Brisant: Bubinga Recherche!

  • Warum sind in den letzten 2 Jahren soviele Schlagzeuge aus Bubinga gefertigt worden, und zwar nicht nur von den großen Firmen der Oberliga (DW, Sonor etc) sondern auch von den sog. Billiganbietern wie Kirchhoff und Dixon?


    Mit Trommeln aus Maple und Buche kann man doch keinen Hund mehr hinterm Ofen hervorlocken.


    Marketingmäßig wird alle paar Jahr das Rad neu erfunden, jetzt wird dem gemeinen Schlagzeuger suggeriert, dass Bubinga DAS Holz für den Trommelbau ist.


    Auch hat die Globalisierung den Schlagzeugbau voll erfasst.


    Ich wette sogar, das dass wild gerodete Bubinga Holz inkl. aller Transport und Zollkosten immer noch billiger ist als das normale Buchenholz aus heimischen Wäldern.


    Die ökologische Sauerei hört aber beim Holz nicht auf, bei der Herstellung der Hardware wird die Natur noch viel schlimmer in Mitleidenschaft gezogen.


    Wer verbaut noch Hardware aus deutscher Produktion (welche unter den hohen deutschen Umweltstanddards gebaut wurden) an seinen Kesseln?


    Die wird komplett in China gefertigt, ohne irgendwelche Umweltauflagen werden die Abfallprodukte (Stichwort Verchromung) ungefiltert in den nächsten Fluss geleitet.


    Welcher ökologischer Super Gau in China abgeht, ist einfach unbeschreiblich.


    Jeder Drummer sollte sich mal folgende Fragen stellen:


    Wie verhalte ich mich speziell als Schlagzeuger ökologisch sinnvoll und nachhaltig?


    Muss ich unbedingt jeden Trend mitmachen?


    Informiere ich mich vor dem Kauf eines Beckens, Trommel etc. über die Herstellungsmethoden des jeweiligen Herstellers (Stichwort Kinderarbeit)?


    Brauch ich das Exotic Furnier fürs Ego oder klingt meine Trommel dadurch besser?


    Wenn ja, gerechtfertigt dieser Umstand die Fällung von jahrhunderte alten Baumriesen?

  • Zitat

    Original von Bernhard


    Dem Bauern würde ein Stück Land überschrieben, das er nachhaltig zu bewirtschaften hätte, Sprich: Den Urwald als "nachhaltigen!!!" Rohstofflieferanten nutzen, das würde doch bedeuten, also wenn ich Bauer wäre würde ich zumindest drüber nachdenken, wie ich am besten meine Fläche nutze oder? Es geht hier ums Essen, Erträge, Schuhe für die Kinder u.s.w.
    Wenn ich also sagen würde ich nehme immer nur das raus was nachwächst, dann hätte ich einen jährlichen Ertrag der meine Familie ernährt, oder?
    So, wir stehe also vor der Wahl: Brandrodung oder Nachhaltige Forstwirtschaft, alles andere sind meiner Ansicht nach Träumereien.
    Meine Wahl wäre; Holz verkaufen!!


    Aber es geht hier ja nicht um den Vorwurf an die Bauern, die holzen müssen, um ihre FAmilien zu ernähren, sondern um den Vorwurf an die Industrie, die aus rein materialistischen Gewinnstreben und einhergehenden Gewinnmaximierungsabsichten die Zwangslage von Bauern ausnutzt.


    Trotzdem darf nicht vergessen werden, dass auch hier zunächst die Unschuldsvermutung zu gelten hat.
    Bisher gibt es keine offizielle Stellungsnahme von Tama, Kirchhoff und co.
    Bevor also vorschnell (auch wenn jetzt schon erste Fakten gesammelt wurden) geurteilt wird, sollte man sich sehr sehr sicher sein. DAzu ist die Beweislage noch etwas zu dünn.
    Auch wenn ich mir sehr gut vorstellen, dass alles so abläuft, wie Luddie es geschilder hat, warte ich noch, bevor ich mir ein endgültiges Urteil erlaube.


    Zu Bernhard:
    Leider ist mir der Unterschied zwischen Flächenrodung, Abholzung und Brandrodung nicht ganz klar geworden. KAnn nach Brandrodung das Holz denn noch genau so gut verarbeitet werden, wie bei "normaler" Abholzung?

  • Zitat

    Zu Bernhard: Leider ist mir der Unterschied zwischen Flächenrodung, Abholzung und Brandrodung nicht ganz klar geworden. KAnn nach Brandrodung das Holz denn noch genau so gut verarbeitet werden, wie bei "normaler" Abholzung?


    Es kann gar nicht mehr verarbeitet werden, weil es verbrannt ist. Brandrodung dient einzig und allein der Schaffung von Freiflächen, z.B. für Ackerland.


    lg
    max

  • Top Post!


    Sehr interessante Sache das!
    Ich kenne ähnliches Diskussionen aus dem Boots/Yachtbau Wo Teak, für den Decksbelag, und andere Edelhölzer ständig im Gespräch sind.
    Es gibt allerdings nicht wenige Hersteller die ständig auf der Suche nach Alternativen sind, und diese auch schon wirklich verfügbar sind wenn auch nicht in der Masse wahrgenommen.


    Die Kernfrage ist aber in wiefern man sich zusammentut, oder eben nicht, um Verbesserungen herbeizuführen. Edelhölzer werden ja im gesamten Instrumentebau gerne verwendet. Auch Hardware ist da so eine Frage....
    Pulverbeschichtung soll ja wesentlich günstiger in der Ökobilanz sein als Verchromung.


    Interessantes Thema, welches eine gute Diskussion zu Tage bringt.


    Weitermachen!

    nosig

    Einmal editiert, zuletzt von Sebomaniac ()

  • [quote]Original von freak-928
    Intresante Story und Disskussion!



    3.Die Ansprechpartner von den einzelnen Herstellern werden sicher überfordert sein mit den Fragen. Die Leute die wir meist erwischen, sind nur für "normale" Auskünfte und Fragen geeignet. Man müsste wirklich die Einkäufer und Strategen der Firmen mal an der Strippe haben.
    Zitat Ende


    Die Firma Meinl ist ja "nur" der Vertrieb für Tama, Hersteller ist Hoshino. Zu den Percussionprodukten kann ich nur sagen, das Meinl da wirklich hinterher ist wie sich die Produktionreihe gestaltet. Ich hatte mit Herrn Meinl mal ein langes Gepräch über Herkünfte seiner Hölzer, der macht sich da wirklich Gedanken und ist sich seiner Verantwortung durchaus bewußt und handelt auch danach.


    Ich denke auch das du völlig recht hast freak-928 mit deinem Punkt 3.
    Es ist nicht der Job des Prodiuktmanagers für ein Vertriebsprodukt zu wissen wo das Holz herkommt, da sitzt die Verantwortung woanders, nämlich bein Hersteller! Der Produktmanager ist zuständig für Einkauf, also z.B. welche Farbe und wieviel davon, welche Sorte sowie für den Verkauf dieser Artikel.

  • Zitat

    Original von matzdrums
    post des jahres, vielen dank für deinen einsatz und deinen mut. EDIT: ich meine damit natürlich luddie.


    Stimme zu 100% zu.


    62 Antworten innerhalb von 12 Std. sind beeindruckend und stellen die Brisanz dieses Themas auf beeindruckende Art und Weise dar.


    Zumindest bei mir hat dieses Thema (verbunden mit einem sehr langen Telefonat mit dem Thread Starter) ein völliges Umdenken verursacht...


    Besten Dank nochmals an dieser Stelle für Deinen Mut und Dein Engagement.


    Weiter so!


    Gruß
    Daniel

  • Zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen, dass ich auch davon ausgegangen bin, dass eine Firma wie TAMA schon "irgendwie" fair und nachhaltig erwirtschaftetes Holz verwendet.
    (Speziell bei den hohen Preisen der Sets)
    Vielleicht sollte man im Schlagzeugbau die Idee der Bambus-Trommeln (es gab ja mal eine Bambus Snare von Yamaha und es gibt eine von DW) weiterverfolgen.
    Bambus wächst sehr schnell nach, ist aber vermutlich eher schwierig zu bearbeiten.

  • Hallo DukeNukan:
    Also:
    Brandrodung:
    Der Wald wird verbrannt, ergo kein Holz übrig, ergo CO2 gelangt in die Amtosphäre
    Flächenrodung: Große Flächen werden gerodet, also eingeschlagen. Bei Rodung heißt es oft, das die Fläche anders genutzt wird.
    Abholzung:
    Der Wald wird abgeholzt, auch flächig, jedoch wird die Fläche später oftwieder als Wald genutzt.
    Die letzten beiden Begriffe überschneiden sich allerdings und sind nicht genau definiert.

  • Zitat

    Der Wald wird abgeholzt, auch flächig, jedoch wird die Fläche später oftwieder als Wald genutzt.


    Wenn ich es nicht ganz falsch verstanden habe, wird die Fläche zwar als Wald genutzt, aber als Plantage. Der natürliche Wald wird durch eine Monokultur ersetzt, was dazu führt, dass es keine Artenvielfalt mehr gibt dort und die Böden einseitig belastet werden. Aber vielleicht liege ich auch falsch...


    lieber gruß
    max

  • Bernhard
    Ich finde, auch ein Vertrieb sollte sich mit den Produkten genau auseinander setzen. Sonst ists auch nicht mehr weit zu "Der Führer wars". Okay, das nicht jede kleine Leuchte bescheid weiß, aber dann kann man solche Fragen ja weiterleiten. Gerade ein Produktmanager sollte da doch bescheid wissen, alles andere wäre imho Scheuklappenmentalität.


    Wann hattest du den ein Gespräch mit Meinl und in welchem Kontext?

  • Ein sehr spannender Beitrag, der mich sofort zum denken angeregt hat. Vielen Dank für die Infos, ich werde auf jeden Fall daran denken und es berücksichtigen, wenn ich mir mal ein neues Set kaufe.


    Meinen Respekt für die Mühen und den Mut dies alles zu recherchieren und öffentlich zu machen. Ich bin gespannt, ob es Firmen gibt, die hier mitlesen und Stellung nehmen werden.


    Hast du noch Kontakt zu Greenpeace? Vielleicht kann jemad von denen, der sich mit der Problematik gut auskennt (und mit dir vielleicht bereits darüber gesprochen hat) hier mitlesen und uns mit weiten Infos versorgen? Falls du zur Zeit nicht mehr mit denen in Kontakt stehst sag Bescheid, dann frage ich da an.

    "Klangskulpturen ja, therapeutisch nein. Das Hang ist meiner Ansicht nach kein Therapiemittel. Im Gegenteil sollte man damit sehr vorsichtig sein, denn durch den faszinierenden Klang steht der Therapeut sehr in der Gefahr, manipulativ zu wirken und den Klienten abhängig zu machen. Auch kann er ihm ja kein eigenes Hang vermitteln und entlässt ihn so mit einer zwangsläufigen Frustration." - Ixkeys


  • Ich glaube GENAU DAS (und da schließe ich meine Person keinesfalls aus, ich schwimme da selber in der gleichen dreckigen Pfütze mit!) ist das größte Problem, daß man meint, man könne eh nix ändern. Es wird schwer sein, vielleicht auch unmöglich, aber wenn man von vornherein schon den Glauben verliert, dann wird es auch nie was. Wie gesagt ich schließe mich nicht aus, bin selbst ein Schwächling in diesen Dingen.

  • Hi Luddie,
    Deine Bedenken waren unbegründet. Du hast die Sache aber auch gut rübergebracht.


    Die Masse der Lesenden begreift und wird evtl. richtig reagieren: D.h. nicht, jetzt in den Keller rennen und die Bubinga-Snare verbrennen, sondern sie noch mehr achten, als man ohnehin schon tut.
    Wer vorm Kauf neuer Trommeln steht, wird diese Info vielleicht beachten und sich doch für ein "normales " Set entscheiden, beim Alten bleiben oder etwas Gebrauchtes kaufen.


    Obwohl ich hier ja der "Öko" bin (dem man bestimmt kein Fehlverhalten nachweisen kann), hatte ich früher den Tropenholzanteil im Schlagzeugbereich unterschätzt. Die neuen Trend haben leider ganz andere Mengen zusammen gebracht und da macht ein anderes Verhalten schon Sinn.


    Ich hatte mal vor 19 Jahren einen Wintergarten aus Meranti. Hatte mir überhaupt keine Gedanken gemacht. 3 Tage nachdem das Ding stand, las ich den ersten Bericht. Natürlich wurde der Wintergarten auch nicht abgerissen, aber ab diesem Moment habe ich Mitmenschen informiert, meine zukünftigen Fenster und Türen wurden in Fichte gefertigt und den sorglosen Anbietern immer wieder meine entsprechende Meinung gesagt. In meinem geschäft verkaufe ich keine Tropenholz-Produkte - egal von wem.


    Sicherlich darf man nicht alles pauschal abwatschen, muss Argumente hinterfragen, u.s.w. Die Lebensgrundlage vieler Menschen in Abbaugebieten ist oft ein Pro-Argument. Doch muss man dies genauer betrachten. Nur durch unsere Nachfrage entstanden diese, meist sehr schlecht bezahlten und unsicheren Jobs. Während der Eine durch das Abholzen ein paar Cents verdient, wird drumherum die Lebensgrundlage von sehr viel mehr Menschen (aber auch Tiere und Pflanzen) z.T. für immer zerstört. Es geht dabei auch nicht nur um das Fällen des einen Baumes, sondern um das Herankommen, dann Transport, die Lagerung, u.s.w. Das Bild dieser Abholzgebiete verändert sich schlagartig völlig. Aus Artenreichtum wird übernacht Armut und dazu kommen oft Kulturveränderung, Zivilisationskrankheiten, Vergewaltigung, Mord, u.s.w. www.regenwald.org


    Billigklamotten oder anderes bringen Kleinkindern in Fernost das nötige Geld für das tägliche Überleben der ganzen Familie. Darf man aber deshalb diese Kinder schonungslos ausbeuten? Vorher hatten die Menschen dort in einfachen Verhältnissen irgendwie gelebt. Später müssen sie durch die "Versklavung" Ihrer Kinder "überleben", weil die gesamte Umgebung/ Kultur vor Ort völlig verändert ist.


    Jedes Konsumprodukt auf der Welt hat eine eigene Öko-Bilanz. Wird die objektiv und richtig erstellt, kommen manchmal sehr überraschende Verhältnisse dabei heraus, je nachdem wie man manche Auswirkungen gewichtet (z.B. Gegenüberstellung von 20.000 Litern Wasser gegenüber 50 Litern Rohöl, o.ä.). Ein subjektives vorschnelles Urteil kann somit eine Sache verdammen und eine andere Sache gut darstellen, obwohl sie es gar nicht ist.


    Ich fahre z.B. mit Salatöl (kein Bio-Diesel, Palmöl oder was auch immer) von Raps aus der Region. Vor 5 Jahren konnte ich mich damit als Super-Öko darstellen, weil eben CO2-neutral, abgasärmer und Rohstoffschonend. Dann begann vor 2 Jahren der rigorose Run auf Sprit aus Biomasse, egal woher und es begann der zusätzliche Raubbau an Regenwald um Palmölplantagen für europäischen und amerikanischen Biosprit zu errichten. Somit wird jetzt das Weltklima doppelt angeheizt. Ich werde jetzt für meinen Bio-Sprit-Aufkleber als Umweltsündern angesehen, obwohl ich es für mich besser weiß.


    Schon lange gibt es Zertfikate für Tropenholz aus "nachhaltigem" Anbau. Leider halten viele dieser Siegel nicht, was sie versprechen. Folge: der Verbraucher urteilt wieder pauschal und nimmt überhaupt keine Rücksicht. Genau wie viele denken "Bio sei nicht Bio". Dabei kommt es hier eben auch auf die Details an. Ein Bioprodukt von Demeter oder Bioland ist TATSÄCHLICH Bio und Öko (kommt dann also nicht von einem anderen Erdteil angeflogen). Beim Aldi/Lidl/EU-Bio sieht das schon anders aus. Sicherlich ist die Frucht für den Käufer gesünder, weil unbehandelter - aber für die Umwelt muss das noch lange nicht besser gewesen sein und die Sau hatte ihr kurzes Leben evtl. auch unter unwürdigen Bedingungen verbracht.


    Lange Rede kurzer Sinn:


    Macht Euch Gedanken über Eure Investitionen, scheut Euch nicht, direkt Hersteller anzuschreiben. Ignoriert Produkte, die mangelhaft beschrieben werden oder sonst zweifelhaft wirken, gebt Eurer Meinung Ausdruck. Egoismus oder Kopf in den Sand stecken, sind die falschen Wege. Es müssen nicht immer nur die großen etwas tun. Jeder Einzelne kann etwas bewegen und in der addierten Masse verändert sich tatsächlich etwas.
    Wer hätte im Frühjahr 1989 gedacht, dass im November die Trabbis die BRD verpesten würden?


    Ich werde jetzt umso länger mein BLX spielen und obwohl ich es mir locker erlauben kann, kein neues oder zusätzliches Set anschaffen.

  • Öko-Obi, schöner Beitrag! Er schneidet noch viele andere Themenbereiche an, über die dringend diskutiert werden muss.


    Vor allem biegst du die kurzsichtige Argumentationsweise wieder gerade, man unterstütze mit dem Kauf von problematischen Produkten die armen Bevölkerungsteile. Das ist nämlich tatsächlich ein Irrglaube und wird bequemlicherweise immer wieder gerne von der Industrie angeführt. Einfacher gehts nämlich nicht.


    lieber gruß
    max

  • Ich rege mich jedesmal über den teuren Kaffee bei Starbucks auf und gehe dann noch mal eher woanders hin, weil es eben nicht so teuer ist.


    Und dann denke ich: Moment. Starbucks ist nun mal mit so teuer weil eben Wert darauf gelegt wird, dass die Kaffeebauern faire Preise bekommen für die Bohnen, die Leute finanziell unterstützt werden etc. Ich hab das selbst im Rahmen einer Arbeit analysiert und trotzdem verdrängt man es immer wieder und greift eben doch zum billigen Kaffee statt bei Starbucks "politisch korrekten Kaffee" zu holen.


    Wichtig ist also, dass so etwas immer wieder ins Bewusstsein gerufen wird und daher ist dieser Thread sehr wertvoll und hoffentlich bewirkt er auch auf Dauer etwas.

  • Das ist mal ein toller Thread - großes Lob an Luddie und alle anderen die hier schon viel Sinnvolles reingeschrieben haben.


    Insgesamt denke ich, dass die hier angerissenen Themen alle wichtig sind und es nie genug sein kann, dass sich die Menschen mit ihrer Umwelt, den Auswirkungen ihres Marktverhaltens und Umwelt- wie wirtschaftspolitischen Zusammenhängen auseinandersetzen.


    Dass wir nicht allein auf der Welt sind, ist uns inzwischen allen klar, seit man drohend damit winkt, dass der Chinese in seiner Heimat unsere Arbeit gerne für weniger Geld erledigen würde. Globalisierung ist ein sehr weites Feld. Kurt Tucholsky hat einmal das schöne Zitat geprägt: "Was die Weltwirtschaft angeht, so ist sie verflochten".


    Schon vor einigen Jahren hat man unter der Kampagne "Hunger durch Überfluss" bei Brot für die Welt aufgezeigt, dass die in die Zeiten der Kolonialisierung zurückreichenden zusammenhänge immer noch bestehen und unser westlicher Wohlstand in erster Linie auf Ausbeutung der Rohstoffe und Arbeitskraft der dritten Welt beruht.


    So gesehen können wir in dieser Diskussion ganz beruhigt die Kirche im Dorf lassen: keiner wird je als "weltbester Umweltengel" gekürt werden, der auch je nur eine Banane gegessen hat. Ob wir uns Drums mit Bubinga verkneifen, sie anprangern oder kritisieren, oder ob wir sie kaufen hat in unserer persönlichen Gewissens-Bilanz in den meißten Fällen wenig Gewicht, wenn wir es mal ganz genau betrachten.


    Daher finde ich es auch prima, dass wir hier ganz ohne Schaum vor dem Mund unsere Meinung kundtun.


    Die Drumfirmen versuchen natürlich seit jeher die Anbetung neuer goldener Kälber zu fördern. fortschritt auf dem Hardwaresektor ist dabei nicht immer möglich - vieles ist technologisch völlig ausgereizt. Anderes eben schon von der Konkurrenz erfunden und bevor man Lizenzen zahlt um Erfindungen nutzen zu dürfen, schweigt man sich darüber lieber aus und erklärt, das etwas anderes gerade für den Schlagzeuger besonders wichtig sei.


    Wenn dann eie Firma erklärt, nur bestimmte tolle Hölzer könnten die tiefen Frequenzen liefern, die ein echtes Rockdrum benötigt, gibt es für die Konkurrenz erstmal drei Möglichkeiten:


    1. Schweigen und Abwarten.
    Riskant - man verliert möglicherweise Marktanteile oder gar völlig den Anschluss


    2. Schnell mitziehen und dasselbe Holz anbieten.
    Toll, denn man Profitiert von einer bereits durch den Konkurrenten geebneten Marktlage - man macht aber bedenkenlos auch dessen Fehler nach.


    3. Die Fehlentwicklung der Konkurrenz anprangern und auf tatsächliche Gegebenheiten hinweisen. z. B. dass "mehr Bass" in Wahrheit oft nur "weniger Höhen" bedeutet.
    Ganz doof - eine Käuferschar, die soeben erfolgreich geimpft wurde betrachtet einen nur als Versager. Es wirkt, als wolle man seine Hilflosigkeit und Unfähigkeit nur mit Polemik gegen die Konkurrenz überspielen, wie ein beleidigtes Kind.


    Die Möglichkeit, noch auf die Umweltsünden der Konkurrenz hinzuweisen ist ein neues Feld. Allerdings muss man hier, wie oft gesagt, zwischen Herstellern und Vertrieb unterscheiden. Die Hersteller sitzen oft in Ländern, in denen Umweltbewußtsein mit öffentlichem Bewußtsein noch sehr wenig Schnittmengen bietet. Dort wird Variante 2 die der ersten Wahl sein.


    Vertriebe andererseits müssen eben auch das verkaufen, was ihnen der Hersteller anbietet. Generell hat man dort ja auch nicht die Auswahl - man ist eben mit einem Hersteller verbunden und muss schlicht und ergreifend das Beste draus machen.

  • Zitat

    Original von Seven


    Und dann denke ich: Moment. Starbucks ist nun mal mit so teuer weil eben Wert darauf gelegt wird, dass die Kaffeebauern faire Preise bekommen für die Bohnen, die Leute finanziell unterstützt werden etc.


    OT: Ähm, Starbucks ist nicht korrekt. Sie behaupten es zwar, aber veranstalten trotzdem eine ziemliche Abzieherei. Berühmt-berüchtigt ist ihr Versuch das Patent auf eine uralte äthiopische Hochlandbohne zu bekommen. Dank der Gegenklage der äthiopischen Bauern ist das Gottseidank gescheitert.

    "Diese Tapete ist scheußlich, einer von uns beiden muß jetzt gehen."

    Einmal editiert, zuletzt von newbeat ()

  • Hallo,


    Zunächst mal großes Lob für die Recherche!


    Allerdings, da ein Großteil der "Gegenposition" noch fehlt, sind Schreie der Empörung über skandalöse Machenschaften gewisser Firmen vielleicht auch noch etwas verfrüht und unreflektiert.





    Zitat

    Bin über Beispiele dankbar, wo ein nationaler Kaufboykott erreicht wurde und Auswirkungen auf den Vertrieb deutlich wurden.


    Kein Kaufboykott, aber es wurde sich wirkungsvoll an entsprechende Instanzen gewendet:
    Der BMT hat eine Unterschriftenaktion (in Form von Postkarten, die dann kollektiv an die Botschaft geschickt wurden) gegen den Import von Hunde- und Katzenfellen aus Asien initiiert und dadurch ein EU-weites Gesetz für ein Handels- und Importverbot von Haustierfellen auf den Weg gebracht, das am 1. Januar 2009 in Kraft tritt. "Haustierfelle" wurden/werden in Kleidungsstücken oder perfiderweise in Katzenspielzeug verbastelt. Europa ist/war der größte Abnehmer für diese Felle.
    Man kann also schon davon ausgehen, dass dieser Markt erstmal einbrechen wird.
    Und das alles nur durch "eine" (deine, meine..) Unterschrift.


    Niemand kann die Welt alleine retten, aber sich in die Passivität zurückziehen, kann auch nicht die einzige Konsequenz sein.


    Bevor man beim Thema Bubinga jedoch die Fackeln und Mistgabeln auspackt, sollte man wirklich erstmal selbst recherchieren, wie Luddie ja auch schon sagte.


    Jetzt noch ein schöner Spruch für's Poesie-Album:


    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. (Onkel Ghandi)



    *edit*
    Dass hier nach "Regularien" verlangt wird, finde ich dann doch etwas gruselig. Klar bedeutet Mündigkeit auch Verantwortung und viele Dinge weiß man eben einfach nicht (ob der Pelzkragen an der Jacke jetz aus Plastik oder aus Katze ist..? - Tipp: Wenn man ihn anzündet, riecht man's..), dennoch ist es bei *Regularien* schwer zu gewährleisten, dass eben "richtig" entschieden wird (was ist jetzt mit dem Bauern in Südamerika? welche Interessengruppen sind denn eigentlich die stärksten...?).
    Alkohol und Zigaretten sind ja eigentlich auch scheiße und jeder weiß es - warum verbietet man es nicht zum Schutz der Menschheit? :rolleyes:

    Ordugele muss sein.

    Einmal editiert, zuletzt von mad-drive ()

  • Ich selber bin entzückt von der Diskussion hier!
    Beispiele für viele weitere gesellschaftliche Unzulänglichkeiten gibt es zu hauf! Da kann ich als heimischer Landwirt ein Lied von singen!


    Viele Menschen kaufen lieber argentinische Steaks als deutsche!
    Warum? Es gibt Leute die sagen "Es schmeckt anders" ! Diese Aussage ist auch richtig! Argentinisches Rindfleich hängt auf dem Weg nach Deutschland mindestens 3 Wochen auf dem Transportweg ab! In Deutschland wäre das Lebensmittelrechlich unmöglich! Deutsches Fleisch darf nicht lange Abhängen obwohl es für ein zartes Steak dringend notwendig wäre! Welch eine ironie.


    Getreide ( 9€/100kg), Fleisch ( ca 1,40 Euro/kg) und Milch (24cent/liter) waren vor 2 Jahren auf einem Rekordtief! Kein Bauer in Deutschland konnte damit kostendeckend arbeiten! Die Qualitätsauflagen sind dafür einfach zu hoch! Die billigen Lebensmittel kamen aus dem Ausland, die ohne Auflagen nach Deutschland exportiert werden können! Unsere Politiker haben Quasi mit unserer Qualität geworben und mit Schrott aus Billigländern den Preis tief gehalten. Der Verbraucher nahm dieses falsche Angebot aber dankend an!


    Aber auch Politiker merkten natürlich das die Bauern damit nicht existieren konnten ( die Anzahl der Bauernhöfe ging seit 1980 um 70 % zurück).Man brauchte die Bauern um die Kulturlandschaft und die Landschaftpflege zu erhalten. Also gab es eine clevere Idee!
    Der Staat gibt den Landwirten Geld mit der Auflage die Landschaft weiter zu Pflegen. Das sind die im Volksmund so bekannten Subvensionen!
    Der Verbraucher konnte also weitehin günstige Lebensmittel kaufen und musste dafür quasi mehr Steuern bezahlen um dem Staat genügend Geld zur Verfügung zu stellen für die Landwirtschaft!
    Die nächste ironie!


    Viele Landwirte in Deutschland suchten Aufgrund dieser beschissenen Lage eine Alternative und fanden Sie!
    Sie bauten keine Lebensmittel und Futtermittel mehr an, sondern Energiepflanzen! Jetzt sieht man auf deutschen Äckern eben weniger Getreide, Gemüse oder Rüben, dafür um so mehr Mais, Raps und sonstige Enegiepflanzen mit denen heuer Biodiesel und Biogas hergestellt werden!


    Da sich Flächen bekanntermaßen nicht vermehren lassen ließ die Quittung nicht lange auf sich warten! Die sogenannten Billigländer haben ihre Flächen mehr oder weniger ausgebeutet, mit Missernten zur Folge. Auch Umweltkatastrophen zerstörten viele Ernten! Die Lebensmittel wurden knapp und die Reserven waren schnell aufgebraucht!
    Dieses Jahr der kam nun der große Knall!
    Getreide und Milch erziehlten Rekordpreise! Teilweise übertrieben hoch! Hätte der Verbraucher bzw der Staat sich seinerzeit für ein angemessenes Preis Leistungs Verhälnis entschieden wäre das heute kein Thema!


    FAZIT aus diesem Off Topic:
    So wird es überall gehen wo das ökonomische-ökologische Gleichgewicht gestört wird !
    Wer sein Fleisch beim benachbarten Metzger kauft der es wiederum von Bauern nebenan bekommt, muss sich keine Gedanken darum machen das für den Transport 150000 Liter Diesel verblasen wurden. Wer es aus Argentinien nimmt schon!
    Und wer sich für Bubingaholz, exotisches Möbelholz oder andere Rohstoffe aus dem Raubbau ohne Wiederaufforstung aus den Drittländern entscheidet darf sich nicht über mögliche klimatische Veränderungen und eine größere Kluft zwischen Arm und Reich beschweren!


    Grüße Christian (der Eifelbauer ;) )

    Suche: nothing

    2 Mal editiert, zuletzt von Eisenmike ()

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