Neues Schlagzeug, nur ein Gadget?

  • Guten Tag.


    Angenommen man nimmt eine Tom von einem neueren Sonor Set und eine von meinem 14 Jahre alten Yamaha Billigset - bestückt beide mit den gleichen Fellen, stimmt beide gescheit und spielt sie dann an.
    Was meint ihr, wird man da so einen riesigen Unterschied merken, dass man sagt "oh ja, wird Zeit mir was neues zu kaufen!"?


    Ich meine ich bin Tischler und spiel nun echt schon ewig Schlagzeug, aber ich befürchte das runder Holzkessel, nach runder Holzkessel klingt. Egal wie alt oder von welcher Firma der nun ist.
    Klar, es wird Unterschiede geben, wegen der Dicke, Holzart, was weiß ich... Aber das werden doch nur Nuancen sein?!


    Bin mir nämlich unsicher, ob ich mir mal was neues gönne, oder einfach ins Alte investiere... Und ob das neue dann nicht einfach eher so was fürs Auge bzw Spielerei wird.


    Bin nachher mal im Musikladen antesten, aber was denkt ihr generell dazu?


    Viele Grüße
    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Typ777 ()

  • Hallo Thomas
    Wenn du Zeit und Gelegenheit hast sieh dir mal eine Veranstaltung von Udo Massoff an. Er ist ein "Schlagzeug-Guru" aus Berlin und er vertritt u.a. die Ansicht, dass der Kessel für den Ton der Tom zweitrangig ist. Entscheidender seien die Felle und die Spannreifen (und die Stimmung ;) ).


    Ich für meinen Teil habe bei seiner Veranstaltung keinen entscheidenden Unterschied zwischen einem billigen und einem hochpreisigen Kessel gehört.


    Für dich dürfte sich auch die Frage stellen, ob du überhaupt noch Teile für dein in die Jahre gekommenes Yamaha-Set kriegst.


    Grüße

  • Ich denke, einige wenige Nuancen wirst du schon hören (ob für dich positiv oder negativ ist dabei eher subjektiv zu beurteilen).
    Den größten Unterschied wirst du hören, wenn du vorher noch keine Freischwinghalterungen an den Toms hattest oder die Wandung der neueren Toms z.B. viel dicker als die der bisherigen Toms sind (ach ja, die Dicke/Steifigkeit der Spannreifen hat auch noch einen Einfluß auf den Klang).
    Ansonsten ist es nur die neue Farbe oder die Optik der neueren Böckchen-Hardware, die einen Unterschied machen und das Gefühl mal was Neues zu haben.
    Aus meiner heutigen Sicht würde ich lieber in neue Felle und bessere Becken investieren, bei den Trommeln vllt in eine neue Snare (anderes Material).
    Aber das muß eben jeder für sich selbst entscheiden.


    P.S. das Alles gilt allerdings nur für den rein akustischen Betrieb (in kleinen Clubs oder so) - über P.A. oder im Studio hörst du da sowieso im Publikum keinen Unterschied.

  • Hallo,


    dass der Kessel beim Klang zweitrangig ist, ist ja nichts Neues.
    Die Unterschiede treten auch bei relativ üblichen Bedingungen
    (abgespielte Felle, schlechter Spieler, gruseliger Raum, gedämpfte
    Stimmung) nicht allzu sehr zu Tage, außer bei der Lautstärke evtl.
    Klanglich wird es unter guten Bedingungen und bei extremen
    Stimmungen (auch extrem resonante) interessant.
    Nebenbei sind manche Trommeln dann bereits kaputt.


    Grüße
    Jürgen

  • Völlig richtig - hab letzte Woche bemerkt, warum mein Premier 16" Standtom so komisch metallisch klingt, so ganz anders als das 18" oder das 13" HT. Das Resofell des 16" war ein Remo Diplomat! War vom Vorbesitzer, mir ist es optisch nicht aufgefallen, nur dieser Sound... klares Amba drauf: läuft.

    “If you end up with a boring miserable life because you listened to your mom, your dad, your teacher, your priest, or some guy on television telling you how to do your shit, then you deserve it.”
    Frank Zappa (1940-1993)

  • ein kollege aus dem Musikladen in der Gitarrenabteilung hat mir erzählt, letzte Woche hat einer eine Eric Clapton Signature Gitarre zurückgebracht und sich darüber beschwert, dass das Teil gar nicht wie Eric Clapton klingt. soviel zum Thema, was das Material heutzutage alles können muss. Nächate Woche bringe ich meine Dave Weckl Sticks zurück mit dem gleichen Argument:-)

    Lustiger Spruch als Signatur

  • Hallo Typ!


    Die vorherrschende Meinung der Forengemeinde kannst Du in vielen Threads nachlesen: man kann wenig bis keinen Unterschied zwischen verschiedenen Kesseln hören. Dies wird in einer spontanen Gegenüberstellung sicher richtig sein!


    Meine subjektiven Erfahrungen stellen sich etwas differenzierter dar. Ich habe in den letzten Jahren diverse Drumsets selbst gespielt: Champion-Fernost, Yamaha-Stage Custom, Sonor Force 3000, Sonor Jungle (3001), Premier Genista, Premier APK, Premier XPK (2 Versionen), Premier classic maple, Pearl Export (Alt), Yamaha Power V, Tama Starclassic, Adoro city lights. Die meisten dieser Sets habe ich selbst befellt und in verschiedenen Räumen erlebt. Dazu kommen viele Konzert-Klangerlebnisse mit anderen unverstärkten Livesets. Aktuell spiele ich ein Gretsch New Classic.


    Natürlich ist ein 12 er Tom der einen Serie bei gleicher Befellung ÄHNLICH einem 12 er Tom der anderen Marke. Aber alle diese Sets haben irgendwie auch einen eigenen Charakter. Den hört man vielleicht nicht spontan heraus, aber beim Kennenlernen eines Sets nähert man sich mit der Zeit dem "sweet spot" dieses Kessels. Oder aber, man findet den "sweet spot" nicht und wechselt wieder.


    Bei meinem aktuellen Gretsch hatte ich den "sweet spot" schneller als bei anderen gefunden und er entspricht genau meiner Wunschvorstellung.


    Du kannst mit jedem Set spielen und du kannst aus den Meisten bestimmt auch akzeptable und hörbare Ergebnisse heraus bekommen. Wenn Du nicht auf der Suche nach dem "Wunschsound" bist, wirst Du mit vielen Sets zufrieden sein. Ich war es nicht und ich betrachte meine Suche trotz der aktuell guten Ergebnisse auch noch nicht als abgeschlossen.


    <>< Daniel

  • also ich habe letztens bei einigen Drumsets mit verschiedenen Stimmungen und Fellen experimentiert und mein Fazit daraus: Solange der Kessel grob ähnlich ist (Größe/Tiefe des Kessels, Holzdicke, Form der Gratung) und alles intakt ist (Gratung in Ordnung etc) ist kein wesentlicher unterschied zwischen verschiedenen Drumsets hörbar, sei es nun Maple oder Birke....


    Beispielsweise ein Sonor Force 3000 und ein Mapex Pro M klingen sehr ähnlich.


    Was allerdings Soundmäßig sehr eigen klingt ist ein Pearl Wood-Fiberglass.... das hat halt keine Resos auf den Toms (habe das set geschenkt bekommen und es waren keine Reso-Spannreifen dabei) , die Gratung ist anders und das Fiberglass trägt ev. auch seinen Teil dazu bei....
    das klingt sehr mittig und knallig, gefällt mir aber auch sehr gut...

  • Ich sage mal... das Set mag vielleicht ein wenig "in die Jahre" gekommen sein, solange es aber gut in Schuss ist, würde ich lieber neue Felle denn ein neues Set kaufen. Wenn du aber nach 15 Jahren z.B. ein neonrosafarbenes Schlagzeug nicht mehr sehen magst und deswegen was anderes willst, kann ich den Wunsch nachvollziehen. Ich kann auch nachvollziehen, dass man für sein Hobby vielleicht mal was anderes nutzen will als ewig dasselbe. Ist ja auch nicht immer nur Rationalität sondern auch Spaß mit dabei.


    Ich überlege z.B., ob ich mir mal in Zukunft vielleicht noch das Sonor Martini zusätzlich zu meinem Tama besorge. Brauchen tue ich das Miniset definitiv nicht (=rationale Einordnung) - finde es aber süß, putzig, knuffig und hätte Lust, mal drauf zu spielen (=emotionale Einordnung).


    Edit: Noch was: Wenn du das Yamaha noch ein wenig pflegst und in das Teil investiert, hat es in ein paar Jahren vielleicht einen begehrten Vintage-Status erreicht. :D

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

    Einmal editiert, zuletzt von Moe Jorello ()

  • ?(

    ... das hat halt keine Resos auf den Toms


    Also ich würde es nicht wagen Snare und Timbale zu vergleichen, aber Du bist ja schon was länger hier ;)
    Klar klingt ein Wood-Fieberglas "eigen" bzw. anders, aber ich mag den Sound und bei Gigs hat noch niemand gesagt dass das Set schei . . . klingt.
    Zum Thema halte ich es doch etwas differenzierter.
    Natürlich kann man 2 verschiedene Kessel, die technisch OK sind und die gleiche/ähnliche HW haben, mit dem gleichen Fell, in eine (annähernd) gleiche "Stimmung" bringen.
    Wenn man "nur" die reine Fellstimmung mittels Stimmgerät angleicht, wird der Unterschied vermutlich "erheblicher" abweichen als im vorherigen Szenario, frei nach Gehöhr :huh:
    Ich denke da mal an meine Gitarren. Tongebendes Medium sind PU's und Saiten, aber trotz alle dem klingt ein "IKEA Tisch" aus Mahagoni (wenn's den gibt) nicht wie eine '62 Paula, obwohl es das gleiche Holz ist/wäre. Ach nicht wenn man den Tisch in eine vergleichbare Form bringt!
    Und bei unseren Trömmelchen sehe ich das genauso, ein altes Ludwig (z.B.) klingt nicht wie ein neues Ludwig. Mag sein das die Unterschiede marginal sind, aber genau das macht den Boah-Effekt aus. Man hört es (eigentlich) nicht, aaaber das klingt anders ;) Denkt mal drüber nach, auch die Holzwürmer, . . .Vollgatterhandkreissäge :D
    Greez, Josh

  • "Holzsorten" ist ein Thema, das mir in der Theorie als Force-2000-Benutzer oft begegnet ist ("ist ja nur Pappel"). Mit einem Force 3000 in Birke habe ich jetzt eine direkte Vergleichsmöglichkeit und werde dir 10er-Toms mal nebeneinander aufhängen, ein Mikro in die Mitte schnallen und bei gleichen Dimensionen, Tom Mounts, Hardware, Fellen, Stimmungen und identischer Spielhand ein Rätsel aufgeben.


    Allerdings 1: Eine Trommel ist mit Folie und eine mit Furnier außen (auch das meinen ja manche, zu hören), die gleiche Stimmung hinzukriegen ist gar nicht so einfach, und der gleiche Zustand der Gratungen ist bei älteren Trommeln Glücksache.
    Interessant wird es aber bestimmt, meine Vorhersage wäre ebenfalls, dass im Blindtest ca. 50% der Aussagen, welche welche Trommel ist, stimmen werden.


    Allerdings 2: Es gibt auch weitere Argumente für und gegen bestimmte Holzarten, als den Klang, z.B. dass Gratungen aus weicherem Holz eher verletzlich sind, verschiedene Hölzer unterschiedlich auf klimatische Bedingungen reagieren, und bei weitgereisten, nicht nachwachsenden, exotischen Holzarten manchen das Wasser im Mund zusammenläuft, während andere das kalte Kotzen kriegen.

    -
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  • Hey, danke für die ganzen Rückmeldungen.


    Ich war nun im Musikgeschäft und bin mit nem kompletten Satz Fellen wieder raus.


    Toms: Schlagfell - Remo Ambassador X14 Coated
    Resofell - Remo Ambassador Clear


    Kick: Evans EMAD Satz


    Und siehe da, das Schlagzeug lebt wieder, klingt jetzt sehr klar und druckvoll.

  • Jetzt weis ich warum ich nicht schlafen kann :huh:
    Danke für das Angebot pbu, aber einen reinen Höhr-Vergleichstest hatten wir ja schon, inkl. kläglichem Scheitern ;)
    Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, das es ganz klar "möglich" ist, 2 unterschiedliche Holzkessel (Holzsorte) in annähernd gleichen Klang zu bringen.
    Je nach dem sind dann aber die Felle nicht wirklich identisch gestimmt bzw. gespannt, um halt eben den individuellen und unterschiedlichen Klankarakteren "entgegen" zu wirken.
    Wenn jedoch die "Felle" (absolut) identische Stimmung aufweisen (Stimmgerät), kommen diese Karakter wohl deutlicher zum Vorschein.
    Du deutest ja auch schon an das es einen Unterschied geben wird, von daher würde ich mir die Arbeit sparen. Welche Welche ist, ist ja eigentlich eher unerheblich.
    Und wenn es nur der Sustain ist, und der kommt nun mal durch die unterschiedlichen Materialien (Pappel vs. Eische ;) )
    So, nächster Versuch :sleeping:

  • ^^ Ich würde das auch nur als interessantes Spielerei-Experiment ansehen, das vorrangig Spaß machen würde.
    Schlaf' gut, ich versuch's jetzt auch noch mal. Samstag ist Vollmond.

    -
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  • Tom von einem neueren Sonor Set und eine von meinem 14 Jahre alten Yamaha Billigset


    Das meiste ist ja gesagt, aber vielleicht noch zum Alter: Kessel nutzen sich weder ab, noch werden sie - bei normaler Behandlung - im Alter gebrechlich. Bei wirklich alten Sets war die Hardware oft ab Werk nicht gut, aber 14 Jahre sind in der Beziehung kein Alter. Gerade Yamaha hat auch vor 20 Jahren schon tolle, haltbare Hardware gemacht.


    NIchtsdestotrotz: Es findet sich immer ein Grund, ein neues Set zu kaufen. Ich weiß, wovon ich schreibe. :)


    M.

  • NIchtsdestotrotz: Es findet sich immer ein Grund, ein neues Set zu kaufen. Ich weiß, wovon ich schreibe.

    erster vernünftiger Satz in diesem Thread :)


    ich vertrete aber auch die Meinung...verschieden Kessel und Preisklassen haben auch verschieden Charaktere! Ich habe schon sooooo viel Pearl Exports gehört und finde die haben immer einen ganz bestimmten Charakter...und klingen anders als mein Pearl Reference Pure...Stimmung/Felle hin oder her.... (ohne Wertung!)

  • Hi digga,

    ich vertrete aber auch die Meinung...verschieden Kessel und Preisklassen haben auch verschieden Charaktere!

    zweiter vernünftiger Satz! :)


    Ich hab eben mal den Thread gelesen und war unzufrieden: Es bleibt so ein Eindruck, als wären alle Sets im Grunde gleich (eh Sperrholz, fertig). Holzarten, Felle, Spannringe - alles diskutiert, nur sind wieder einmal die Gratungen als wesentlicher Teil des Klangcharakters untergegangen, schade. Drumsets sind das Ergebnis des Zusammenspiels vieler Faktoren, von daher passt "Charakter" für mich sehr gut als Begriff.


    Für mich ist das generell eine eher akademische Diskussion: Drumsets klingen nicht gleich. Sie klängen gleich, wenn die Faktoren normiert würden: Mein Sonor z. B. ohne Verstärkungsring, aber mit anderem Spannring und kürzer und ... dann wär's ja fast genau so wie das Yamaha. Ja, vielleicht, ist es aber nicht.


    Weder sind einzelne Modefaktoren (hyper, hyper, Bunga-Bubinga) DAS entscheidende Merkmal, wie die Marketingleute uns weismachen wollen, noch sind im Proberaum alles Trommelkatzen grau. Von daher würde ich mich beim Impuls "Vielleicht ein neues Set?" einfach mal mit offenen Ohren und Augen bei Händlern umschauen und gucken, ob es ein Set gibt, dass mich klanglich sofort anspricht. Dann würde ich mal eines meiner Toms mit in den Laden schleppen und das dortige mit gleichem Fell und Stimmung versehen. Immer noch schöner/runder/cooler/anders/geiler etc.? Hm ... vielleicht doch Zeit für ein neues Schätzchen.


    Kurz gesagt: Ich vermute, meine Salatsoße schmeckt exakt wie Eure, wenn wir alle die selben Zutaten in selber Menge hinzufügen. Irgendwie liegt der Reiz ja gerade daran, dass jeder seinen eigenen Mix hat. So sehe ich's auch bei den Drums der einzelnen Hersteller.


    Grüße
    Hajo K

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