Das seltsame Zeitgefühl beim Wechsel auf das Ride Becken

  • Ich habe eine Frage zum Timing (-Gefühl) bei dem Wechsel eines auf der Snare gespielten Shuffle Groove zum Shuffle auf dem Ride Becken oder der leicht geöffneten Hi Hat.


    Öfter erlebe ich es, dass die Band meint, dass beim Wechsel eines Shuffle Snare Grooves zum Ride Becken (z. B. zur Absetzung eine A Teils vom B Teil einer Komposition) das Tempo (bei mir) langsamer wird.


    Ich habe das mit einem Metronom im Ohr einmal aufgenommen und der Band den Wechsel ohne Temposchwankungen vorgespielt. Dennoch wurde das gleiche Pattern auf der Snare als schneller gegenüber der Spielweise auf dem Becken empfunden.


    Hat jemand eine ähnliche Erfahrungen gemacht? Woran kann es liegen, dass die Orchestrierung eines Swing Grooves auf das wahrgenommene Tempo Auswirkungen hat? Das ist mir über einige Jahre öfter als Kritik im Zusammenspiel begegnet. Nicht nur bei einer bestimmten Band.

  • Bist Du sicher, dass Du auf Snare und Becken wirklich gleich spielst, d.h. die Phrasierung / das Microtiming identisch sind? Es reicht ja nicht, dass bei beiden Ausführungen die Viertel auf dem Metronom liegen (oder zumindest um das Metronom kreisen). Zumindest bei mir klingt eine Nummer im gemäßigten Tempo oft hektisch, weil es zwar nur 90 oder 100 Viertel pro Minute sind, diese aber eben nicht genau kommen oder zwischen den Klicks was falsch ist.

    M.

  • Ja, ohne Audio bleibts dunkel.


    Was abgesehen vom Timing durchaus auch sein kann: die Lautstärke könnte das Zeitgefühl bzw den diesbezüglichen Höreindruck beeinflussen: Lautes wirkt dominanter und daher oftmals auch schneller als leiseres und Snare und Hihat sind in der Regel lauter als Ridebecken. Bei entsprechenden Soundverhältnissen ist ja oftmals zu beobachten, dass beim Übergang auf das RideBecken so eine Art SoundLoch entsteht, wo der Gesamtsound des Sets geradezu zusammenbricht, statt wie gewünscht sich zu öffnen.


    Ansonsten würde ich aber auch wie alle anderen aufs Mikrotiming tippen. Gerade beim HH kann man kleinste Unsauberkeiten gerne einmal "wegrauschen", während der exakte Anschlag des Ride dann doch in Sachen Timing unerbittlicher ist.


    (Wenn das Timing die UrSache ist, liegt das eventuell an der unterschiedlichen Hand- bze Armhaltung, die beim Ride Im RegelFall entspannter ist als beim über-Kreuz-HH-spielen.)

    "Pommes/currywurst hat einfach seine eigenen Gesetze."
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  • Ich kenne das eher vom Wechsel von HH/SN auf RD/SN, da bin ich auf dem Ride immer gefühlt und auch klicktechnisch etwas vorne und muss mich bewusst bremsen. Liegt vielleicht daran, dass ich auf der HH meist im Verse spiele und Ride auf Chorus, so dass ich ohnehin zum Anziehen neige 🤷‍♂️

  • Noch eine Vermutung: die Snare spricht sehr direkt an, während Becken minimal träger reagieren. Vielleicht spielt das auch mit rein. Jeweils 4 Takte rechts auf Snare, HH und Ride und Du bist einmal durch den Blues durch. Vielleicht hilft diese Übung dabei, die Wechsel runder zu machen...

  • ich kenne das Phänomen auch. ich würde in meiner Top40 band früher immer beschuldigt bei Summer of '69 in der Bridge, wenn es auf das Ride geht, schneller zu werden (oder war es langsamer, bin mir nicht ganz sicher, auf jedenfall gab es Beschwerden bzgl Tempo). Habe es nie richtig überprüfen können, aber es erschien mir immer logisch, dass sich das individuelle Time-Feel ändert wenn man auf das Ride wechselt, da ja der Klang quasi "länger" ist. Wenn ich dann noch Viertel anstelle von Achtel spiele ist der Effekt noch stärker...

    "Die Sprache ist natürlich im ersten Moment immer ein Hindernis für die Verständigung."



    Marcel Marceau (*1923), französischer Pantomime

  • Ja, rhythm memory , interessant, dass es die Erfahrung gibt. Bei mir waren es zwei Rock-'n'-Roll Bands, die den Wechsel auf das Ride zur Abgrenzung eine A-Teils von einem B-Teil nicht ertragen konnten. Nun muss ich dazu sagen, dass diese Bands die ganzen guten Klassiker auch nach meinem Empfinden im viel zu schellen Tempo "rutergebraten" haben und die ganze Zeit mit Volldampf spielten. Ein "scharfer" Klang der Snare spielt bei Adrenalinausschüttungen wohl auch eine Rolle. :)

  • Ich glaube, ich hatte was überlesen. Du schreibst von Snare-Shuffle, der dann aufs Ride wechselt, oder? Was macht denn die Snare dann im B-Teil/Chorus? Nur noch den Backbeat? Dann könnte ich mir vorstellen, dass die Band davon irritiert ist. Versuch doch mal, was passiert, wenn du beim Wechsel aufs Ride nen Texas Shuffle (Double Shuffle) spielst. Also dass die Snarehand weiter shuffelt, zusammen mit der rechten Hand. Damit erhältst du die Energie des Snareshuffles trotz Ridepattern.

  • Lustig, so unterschiedliche Erfahrungen/Kommentare. Ich persönlich habe das Phänomen mit dem soundloch genau andersrum, beim Wechsel von Ride auf hihat. Auch wenn ich ein dry ride nehme.

    Das Phänomen des tempounterschieds kenn ich aber auch, ich werde am Ride meist eher minimal schneller, hab das aber bisher immer auf stockhaltung zurückgeführt, french geht einfach schneller als german/american, find ich, außerdem bounct der Stick leichter am Ride

    Lieber brennende Herzen, als erloschene Träume! <3 xxxx Love life, and live! - It's worth it.


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    Don‘t waste your time or time will waste you. (Muse - Knights of Cydonia)

  • Ich glaube, ich hatte was überlesen. Du schreibst von Snare-Shuffle, der dann aufs Ride wechselt, oder? Was macht denn die Snare dann im B-Teil/Chorus? Nur noch den Backbeat? Dann könnte ich mir vorstellen, dass die Band davon irritiert ist. Versuch doch mal, was passiert, wenn du beim Wechsel aufs Ride nen Texas Shuffle (Double Shuffle) spielst. Also dass die Snarehand weiter shuffelt, zusammen mit der rechten Hand. Damit erhältst du die Energie des Snareshuffles trotz Ridepattern.

    Wollte ich auch gerade schreiben: Könnte auch am Stichwort Energie liegen, gar nicht so sehr am Timing per se. Je nachdem spürt die Band bei gewissen Wechseln des Drummers plötzlich einen unbeabsichtigten Energieabfall, der nebst Spielweise und tatsächlichem Timing auch einem Sound- und/oder Patternwechseln geschuldet sein kann.

    Ich kenne einen Produzenten, der es regelrecht hasst, wenn Drummer in Rocksongs aufs Ride wechseln, weil seiner Überzeugung nach genau das Gegenteil des Beabsichtigten geschieht: Die laute, treibende, frequenzmäßig ausfüllende Hi-Hat verschwindet, das "magere" Ride übernimmt und kann die energetischen Fußstapfen nicht ausfüllen. Ich empfinde das zwar nicht so, kann es aber doch nachvollziehen.

  • Das Thema wurde für mich auch wieder aktuell, weil ich mich mit Bill Haley und seiner Band beschäftigte.


    In den Videos der Auftritte ist in einigen Songs zu sehen und zu hören , dass beim Wechsel auf das Ride Becken das Swing Pattern „double Hand“ (also gleichzeitig auf der Snare und dem Ride Becken) gespielt wird. Es entsteht kein Sound-Loch oder Energieabfall, aber eine neue Klangfarbe.


    Ich habe beim Wechsel bisher auf der Snare nur die Backbeats gespielt. Das ist wohl, wie hier schon für mich verständlich erklärt, die Ursache für die gefühlte „Lahmheit“.

  • Zu dem Thema "Soundloch" habe ich den Eindruck, dass viele Drummer die HiHat einfach zu hart spielen. Das ist zumindest bei mir der Fall, wenn ich mich nicht fokussiere. Auf dem Ride bringt man diese Kraft dann nicht auf wegen des Rebounds. Mir hilft es dahingehend auch extrem, dass ich mittlerweile große dünne Becken spiele, also das Ride mit viel Wash und dafür Ping-Einbußen und bei der HiHat seit neustem sogar 16". Damit kann man die Dynamik auch ein bisschen angleichen. Bei großen dünnen Rides ist es ja auch so, dass bei intensiverer Bearbeitung nicht nur der Ping, sondern auch der Wash mit hoch kommt.

    Four on the floor sind zwei zu viel.


    SONOR Vintage Series: 20", 22" BD; 14" Snare-Drum; 10", 12" TT; 14", 16" FT

    PAISTE 2002, 2002 Big Beat, 602 Modern Essentials, PstX

    Next Gigs: 16.03. Heimathafen Lörrach und 10.05. Marktplatz Emmendingen mit >> Blackwood Mary

    >> Mein Vorstellungsthread

  • Ich wollte eigentlich nichts mehr dazu schreiben, bis es Hörbeispiele gibt, aber ...


    Meines Erachtens hat das alles nicht viel damit zu tun, womit man etwas spielt, sondern wie man es spielt. Ganz egal ob Hi-Hat, Snare oder Ride ... man kann überall mehr oder weniger Energie reinlegen.


    Die Hi-Hat kann gut geschlossen und sachte angeschlagen sein oder eben offen und richtig zum Scheppern gebracht werden.

    Backbeats können vorsichtig oder richtig mit Schmackes gespielt werden, von Rimshots mal ganz zu schweigen.

    Ein Ride kann sachte zwischen Glocke und Rand mit dem Sticktip gespielt werden oder mit Schmackes mit dem Stickschaft die Glocke oder der Rand angecrasht.

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