Rock-Musik im Orchester-Kontext und die Rolle des Drumsets

  • Die Lautstärke hat aber schon was mit dem musikalischen Ausdruck zu tun.

    Ich glaube, ihr redet etwas aneinander vorbei. Im Pianissimo werden BD, Toms und Snare natürlich niemals so klingen wie beim mikrofonierten Stadiongig, und auch nicht wie beim Powerhouse-Drummer am Proberaumset. Insofern fehlt natürlich ein bisschen der Ausdruck, den man bei den genannten Dave Grohl und Danny Carey erwartet.


    Man kann aber durchaus auch gaaaanz leise mit der Attitude eines Rockdrummers spielen und die Grooves zum Einrasten bringen. Insbesondere zusammen mit nem tighten Bassisten fangen die Zuhörer meiner Erfahrung nach dann genauso an mitzuwippen, und den fetten Drumsound steuert wohl die Fantasie noch dazu bei. Letztendlich hat man als Drummer/Orchester an diesem Punkt alles erreicht, was ein Rocksong in orchestraler Bearbeitung benötigt, und dann gibt es auch keinen Grund für Diskussionen mit dem Dirigenten mit der Dirigierperson.

  • Ich denke, hier reden sehr viele Leute aneinander vorbei. Es ist nämlich gar nicht klar, über was wir hier überhaupt konkret reden.


    Nach meiner Erfahrung mit Challenge-Beiträgen von Moritz ist er kein Heavy Hitter und hat den musikalischen Ausdruck bei moderater Lautstärke durchaus drauf.

    Meine Vermutung ist eher, dass der Dirigent überempfindlich ist und das Grundproblem darin besteht, dass man am Schlagzeug halt nicht hören kann, wie es vorn klingt.

    Wenn die Akkordeons auf der Bühne so laut sind, dass man bei eigentlich (zumindest nach Aussage des Dirigenten) passender Lautstärke sich selbst nicht mehr hört, ist das keine gute Grundlage.


    Und meiner Meinung nach gibt es übrigens nichts schlimmeres als Schlagzeuger, die ihr Set streicheln, obwohl genau das Gegenteil der Fall sein müsste. Wenn man auf einer großen Open-Air Bühne mit reichlich Verstärkung Rock oder Metal spielt und dann das Schlagzeug streichelt ... da wird halt kein Schuh draus.

  • Eine leise angeschlagene Trommel klingt immer anders als wenn die selbe Trommel laut gespielt wird.

    Dieser Umstand spiegelt sich ja auch in umfangreichen Sample-libraries, edrums etc, wider, wo je nach velocity eben verschiedene Samples getriggert werden.

    Von daher klingt ein fetter Rockgroove eben leise gespielt nicht mehr...Fett! Eigentlich sehr einfach zu verstehen. Wenn das in der Musik gewünscht ist, z.b. vom Dirigenten, dann ist das so...

    "Die Sprache ist natürlich im ersten Moment immer ein Hindernis für die Verständigung."



    Marcel Marceau (*1923), französischer Pantomime

  • Eben!

    Ein Akkordeon-Orchester ist nun mal keine Rockband mit Akkordeons.

    Die spielen eben Rocktitel nach Art von Akkordeon-Orchestern, und da ist das Schlagzeug eben auch lautstärkemäßig untergeordnet. Punkt.

    Das soll natürlich (oh, Wunder!) auch anders klingen als eine Rockband.

    Ansonsten das was Nils geschrieben hat.


    Nimm es doch als Chance ein etwas anderes Spiel-Feeling zu lernen, nämlich leise und dynamisch und groovig zu spielen.


    Grüße

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

  • ... als "Jazzer" der oft in Kirchen gespielt hat, kann ich das nur bestätigen. Das Problem "zu laut" zu sein ist quasi fast immer so groß, dass nichts anderes mehr von Interesse ist, als leise zu spielen. Man muss sich überlegen, ob man sich das antun möchte, oder ob man es lässt. Denn ich dachte mir auch öfter, "dann lade eben keinen Schlagzeuger ein". Für meinen Teil habe ich mir das immer angetan. Es gibt einiges was man mit Spieltechnik und anderes, was man mit Equipment beeinflussen kann. Da war für mich oft möglich, einiges an Lautstärke rauszuholen und trotzdem noch was akzeptables am Set abzuliefern. Gerade mit Besen. Ein schönes Erlebnis hatte ich mit dem lokalen Star-Orchester. Da wurde ich neben eine klassischen Kontrabassistin positioniert. Die hat beim Aufbau schon eine Gesicht gezogen und dann gleich OTon gesagt "Auf den Scheiß, neben dem Schlagzeugheini zu sitzen, habe ich echt keinen Bock". Nach dem ersten Song habe ich aber das Eis gebrochen und wir haben uns super verstanden, denn ich hab so leise gespielt, dass sie mega beeindruckt war. Lob, eine gute Probephase und ein tolles Konzert kamen im Anschluss. Ich befürchte, die Vorstellung von "Schlagzeugen" und deren "Lautstärke" (sind ja eigentlich Engelsklänge für mich!) sind eben so unterschiedlich wie die Menschen selbst.

    SCIENCE FOR THE WIN!
    Ich habe Interesse an; Zildjian K-Istanbul und Avedis Rides und Hihats (bis ende 60er) sowie Sonor Drumsets bis 1990! :thumbup:

  • Meine Erfahrung ist: klingt das Schlagzeug scheiße, ist es zu laut - immer.

    Snareteppich zu stark angezogen klingt scheiße = zu laut

    Tomfelle mit allem Möglichen zugeklebt klingt scheiße = zu laut.

    Becken schrill klingt scheiße = zu laut.


    Auf der anderen Seite kann ich mich nicht satthören an einem gut gestimmten Schlagzeug; ich speche/schreibe hier wohlgemerkt von unverstärkten Drumsets, nix Studio oder PA-designt.

    Schöne Grüße - Rainer K. aus B. an der W.

  • Lautstarke ist nicht Sound

    Lautstärke ist nicht Ausdruck

    Lautstärke ist nicht Dynamik

    Dazu will ich jetzt doch noch mal was sagen.


    Dynamik ist natürlich nicht gleich Lautstärke, sondern Lautstärkeunterschiede. Egal ob es um Verlaufsdynamik oder innere Dynamik geht.

    Und eine gleiche Dynamik kann sich auch auf unterschiedlichen Lautstärken bewegen. Beispiel 25% vs. 50% oder 50% vs. 75% - unterschiedliche absolute Lautstärken, aber gleiche Dynamik (nur abstrakt).

    Fakt ist, dass Grooves und auch Fills ohne Dynamik und Akzente oft starr und leblos klingen und dass in bestimmten Musikstilen Verlaufsdynamik sehr wichtig für die Ausgestaltung des Dramas ist. Ich spiel morgen mal wieder eine Aushilfe bei einer Bluesband, die genau das öfters praktizieren - da bin ich auch wieder mal angehalten ein Solo zu spielen. Und auch da werde ich mit Dynamik arbeiten.


    Der spielerische Ausdruck ist natürlich nicht direkt an die Lautstärke gekoppelt - teilweise aber eben schon. Eine jazzige Spielweise impliziert sachteren Anschlag, eine rockige und "harte" Spielweise benötigt auch einen lauteren Anschlag, damit's entsprechend klingt.


    Damit kommt man zum nächsten Punkt, den ich mit dem Vergleich von Ghostnotes und Rimshots schon angesprochen habe.

    Natürlich ist Lautstärke nicht per se immer auch gleich Sound. Aber unterschiedliche Anschlagstärken und Spieltechniken klingen auch nun mal anders.

    Auch auf der Hi-Hat macht es einen großen Unterschied, ob ich die mit der Stickspitze oben oder mit dem Stickschaft am Rand anschlage und wie weit ich sie öffne.

    Sehr viele Rockgrooves bedienen sich auch der Möllertechnik, die akzentuiertes Spiel mit sich bringt. Sogar Phil Rudd bei AC/DC.


    ...


    Davon abgesehen ist Schlagzeug auch einfach ein lautes Instrument. Und je weiter man das kastriert, desto schlechter klingts dann auch.

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