Tagesschau zum Sterben der Musikgeschäfte

  • Als mein Bruder 15/16 war, was mittlerweile um die 20 Jahre her ist, ging er mal mit seinen ersparten 400€ in ein hiesiges Musikgeschäft, das es heute nicht mehr gibt. Ohne dass der Verkäufer wusste, dass er das Geld in der Tasche hatte, schaute er sich einige Gitarren an, die an der Wand hingen. Mit einem Exemplar durfte er dann in die Booth. Nach 10 Minuten wurde der Verkäufer langsam ungeduldig und fragte schon nicht mehr ganz höflich, ob er noch länger brauche. Mein Bruder wollte dann gerne noch mal eine andere Gitarre ausprobieren. Das war zu viel. Dem Verkäufer platzte der Kragen: "Ihr jungen Pisser kommt hier nach der Schule her zum Gitarre schrammeln und ich hab die Arbeit damit...und kaufen tut ihr ja eh alles beim Thomann."

    Daraufhin ging er tatsächlich nach Hause und bestellte sich eine Gitarre bei Thomann.

    Derselbe Verkäufer sagte auch mal zu mir, ich könne gerne ein Splash mitnehmen, das geht ja immer. War dann sichtlich angepisst, dass ich ne halbe Stunde durch seine Ausstellung gelaufen bin und am Ende nichts gekauft habe.

    Das habe ich fast 1:1 in einem mittlerweile ehemaligen Drumgeschäft in Bonn Vilich erlebt ;) Das Ableben dieses Ladens wurde seinerzeit durch den Eigentümer auch hier im Forum hochemotional bejammert, wobei sich das Verständnis in Grenzen hielt. Da wundert mich dann auch nichts mehr

    War das im Drumstudio Bonn, oder wie das hhieß. Da war ich zwei Mal, bin super nett betreut worden.

    667 - The Neighbour Of The Beast!!

  • Von folgenden Firmen wird der kleine Händler hier z.B. nicht mehr beliefert [...]

    Aber Dein Gedanke ist super-wichtig, weil viele Endkunden nicht ganz überschauen können, wie schwierig die Bevorratung in kleinen Stückzahlen sein kann, bzw. das genau das! diverse namhafte Firmen nicht zulassen. Mitunter sogar explizitit und kategorisch nicht zulassen. Ob man dies dann "Mindestabnahmemenge" im (Halb)Jahr oder sonstwie verklausiert benennt, ist zweitrangig. Es ist zuweilen ein Knebel der heftig zupreßt. Bzw. in der Konsequenz: man ist/wird garkein Händler für Produkte jener Firma.

    Das ist dann wohl auch der Grund, dass kleine lokale Händler gar nicht "alles da haben" an Marken und Produkten. Manche drehen den Spieß aber um und bewerben sich selbst als "offizielle Partner/Händler für diese und jene Marke".

    Man hört dann auch mal, "das ist doch eh alles das gleiche, steht nur ein anderer Name drauf" oder "Becken kann man auch mischen" (ist richtig, möchte ich aber nicht 8o ).

    Aber die Großen haben ja auch ihre "exklusiven" Hausmarken. ;)

    Four on the floor sind zwei zu viel.

    SONOR Vintage Series: 20", 22" BD; 14" Snare-Drum; 10", 12", 13" TT; 14", 16" FT

    PAISTE 2002, 2002 Big Beat, 602 Modern Essentials, PstX

    Next Gigs: 17.05.25 Mehlsack Emmendingen, 19.09.25 Haferkasten Kenzingen, 29.11.25 Heimathafen Lörrach mit >> Blackwood Mary

    >> Mein Vorstellungsthread

  • Ich muss ehrlich sagen, dass auch bei mir natürlich nur der Preis der Grund ist warum ich nichts in Musikgeschäften kaufe.

    Mein Hauptgrund ist, dass ich einfach keinen Bedarf habe. Nach 40 Jahren habe ich so viel Material angesammelt, dass jedes Teil mehr eins zu viel ist. Für Felle hab ich ein Endorsement und meine Besen kriege im Laden sowieso nicht - womit wir beim zweiten Grund wären: das, was ich tatsächlich brauche, kriege ich dort meistens nicht. In ganz Norddeutschland gibt es eigentlich nur noch MP und das ist mir zu viel Fahrerei für ein paar Verschleißteile.

    ABER, keine Regel ohne Ausnahmen. Wenn ich mal ganz gegen meine Gewohnheit ein neues Becken kaufen möchte, dann fahre ich tatsächlich gerne zu MP, weil die wirklich viel Auswahl und eine Testkabine haben (oder hatten???, war lange nicht mehr da). Und dann ist mir der Preis auch egal, Becken halten bei mir idR ein Leben lang.

  • Ja, beim Rudi war ich auch schon 2x mit Workshops. Ein toller Laden, schön, dass es den noch gibt.

    Der Rudi hat den Laden nicht mehr, der trommelt nur noch ;)
    Aber Jonas und Kollegen machen da nach wie vor einen super Job, der Drumladen ist meiner persönlichen Meinung nach immer noch eine Top-Adresse.

    fka BigSize

  • Wenn ich mal ganz gegen meine Gewohnheit ein neues Becken kaufen möchte,

    Und dann ist mir der Preis auch egal, Becken halten bei mir idR ein Leben lang.

    Da beißt sich die Katze doch in den Schwanz:

    Mein Hauptgrund ist, dass ich einfach keinen Bedarf habe.

    ^^


    Aber im Grunde ist es bei mir auch so:

    Ich habe meine 3 "neuen" Sets alle im "Fachhandel" gekauft, 2 direkt vor Ort im o. g. Drumhouse, eines in der Pfalz, zwar mit Versand, aber vom Musikhaus. Sogar mit dem Verein sind wir damals zum Local Dealer gefahren.

    Ich fühle da aktuell nach 3 "Hauptsets" in 18 Jahren aber kein Bedürfnis.

    Würde ich jemals wieder ein neues (also nicht gebraucht/von privat) Drumset kaufen, dann zu 99% auch im Fachhandel. Für mich ist irgendwie klar: Musikinstrumente kauft man nicht bei Amazon! Thomann, MP, Music Store sind für mich Musikgeschäfte mit online-Anbindung. Aber Zildjan auf Amazon fühlt sich für mich einfach nicht echt an. Bereits bei Gear4Music läuft mir ein Schauer über den Rücken. Geht euch das auch so?

    Für große Neuanschaffungen einfach nur der lokale Fachhandel, aber eben nicht unter 5 Jahren ein neues Set!

    Four on the floor sind zwei zu viel.

    SONOR Vintage Series: 20", 22" BD; 14" Snare-Drum; 10", 12", 13" TT; 14", 16" FT

    PAISTE 2002, 2002 Big Beat, 602 Modern Essentials, PstX

    Next Gigs: 17.05.25 Mehlsack Emmendingen, 19.09.25 Haferkasten Kenzingen, 29.11.25 Heimathafen Lörrach mit >> Blackwood Mary

    >> Mein Vorstellungsthread

    Einmal editiert, zuletzt von MoM Jovi ()

  • Wenn ich mal ganz gegen meine Gewohnheit ein neues Becken kaufen möchte,

    Und dann ist mir der Preis auch egal, Becken halten bei mir idR ein Leben lang.

    Da beißt sich die Katze doch in den Schwanz:

    Mein Hauptgrund ist, dass ich einfach keinen Bedarf habe.

    ^^

    Das letzte mal habe ich 2003 auf diese Weise ein neues Becken gekauft. Seither hatte ich tatsächlich keinen Bedarf, nur eine Gelegenheit in diesem Frühjahr, als ich auf der Europe Drum Show eine neue Hihat kaufen konnte. Wirklich gebraucht habe ich die aber nicht.

  • Aber Zildjan auf Amazon fühlt sich für mich einfach nicht echt an.

    Das geht mir zu 100% auch so. Musikartikel kaufe ich (bis auf vielleicht wenige Kabel) immer bei einem Musikfachhandel. Ich hätte auf z.B. Amazon auch immer Angst, dass ich da in irgendeiner Weise betrogen werde.

    Speed ist alles!

  • trifft auch manchmal die grösseren in österreich....

    Hab erst kürzlich angefangen, auch dort hie und da mal einzukaufen. Einfach, weil ich nicht alles dem Thomann überlassen will (in der vielleicht naiven Hoffnung, dass er doch nicht früher oder später alle anderen verdrängt) und man dort auch gar nicht immer den günstigsten Preis findet.


    Irgendwie schon krass, wie umkämpft der Musikhandel ist und wie wenig die Leute auf einen Laden vor Ort geben. Hat mich schon beim Just Music in Berlin gewundert, wie ein Musikladen pleite gehen kann in einer Stadt (mitten in der Stadt sogar direkt an ner U-Bahnstation), in der dir jeder Zweite erzählt, dass er Musiker ist. Und in Wien müssten doch auch viele viele Musiker sein.

    Aber es ist wohl halt einfach zu bequem, online zu bestellen.


    Aber Zildjan auf Amazon fühlt sich für mich einfach nicht echt an.

    Das geht mir zu 100% auch so. Musikartikel kaufe ich (bis auf vielleicht wenige Kabel) immer bei einem Musikfachhandel. Ich hätte auf z.B. Amazon auch immer Angst, dass ich da in irgendeiner Weise betrogen werde.

    Bin da vielleicht etwas oldschool, aber Amazon versuche ich ohnehin zu meiden. Das klappt auch erfolgreich, wenn man mal von ein paar digitalen Büchern absieht, weil ich eben mal so einen Kindle geschenkt bekommen hab.


    Hab heute zur Abwechslung mal wieder in der nachbarlichen Kleinstadt beim lokalen Musikhändler neue Felle gekauft. Den Händler gibt's noch, weil der auf Blasinstrumente spezialisiert ist - die machen da ganz viel Wartungen für allemöglichen Vereine und ich glaub die stellen sogar selber her. Die Drumabteilung ist dementsprechend klein. Die Fellauswahl hab ich durchaus gewöhnungsbedürftig gefunden. Hab dann das scheinbar einzige 13" Emperor clear gefunden und ein 10" Diplomat bestellt. Das eine kommt zu mir nach Hause geliefert und das andere hab ich für knapp 4€ unterm Thomannpreis mitgenommen.

    Das Musikhaus hat so ein klein wenig den Ruf, dass sie eh nich da haben, was man grade braucht. Das finde ich zwar oft ärgerlich, aber durchaus verständlich. Man kann in einem kleinen Laden einfach nicht die Vielfalt lagernd haben, welche die Leute seit dem Internetzeitalter gerne haben.

    Mein Fazit aber: Um Sachen auszuprobieren, muss ich da nicht hingehen. Wenn ich aber weiß was ich will, kann ich das durchaus auch dort bestellen. Remo oder Evans Felle, Vic Firth Sticks, Kabel oder sonstigen alltäglichen Musikerbedarf bekomm ich bei denen auch, es wird auch nicht viel länger dauern (wenn überhaupt) als beim Thomann und auch wenn mein Beitrag nur klein ist... vielleicht helfe ich doch ein bisschen mit einen lokalen Handel zu erhalten. Sollte ich dann irgendwann blöderweise mal kurz vorm Gig draufkommen, dass ich irgendwie keine Sticks mehr hab, kann ich dort schnell vorbeifahren und muss den Gig nicht absagen, weil die Sticklieferung vom Onlinehändler ein paar Tage dauert ;)

  • Von folgenden Firmen wird der kleine Händler hier z.B. nicht mehr beliefert: Martin Gitarren (Jahrzehnte Kunde, immer 10-20 Stück im Laden hängen, öfter den Firmenchef getroffen...), Hartke, Behringer, Mackie, Roland, Allen & Heath. Das sind die von denen ich weiß, sind wahrscheinlich einige mehr.

    Jetzt gibt es ja nicht nur "ganz kleine" und "ganz große" Händler. Ich habe im letzten Jahr etwas bei WayOfMusic bestellt. Ein in Niederzissen (RP) ansässiger Musikalienhandel mit beeindruckender Auswahl und Produktpalette.

    Supernetter, sehr persönlicher Kundenservice. Der Firmengründer Thomas Keiper war viele Jahre Profi-Drummer.


    Aber auch dort läuft das Kerngeschäft hauptsächlich über den Online Handel.

    "Ambition is a dream with a V8 engine" - Elvis Presley

    2 Mal editiert, zuletzt von Drum Bee ()

  • Österreichs größtes Musikgeschäft - klangfarbe.at - ist nun insolvent…

    Musikfachgeschäft Klangfarbe insolvent
    Das laut Eigenangaben größte Musikhaus Österreichs – Klangfarbe Musikinstrumente und tontechnische Geräte – ist insolvent. Am Handelsgericht Wien wurde ein…
    wien.orf.at


    Es war glaub ich eh nur eine Frage der Zeit, aber es ist einfach unendlich schade!

    Sie haben eine riesen Auswahl, immer zu aktuellen Thomannpreisen, eine gute Beratung und war für mich nach der Arbeit gut erreichbar.

    *heul*

  • Irgendwie sind die Händler kleiner Geschäfte zum Teil selbst schuld. Neulich benötigte ich ein Amba-Fell in 14 Zoll. Zuerst durchforsteten wir etwa 20 Minuten lang mehrere grosse, ungeordnete Stapel Felle – grösstenteils Ladenhüter. Anschliessend musste der Verkäufer ein Fell von einer Ausstellungssnare demontieren. Dieses überliess er mir zu einem Spottpreis. Über eine halbe Stunde Aufwand für ein paar Kröten. So kann kein Geschäft rentieren – da hätte ich gleich beim grossen Onlinehändler bestellen können, er hätte gleichviel verdient.


    Das lokale Schallplattengeschäft überlebt nur dank eines Gönnervereins im Hintergrund. Vielleicht wäre das auch ein möglicher Weg für kleine Musikgeschäfte.

  • Ich war immer ein Fan des "Ladens um die Ecke". Aber ich bin gar nicht begeistert, wenn ich dort dann im Unterschied zum Onlinehandel nur schlechtere Preise und ein winziges Sortiment vorfinde. Wenn ich etwas SOFORT brauche, gehe ich immer noch ins Geschäft, aber das kommt fast nie vor, und da rede ich auch nur von Ersatz defekter Felle, Kabel etc. Alles andere hat Zeit, und natürlich recherchiere ich dann im Vorfeld den günstigsten Preis.


    Beratung als Argument pro Ladengeschäft findet in den meisten Fällen auch nicht mehr kompetent statt beziehungsweise ist in Zeiten des Internets vielfach obsolet, da man sich als Kaufinteressent bereits im Vorfeld umfassend informiert hat und häufig mehr Detailwissen ins Geschäft trägt, als der Fachverkäufer über hunderte, sich permanent ändernde, Produkte haben kann.


    Daher gehöre ich definitiv zu den "Ladentötern", versuche allerdings zumindest zu vermeiden, Produkte im Laden ausgiebig zu testen und dann online zu bestellen. Das geht einfach nicht und ist auch gar nicht nötig.


    Allerdings sollte man insbesondere bei Dingen des täglichen Bedarfs daran denken, dass diese Entwicklung auch vor anderen Branchen nicht haltmachen wird, wenn man alles nur noch online ordert. Und damit schadet man dann auch Menschen ohne Internetzugang (gerade Senioren) u.U. erheblich.

  • Support your local Musikalienhändler! Ich kaufe keine neuen Sets, selten neue Becken, einfach weil ich keine brauche. Für Verschleißmaterial und Zubehör versuche ich immer lokal zu kaufen. Ich habe Dr. Drum in Mainz-Kostheim um die Ecke, der ist gut sortiert und preislich OK. Wenn das Bassdrumfell beim T 67€ kostet und beim Dr. 70, dann gehe ich zum Dr. Früher immer Cream in Frankfurt.

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  • Wie heißt es doch gleich? Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.


    Ich finde Monopole schwierig. Wenn aber T. in eigentlich allen Punkten besser ist als die Konkurrenz, erscheint es mir logisch, dass peu a peu immer weniger Nachfrage beim Wettbewerb entsteht. Vor der Zeit des Onlinehandels war die Reichweite der jetzt Großen begrenzt, und in Ibbenbüren hab ich damals gelegentlich bestellt, weil die so nen tollen Katalog hatten. Ans große weltweite Geschäft hat damals aber wohl kaum wer überhaupt gedacht, deshalb bekam jeder ein Stück vom Kuchen ab.


    Hätte man gewollt, dass der lokale Einzelhandel überlebt, hätte man die Online-Märkte politisch stärker ausbremsen müssen. Aber wie hätte man das in einer zunehmend globalisierten Welt umsetzen wollen? Auch wenn das jetzt hart klingen mag, Gebrauchtkauf finde ich nen guten Ansatz, er rettet aber natürlich kein Ladengeschäft, und sein Kleinzeug dort zu kaufen, verlängert nur den Sterbeprozess.


    Unser Lifestyle katapultiert uns in die Zeiten übelsten Feudalismusses zurück, in denen skrupellose Herrscher ihr Volk ausbeuten konnten, und wir jubeln teilweise noch dabei. Die hier diskutierte Thematik finde ich auch schade, aber ich halte das tatsächlich nur für ein unbedeutendes Symptom einer viel bedrohlicheren Krankheit.

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