechnik geht es eben nicht. Und da liegt auch der springende Punkt: Ich bin im Prinzip Autodidakt, hab's aber trotzdem hingekriegt mir eine gute Spieltechnik anzueignen (manche sagen mir sogar eine sehr gute Spieltechnik nach).

    Das ist aber nicht die Regel. Ich stelle gerade bei Anfängern fest, dass ich immer wieder auf die selben Sachen hinweisen muss. Z.B. Sitzhaltung, Stickhaltung, grundsätzliche Position der Sticks über dem Fell usw. ... es gibt halt viele Sachen, die die Schüler nicht wissen und auch selbst nicht bemerken.


    Wie der Lehrer, um den es hier geht, drauf ist, wirkt auf mich zwar irgendwie schockierend. Allerdings kann man die Gesamtsituation auch schlecht beurteilen, wenn man den Schüler nicht kennt und nicht weiß, wie er spielt und lernt.


    Ich hab schon Leute getroffen, die das ganze als reine Mathematik vermitteln (Klavier- und Schlagzeuglehrer). Natürlich ist da was dran und man kann das durchaus so trocken angehen. Ich versuche neben viel Spielpraxis auch schon in den ersten Spieljahren zu vermitteln, worum es dabei am Ende des Tages eigentlich geht bzw. zumindest auch gehen kann: Selbstausdruck, Emotion, vielleicht sogar ein bisschen "Kunst". Und natürlich auch Spaß. Zumindest versuche ich, rüberzubringen, dass es dabei eben doch noch um etwas mehr geht und so zu erklären, warum ich z.T. so viel leidenschaftlich gespielt und geübt habe. Nur so kommt man ja auf gewisse spielerische Levels.

  • trc001


    Warum setzt du dich nicht ab und zu mal ne Stunde mit dem Jungen ans Set? Vielleicht versteht ihr euch richtig gut, und du kannst ihm doch bestimmt einiges beibringen bis er älter ist und weitere Wege selbständig zurück legen kann.

    Wenn er wirklich Bock drauf hat, wird er sich da schon durchbeißen und auch Erfolge erzielen.


    Dass er sich mit Klick nicht gut konzentrieren kann, glaube ich gerne. Wenn er ein Friemler und sehr akribisch ist, gibt’s da immer wieder Stellen in einem Song, wo man ein paar Sekunden länger braucht. Noch mal gucken, noch mal probieren….und dieses doofe Metronom hetzt einen!

    Aber aus gleichem Grund wird er es vielleicht eines Tages als Kumpel betrachten. Ich spiele inzwischen lieber zum Klick als zum Playalong :P

    "Ambition is a dream with a V8 engine" - Elvis Presley

    2 Mal editiert, zuletzt von Drum Bee ()

  • Das Spielen macht ihm viel Spaß. Das erste Jahr hat er allein geübt mit dem "Ich werde Schlagzeuger" Buch, da es keinen Platz in der Musikschule mehr gab. Im Herbst hat er dann den Musikschulplatz bekommen. Er meint, er lernt da gar nichts und Spaß macht es auch nicht. Der Junge nimmt alles sehr genau und übt deshalb ziemlich langsam. Er kann nicht mit Metronom oder Klick üben, das stört seine Konzentration. Es macht ihm auch keinen Spaß, zu den Übungsstücken auf CD mitzuspielen. entweder übt er Grooves und Rudiments nach den Noten im Buch oder spielt einfach so zu Musik mit, die ihm gefällt (AC/DC). Der Musiklehrer hat ihm schon vor Ostern mitgeteilt, dass er überhaupt kein Talent hat und nur den Musikschulplatz blockiert, den ein talentierteres Kind gern hätte. Nun ist es aber so, dass die Verträge mit der Musikschule immer über ein Schuljahr laufen und man sie nur vorher auflösen kann, wenn man wegzieht oder sehr krank wird. Bis zum Schuljahresende müssen sich Lehrer und Schüler also noch ertragen. Der Vater sieht nämlich nicht ein, dass der Lehrer zweimal verdient, an seinem Kind , das nicht mehr hingeht, und an einem neuen. Aber was soll danach werden? Kind einfach mit einem Buch weiterspielen lassen? Einen anderen Lehrer gibt es nicht, ist eine Kleinstadt in Sachsen-Anhalt.

    Spaß an etwas haben ist schon mal gut. Das Wort Talent mag ich nicht so gerne, weil es nur einen sehr kleinen Bereich betrifft der wichtig ist.

    Oft sagt man schnell, wenn jemand gut spielen kann, dass derjenige Talent hat. Das stimmt nur zum Teil, weil man sich den ganzen Verlauf anscheuen muss.

    Ein Dave Weckl ist der hammer. Talent? Vielleicht. Möglicherweise hat ein Fehlen an Talent mit viel Fleiß und Leidenschaft wett gemacht.


    Er spielt gerne nach Noten? Hat er sich das selber beigebracht bzw. kann er selbständig damit arbeiten? Auch da kann seine Stärke liegen. Jeder hat da so seine Vorlieben. Ich spiele auch viel lieber Rudiments und jongliere damit rum. Oder spiele Dinge, die mir einfallen oder über den Weg laufen.

    Ein Musikstück begleiten? Will es mal so sagen-ich kann mit daddeln.

    Mit dem Metronom habe ich noch 30 Jahren immer noch Probleme-ich mag das Teil auch nicht ;) Also kein Argument die Sticks an den Nagel zu hängen oder da gar ein fehlen an Talent zu erkennen. Nicht jeder läuft nach einem festen Muster oder Plan.


    Jetzt etwas kurz zu dem Alter.

    Mit 9 Jahren steckt man noch im frühen Schulkind-Alter-koordinative Fähigkeiten sollten gefördert werden-nennt sich auch das "Goldene Lernalter"

    Auch die Rhythmus-Fähigkeiten entwickeln sich. Da ist noch alles im Aufbau-damit muss man sich mit beschäftigt haben. Einiges läuft wie von alleine einiges muss man sich erarbeiten.

    Talent bedeutet nicht, dass man schon etwas kann. Beispielsweise kann es schon bedeuten, dass man etwas erkennt, wenn sich ein Junge oder Mädchen auf den Hocker setzt und die Sticks in die Hand nimmt, dass da was sein kann.

    Zumal man mit 9 Jahren noch gar nichts festmachen kann wohin die Reise geht. Menschen entwickelt sich unterschiedlich schnell und gerade in dem Alter sind große Unterschiede erkennbar.


    Es gibt da so eine Satz: "Je umfangreicher, stabiler und abwechslungsreicher die Bewegungserfahrungen aus den ersten Jahren der Schulzeit sind, umso höher ist die Bewegungssicherheit im Erwachsenenalter.“


    Du beschreibst jetzt nur was er so am Schlagzeug spielen kann und das er sehr langsam lernt. Wie sieht es mit den Dingen darüber hinaus aus?

    Schlagzeug ist ein sehr bewegungsintensives Instrument, da spielen auch andere Faktoren eine Rolle.

    Beherzigt bitte den Satz, der ist so einfach wie er auch wichtig ist. Der Junge hat Spaß und setzt sich von ganz alleine ans Schlagzeug-was will man mehr. Fördern-ihm das Gefühl geben, dass man voll dahinter steht. Und da sind wir bei dem Lehrer-schade, dass er dagegen steuert.

    Ich bewerte seine Haltung jetzt nicht, weil ich die Hintergründe nicht kenne. Was nicht bedeutet, dass ich seinen Standpunkt gutheiße und sowas von einem Lehrer erwarte.


    In dem Alter sollte man alle Register ziehen, die man ziehen kann. Kommt man in die Pubertät, dann resetet sich der Körper quasi neu. Kann auch bedeuten, dass er kein Bock mehr aufs Schlagzeug hat. Bedeute auch, dass jemand in jungen Jahren kein Schlagzeug gespielt hat, dann aber im Jugend- oder Erwachsenenalter ein guter Schlagzeuger werden kann. Man kann alles lernen.

    Daher nimmt ihm bitte nicht die Freude an etwas was ihm wichtig ist und Spaß macht. Es sind auch Erfahrungen, die er jetzt sammeln kann, was ihm bei anderen Dingen helfen kann. Macht er Sport, dann kann ihm seine jetzige Einstellung-etwas mit Leidenschaft zu tun-voran bringen. Alles geht Hand in Hand. Blockiert man dies, dann wirkt sich das auch auf andere Dinge aus.

    Einmal editiert, zuletzt von Lexikon75 ()

  • Ja ja - das lustige Wörtchen "Talent" ... ich versuch's mal etwas differenzierter zu betrachten:


    Ein Instrument zu lernen macht prinzipiell Arbeit. Und ohne ein paar Voraussetzungen geht's nicht. Zumindest fürs Schlagzeug ein gewisses Rhythmusgefühl. Und auch ein gewisses Maß an Sensibilität. Weiterhin bin ich auch der Meinung, dass tatsächlich die intrinsische Motivation eine große Rolle spielt. Zu viel Druck und "Brechstange" von außen kann auch was kaputt machen. Aber wenn da eine/r Bock drauf hat, dann setzt die oder derjenige sich auch hin und macht was.

    Ich versuche jedenfalls genau das irgendwie ein bisschen rauszukitzeln. Schon auch mit ein bisschen Druck und Hausaufgaben. Aber insgesamt relativ locker.


    "Talent" würde ich eigentlich mit Sensibilität bzw. einfach neuronalem "Zugang" und auch bestimmten weiteren Persönlichkeitseigenschaften übersetzen.


    Ein denkbares Szenario für dieses Thema hier ist für mich übrigens, dass der Lehrer einen recht starren und festgefahrenen Stiefel fährt und der Sprössling da einfach nicht reinpasst. Zu eigensinnig. Zu "viel" Persönlichkeit. Was wiederrum exakt das Gegenteil davon wäre, wie der Lehrer es darstellt. Vielleicht liegt das Problem also eher bei ihm als beim Schüler.

  • Tja,

    also 1. hätte ich so einen Vertrag, aus dem man nicht so leicht rauskommt bzw erst nach einem Jahr (!) garnicht unterschrieben. Das hat ja irgendwie schon was von einem Mobilfunkanbieter.


    Vielleicht mal einen besseren Lehrer probieren der mehr auf die Bedürfnisse des Kindes eingeht und nicht stumpf nach "Lehrplan" das Kind durchackern will.


    Falls tatsächlich dann immer noch kein Talent da ist: Unterricht kündigen und es einfach beim Spaß belassen. Vielleicht wird ja zu einem späteren Zeitpunkt dann nochmal was "ernsteres" daraus.


    Edit... Probierstunden zum gegenseitigen Beschnuppern von Lehrer und Schüler sind ja auch immer ganz gut. Im Idealfall mehr als eine.

  • Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und sage: Der Lehrer ist Kacke und hat seine Aufgabe nicht verstanden.


    Erste Voraussetzung für jedes Instrument - man muss es wollen und Spaß daran haben. Hat der Junge! Also ja nichts anderes machen und lieber weiter machen und wenn doch irgendwie möglich (ggf. online) einen Lehrer suchen der auf die Bedürfnisse des Jungen eingeht und Ihm den richtigen Weg (zugeschnitten für den Jungen) bereitet. das ist seine Aufgabe!


    Vielleicht auch nicht nur nach Musikschulen scheuen, sondern ggf. mal private Trommler in der Umgebung anfragen. es muss ja auch nicht wöchentlich sein. Vielleicht hat ja jemand Lust und Zeit.


    Darf man Fragen wo in Sachsen-Anhalt?


    Grüße Berri

  • also 1. hätte ich so einen Vertrag, aus dem man nicht so leicht rauskommt bzw erst nach einem Jahr (!) garnicht unterschrieben. Das hat ja irgendwie schon was von einem Mobilfunkanbieter.

    Bei Musikschulen nicht unüblich, denn man will und muss ja selbst längerfristig planen (Stundenpläne, Raumbelegung, Finanzen sowieso). Als freier Instrumentallehrer ohne extra Unterrichtsräume kann und sollte man das gerne flexibler handhaben.

  • Hallo,


    ganz grundsätzlich zu den Eingangsfragen:


    "Kann wirklich jeder Schlagzeugspielen lernen?" - Grundsätzlich ja.


    "Wenn nicht, woran liegt es?" - Das kann sehr verschieden sein.


    "Wer sollte es lieber sein lassen?" - Wer nicht will oder keine Freude dabei empfindet.


    "Soll man ein Kind, das am Schlagzeugspielen Spaß hat, auch ohne Talent weitertrommeln lassen?" - Ja.

    Was soll denn dagegen sprechen? Wenn ich unter der Dusche singe, nehme ich dafür auch keinen Belcanto-Unterricht.


    Aber: das Wort "Talent" finde ich in der Laiensphäre komplett überbewertet und überall oft falsch verstanden. Viele Leute, denen man "Talent" zuspricht, haben Vorkenntnisse (haben also (evtl. heimlich) geübt). "Talentfreie" Leute können das ändern, wenn sie wirklich wollen oder aber konsequent sagen, dass es ihnen zu blöd ist, den ganzen Tag wie ein Depp mit Besenstielen auf Plastikfolien einzuschlagen.


    "Wenn nicht, welches andere Musikinstrument sollte man vorschlagen oder lieber gleich ein anderes Hobby?" - Das, was Freude macht, kann alles Mögliche sein. Einfach ausprobieren, wenn es nichts ist, halt das nächste.




    Zu den weiteren Ausführungen:


    "Er meint, er lernt da gar nichts und Spaß macht es auch nicht."

    Dass mann im Unterricht wirklich gar nichts lernt, finde ich etwas merkwürdig.

    Dass es keinen Spaß macht würde mich zu der Frage reizen, warum.


    "Er kann nicht mit Metronon oder Klick üben, das stört seine Konzentration."

    Daran könnte man arbeiten, wenn man will. Wenn man nur so vor sich daddeln will, mag es egal sein.

    Wenn man das Ziel hat, das zu tun, was man als Schlagzeuger üblicherweise tut, nämlich mit anderen zu spielen, dann sollte man unbedingt das Thema Metronom ernst nehmen, schon allein deshalb, dass man später merkt, wenn andere, die nichts können, sich damit herausreden wollen, man (der Schlagzeuger) wäre es, der es nicht kann.


    "Der Musiklehrer hat ihm schon vor Ostern mitgeteilt, daß er überhaupt kein Talent hat und nur den Musikschulplatz blockiert, den ein talentierteres Kind gern hätte."

    Das ist eine harte Aussage, wo es mich auch reizt zu fragen, was damit konkret gemeint sein soll.



    Ganz grundsätzlich davon weg:

    Erste Frage: was ist das Ziel?

    Ich wollte anfangs in einer Band spielen und ab und an mal einen Auftritt haben.


    Zweite Frage: wie kann ich das erreichen?

    Wenn man zu dem Ergebnis kommt, dass Unterricht nötig oder wenigstens hilfreich ist, dann sollte man nicht vergessen, dass es nicht umsonst die freie Arztwahl gibt. Nicht mit jedem kommt jeder klar. Wenn es nicht passt, passt es halt nicht und dann gibt es die Kündigung. Hier ist die Diskussion diesbezüglich ja nicht wirklich relevant, da der Vertrag ohnehin in gut einem Monat ausläuft.


    Die Situation mit den unterschiedlichen Meinungen der Eltern ist nicht optimal, sollte aber auf Dauer kein Hindernis sein.

    Wenn die Mutter gerne etwas Anständiges mag, kann sie ja selbst gerne Kla4, Jaulholz oder vielleicht gar Marimba, Glockenspiel oder Vibraphon lernen.


    Zitat

    Als möglicher gelegentlicher Lehrer fällt mir nur der ursprüngliche Schlagzeugbesitzer ein.

    Das wäre mein nächster Versuch.

    Punk hin oder her, heutzutage ist das ja auch Musik und australischer old school Hard Rock ist keine Zauberkunst - aber hartes Handwerk.


    Grüße

    Jürgen

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