Wie klingt eigentlich Leim?

  • Hallo,


    es wird ja immer viel über die Holzart geplaudert, was macht aber der Holzleim und seine Dicke aus?
    Wenn ich mir verschiedene Gratungen der Hersteller durch das Fell anschaue dann sehe ich schon
    starke Unterschiede in den leimschichten, dass muss doch eigentlich auch viel Einfluß haben.
    Und je nachdem ob ein Hersteller eine günstige Variante wählt oder sogar eine eigene Mischung
    anrührt, dass wäre mal interessant zu wissen. Gibt es dazu Informationen? Oder ist das gerade
    das Geheimnis wie die Gewürzmischung einer Chipssorte?

  • Jetzt gehen wir wirklich mal ans Eingemachte!
    Pattex oder Uhu? Ponal oder Metylan?
    Wie klingt Buche mit... Im Vergleich zu Birke mit...


    Im Ernst: Ich habe mal gelesen, vielleicht sogar hier
    im DF, daß der Anteil des Leims bei Schichtholzkesslen
    30 % betragen kann (k. A., ob Volumen- oder Masseprozent).
    Und wenn wir schon kilometerlang über Holzarten
    diskutieren, dann können wir das auch über Leim, oder?


    Ich denke, Kesselhersteler könnten hier was Gehaltvolles
    berichten. Ich habe - wie so oft im Leben - großes Interesse
    und leider minimales Wissen. In diesem Fall: Null.


    "Ja warum schreibt denn der Depp was, wenn er doch gar nix
    übers Thema weiß?" Den Einwand könnte ich gut verstehen.
    Aber ich möchte dokumentieren, daß es neben logicmac
    zumindes noch einen gibt, den das Thema interessiert.


    Wissende tretet vor!


    fwdrums

    nontoxic: kurze lange CD-Pause

  • Nun ja, es wird hier teilweise sehr emotional darüber diskutiert, ob Holz einen wesentlichen Einfluß auf den Klang hat.


    Ob uns eine Leim-Diskussion da weiter bringt, wage ich zu bezweifeln. ;)


    Bitte nicht falsch verstehen.
    Die Leim/Klang Frage habe ich mir auch schon gestellt. Aber nur so, ohne die Erwartung, das das irgendwer ernsthaft beantwortet.

  • Hallo zusammen,


    also wissen tu ich auch nix (aber es lässt sich ja wunderbar drüber schreiben), aber ich erinnere mich, dass Pearl das schon im alten Jahrtausend zum Gegenstand seiner Werbung gemacht hat.


    Da gab es in den diversen Werbepublikationen auch Hinweise auf die episch lange Forschung zu dem Thema und dass es gelungen sei, einen Leim zu entwickeln, der nach dem Aushärten die gleiche Dichte wie das verbaute Holz gehabt haben soll (das war aber noch weit vor Reference und Masterworks-Geschichten).


    Von daher ist dieser Chips- und Cola-Vergleich wahrscheinlich schon gerechtfertigt...


    (aber ich bezweifle, dass die in den 60ern entstandenen Kessel, die manch einer für das Non-Plus-Ultra hält, je einen besonderen Leim gesehen haben...)


    Viele Grüße


    Jens

    Galerie


    Amateure üben solange, bis sie es richtig machen. Profis trainieren solange, bis sie es nicht mehr falsch machen können.

  • Grundsätzlich glaube ich, dass der Leim und sein Anteil bestimmt klangbeeinflussend ist. Sein Anteil liegt, wie von fwdrums schon erwähnt, bei 30% und mehr - bei Schichtholzkesseln!
    Staveshells und Steambent-Shells dürften viel geringere Anteile haben. Ob da aber deutlich hörbare Unterschiede je nach Leim oder Anteil zugegen sind weiss ich nicht. Ich durfte mal ein Olaf Handschuh-Steambent-Set spielen und kann sagen, solch einen "woody" Sound habe ich nie wieder gehört. Deshalb gehören solche Kesselkonstruktionen zu meinem absoluten Obertraumset, finanziell aber leider rahmensprengend.
    Eine Behauptung würde ich allerdings aufstellen: Je mehr Leim, desto irrelevanter die Holzsorte.

  • ich würde sagen dass der Leim schon nen Einfluss auf den Klang hat da dieser ja eine total andere Materiealklasse ist als Holz. Ich würde mal sagen, da Leim aus total anderen Bestandteilen also Holz besteht und zudem noch synthetisch ist und nicht boilogisch. Aber es ist nur eine Annahme und keine belegte Behauptung...

  • Hi.


    Ich finde diese Frage garnicht unberechtigt!


    Ich kenne mich insofern mit dem Thema "Leim" aus, weil ich EBässe und Gitarren bau. Da wird dieses Thema wesentlich erster genommen als im Kesselbau, obwohl der Leimgehalt unverhältnismäßig geringer ist.


    Ich will sogar so weit gehen, dass man bei der Leimwahl mehr falsch oder richtig machen kann, als mit der Holzwahl (Ich rede hier von "falsch oder richtig" nicht über Klangvorlieben).


    Wenn der Leim in seiner Endkonsistenz z.B. nicht hart genug aushärtet, also elastischer und weicher ist, als das Holz, trennt er die lagen schwingungstechnisch voneinader (Ponal z.b.,Ponal Express widerum nicht). Er verhindert also, dass die aufrechte, schnelle Lage (Faser von Fell zu Fell) die stabilisierende, liegende Faser zum Schwingen angeregt wird und sie wird zunehmend zu klanglichem Ballast... je weicher der Leim, desto schlimmer. Die Trommel klingt lahm, langsam hat wenig Frequenzspektrum und resoniert schlecht.


    Glaubt ihr wirklich, dass hauptsächlich die Holzqualität eine gute oder schlechte Kesselqualität hervorbringt?


    Mit sicherheit weniger als die Leimwahl und die Lagenkonstruktion.


    Omi

  • Folgendes Problem: Ein Teil meiner Trommeln sind nicht verleimt, sie sind aus Metall (Stahl bzw. Messing) oder Plastik. Ist es demnach entscheidend, mit welchem Rohöl das Acryl hergestellt wurde, welches Lötzinn beim Messingkessel verwendet wurde und wie die Oma des Stahlarbeiters hieß, der das Metall gewalzt hat?
    Erst gestern konnten mein Proberaumnachbar und ich feststellen, dass es mit geschlossene Augen bei gleicher Stimmung nicht möglich ist, das Kesselmaterial zuzuordnen. Wenn dann noch Mikros im Spiel sind, dann ist es eh vorbei. Glaubt eigentlich jemand im Ernst, dass es dem gewöhnlichen Musikkonsumenten interessiert, auf was für Material da getrommelt wurde? Das Wie ist doch wohl entscheidener!

    Wer leichter glaubt, wird schwerer klug!

  • Auweia, das hättest du besser nicht gesagt. Auf welchen Instrumenten sollen den nun die Vegetarier unter uns spielen :D

  • Folgendes Problem: Ein Teil meiner Trommeln sind nicht verleimt, sie sind aus Metall (Stahl bzw. Messing) oder Plastik. Ist es demnach entscheidend, mit welchem Rohöl das Acryl hergestellt wurde, welches Lötzinn beim Messingkessel verwendet wurde und wie die Oma des Stahlarbeiters hieß, der das Metall gewalzt hat?
    Erst gestern konnten mein Proberaumnachbar und ich feststellen, dass es mit geschlossene Augen bei gleicher Stimmung nicht möglich ist, das Kesselmaterial zuzuordnen. Wenn dann noch Mikros im Spiel sind, dann ist es eh vorbei. Glaubt eigentlich jemand im Ernst, dass es dem gewöhnlichen Musikkonsumenten interessiert, auf was für Material da getrommelt wurde? Das Wie ist doch wohl entscheidener!


    Wow. Ja, dieser Ansatz macht es natürlich recht einfach ein angemessenes Instrument zu finden. :D :D :D :D :D

  • Glaubt eigentlich jemand im Ernst, dass es dem gewöhnlichen Musikkonsumenten interessiert, auf was für Material da getrommelt wurde? Das Wie ist doch wohl entscheidener!


    Glaubst du im Ernst, daß uns das interessiert, ob es einen Musikkonsumenten interessiert? ;)
    Ist ja ein Drummerforum und kein Musikkonsumentenforum.
    Und wenn der Trommler nichts mehr zum Üben findet oder schon genug geübt, bzw. getrommelt hat, dann labert er beim virtuellen Bier über Leimsorten oder, wie auch grad aktuell, über den Einfluss der Anzahl der Spannböckchen auf das Paarungs- sorry, Resonanzverhalten einer Bassdrum.


    Ist beides nicht eigentlich Sch...egal? Na, mit Sicherheit.
    Ist es nicht trotzdem unterhaltsam darüber zu quatschen? Na, mit Sicherheit.
    Könnten wir uns eine Trommel ausschliesslich aus Leim bauen? Na, ich weiss nicht.


    LgTrommelmann

  • Danke, dass du diesen Thread eröffnet hast!


    (Guter) Leim ist härter als Holz, besitzt eine höhere Steifigkeit, entzieht einem schwingenden Körper also weniger Energie, sorgt somit für weniger Verluste im Höhenbereich und ein längeres Sustain. Ein Kessel mit hohem Leimanteil müsste sich daher klanglich in Richtung Acryl (hart) verschieben, während ein Kessel aus gleichem Holz mit geringerem Leimanteil eher in Richtung Pappe (weich) tendieren sollte - soweit jedenfalls die Theorie. Die Praxis dürfte sich schwer testen lassen.


    Ich bin als Käufer nicht in der Lage, äußerlich einen schlechten Leim zu erkennen. Klar erkennt man Pfusch, schlechte Verarbeitung, mieses Holz, versaute Gratungen und sowas, aber den Leim kann man nicht einfach so begutachten. Da hoffe ich also ganz einfach, dass der Hersteller meines Vertrauens auf Qualität gesetzt, und das Edelholzfurnier nicht einfach mit Bauschaum verklebt hat. Die genaue Zusammensetzung vom Leim wäre natürlich etwas, was mit großer Emotionalität ausdiskutiert werden könnte (wenn der Drummer an sich denn wüsste, was der Unterschied zwischen Leim und Uhu überhaupt ist), genau wie verschiedene Lacke, Folien oder Pelzbezüge ausdiskutiert werden könnten. Letztlich zählt aber nur der Klang und der subjektive Geschmack, oder? Also wen interessiert es, woraus die Trommeln sind, solang sie geil klingen und super aussehen? Wobei das Aussehen den meisten vermutlich wichtiger ist, denn wonach wird im Thread sofort gefragt, wenn sich jemand neu vorstellt? Nach Fotos...!


    Und bei der Holzsorten-Diskussion vergisst man leicht, dass entscheidend für den Klang nicht die Holzsorte, sondern ihre Dichte, ihre Elastizität und natürlich ihre Verarbeitung ist, und die ist für eine Holzsorte eben nicht immer gleich. Sorry, aber Bergahorn aus der Schweiz ist nunmal etwas völlig anderes als Zuckerahorn aus Nova Scotia, um nur Beispiele zu nennen ( http://de.wikipedia.org/wiki/Ahorn ...schaut mal nach unten zu den Ahornarten! Es gibt noch ein paar mehr). Gleiches gilt natürlich für alle Holzarten. Es gibt nicht DAS Kirschholz, das genau SO klingt, da es keine 2 Kirschbäume gibt, die absolut identischen Wuchs und daher exakt die gleichen Physikalischen eigenschaften haben. Trotzdem haben bestimmte Arten gewisse typische Eigenschaften und einige davon machen sich bei Trommeln dann auch bemerkbar (Ahorn ist etwas härter als Pappel, z. B.). Ich wage aber zu behaupten, dass sich die Wahl der Felle, die Stimmung, die Gratung usw. viel deutlicher bemerkbar machen.


    Es ist eigentlich auch falsch, zu behaupten "Ahorn klingt SO" oder "Birke klingt SO"... und so weiter. Die Hölzer klingen nicht. Das Fell klingt. Die Hölzer bilden einen mehr oder weniger steifen Rahmen, der es dem Fell ermöglich seine Schwingung nach dem Anschlagen ausklingen zu lassen. Je nach den physikalischen Eigenschaften aller Bauteile werden dabei bestimmte Schwingungen ausgebremst, manche mehr, manche weniger. Je härter und steifer der Kessel, desto weniger Frequenzen gehen verloren. "Klang" ist also das Ergebnis eines mehr oder weniger umfangreichen Versagens der Bauteile.

    Einmal editiert, zuletzt von Jalokin_b ()

  • man kann getrost davon ausgehen, daß bei locker 90% der Sets der Leim nach fertigungstechnischen Erfordernissen ausgewählt ist ist nicht nach klanglichen.


    In der Regel dürften das Mehr-Komponenten-Kleber sein, die unter Druck + Wärme schnellstens aushärten, der nächste Chinese steht schon daneben und will den Kessel weiterverarbeiten...

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk

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