Stick Control (Buch)

  • Mein Weg zu meinem derzeitigen spielerischen Level war bis vor zwei Jahren ja eher unüblich, hauptsächlich autodidaktisch und ohne Noten. Auch um es jetzt zur Professionalität zu bringen, beschäftige ich mich seit 2 Jahren immer mehr mit Grundlagen und habe mir auch mal ein Practice-Pad besorgt. Bspw. hatte ich mir mal die 40 Rudiments drauf geschafft und mich mehr mit Noten beschäftigt. Zusammenhängend mit meiner gerade beginnenden unterrichtenden Tätigkeit gehe ich nun natürlich auch ein paar Bücher durch (mehr oder weniger theoretisch oder praktisch).


    Das oben erwähnte "Stick Control" nutze ich dabei gerade für mich persönlich. Nachdem ich die ersten einfacheren Seiten nacheinander auf dem Pad durchgespielt hatte, habe ich erstmal in die schwierigeren Sachen im hinteren Bereich reingeschaut und ein paar davon geübt. Ist ja mitunter schon recht schwieriger Stuff. Da dachte ich mir dann so "ok, das Buch spielst' jetzt einfach mal komplett durch". Also stückweise über ein paar Monate mit Pad und Metronom. Tempo an's jeweilige Thema angepasst (Flams bspw. deutlich langsamer als 3/8 Combinations).

    Bin jetzt beim letzten Viertel der Flam Beats (knapp 200 Übungen nur mit Flams) angekommen ...


    Mich würde nun einfach mal interessieren wie eure Erfahrungen mit dem Buch sind (ist ja ein Klassiker und schon fast 90 Jahre alt) und was es euch gebracht hat. Und auch, inwieweit man das ins Unterrichten einbeziehen kann / sollte und welche Übungen in welchem Stadium passen. Ich beginne bei Anfängern zwar gleich mit dem gesamten Drumset bzw. Snare, Bassdrum und Hi-Hat, will aber schon auf Technik achten und ein paar "Pflichtübungen" auf der Snare bzw. auf dem Pad einbauen. Ganz individuell natürlich.

  • Moin! Tatsächlich hab ich das Buch auch mal systematisch und wie vorgegeben durchgearbeitet (jede Übung mindestens 20 Mal durchgespielt, alle Übungen von vorne bis hinten). Dafür habe ich knapp vier Monate gebraucht, meine ich. Die ersten drei, vier Seiten habe ich davor schon jahrelang immer mal wieder geübt.

    Ich hab natürlich nicht nur Stick Control geübt (dann wird's irgendwann dröge), aber es in meine Überoutine übernommen, jeden Tag eine halbe Seite zu machen. Das entspricht, spielt man eben jede Übung 20 Mal durch, je nach Tempo pro Spalte etwa einer halben Stunde.


    Nach ein paar Wochen konnte ich auf alle Fälle feststellen, dass meine Hände wesentlich lockerer sind und an sich hast du natürlich den Benefit dadurch, dass du grundsätzlich Repertoire in Form neuer Rhythmen aufbaust. Flams und Pressrolls hab ich zum Beispiel vorher nie wirklich gemacht. Nach ner Doppelseite hat man auf alle Fälle ein gutes Gefühl für den Inhalt.

    Was den Unterricht betrifft, kannst du allein aus den ersten beiden Seiten (nur die Stickings in Achteln) Material für Jahre ziehen, wenn du einen durchschnittlich motivierten Schüler hast. Was du da rausholen kannst, ist ja wirklich ein Fass ohne Boden. Ich gehe pro Stunde als Warm-Up meistens eine Übung durch, und die dann in verschiedenen Variationen ( RH/LH, RF/LF, RH/LF, LH/RF), das reicht dann meistens auch schon. Je nach Könnensstand kann man darüber noch ne Begleitung in Ganzen, Halben, Vierteln oder Achteln spielen.

    Beispiel: RH/LH spielen die Übung, LF (also getretene Hihat) begleitet Viertel.

  • Stick Control ist m.E. ein Must have.

    Für mich ist insbesondere die Möglichkeit der Interpretation, also nicht das sture Sticking-Üben, sehr wertvoll.

    R und L auf verschiedene Instrumente/Gliedmaßen verteilen…im Swing/Latin/Funky - da kannste das ein oder andere Jahr mit verbringen 🙈

  • Die Stick Control habe ich ziemlich gewissenhaft und komplett (Wiederholungen, Tempi, Lautstärken) durchgespielt. Eigentlich sollte es das Buch fürs Leben sein, welches man nie endgültig zuschlägt, aber mittlerweile bewerte ich die meisten Rudiments als für mich für irrelevant. Es ist schwer zu sagen, was Stick Control mir gebracht hat. Vielleicht kriege ich manches jetzt nur hin, weil ich diese und andere Übungen (Agostini) gemacht habe, aber ich glaube, meine bescheidenen technischen Ziele hätte ich anders schneller und musikalisch wertvoller erreichen können. Einzelschlag-Alternativen, Betonungen und Verzierungen sind sicher auch ohne Stone und PAS erlernbar - und vieles braucht man im Leben nicht. Das soll aber die Meinung derer, die in Stick Control und PAS-Rudiments die Bibel sehen, nicht verunglimpfen.

    M.

  • Interessant ist, dass das Heft ja oft zu polarisieren scheint (auch hier). Für viele eine unverzichtbare musthave Bibel, für andere wenig sinnvolle Tortur bzw. Zeitverschwendung. Ich liege irgendwo dazwischen, hatte es auch mal, bin aber nie richtig damit warm geworden. Lag aber sicher auch an fehlender Kreativität bzw. sinnvollen Anwendungsideen meinerseits.


    Insoweit wären hier doch mal weitere Tipps gut, wie ihr den Kram interpretiert, was ihr (konkret) damit macht. Von Alan Dawson gibt´s sowas auch und irgendwo gilbt das vor sich hin ... wenn ich´s finde, liefere ich nach.

  • Habe mir das Buch jetzt auch mal auf meine Wunschliste geschrieben.


    Ich kenne den Inhalt nicht wirklich, nur einige Screenshots davon. Die erinnern mich sehr an das, was ich früher mit meinem Lehrer ungefähr die Hälfte jeder Unterrichtsstunde gemacht habe, aber halt aus der damaligen Schule und nicht Stick Control.

    Wir haben das zu 99% immer ohne Metronom und im moderaten Übetempo gemacht, in welchem man eigentlich genug Zeit hat, sich die Schlagfolgen im Kopf zurechtzulegen und noch nicht unbedingt Muscle Memory braucht. Aber wer weiß, ob mir nicht auch das schon einiges gebracht hat.

    Ich glaube schon, dass alle erdenklichen Kombinationen in ausnotierter Form eine echte Hilfe sind, sich regelmäßig eine feste Zeit damit zu beschäftigen, sodass man nicht Tag für Tag aus Gewohnheit dasselbe spielt.

    Beim täglichen Gebrauch bin ich zur Hälfte bei martinelli:

    Einzelschlag-Alternativen, Betonungen und Verzierungen sind sicher auch ohne Stone und PAS erlernbar - und vieles braucht man im Leben nicht.

    Also wenn ich was bestimmtes spielen möchte (entweder nachspielen oder was ich im Ohr habe), dann überlege ich mir, welcher Handsatz dafür am besten ist und übe das dann.


    Aber es kann auf der anderen Seite auch den kreativen Prozess befördern, wenn man sich z. B. ein bestimmtes Sticking/Grouping zugrunde legt und damit soliert/komponiert.


    Wo ich mir nicht ganz sicher bin: Wie lange muss man eine bestimmte Übung im passenden Tempo durchexerziert haben, wenn sie 10 Jahre später vielleicht genau so in einem Stück zur Anwendung kommt und man sie seitdem nicht mehr gespielt hat, ohne dann üben zu müssen?

    Four on the floor sind zwei zu viel.


    SONOR Vintage Series: 20", 22" BD; 14" Snare-Drum; 10", 12" TT; 14", 16" FT

    PAISTE 2002, 2002 Big Beat, 602 Modern Essentials, PstX

    Next Gigs: 16.03. Heimathafen Lörrach und 10.05. Marktplatz Emmendingen mit >> Blackwood Mary

    >> Mein Vorstellungsthread

  • Also ich persönlich bin weit davon entfernt, das Buch als "Bibel" zu bezeichnen. Der Begriff kommt lustigerweise ja in der Regel nur von Leuten, die mit dem Buch nicht so viel anfangen können ^^

    Tatsächlich ist es halt eines(!) von einigen Büchern, die man als "essentiell" betrachten könnte, wenn man denn eben nach Büchern lernen möchte. Dass es auch ohne geht, steht natürlich ausser Frage. Der Punkt ist halt, dass du hier systematisch alle erdenklichen Kombinationen aus Schlägen und Rhythmen drin hast. Ist dann halt quasi wie Vokabeln lernen.

    Chuck Boom wie oben geschrieben gibt es eigentlich unendlich viele Anwendungsmöglichkeiten. Mal nur für die ersten Seiten, auf denen es rein um die Stickings bei gleichbleibenden Achteln geht bezogen:
    - spielen wie geschrieben (RH/LH)
    - Begleitung dazu spielen (z.B. RF/LF bzw. RF+LF abwechselnd auf verschiedenen Zählzeiten)
    - andere Aufteilung (z.B. RF/LF, RF/LH)
    - entsprechend die Begleitung anpassen (RF/LF spielen die Übung, RH begleitet verschiedene Zählzeiten z.B. auf dem Ride)
    - bei einer Aufteilung zwischen RF (normalerweise Bass) und LH (Snare) kann man auch einen Beat draus machen, wenn die rechte Hand Hihat spielt.

    Das wären alleine grundlegende Koordinationsübungen, wie ich sie immer mal wieder durchgehe.

    Ansonsten kannst du natürlich schauen, ob du ein Sticking als Fill-In verwenden kannst. Z.B. die Paradiddle-Variationen auf Seite 1 (RLRR LRLL, RLLR LRRL etc.). Alternativ kannst du mit einem Sticking auch einfach mal solieren, bzw. über das gesamte Set improvisieren, wenn du das Sticking im Kopf hast, auch gerne mit Dynamik.

    Man kann auch mit Dynamik arbeiten (z.B. LH immer leise, RH immer laut, oder umgekehrt).

    Ist halt alles eine Frage der Geduld und Zeit, die man da reinstecken will. Meine persönliche Erfahrung ist jedenfalls, dass man, indem man die selben Übungen immer etwas in der Anwendung rotiert, nicht so schnell davon gelangweilt ist. Alternativ kann man sich, wenn man Bock drauf hat, einfach mal vornehmen, das Buch durchzuspielen - das allein dauert wie gesagt sicher ein paar Monate und alle paar Tage gibt's dann eben ein neues Thema (erst Stickings, dann unterschiedliche Subdivisionen, dann Flams, später noch ungerader Kram...)

  • Gibt Struktur von,Singles,Doubles,Flams,..Close Roll, ach das nicht.Kann man sich auch selber zusammen stricken wenn man sich der drei,vier Dinge bewusst ist.


    😌ja ist ein gutes Buch.

    Einmal editiert, zuletzt von dideldidel ()

  • Danke für die Antworten!


    Für mich stellt das jetzt tatsächlich eher einen Pflichtteil dar, den ich abhaken und in mein Reportoire aufnehmen kann. Nach meinem bisherigen Eindruck ist es vor allem eins -> es wird seinem Namen gerecht. Die Übungen sind m.E. vor allem der Stickkontrolle und dem Training der schwächeren Hand zuträglich.


    Tatsächlich habe ich derlei bisher nicht für meinen Selbstausdruck am Drumset gebraucht. Bin gerade erstmal so weit, bspw. das "Swiss Army Triplet" für mich sinnvoll in meine Performances einzubauen - und das auch nur mit Solocharakter.

    Mein nächstes "drums only" Video wird ein 7/4 mit Triolen sein und ich gehe dabei so vor, wie bisher an vielen Stellen: ich höre auf mein Gefühl und bekomme Ideen, wie ich mich selbst am Drumset ausdrücke. Heraus kommen dabei z.B. Sachen wie Triolen innerhalb von 2 Noten einer Triole. Werde ich dann noch demonstrieren.


    So far ...

  • Ich melde mich noch mal hier, weil mein letzter Beitrag evtl. etwas missverständlich gewesen sein könnte.


    Seit ein paar Tagen mach ich mit den Übungen weiter und werde das Buch selbst wie vorgeschrieben weiter durchspielen. Erstmal nur mit den Händen auf dem Pad, auf Klick mit jeweils für mich passendem Tempo und jede Übung 20x im Loop.


    Von der ersten Seite habe ich ein paar Sachen auch schon mit Schülern gemacht und werde damit definitiv im Unterricht arbeiten.


    Die Möglichkeiten sind vor allem mit Einbeziehung der Füße (egal ob als Begleitung oder Füße statt Hände) natürlich mannigfaltig. Thomas Lang hat damit ja z.B. seine Fußtechnik verbessert.

    Ich bin insofern gespannt, wie ich das noch weiter für mich selbst und fürs Unterrichten nutzen kann.


    Mir ist das Buch jedenfalls grundsätzlich sympathisch :thumbup:

  • Ich bin nun fast durch mit dem Buch (aktuell auf der vorletzten Seite). Habe das mit Metronom und jeweils 20 Wiederholungen im Loop weiter so auf dem Pad durchgearbeitet. Tempo immer in meiner jeweiligen Wohlfühlzone.


    Nun werde ich mich mal mit Wilcoxon beschäftigen. Werde mir aber gleich noch ein anderes Buch mit Snare-Übungen besorgen, das evtl. besser für Schüler geeignet ist. Wenn ich das richtig verstanden habe ist es gerade für niedrigere Spielniveaus besser, sich an relativ starre Handsätze zu halten mit RL bei Achtel- und Sechzehntelübungen. Ansonsten habe ich noch "Modern Drumming 1" da.


    Ich "hospitiere" nächste Woche noch mal bei einer privaten Musikschule in Erfurt, bevor ich da selber anfange zu Unterrichten.

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