Auftritte in Langformat - Technik, Energiehaushalt und Belastbarkeit

  • Moin,
    Ich spiele mit meiner Coverrockband 5-6 Stunden Gigs (Incl. 1 St Pause).

    Von Queen über Papa Roach, Metallica und Billy Idol alles dabei.

    Das sind eigentlich Hausnummern, wo ich die Backbeats als Rimshots spielen würde.

    Aber ich muss zugeben, dass ich das jetzt nur noch bei 2-3 Nummern mache (I Love Rock'n'Roll zB.),

    weil mir sonst die Hand am Ende abfällt. (Sticks sind 5a- darunter wäre für Rock glaube ich zu wenig)

    Bei den letzten 2 Sets erwische ich mich auch dabei,

    dass schnelle Doubles auf dem Fuß nicht mehr richtig wollen. (zB bei "Last resort")

    Ich habe die Tage danach auch schmerzen in der Kniekehle. (Baker-Zyste wurde ausgeschlossen)


    Jetzt meine Frage:
    Ist das jetzt ein Technikfehler, oder ist der Körper dafür einfach nicht gemacht?

    Gibt es hier noch den ein oder anderen der dieses Format spielt, was sind eure Erfahrungen?

  • Ist das jetzt ein Technikfehler, oder ist der Körper dafür einfach nicht gemacht?

    Es kommt da meines Erachtens hauptsächlich auf vier Dinge an: (ausgereifte und passende) Spieltechnik, körperliche Fitness bzw. Training (sowohl allgemein als auch am Schlagzeug selbst), Einteilung der Kräfte beim Gig und auch den Lebenswandel (Ernährung, Schlaf, Drogenkonsum, ...).


    Ich war letztes Jahr mit einer Top40-Band unterwegs, wo meistens 3-4h Netto-Spielzeit (ohne Pausen) angesetzt waren. Z.T. aber auch mal mit 12 Gigs pro Monat und oft drei, manchmal auch vier direkt hintereinander. Alles in allem bin ich damit aber gut klargekommen. Spielerisch und konditionell kein Problem für mich.


    Aber solche Touren sind definitiv hart. Ich persönlich spiel lieber 1-3 stündige Gigs und langweile mich dabei (im besten Fall) dafür nicht so. :D


    Wie viele von solchen Gigs spielt ihr denn im Durchschnitt?

  • Ich frage deshalb, weil die Menge und zeitliche Abfolge der Auftritte auch eine Rolle dabei spielt, wie gut du dich dran gewöhnen kannst. Ein Auftritt pro Woche ist doch ein ganz gutes Maß. Das könntest du mit 1x Joggen pro Woche verbinden, um deine Kondition zu verbessern bzw. zu erhalten. Wichtig ist dabei nur, dass du vor dem Gig mindestens einen Tag, besser zwei Tage Pause machst.

  • Ich habe früher mein Studium mit verschiedenen Countrybands finanziert und hatte meistens 5- 6h- Auftritte.

    Bei solchen Auftritten kann man dann irgendwann überlegen, wie man ressourcensparender trommelt.

    Eine Möglichkeit hat man ja z.B. beim Shuffle: wenn man bei der Hihat Swing spielt, dann lässt man ja schon Schläge weg und es ist weniger anstrengend.

    Oder die ganzen Ghostnotes! Tun die immer Not?

    Backbeat/ rimshot: Ich spiele die sehr oft. Grund bei mir: Sie sind nicht kraftaufwändig! Das ist ja gerade das schöne: Mit wenig Kraft diesen lauten Shot! Und diesen besonderen Sound.

  • Ich kenne vor allem einen deutlichen Konzentrationsabfall bei langer Spieldauer, und wenn die Kondition mich im Stich lässt, ist es wie beim Laufen, man wird langsamer.


    Schmerzen sind aber immer ein Hinweis auf ne Überlastung!!!


    Wie diese entsteht, können wir aus der Ferne nicht beurteilen. Mir fallen mehrere Dinge ein, die du überprüfen kannst:

    - generell zu hartes/lautes Spiel

    - zu hart eingestelltes Pedal, das zu viel Kraft erfordert

    - schlechter Monitorsound. Wenn ich mich nicht gut höre, neige ich u.U. dazu, lauter zu spielen als erforderlich

    - ungünstige Programmabfolge. Wenn beispielsweise zu viele Uptempo-Nummern direkt hintereinander kommen, sage ich schon mal "Leute das schaff ich so nicht, das killt mich". (Sänger starten ja i.d.R. auch nicht gleich mit Songs, die an die Grenzen gehen, so lange die Stimme nicht warm ist)

    - zu ambitioniertes Drumming. Wenn das Original mich spielerisch zu sehr herausfordert und ich es nicht auf mein Niveau runterbreche, spiele ich ggf. zu viel außerhalb meiner Komfortzone


    Edit: hab mir inzwischen mal ein paar deiner Videos angeschaut. Ich finde, deine Technik wirkt kraftvoll und nicht unbedingt locker. Viel aus dem Arm heraus mit relativ steifen Handgelenken. Insbesondere dein Trad.Grip sieht etwas "homegrown" aus, finde ich. Ein bisschen scheint es, als würdest du ausgeprägt ins Fell reinspielen und den Rebound nicht optimal für dich nutzen.

    Bei den Füßen ist es schwerer zu sehen, aber das sieht mir auch nach eher hohem Kraftaufwand aus. In Summe könnte das schon ne mögliche Ursache für vorzeitige Erschöpfung und Schmerzen sein.

  • Vielleicht ist auch das Alter ein Faktor?

    Ja, sicherlich.

    Ich möchte jetzt nicht mehr jedes Wochenende im Zelt spielen, nach Mitternacht aufhören, zusammenpacken und gegen 6 Uhr morgens zu Hause ankommen. Das habe ich jahrelang gemacht. Hätte auch noch, als ich zum arbeiten angefangen habe, bei einer bekannten Partyband spielen können. Aber irgendwann werden die wöchentlichen Auftritte dann zu viel. Auch körperlich.

  • Der Mann ist 32. Geht schon noch. :rollyes:


    @to: Hast Du mal drüber nachgedacht, auf matched grip umzustellen? Ich stelle mir vor, dass Du damit weniger muskuläre Probleme hättest, insbesondere bei den beschriebenen Rimshots. Vielleicht kann man eine etwas lockerere Position finden, Schultern entspannen usw. Ich meine, ich hätte mal ein Weckl-Interview gelesen, wo er genau das beschreibt, dass er wegen mehr Ausdauer bei langen Shows eher matched spielt.


    Was die durchhaltefähigen Doubles auf der Bassdrum angeht, schau Dir nochmal genau die Winkel an. Vielleicht können kleine Veränderungen helfen, einen Zentimeter tiefer sitzen und das Pedal etwas weiter unten treten oder so. Wäre meine Idee dazu. Du bist ja kein Anfänger.

    ...und keine Eier!

    Einmal editiert, zuletzt von Holle ()

  • Der Mann ist 32. Geht schon noch. :rollyes:

    Ja, mit 33 fängt die Bandscheibe an Probleme zu machen. :P


    Ne im Ernst da wurde schon viel richtiges gesagt. Ausgleichssport, Dehnen, evtl körperlich in der Reihenfolge einfach nicht in Ordnung, der Grip, Position/Aufbau, etc. Fängst du vielleicht auch schlampig sitzen an? Ansonsten lass beim nächsten mal einfach eine Kamera von der Seite mitlaufen und analysiere danach deine Haltung und alles andere wenn du dann wieder Schmerzen hast.


    Kraftvolles Traditional Grip Spiel ist schon möglich, siehe Todd Sucherman oder Steve Smith, aber sind durchaus die Ausnahmen, bzw natürlich ist es leichter im Matched finde ich.


    lg

  • Einfach schonender spielen. Du spielst über ne PA. Dann macht Dich eben der FOH Mann „lauter“. Bei so langen Sets kannst Du nicht auf Dauer reindreschen wie Mike Tyson mit 18.


  • Wobei Todd Sucherman je auch regelmässig zwischen den Griffstilen wechselt.

    1. Im Live-Betrieb reißen einen die Mitmusiker manchmal mit, sodass man einfach lauter spielt als beim Üben oder Proben. Beim Üben und Proben mit meiner früheren Hardrock-Band habe ich mit meinen 1A-Stöcken auch nicht sanft gespielt, sondern so, dass es gut klang. Aber beim Gig haben mich die zwei sehr lauten Gitarren-Türme irgendwie dazu verleitet, lauter als nötig zu sein. Meine Gelenke blieben schmerzfrei, aber Blasen gab es immer - und immer nur live; nie in den Proben. Check doch mal, ob Du in der Live-Umgebung nicht (unnötigerweise) lauter spielst, als in den Proben.
    2. Sound-Check: Spielst Du vielleicht schon beim Sound-Check zu laut? Dann wird man Dich entsprechend wenig verstärken und Du musst während des Programms genauso laut spielen musst, damit Du (Monitor) und das Publikum (PA) Dich hören.
    3. Rimshots: Wenn man beim Rimshot genau trifft, muss man ihn nicht so laut spielen. Zudem drücken viele Leute den Stock runter, statt ihn wenigstens etwas zurückfedern zu lassen. Das kann Aua in Handgelenk, Ellenbogen und Schulter geben.
    4. Traditional Grip hat nach wie vor meine Sympathie, aber bei lauter Rockmusik hat die linke Seite da schon was auszuhalten; egal, wie korrekt und in welcher Ausführung man ihn anwendet. (Nach 20 Jahren Traditional-Erfahrung weiß ich, wovon ich spreche.) Jaja, der Donati kann ganz laut und bei Lang hat das auch funktioniert, aber das kann bei Dir und mir ins Auge (oder ins Gelenk) gehen.
    5. Pedale / Kniekehle: Sitzt Du vielleicht sehr tief? Ich würde die Sitzposition mal deutlich erhöhen, sodass der Oberschenkel auf jeden Fall zum Knie hin abfällt.

    M.


  • Das sind eigentlich Hausnummern, wo ich die Backbeats als Rimshots spielen würde.

    Aber ich muss zugeben, dass ich das jetzt nur noch bei 2-3 Nummern mache (I Love Rock'n'Roll zB.),

    weil mir sonst die Hand am Ende abfällt. (Sticks sind 5a- darunter wäre für Rock glaube ich zu wenig)


    Rimshots sollten eigentlich, wenn mit richtiger Technik gespielt, nicht kraftaufwendiger bzw. anstrengender sein als ganz normale Fell-Backbeats. Vielleicht kannst Du da dran arbeiten. Wenn man den Winkel, der Fell und Rand gleichzeitig trifft, sauber einhält, ist der Rimshot nicht kraftaufwendig. Aber das kostet viel Zeit und Übung. Ungeübt ist es einfacher, den Stick auf Rand und Fell zu "drücken", das klappt mit weniger Übung schon konstistent, aber kostet mehr Kraft.
    Vorbild könnte Jost Nickel sein, schau mal wie entspannt der seine Rimshots spielt.


    Ich denke aber auch, dass Martinelli richtig liegt. Oft lässt man sich live mitreissen und spielt viel zu laut. Da hilft nur von Anfang an bewusst die "eigene" Lautstärke zu halten. Kenne das von mir selbst, ich spiele dann nicht nur unökonomisch, sondern klinge auch schlechter.

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