Mal was Grundsätzliches.[zur Nutzung von E-Drums - aus dem TD-25-Thread]

  • Mal was Grundsätzliches.


    In
    größeren zeitlichen Abständen verirre ich mich aus
    unterschiedlichen Gründen in diese Foren und bin regelmäßig über
    die verschiedensten Beiträge entsetzt. Aber ich schüttele oft nur
    den Kopf und entferne mich dann wieder. Heute möchte ich mich aber
    dennoch mal äußern. Und es wird sicher auch bei diesem einem Mal
    bleiben. Vielleicht rückt es aber einige etwas – wie soll ich
    sagen – komische Ansichten hier mal zurecht.




    In
    der Regel kommt es mir so vor, als ob die meisten der hier
    selbsternannten Experten noch nie eine Bühne von oben gesehen haben.
    Geschweige denn in einer Band Musik machen.




    Ich
    trommle seit meinem 6ten Lebensjahr. Heute bin ich 56 Jahre alt. In
    meinem langen Musikerleben (auch mit anderen Instrumenten) habe ich
    fast alles durch. Open-Air, Club-Gigs, Jazz-Clubs, Konzerthallen,
    Kirchen, usw. bis etwa 3500 Zuhörer. Hin und wieder werde ich auch
    als „Ersatz“-Drummer angefordert und es bleiben oft nur wenige
    Tage um sich einzuarbeiten. Vielleicht sieht man aber dann einige
    Dinge einfach anders.



    Zu
    meinem Equipment gehört ein Rock-Set (Tama), ein Jazz-Set (Gretsch)
    und seit 2013!! – ACHTUNG – ein Roland TD-15 (ergänzt um ein
    zusätzliches Tom, ein Crash und eine Drum-Tec Snare und Kick-Drum).
    Congas, Bongos und die üblichen Kleinigkeiten. ALLES wird LIVE
    eingesetzt. Und das war beim TD-15 noch nicht einmal geplant.




    Womit
    wir auch beim Thema (TD-25) dieses Forums wären. Einige werden bzgl.
    LIVE jetzt fürchterlich die Nase rümpfen. Aber denen kann man nur
    sagen: Ihr habt wahrscheinlich wenig Ahnung vom LIVE-LEBEN. Und seid
    sicher, fast kein Zuhörer wird den Unterschied hören. Im Gegenteil.
    Aber dazu später. Sehen wird er den Unterschied schon, wenn's
    interessiert. Meistens ist aber auch das egal, wenn gute Musik und
    ein guter Sound dabei raus kommt.




    Je
    nach Einsatz nehme ich das passende Set. Das E-Drum mittlerweile
    insbesondere sehr gerne bei schwierigen akustischen Verhältnissen. Kirchen,
    kleinere Hallen etc. und z.B. Musicals bei denen immer die
    unterschiedlichsten Musikrichtungen bedient werden müssen. Wie schön
    ist es, per Knopfdruck den Beckensatz zu ändern, ein Jazz-Set zu
    haben, oder afrikanische Percussion abzurufen, oder schnell einen
    knalligen Elektro-Sound zu spielen. (Bei der Musik zu Lion-King wurde
    übrigens schon in den frühen 90ern ein Roland E-Drum eingesetzt.
    Aber das haben sicher alle "Experten" längst rausgehört.)




    Warum
    aber das TD-15 und nicht wenigstens das TD-30? Kann ich beantworten.



    Grund
    1: Platz und Zeit.



    Das
    Set muss vernünftig in einen Kombi oder großen PKW passen, trotzdem
    aber professionell verstaut und gut zu tragen sein. Roadies sind in
    diesem Segment eher selten. Für Aufbau und den Soundcheck kann
    ebenfalls nicht sooo viel Zeit eingeplant werden. (Hallenmiete ist
    teuer.) Also hilft das Multicore des TD-15 schon viel. Es muss nicht
    in Hektik noch alles (richtig) verkabelt werden. (Ein weiterer Grund
    für das neue TD-25. Danke Roland.) Ein Notebook für VST dazu noch
    einzubinden mit der ewigen Gefahr, dass es doch mal abstürzt? (Und
    mit IT kenne ich mich wirklich aus.) Nein Danke! Drummer sehe ich
    gerne auch als „Dienstleister“ und dann muss alles einfach
    funktionieren. Die Sounds des TD-15 gefielen mir nicht wesentlich
    schlechter, als die des TD-30. Und die Hi-Hat (VH12 oder 13) war mir
    vom Grundgeräusch her zu laut. Gut, Positional-Sensing wäre toll,
    wird aber im normalen Live-Betrieb - wenn überhaupt - nur von
    wirklichen Experten wahrgenommen. (Im TD-25 jetzt umgesetzt. Danke
    Roland.) Wenn es so sensibel wird, nutze ich eh mein Gretsch
    Jazz-Set. Ein schlecht gestimmtes akustisches Set mit grottigem
    Beckensatz ist mit Sicherheit schlimmer. Die Mitmusiker sind manchmal
    vom E-Drum nicht so begeistert, weil Ihnen etwas das Feedback auf der
    Bühne fehlt. Aber nur, wenn das Monitoring nicht stimmt.




    Grund
    2:



    Tontechniker
    (ja auch welche mit Tonstudioerfahrung) lieben das E-Drum sehr.
    Insbesondere bei schwierigen akustischen Verhältnissen. Hat man
    einmal die verschiedenen Pads von der Lautstärke her gut und
    grundsätzlich aufeinander abgestimmt, heißt es 2 Kabel in das
    Soundmodul und vom Mixer nur noch die Gesamtlautstärke, Hall und
    Klang (Höhen-Mitten-Bässe) regeln. Soundcheck ruckzuck erledigt. In
    Zukunft höre ich mir das mit dem TD-25 sogar selber an. Ich spiele
    mein Soundcheck-File einmal auf und rufe es an Ort und Stelle ab,
    stelle mich in den Raum und lausche. Evtl. sogar mit der
    Bandbegleitung. Das ging bedingt auch schon mit dem TD-15. Leider
    konnte man es nicht einfach abspeichern. (TD-25 jetzt möglich. Danke
    Roland.) Ich hoffe, die „Experten“ hier wissen, wie aufwendig
    und teuer die Mikrofonierung eines akustischen Sets ist. Es gibt
    Bücher darüber. Wie ist es oft in der Praxis? Ein Mikro an die
    Snare und eins an die Kick-Drum, Overhead-Mikros für die Becken und
    „den Rest“. Fertig. Oder eben nicht. Die Toms hören sich für
    den Drummer super an. Kunststück er sitzt davor. Aber 10m oder 20m
    weiter kommt kein Sound mehr an. Die Overheads schaffen das natürlich
    nicht in der gewünschten Klangfülle. Da kannst Du „positional
    sensen“ wie Du willst.




    Über
    die grundsätzliche Debatte E-Drum vs. akustisches Set kann ich auch
    nur lächeln. Trotz meines Alters finde ich das E-Set auch einfach
    zum üben genial. Egal um welche Uhrzeit. Wenn mir danach ist, mir
    eine Idee oder ein Lied unterkommt oder die Absprachen der letzten
    Proben noch zu Papier müssen, ich setzt mich hin und los geht’s.
    Toll. Mir macht es immer mehr Spaß. Aber natürlich auch - nach wie
    vor - die anderen Sets. Es kommt halt drauf an.




    Kein
    Mensch käme auf die Idee eine akustische Violine mit einer
    elektronischen zu vergleichen. Oder einen E-Bass mit einem
    Kontrabass, oder eine nylonbesaitete Konzertgitarre mit einer
    E-Gitarre. Was wäre die heutige Musik ohne E-Piano, Keybord,
    Syntesizer oder Fender Rhodes. Alle können die akustischen
    Originale bis zu einem gewissen Grad abbilden. Sicher aber nie
    komplett. (Wir mussten früher mangels leichter E-Pianos, Klaviere
    zum Gig schleppen.) So what. Ihr seid Musiker. Nutzt das, was da ist
    möglichst optimal und habt Spass daran. Das ist das Wichtigste.


    Wohlgemerkt
    ich spreche von Live-Auftritten im amateur- und/oder
    semiprofessionellen Bereich. Im Studio oder bei großen
    Konzerttourneen kann man einen ganz anderen Aufwand betreiben.


    Wobei,
    ich erinnere mich noch an ein Studio-Erlebnis in den frühen 80er
    Jahren. Es ging um eine LP-Produktion. Ich war mit dem Produzenten
    dort aber der Schlagzeuger war nicht absolut „in-time“. Da wurde
    kurzerhand ein Experte für Drum-Synthesizer „eingeflogen“,
    der den ganzen Tag die meisten Drumsspuren dann mit seinem Computer
    generiert hat. (Nein, war keine Neue-Deutsche-Welle-Produktion
    sondern Rock, Pop und Balladen.) Ich bin sicher nur wenige der Käufer
    haben das mitbekommen oder sich daran gestört. Wir als Schlagzeuger
    sind da natürlich etwas geübter.




    Noch
    ein Wort zu den Anfängern. Das ausschließliche Lernen und üben auf
    einem E-Drum halte ich NICHT für optimal. Der spätere Umstieg wird
    Euch - glaube ich- das Fürchten lehren. Denn dann habt Ihr die
    Soundgestaltung buchstäblich in der Hand. Und wie man ein Becken
    oder eine Trommel richtig zum Klingen bringt, das lernt man nur auf
    dem akustischen Set. (Am besten sogar mindestens ein halbes bis ein
    Jahr nur mit der Snare Drum.)


    Nicht,
    das jetzt einige denken, ich wäre ein besonderer Roland-Fan. Nein
    mitnichten. Aber ich brauche ein Produkt das langlebig und besonders
    zuverlässig ist. Die Preispolitik kann man kritisieren aber dafür
    sind auch gebrauchte Sets oder Komponenten noch gut zu verkaufen.



    Dieser
    Beitrag spiegelt meine Meinung wider. Nicht mehr und nicht weniger.
    Und vielleicht habe ich ja auch gar keine Ahnung von alledem.




    Keep
    on drumming



    Greet with :)


    Sammy-Three

  • Dito,
    sehr guter Beitrag :thumbup:


    Vielleicht rückt es aber einige etwas – wie soll ich
    sagen – komische Ansichten hier mal zurecht.


    Das wünsche ich dir von ganzem Herzen, viel Glück :!:
    Wie Du ja schon festgestellt hast, gelingt das leider nur sehr schwierig bis garnicht.

  • Sammy Three,
    ich kann mich deiner Meinung zu 100% anschließen. Ich bin auch zufällig 56 und spiele immer noch auf einem TD10 das ich mittlerweile seit 1997 habe. Es hat damals stolze 2499,00 DM gekostet und ich habe ganz schön mit mir gerungen. Aber ich habe es bis heute nicht bereut. Keine Abstürze oder der gleichen. Hauptgrund war damals flexibel in der Soundauswahl zu sein, geringe Eigenlautstärke (ich habe viel in Clubs gespielt) schneller Soundcheck, geringer Platzbedarf im Auto usw. Ich habe schon oft überlegt mir ein neues Modul zu kaufen. Aber der Einzige der die Klangverbesserung merkt würde ich sein, die Leute im Saal bekommen den Unterschied nicht mit. Entscheidend ist eine gute PA und wie die ganze Band rüberkommt. Deswegen kann ich auch die ganzen Diskussion über den Sound nicht verstehen. Ich brauche keine Sounds die wie ein DW, Tama, oder Ludwig klingt. Der Sound muss zum Stil des Titels passen. Ich verwende am Abend ca. 4 verschiedene Sets, das reicht. Deswegen verstehe ich auch nicht die Diskussion über zu wenig Speicherplätze für Kits nicht. Wer brauch schon 50 verschiedene Sets? Und wann brauche ich bei einer Top 40 Band schon mal einen Wirbel in piano? Genauso finde ich rausgeschmissenes Geld mir von drum tec ein Drumset mit guten Holzkesseln zu kaufen. Die machen nicht den Klang sondern das Modul und die Pizos. Ein E Drum kann doch als solches erkannt werden da braucht man sich nicht zu schämen. Am liebsten noch die Becken mit Bronze ansprühen damit keiner was merkt. Den Leuten ist das Egal, Hauptsache man macht seinen Job als Drummer gut. Ich habe z.B. mal eine Zeitlang nur mit Pedal und dem KD 7 (glaube das hieß so) also wo man den Schlägel sieht gespielt. Das fanden die Leute toll weil man direkt sieht das man spielt.
    Also für mich ist das alles Haarspalterei, und geht an der Praxis vorbei. Gut wenn ich im Jahr 60 Mugen und damit die entsprechenden Einnahmen hätte würde ich für MICH auch was neues kaufen, aber so ist es Leider nicht (außer man wohnt im Rheinland und wird zum Fasching gebucht ;) .
    Also schön den Ball flachhalten. Und wegen dem Preis, fragt doch mal Euern Keyboarder was sein Clavia oder Motiv kostet.
    Beste Grüße Minkus

  • Also für mich ist das alles Haarspalterei, und geht an der Praxis vorbei.


    Es gibt eben DIE Praxis nicht!
    Selbige ist hochgradig individuell unterschiedlich: Wer ein "Sound-Fetischist" im eigenen Kämmerlein ist, hat andere Ansprüche, als der reisende Top40-Musiker oder der DeathMetal-Virtuose mit der imposanten Ballerburg und voller Triggerausstattung usw.....


    Fakt ist, dass es Menschen gibt, für die ein TD25 das genau passende Gerät sein wird, weil es eben DEREN Ansprüche befriedigt.
    Auf der anderen Seite gibt es - wie wir hier ja auch lesen können - eine ganze Reihe Drummer, für die das Gerät an den eigenen Bedürfnissen vorbei geht.


    Beide Bewertungen - und alle Zwischenstufen - sind damit legitim, in Hinblick auf den jeweils individuellen Hintergrund.


    Schwierig wird es dann, wenn die Abstrahierung vom eigenen Empfinden auf die Bedürfnislage der jeweils anderen "Seite" nicht vorgenommen wird und der eigene Standpunkt in Gefahr gerät, verabsolutiert zu werden.


    In diesem Sinne wünsche ich mir hier weiterhin eine möglichst tolerante Diskussion, in der auch die von der eigenen abweichenden Ansichten einfach mal stehen bleiben können.


    Und um wieder on-topic zu gehen:
    Das TD25 erscheint mir in einigen Aspekten ein attraktives Gerät für eine ganz bestimmte Zielgruppe und wird diese auch erreichen.
    Für mich selbst gilt das nicht (wobei das Styling doch echt attraktiv ist), aber in einem bestimmten Kontext könnte ich mir durchaus vorstellen, ein TD25 zu erwerben - auch und obwohl ich VST-Lösungen klanglich zu schätzen gelernt habe (die ich aber eben NICHT live nutze!)

  • Sehr guter Beitrag, DANKE!


    Schade das es bei diesem einem Mal bleiben soll.
    Ich lese fast jeden Tag in diesem Forum aber schreibe nur sehr selten.
    Also, bitte denke auch uns Leser und überdenke deine Entscheidung vielleicht noch einmal.


    Gruß
    Gerhard

  • Kein Mensch käme auf die Idee eine akustische Violine mit einer elektronischen zu vergleichen. Oder einen E-Bass mit einem Kontrabass, oder eine nylonbesaitete Konzertgitarre mit einer E-Gitarre. Was wäre die heutige Musik ohne E-Piano, Keybord, Syntesizer oder Fender Rhodes. Alle können die akustischen Originale bis zu einem gewissen Grad abbilden. Sicher aber nie komplett.


    Meiner Meinung nach unterschlägst Du bei Deinen wirklich interessanten Argumentationen und Thesen aber einen entscheidenden Faktor. Die obigen Instrumente sind alles Originale und stellen im eigentlichen Sinne gar keine Kopien eines bestimmten Instrumentes dar! Auch müssen weder ein Kontrabass noch ein E-Bass usw. gesondert getriggert werden sondern ihre eigenen natürlichen Klang-Spektrale werden lediglich mittels Pickup Systeme oder Mikrofone verstärkt und müssen nicht künstlich generiert werden. Eine Spielbarkeit etwa bei einem E-Bass ergibt sich mitunter aus Faktoren wie Bundreinheit und Saitenlage usw.


    Um möglichst leise Drum Pads ohne geeignete Klangcharaktere nutzen zu können reicht es eben nicht aus diese "Pock - Pock - Pock" Anschlaggeräusche einfach zu verstärken sondern man muss vielmehr diese "Instrumente" triggern damit man etwa auch ein originales Akustikinstrument künstlich generieren kann. Das ist ein riesiger Unterschied und damit hinkt Dein Vergleich IMHO doch recht deutlich beziehungsweise erscheinen mir in dieser Angelegenheit Deine Gegenüberstellungen nicht wirklich als eine geeignete Hilfestellung daher zukommen auch wenn auch ich Deinen Beitrag als sehr interessant und aufschlussreich betrachten möchte.


    Verschiedene Saitenmaterialien wie etwa Nylon- oder Stahlsaiten werden bei Gitarren und Bässen ein(e) unterschiedliche(s) Spielgefühl/Spielbarkeit und bestimmte Klangeigenschaften hervorrufen ähnlich wie das etwa mit doppellagigen Pin Stripe Fellen oder einlagigen Schlagfellen auch der Fall sein sollte. Aber bei einer gewissen Qualität des Instrumentes sind diese verschiedenen Möglichkeiten eigentlich immer so spielbar wie man das auch erwarten wird. Die besagten Piezo-Technologien zum triggern von Drumsticks/Besen/Mallets usw. werden es wohl niemals schaffen erzeugte Anschläge mit entsprechenden Handsätzen von feinsten Buzz Rolls bis hin zu brachialen "Trommelfeuer" Schlägen absolut authentisch reproduzieren zu können. Und das wäre dann eines der zentralen Problematiken bei den bisherigen E-Drum Technologien. Das scheint mir eine große Herausforderung darzustellen hierfür endlich geeignete Technologien zur Verfügung stellen zu können.


    Der nächste Kernpunkt wäre dann eine möglichst fehlerfreie und latenzfreie Umrechnung der Triggersignale in digitale Steuerbefehle um eine künstliche Klanggenerierung zu ermöglichen. Hierzu wird man mitunter wohl auch andere Kapazitäten benötigen als etwa das uralte Midi-Protokoll. Abschließend wird man eine möglichst latenzbefreite und authentische Klangsimulation benötigen. Wenn eine künstliche Simulation einen Konzertflügel betreffen sollte, dann hat diese Simulation eben entsprechend überzeugend einen Konzertflügel darzustellen. Wenn eine Simulation von einem E-Piano erwünscht wird, dann hat diese Simulation so zu klingen wie ein entsprechendes E-Piano eben klingen wird. Wenn eine Simulation von einem bestimmten A-Set erforderlich sein sollte, dann hat ein simulierendes E-Drum System gefälligst so zu klingen wie das originale Schlagzeug und nicht etwa wie ein künstliches Synthetik E-Drum Modul oder ein Drumcomputer. So einfach sollte das halt sein! Diese Vorgaben möchte nämlich gerade auch der Marktführer bei seinen hochpreisigen E-Drum Produkten versprechen und fordert dafür entsprechend viel Geld vom Kunden ohne dabei diese Versprechen wirklich halten zu können. Und das ist die ganz große Schei.... in dieser Angelegenheit!


    Ein akustisches Schlagzeug wirklich überzeugend simulieren zu können scheint mir eine sehr große Herausforderung darzustellen. Das schaffen noch nicht einmal zu 100% zeitgemäße VST-Technologien welche sich erheblich stärkere CPU Leistungen und Speicherkapazitäten bedienen können als vergleichbar die genutzten Technologien der Modulsysteme am Markt. Was soll also dieses verdammte Lügengerüst der marktführenden (Modul) Industrie welche weiterhin frech behaupten werden, dass die künstliche Modulklangerzeugung eines echten Schlagzeugs zur Zeit nicht zu überbieten ist.


    Sorry ich bleibe ganz klar dabei: Wer meint ein E-Drum (Modul) System sollte quasi unter "Artenschutz" gestellt werden und darf damit nicht unmittelbar mit einem A-Set oder einer VST-Klangerzeugung verglichen werden macht sich wohl letztendlich einfach selber was vor. Das mag jetzt vielleicht von meiner Seite aus nicht gerade sehr höflich klingen, scheint mir aber bisweilen eine durchaus gängige Praxis darzustellen, welche ich persönlich nicht unbedingt für sinnvoll erachten möchte.



    Noch ein Wort zu den Anfängern. Das ausschließliche Lernen und üben auf einem E-Drum halte ich NICHT für optimal. Der spätere Umstieg wird Euch - glaube ich- das Fürchten lehren. Denn dann habt Ihr die Soundgestaltung buchstäblich in der Hand. Und wie man ein Becken oder eine Trommel richtig zum Klingen bringt, das lernt man nur auf dem akustischen Set. (Am besten sogar mindestens ein halbes bis ein Jahr nur mit der Snare Drum.)


    Dieser IMHO völlig berechtigte Hinweis sollte eigentlich meine mitunter deutlichen Kritikansätze nur untermauern können. Wäre nämlich die Industrie in der Lage leistungsgerechte (leise) E-Drum Systeme anbieten zu können, dann wäre obiger Hinweis möglicherweise gar nicht nötig. Ein E-Drum System welches wirklich überzeugend funktionieren wird sollte Einem nicht unbedingt das Fürchten lehren und würde vielleicht auch die vielen A-Trommler da Draußen überzeugen können.


    Oder einmal bildlich dargestellt: Man stelle sich mitunter vor man sieht weltweit auf den Bühnen/Studios fast nur noch A-Gitarren weil die angebotenen E-Gitarren nicht wirklich in der Lage sein sollten zu 100% alle Picking/Strumming und Griffbewegungen der Hände originalgetreu umsetzen zu können um entsprechende authentische Klangmuster einstehen zu lassen obwohl diese E-Gitarren mehrere tausende Euro kosten werden und die Hersteller gleichzeitig behaupten werden, dass man ein absolut professionelles Instrument erwerben sollte. Meiner bescheidenen Meinung nach ist das nämlich seit etlichen Jahren eine vergleichbare Situation in dem E-Drum Segment welche eigentlich nicht zu akzeptieren ist.


    Mein Gefühl und meine Erfahrungen sagen mir ganz einfach das die potentiellen E-Drum Kunden einfach viel kritischer und anspruchsvoller mit den angebotenen Produkten einhergehen müssten um hierzu maßgebliche Verbesserungen erzielen zu können. Gleichzeitig bin ich mir dessen durchaus bewusst, dass gerade auch die große Käuferschicht der Freizeit/Hobbyanwender (Mitunter auch manchmal im Pro Segment) Attribute benötigen werden wie "einfachste Bedienführung" - "Anschalten und loslegen" - und etwa auch ein sehr kompakter Aufbau. Aber gerade auch obiger Hinweis für Anfänger sollte deutlich machen können, dass man eigentlich auch für ausgesprochene Schlagzeug Neueinsteiger scheinbar absolute High End E-Drum Technologien benötigen sollte, welche es so in dieser Form vielleicht noch gar nicht geben wird wenn eine mögliche Parallele Nutzung von A-Sets grundsätzlich ausgeschlossen werden muss. Wie man vielleicht damit erkennen kann ist dieses spezielle E-Drum Segment wirklich nicht einfach einzuordnen und das könnte auch einer der Gründe dafür sein, warum es hier bisweilen zu recht kontroversen und manchmal auch zu hitzigen Diskussionen kommen sollte. (Siehe auch dem aktuellen TD-25 Thread)


    So gesehen möchte auch ich mich bei Sammy-Three für Seine persönlichen Sichtweisen und Anmerkungen zu diesem IMHO schwierigen Themenfeld bedanken und verbleibe mit kollegialen Grüßen


    Trommeltotti



  • Könnte man auf dem ersten Blick so sagen. Auf dem zweiten Blick werden zwar auch die bisherigen Modulsounds in Sachen Klangsimulation von akustischen Drum Sets immer noch erheblich zu synthetisch klingen aber vielleicht nicht mehr unbedingt teurer sein als ein komplettes A-Set. Unter eher ungünstigen Voraussetzungen kann nämlich ein A-Setup richtig teuer werden. Da gehe ich mit Sammy-Three ausdrücklich konform. Hochwertige (Drum) Mikrofone und Misch-Peripherie kann richtig viel Geld kosten. (Dagegen könnte sogar ein komplettes DW Set eher preiswert wirken) Über erstklassige Raumakustik Verhältnisse etwa in (Großraum) Studioqualität möchte ich hier erst gar nicht sprechen wollen. Und selbst wenn man großartige Studiotechnologien auffahren kann, sollte man diese auch bedienen können. Es gibt nicht umsonst den Fachbereich "Tonmeister" an den Musikhochschulen.


    Leistungsgerechte (leise) E-Drum Systeme welche absolut überzeugend in Ton/Spielgefühl und Erscheinungsbild akustische Schlagzeuge simulieren können werden für mein Dafürhalten eine große Zukunft haben. Gerade auch im eher ambitionierten und professionellen Umfeld. Diese Systeme werden aber sicherlich ganz andere Leistungswerte und Vorgaben erfüllen müssen als die derzeitigen E-Drum Systeme der marktführenden Industrie.


    Gruß


    Trommeltotti

    2 Mal editiert, zuletzt von trommeltotti ()

  • Das Set muss vernünftig in einen Kombi oder großen PKW passen, trotzdem aber professionell verstaut und gut zu tragen sein. Roadies sind in diesem Segment eher selten. Für Aufbau und den Soundcheck kann ebenfalls nicht sooo viel Zeit eingeplant werden. (Hallenmiete ist teuer.) Also hilft das Multicore des TD-15 schon viel. Es muss nicht in Hektik noch alles (richtig) verkabelt werden. (Ein weiterer Grund für das neue TD-25. Danke Roland.


    Professionell verstaut würde für mich aber auch bedeuten wollen, dass man für das entsprechende Modul ein geeignetes Transportcase benötigen wird. Etwa über Road taugliche und IMHO praktische 19" Gehäusebauformen hat scheinbar noch kein Hersteller von E-Drum Modulen nachdenken wollen. (Einmal von einigen Alesis Produkten abgesehen) Warum eigentlich nicht? Grundsätzlich erscheint mir eine Multicore Lösung ein sehr brauchbarer Faktor bei ständigen Auf- und Abbauarbeiten darzustellen. Ich habe hierzu schon vor etlichen Jahren angeregt einmal über eine sogenannte "Blackbox" nachzudenken. Quasi ein Multicore Anschluss vom Modul/Trigger-Konverter hin zu einer stabilen Metallbox welche flexibel an einem möglichen Drumrack befestigt werden kann um dort alle relevanten Kabel der Pads übersichtlich anschließen zu können. Aber Wir reden hierbei von einem regelmäßigen Bühnenbetrieb was für die große Käuferschicht wohl kaum von Relevanz sein sollte. Entsprechend sind IMHO auch die derzeitigen E-Drum Systeme ausgerichtet.


    Ein Notebook für VST dazu noch einzubinden mit der ewigen Gefahr, dass es doch mal abstürzt? (Und mit IT kenne ich mich wirklich aus.)


    Gut, wenn Du Dich mit dieser Materie eingehend befassen konntest, dann wird Dir sicherlich auch nicht entgangen sein, dass es noch weitere (auch portable) Optionen geben wird als ausschließlich Notebooks für diese Zwecke nutzen zu müssen. Wir leben nicht mehr etwa im Jahre 1998. Man kann heutzutage äußerst stabile Computersysteme zusammenstellen welche eigentlich nicht mehr abstürzen werden. Wo ich einen wichtigen Ansatzpunkt für Verbesserungen sehen könnte, wäre ein kompaktes, super schnelles und extrem stabiles BS speziell für den Multimedia/Pro Musik Bereich welches auch dazu optimiert wurde möglichst latenzfrei (VST) Musik Applikationen nutzen zu können.


    Gruß


    Trommeltotti

  • Deswegen kann ich auch die ganzen Diskussion über den Sound nicht verstehen. Ich brauche keine Sounds die wie ein DW, Tama, oder Ludwig klingt. Der Sound muss zum Stil des Titels passen. Ich verwende am Abend ca. 4 verschiedene Sets, das reicht. Deswegen verstehe ich auch nicht die Diskussion über zu wenig Speicherplätze für Kits nicht. Wer brauch schon 50 verschiedene Sets?


    Und wie würdest Du das angehen wollen wenn etwa gerade ein "DW Sound" bestens zu einem Titel passen würde welchen Du performen solltest? Etwa dann gleich ein originales DW Set kaufen und mit aufbauen? Vielleicht wäre bei einem anderen Titel eher ein typischer "Tama Sound" erwünscht. Und dann? Wohl möglich schnell noch ein Tama Set kaufen und zuzüglich mit aufbauen? Ich persönlich betrachte E-Drum Systeme erst dann als leistungsgerechte Werkzeuge wenn mir damit eben eine solche flexible Simulation von verschiedenen hochwertigen Drumsets ermöglicht werden sollte. Teuer genug sind diese Systeme seit vielen Jahren sowieso schon. Warum dabei nicht auch entsprechende Ansprüche erheben?


    Ich gehe damit konform: Man sollte sich im Wesentlichen auf vielleicht 5-6 Setups beschränken plus einige synthetische Sounds und einige Spezialeffekte welche wohl niemals mit einem A-Setup umzusetzen wären. Aber das genau ist es doch. Die E-Drum Hersteller scheinen es als "Herausstellungsmerkmal" betrachten zu wollen wenn man über hundert Sets und über tausend Sounds wird anbieten können. Das braucht IMHO kein Mensch und sollte nur aufzeigen inwieweit die Kluft zwischen dem Nutzen für die Anwender und den Vorstellungen der marktführenden Industrie auseinander liegen sollte.


    Gruß


    Trommeltotti

  • Hallo,


    nachdem ich ja als Kind der Achtziger den Abgesang des akustischen Schlagzeugs durch Einführung
    des Simmons erlebt habe und auch gesehen habe, dass das einzige Ding, was ich für vernünftig
    gehalten habe (ddrum), vom Markt verschwunden ist, da war mir klar, dass das mit dem Elektrozeug
    nichts mehr wird.


    Roland und Yamaha geben mir recht, die Dinger erscheinen immer nur in Nischen:
    - Ergänzungszeug für Sonderklänge
    - Heimorgeln für Wohnzimmeradlige und Kellerkinder
    - Arbeitspferde für Unterhaltungsmusikanten mit beschränkten Ansprüchen


    Das war's.


    Dann gibt es wohl noch so ein paar Nerds mit Computern, die habe ich aber auf Bühnen noch nicht
    gesehen, man mag mich mal darauf hinweisen, wo eine Kapelle mit so einem VST-Dingens spielt.


    Die 100 Sets im Gerät sind wie der Rufnummernspeicher im Telefon, natürlich braucht man den nicht,
    aber Speicherplatz ist billig und so kann jeder seinen Lambada suchen, währenddessen kommt man
    wenigstens nicht auf die Idee, in der Nase zu popeln oder andere unanständige Dinge zu tun wie etwa
    Dynamik üben.


    Dass es noch kein Tanzmusikerset im 19" Rack gibt, wundert mich allerdings auch, aber das wäre ja
    etwas für Profis und die große Masse an Elektrospielzeug landet ja im Kinder- oder Spielzimmer, nur
    für "Night of the (Nokia=Gummistiefel!) Proms" ist wohl ein zu kleiner Markt.


    Grüße
    Jürgen

  • Und wie würdest Du das angehen wollen wenn etwa gerade ein "DW Sound" bestens zu einem Titel passen würde welchen Du performen solltest? Etwa dann gleich ein originales DW Set kaufen und mit aufbauen? Vielleicht wäre bei einem anderen Titel eher ein typischer "Tama Sound" erwünscht. Und dann?


    nix für ungut, aber in welchem "Universum" passiert denn so etwas?


    wenn ich einen Titel performe, dann nehme ich da immer den noPsycho-Originaldrumsound, gewachsen in 30 Jahren Akustikerfahrung und digitalisiert in 10 Jahren eDrum-Erfahrung. Wenn irgendein Spinner von mir irgendwann mal was anderes will, dann darf er mich mit so einem Teil gern endorsen :D


    Grüße
    Micha


    Jürgen: :thumbup:

  • Jürgen
    Wundervoll! :thumbup: :thumbup:
    Und nicht nur lustig sondern auch sehr viel mehr wahres 'dran als mancher zuzugeben bereit sein wird.

  • Und nicht nur lustig sondern auch sehr viel mehr wahres 'dran als mancher zuzugeben bereit sein wird.


    Das sehe ich auch so! Das könnte auch einer der Gründe sein, warum es gerade in dem E-Drum Bereich manchmal dann doch etwas "hitzig" und aufgeregt zugesehen sollte. Schön das es hier Teilnehmer geben wird welche mit einer recht entspannten/eleganten und wohl auch humorvollen Art und Weise der Wortwahl mögliche erhitzte Gemüter vielleicht wieder etwas besänftigen können. Ich selber bin wohl leider mit solchen biblischen und philosophischen Fähigkeiten nicht wirklich gesegnet und entspreche damit wohl eher der "Contra Fraktion" Man möge es mir nachsehen. ;)


    Gruß


    Trommeltotti

  • Roland und Yamaha geben mir recht, die Dinger erscheinen immer nur in Nischen:
    - Ergänzungszeug für Sonderklänge
    - Heimorgeln für Wohnzimmeradlige und Kellerkinder
    - Arbeitspferde für Unterhaltungsmusikanten mit beschränkten Ansprüchen


    :)


    Wenn ich's recht überlege ... passt das irgendwie. Für Punkt 1 nutze ich z.B. im Bandkontext das 2Box-Brain, wo es gute Dienste leistet. Für Punkt 2 - wenn auch nicht mehr im Keller - das Roland-Set.
    Bei Punkt drei würde ich aber gegenan maulen. Bei zu viel Live-Musik hätte ich mir gewünscht, wenn sie lieber ein E-Set gewählt hätten. Als ob Akustiktrommler automatisch höhere Ansprüche hätten ...

  • Guten Abend,


    hier wurde ja schon das Thema "Der Endverbraucher hört´s ja eh nicht" gestreift. Da muss ich mal freundlich einhaken, denn das ist so ziemlich das schlimmste Argument, das es gibt! Keine Frage: es gibt auf beiden Seiten (Erzeuger und Verbraucher) diejenigen, die so argumentieren und es gibt auf beiden Seiten auch wirklich die, die den Unterschied zwischen gut und scheiße nicht erkennen - und da ist es völlig egal, ob es Roland Sounds vs. A-Sounds sind, Handyaufnahmen im Fernsehen vs. 35mm Film, Ikea Möbel vs. USM Haller, processed food vs. frische Zutaten, Musik über gute Boxen hören vs. Musik aus dem Smartphone plärren lassen...
    Ich halte es für mehr als fahrlässig, diese bisweilen komplett unreflektierte und zur Anspruchslosigkeit erzogene/degradierte Entwicklung zu unterstützen!!! Wenn jeder so denkt "das merkt doch eh keine Sau", dann wird die Qualität der Dinge (egal was) sukzessive schlechter, die Menschen gewöhnen sich dran und halten das für das Maß der Dinge.
    Ich halte es persönlich für meine Pflicht den Anspruch hoch zu halten, gerne auch mal Menschen auf Unterschiede hinzuweisen (nein, bestimmt nicht oberlehrerhaft), um genau dem Trend von "das merkt doch eh keiner" und "ich sehe/höre/schmecke/spüre den Unterschied nicht" entgegenzuwirken.
    Deshalb kann ich bei solchen Aussagen einfach nicht weglesen. Ich finde auch immer, daß wenn es nur ein paar Menschen (im Auditorium) merken, daß etwas besser ist, hat es sich schon gelohnt. Das ist für mich, wie wenn ich ein Buch lese und auf 500 Seiten der _eine Satz_ steht, der mich weiter bringt, dann haben sich die 500 Seiten gelohnt.


    My 5ct.


    rame

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