Wie klingt eigentlich Leim?

  • Ich wollte damit nicht sagen, dass dies ein neues Thema wäre.


    Ich meinte eine Art Wettbewerb: Wer verwendet am wenigsten Leim?


    Firma T: Wir verwenden nur xy % Leim!
    Firma Y: Bei uns nur xy - 2 % Leim! Zusätzlich noch gefriergetrocknet!!! ;)


    Also so, wie das kürzlich bei den Kessellängen war: Wer baut die längste Bassdrum oder die kürzesten Toms.

    Le roi - c'est moi! :saint:

    Der Gesunde Meschenverstand liegt bei den Dinosauriern.

  • Da gibt es unterschiedliche Verfahren. Bei Querlagen fräst z.B. Pearl die Lagen schräg an und überlappt sie, so dass kein Stoss entsteht. (scarf joint)

    http://www.pearleurope.com/Wha…ell%20Technology&MenuId=7
    Andere kleben einfach Stoss an Stoss. (butt joint)


    Bei Längslagen macht das keinen Sinn, da kleben alle stoss an Stoss, soweit ich weiss.


    Hier gibts bestimmt Spezialisten, die da mehr zu sagen können.


    Nils

  • Sonor hat auch noch eine variante patentiert wo die Nahtstellen verzahnt werden um mehr halt zu bieten.

    "Man muss das Grundgesetz vor seinen Vätern schützen und die Verfassung vor ihren Schützern."
    "Der Faschismus ist eine Spielart der freien Marktwirtschaft."
    Wolfgang Neuss

  • @Jalokin_b: Deine Antwort ist ja sehr ausführlich ausgefallen - unnötigerweise.
    Die Geschichte des Schlagwerks ist mir durch aus bekannt! ;)
    Das, was du unter "Edit" geschrieben hast, hätte völlig genügt.

    Entschuldige! Ist ne Berufskrankheit - bin es gewohnt, mit so vielen Vollpfosten zu tun zu haben, dass ich leicht zu viel erkläre... Aber du hast recht. Hier sollte ja eigentlich jeder wissen worum es geht.


  • sehr interssant. vielen dank. für mein verständnis ist ja diese stelle auch nicht unproblematisch.

  • irgendwie seid ihr nicht so richtig aktuell, was Schreinerei und Leim angeht...
    ...wenn heutzutage ein Schreiner irgendwo erscheint um irgendwas zu arbeiten, dann trägt der Lehrling einen Eimer hinterher, in dem sind 1-2 Dutzend Kartuschen befinden (gerne im Wert von guten 1000 Euro - und mehr..) mit hochspeziellen Leimen + Klebern für alle Lebenslagen. Wenn sich das schon jeder kleine Schreiner leisten muß, was geht da erst in industriellem Umfeld ab?!


    Das Zeug ist so speziell und so teuer, da wird natürlich nur mit minimalstem Einsatz gearbeitet - teuerer ist nur der Mensch, der damit umgeht!



    für den Trommelbau heißt das, es gibt jetzt sicherlich nicht den EINEN Kleber/Leim, aber je nach Verfahren haben sich da 3-4 bewährt und die werden technologisch eingesetzt, wenn die auch noch gut klingen ist ok, vorrangig muß aber die Produktion unproblematisch und zufriedenstellend laufen. Und schnell vor allem!

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk

  • Dem Statement von Lite-MB will ich vorsichtig, aber mit Nachdruck widersprechen. Hier wird Handwerk auf der Baustelle (das ist ne ganz andere Baustelle -wie passend-) mit industrieller Fertigung in einen Topf geworfen. Die Ansprüche und Restriktionen sind hier ganz andere. Allein schon weil der Schreiner vor Ort oder auch zum Teil in der Werkstatt nicht zwingend eine beheizte Presse hat!
    Klebstoffe für die Baustelle müssen bei Raumtemperatur und darunter schnell aushärten. Und das auch bei widriger Umgebung. Zum Beispiel auch Luftfeuchtigkeit, Verschmutzung und bei nicht ganz 100tigen Fügestellen. In der Industrie wird der Leim i.d.R über eine Kalanderwalze aufgetragen. Dazu muss der Leim einen sehr lange Topfzeit besitzen, damit er auf der Walze nicht aushärtet. Die Aushärtung erfolgt dann bei höheren Temperaturen, wobei je nach Rezeptur die Reaktion dann wesentlich!! heftiger verläuft. Je nach "Leim"-Typ sogar unter Wärmeentwicklung.
    Welche Klebstoffe nun eingesetzt werden weiß ich natürlich auch nicht. Bin schließlich nicht vom Fach.
    Im Handwerk wird auch viel Sch*** verkauft, zu Mondpreise, worüber die Industrie nur schmunzeln kann ;) . Dafür aber in der Anwendung in gewisser weiße *idiotensicher*. Ist klar: der Handwerker will schließlich Geld verdienen, ohne vorher ein 14-tägiges Seminar besucht zu haben.
    Es wird mit Sicherheit nicht überall der selbe Kleber verwendet. Allerdings werden sich bei Betrachtung der Rahmenbedingungen 1 oder 2 Klebstoffe herauskristallisieren, wo man nur noch zwischen den einzelnen Derivaten und dessen Händlern entscheiden kann.


    Just my 4 Pfennich!


    Grüße Moigus

  • Moigus, eigentlich schreibst Du nicht viel anderes als ich...


    beruflich war ich u.a. an 22 Spanplattenanlagen (diese hallenfüllende Dinger mit ein paar hundert Meter Länge) konstruktiv beteiligt und habe schon einen gewissen Einblick in die industrielle Verarbeitung von Leim, weshalb ich glaube schon beurteilen zu können, daß die damals drei weltweit operierenden Konkurrenten mit sehr ähnlichen Leimzusammensetzungen gearbeitet haben.


    und irgendwie glaube ich einfach nicht, daß es da im Trommelbau prinzipiell anders aussieht..., gefühlsmäßig werden Mehr-Komponenten-Kleber eingesetzt, die erst unter Wärme/Hitze und Druck reagieren, d.h. Topfzeit spielt max. eine untergeordnete bis gar keine Rolle, eher wieder das Aufquellen vom Holz.


    Und wie ich schon vor vielen Posts schrieb: ziemlich sicher ist bei fast den meisten Kesseln das Herstellungsverfahren optimiert und nicht das Klangverhalten.


    Belege habe ich keine, aber ich kenne den Wahnwitz der Opimierung von Fertigung.

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  • ...meine Tischlerzeit ist jetzt etwa 10 Jahre her, und auf Baustellen hatten wir damals 3 "Kleber": Silikon, Bauschaum und Pattex. Leim eher selten.


    In der Werkstatt, also beim Möbelbau, hatten wir dafür eigentlich nur Leim, und zwar einerseits normalen Knochenleim für die Verbindungen und andererseits den unter Hitze aushärtenden Pressenleim für Furniere. Aber das kann man wirklich nicht mit Instrumentenbau vergleichen, da eine Trommel nicht über Nacht in Schraubzwingen eingepackt irgendwo im Sonor-Werk rumstehen kann...

  • Es wird mit Sicherheit nicht überall der selbe Kleber verwendet.


    Pearl behauptet auf der selben Seite, wo schon das Bild oben her ist, einen eigenen Leim zu verwenden, der die selbe Dichte hat, wie das zu verklebende Holz. Eigentlich müsste es dann verschiedene Sorten für die unterschiedlichen Hölzer geben.


    Zitat von Pearl Website:


    Proprietary "AcoustiGlue"
    "AcoustiGlue" is Pearl's special proprietary adhesive that hardens within the shell to the same density as the wood it binds thus allowing the shells to respond as if they were made from a single-ply of wood for superior tone and optimal resonance. During shell formation the hydraulic mold is heated and the glue is literally boiled into the pores of the wood to ensure complete adhesion. Simultaneously, 1000 PSI is applied for thorough bonding of the plies to create the finest drum shell in the world. No other system uses this perfect combination of heat and pressure to insure a perfect drum shell with extreme strength and tonal character. Now we have a perfect, gapless air chamber. The shell is then trimmed and the ends squared to assure overall tuning consistency and head seal.

  • puh...


    DASS Leim klangliche Unterschiede macht, ist gar keine Frage, aber WELCHEN? Ist der Einfluss positiv oder negativ zu werten? Hier wird es polemisch, wie bei der Holzsorte: der Purist schwört auf massive Kessel ganz ohne Leim, der Realist bemerkt, dass Remos Kessel aus Presspappe und Leim (Acusticon) auch sehr gut klingen. Und wer hat recht?


    Im Trommelbaubereich ist der Leim vor allem dann, wenn es ums Marketing geht, ein wichtiges Thema. Letztlich ist Leim kein Material, welches die Sympathie der Drummer hat, insofern wird es immer positiv aufgefasst, wenn jemand behauptet, dem Leim besonderes Augenmerkt zu schenken, spezielle Leime zu verwenden und/oder (wie wir) durch gewisse Bauweise auf große Mengen Leim zu verzichten (ein gleichdicker 8lagiger Kessel hat etwa 70% mehr Leim als ein 5lagiger; ob das gut oder schlecht ist, lasse ich mal als Frage im Raume stehen...). Die Logik leiht man sich hier bei dem Instrumentenbau von Holzklanginstrumenten - wozu auch Klaviere gehören, denn auch hier versetzen Saiten ein Holzkasten in Schwingung (wobei das Kavier wegen seiner Schlägel zu den Schlaginstrumenten gehört, aber das nur am Rande)- vor allem aber die Geige und Gitarre. Ich betone allerdings: bei diesen Instrumenten ist es das Holz, welches den Klang erzeugt, was gerne verwechselt wird: man denkt gerne, dass die Saiten den Klang erzeugen, wie das Fell beim Schlagzeug, und der Kessel der Trommel der Holzdecke der Gitarre vergleichbar ist. Weit gefehlt....


    Will man den Klang von Leim vergleichen, reicht es nicht, wie im Gitarrenbau, eine Klangfläche zu bauen, welche angespielt wird - der Kessel ist keine Membrane! - sondern man muss einen Vergleichsaufbau betreiben, bei dem alle Komponente identisch sind bis auf den Leim, um einen Unterschied hörbar zu machen. Auf der sicheren Seite ist man dabei, wenn man, wenn möglich, auf Leim verzichtet, sofern die Konstruktion es zulässt...


    Aber: Eine schöne Trommel klingt subjektiv immer besser als das gleich gut klingende hässliche Pendant; da kann man sich so viel Mühe geben wie man will, am Ende entscheidet der Drummer, und zwar aus dem Bauch, und meistens entgegen aller (physikalischen) Logik...

  • OT an


    (wobei das Kavier wegen seiner Schlägel zu den Schlaginstrumenten gehört, aber das nur am Rande)


    In erster Linie gehört ein Klavier zu den Tasteninstrumenten.
    Auf der zweiten Ebene dann zu den Saiteninstrumenten.
    Und dann evtl. zu den Schlaginstrumenten, wobei es hier nur um die Art gibt, wie man die Saiten nach dem Tastendruck zum Schwingen bringt.


    ...aber das nur am Rande...


    OT aus


  • wenn überhaupt, ist es in zweiter Linie Schlagzeug, und erst in dritter Saiteninstrument. Wenn wir schon spitzfindig sind :)

  • Aber das kann man wirklich nicht mit Instrumentenbau vergleichen, da eine Trommel nicht über Nacht in Schraubzwingen eingepackt irgendwo im Sonor-Werk rumstehen kann...


    Doch, denn normalerweise wird ja der Leim beim Trommelbau heiß und unter immensem Druck (so habe ich es gelesen) verpresst, das geht dann viel schneller - und ist dann imo genauso, als wenn man ein Werkstück mit Kaltleim und Schraubzwingen über Nacht aushärten läßt.

  • Am Dienstag, den 4.10., werden die selbst ernannten Mythen-Burschen (Mythbusters) des Drummerforums Jürgen K. und ipo dem Klang des Leimes im Rahmen eines Besuches in Bad Berleburg auf den Grund gehen. Wir hoffen, dass zumindest in Bezug auf die Produktion von Kesseln einer deutschen Firma, die nicht gerade unerfolgreich im Schlagzeugbau ist, der Leimklangnebel sich verziehen wird. Weiteres dazu dann zu gegebener Zeit in diesem Fred.
    Offtopic: Die Frage, wer Europas größter Hersteller von Buchenkessel ist, könnte auch gestellt werden. Aber, das ist ja ein anderes Thema.

    Wer leichter glaubt, wird schwerer klug!

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